Exterieur beurteilen

Allgemeines rund ums Pferd

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roniybb
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Beitrag von roniybb »

..und ich hab das Produkt- schon Müll bevor es überhaupt ans Ausbilden ging...als Fohlen zum Schlachtpreis verkauft...manchmal denke ich, er hätte es einfach tun sollen... :oops: 3 Jahre Arbeit um aufsteigen zu können.... :(
xelape

Beitrag von xelape »

Sorry, aber die Aussage "Müll" im Zusammenhang mit einem Pferd finde ich nicht in Ordnung!!
KZimmer
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Beitrag von KZimmer »

Wie ist die Aussage gemeint?! Pferd mit tollem Exterieur, aber Interieur mangelhaft?!
Und "Müll" finde ich auch unpassend...
roniybb
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Beitrag von roniybb »

Für den Züchter war er 'MÜLL'.stellungsfehler,bockhuf, zu gross,ich weiss nicht was damals,noch war. Und die unwissenden Hände, die ihn 'freigekauft' haben,taten ihr übriges.
Le bai beschreibt es ja sehr gut.
Samdro song mal rubinstein.....
Ein 180cm Pferd mit schweren körperlichen Problemen,was agressiv, hysterisch und negativ ist.
Ich hab drei jahre gebraucht, um aufsteigen zu können, ihn im Schritt reiten zu können. Ich weiss nicht, warum ich es mache.
Und jeder, der hier denkt er kann es besser- ich geb ihn jederzeit in fördernde Hände ab. Als Beistellpferd. Alles andere ist mir zu gefährlich.
Und ja,ich hab den vergleich zu anderen pferden, wo ich in kurzer zeit erfolge hab...es ist schon etwas demotivierend, so eine 'baustelle' zu haben, wo man mehr physiotherapiert als reitet....
Aber sein gemüt entschädigt den kummer.aber Wer stellt sich so ein pferd hin?? Hätte ich sie nicht zu hause, ich weiss nicht was aus ihm geworden wäre...
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Damit ist der Nerv getroffen, wie deutlich darf Selektion sein? Selbst wenn nicht der Stutenbesitzer "nur für sich" eine weniger solide Anpaarung macht, ist nicht immer das Zuchtprodukt so wie erhofft.
Wird solcher Nachwuchs dann zu einem guten Preis dem Hobbyreiter verkauft, weil dessen Ansprüche ja nicht so groß sind, sind wir bei dem was le_bai geschrieben hat...

Selektion findet ganz anders statt als vor einigen Jahrzehnten. Und es ist immer noch verwerflich Pferde zu schlachten, die gezüchtet wurden, obwohl bei den sog. Nutztieren diesbezüglich keine Skrupel bestehen. Nicht dass ich damit sagen will, dass derartige Selektion angestrebt werden soll! Aber ganz sicher wird mancher Baustelle eines geretteten Pferdes nicht fair Rechnung getragen damit, dass das ungeeignete Pferd "so gut es geht" dann doch die Dressur durchlaufen soll... oder völlig unbedarft noch schneller durch "einfach so" Geländebummeln verschlissen wird.

Gute Selektion ist denke ich immer noch zu selten selbstverständlich, sowohl in mancher Zucht, als auch im Hobbyvermehrerbereich.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
KZimmer
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Beitrag von KZimmer »

In der Schweiz, zumindest bei den Freibergern und in Frankreich sieht das ganz anders aus. In beiden Ländern werden nicht nur bewußt Schlachtpferde produziert, sondern auch "schlechtes Material", manchmal auch einfach überzählige Pferde geschlachtet. In beiden Ländern wird aber auch viel Pferdefleisch gegessen.
Abgesehen davon, daß die Schweizer Bauern für die Zucht von Freibergern Prämien bekommen und mit dem Schlachtpreis wohl dann die Kosten für das Fohlen gedeckt sind, hat man dort einfach kein Problem damit, (schlechte) Pferde schlachten zu lassen.
roniybb
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Beitrag von roniybb »

Ich habe es erlebt bei einem Haflinger Züchter, der hatte 2 Fohlen Herden. Eine "gute" und eine, die im Herbst komplett zum Schlachter ging, wenn sich keiner findet, der was haben will. Und von Welsh Ponies kenn ich das Gleiche! Und das ist keine Ausnahme....
Sicher sind die Blickwinkel anders bei einem Züchter. Aber gewisse Grundeigenheiten sollte ein Pferd schon haben.Für den Weiterzüchter, den Sportler und auch den Freizeitreiter.
So böse wie es klingt, auch wenn mich viele hier steinigen. Was hat ein 4 jähriger mit Arthrose, Spat oder die Gelenke voller Chips für Lebensqualitäten? Trotz evt tollen Ext. oder auch nicht? Woher kommen diese ganzen "Krankheiten"

Ich denke, so böse es klingt, der Züchter weiss schon, was ein Fohlen wird leisten können. So bitter es ist.

Seit ich meine Baustelle hab, denke ich da viel drüber nach.

Wenn meiner ein Mensch wäre, ich würde ihn als Autist bezeichnen.
Alles was abweicht vom Bekannten wirft ihn aus der Bahn. Nur die hundertfache Wiederholung und 100% geregelte Abläufe bringen uns weiter.
Mein bester Lehrer. Aber nix zum reiten. :cry:
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ich weiß um diese Vorgehensweise, aber dann werden Tierschützer mobil und retten nur um zu retten. Und so landen dann teils echte Exterieurbaustellen in Freizeitreiterhänden ...
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Nandor
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Beitrag von Nandor »

Am Stand des Freiberzuchtvereins beim Marché Concours in Avenches im Jura gibt es ganz selbsverständlich neben Informationen über die Rasse Pferdesteaks vom Grill. Habe mir vorgestellt was die Besucher sagen würden, wenn der Zuchtverband der westfälischen Pferde bei den Hengsparaden in Warendorf Rouladen vom westfälischen Pferd anbieten würden.

Da ich kein Vegetarier bin, habe ich da kein Problem mit. Ob man dann Pferd, Huhn oder Schwein isst, ist dann ja prinzipiell egal. Im Verhältnis zu den üblichen fleischliefernden Tieren werden sie vor allem ja deutlich artgerechter aufgezogen. Und für die doch eher kleine Rasse, ist das genetisch von Vorteil, da sie ja schon einen so begrenzten Genpool hat. So hat man nüchtern betrachtet mehr Individuen zur Selektion. Erhalten auch durch Essen...wie bei vielen alten Nutztierrassen.

Ich habe da übrigens dieses Jahr zufällig auch eine gerettete Exterieurbaustelle mit krummen Füßen als Jährling in Deutschland gesehen. Aber es gehen ganz klar auch gut bewertete Fohlen in die Wurst, die Fohlenaufzucht in der Schweiz ist ja sehr viel teurer als bei uns. Der Export ist vom schweizer Staat mit einer recht hohen Exportsteuer belegt worden. Fohlen retten wird da ja auch gemacht, aber ist kostspieliger als bei den Hafis.
KZimmer
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Beitrag von KZimmer »

Wenn der Freibergerzüchter das als Schlachtfohlen deklarierte Fohlen teurer
an eine mitleidige Seele in D verkaufen kann als an den Schlachter, wäre er ja doof, wenn er das nicht macht. Da ist natürlich - wie bei jedem Pferdekauf - auch der gesunde Menschenverstand des Käufers gefragt.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

:lol: Der Frikadellenstand bei den Rasseverbänden wäre für mich auch aus gleichem Grund kein Problem, ich habe Pferd gegessen, und sehe es in Sachen Gewissen wegen der Haltung eben auch so.

Und dass die Rettung nicht förderlich ist gilt für die Haflinger wie für holländischen Shettyüberschuss wie für die Spanier oder die, die zumindest aus Spanien kommen ... und zig andere.
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Svada
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Beitrag von Svada »

Oder die jährlichen Aufrufe mit den isländischen Schlachtfohlen... :roll:
Ich hab noch nie Pferd gegessen (außer evtl. mal versehentlich in ner Lasagne - wobei ich keine Fertiglasagne esse eigentlich... naja, wissen kann mans nie), aber da ich kein Vegetarier bin und somit auch Kuh, Schwein und Flugvieh esse, hätte ich keine Skrupel.
Ich war mal auf nem Bauernmarkt, da hatten die gleich neben der Schafzuchtausstellung mit niedlichen Lämmchen den Leberkässtand mit Schafsleberkäs.
Im ersten Moment etwas makaber, aber hm... dessen muss man sich halt einfach bewußt sein.
Vignir

Beitrag von Vignir »

KZimmer hat geschrieben:In der Schweiz, zumindest bei den Freibergern und in Frankreich sieht das ganz anders aus. In beiden Ländern werden nicht nur bewußt Schlachtpferde produziert, sondern auch "schlechtes Material", manchmal auch einfach überzählige Pferde geschlachtet. In beiden Ländern wird aber auch viel Pferdefleisch gegessen.
Das ist auf Island nicht anders. Da wird in der Zucht viel experimentiert, einfach mal Anpaarungen "getestet", von denen man sich etwas erhofft. Ist das Zuchtprodukt dann nicht wie gewünscht, total verbaut oder auch ein interieurmäßig schwieriges Pferd, dann erlebt es seinen ersten Winter eben nicht. Dadurch kommt die Zucht aber auch weiter, eben durch das Probieren, und wenn man die Festlands-Islandpferdezucht mit der Inselzucht vergleicht, dann sieht man schon deutliche Unterschiede.

Die Züchter im Ursprungsland (jetzt auch bezogen auf Schweiz, Frankreich etc.) sind eigentlich alle nicht so emotional und haben überhaupt kein Problem damit, den Ausschuß zu essen. In Deutschland hingegen müssen lauter Schlachtfohlen gerettet werden, weil sonst wieder irgendwelche naiven Pferdemädels Heulkrämpfe kriegen, wie Svada ja schon andeutete. Ich selbst bin zwar Vegetarierin, habe aber kein Problem damit, wenn andere Fleisch essen. :wink:

Es mag auch hart klingen, was ich schreibe, ich hab früher auch anders darüber gedacht, aber man lernt ja auch dazu und macht so seine Erfahrungen. Viel schlimmer finde ich deshalb, wenn Leute nicht erkennen, daß ihr tolles Zuchtprodukt leider krasse Exterieurmängel hat -da kann der BLUP noch so hoch sein!-, die sich direkt auf die Gänge auswirken (bei einem Gangpferd ist das ja das alles Entscheidende) und am schlimmsten, "nicht richtig tickt" und richtiggehend Aussetzer hat, die Menschen teils in größte Gefahr bringen. Pferde, die so unberechenbar sind, daß sie zur Lebensgefahr für sich und andere werden, sollte man erlösen. Denn gerade die werden nicht selten zum Wanderpokal und damit immer schlimmer.
KZimmer
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Beitrag von KZimmer »

Ich wohne hier ja nahe an Luxemburg, da habe ich auch schon Pferdesteak gegessen - lecker! Und ein Kollege hat mir mal ganz großzügig Pferdefleischwurst angeboten (um die Ecke vom Büro bei Pferdemetzgerei Brenig gekauft - ja, in Trier gibt es so etwas!), weil er dachte, ich als Pferdebesitzerin esse kein Pferd. Dann durfte er sein Mittagessen mit mir teilen... :wink:
Bei Robustponies oder Freibergern ist die Decktaxe aber auch relativ niedrig, bei Warmblütern in D kann das ja durchaus eine teure Angelegenheit sein. Und dann werden solche Fohlen eben auf Teufel komm raus aufgezogen, auch wenn sie besser beim Schlachter landen würden, wegen Ex- oder Interieurmängeln.
grisu
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Beitrag von grisu »

Mh, irgendwie kriegt dieser Thread gerade eine merkwürdige Richtung:

Von Exterieurbeurteilung zu „ab in die Wurst“ … :?:

Warum die Schweizer und Isländer ihre Pferde essen und die Westfalen nicht, liegt vielleicht einfach daran, dass die Freiberger auch als Fleischlieferanten gezüchtet werden und Westfalen nur als Reitpferde (was man ehrlich gesagt, dem „Zuchtprodukt“ auch ansieht.) 8)

Die Schweizer Variante mag man gut finden, führt aber im Fall der Freiberger meiner Erfahrung nach leider nicht dazu, dass die „Überlebenden“ ganz fantastische Reitpferde sind … Bei den Isländern kann ich es nicht beurteilen.

Normalerweise versucht ein Züchter ja, extreme Schwierigkeiten in Exterieur durch passende Anpaarung zu vermeiden. Schwierigkeiten im Interieur sind nicht so leicht zu vermeiden, denn sie sind bis zu einem gewissen Grad Definitionssache. Sie hängen nämlich auch ganz stark vom Reiter, dem geplanten Einsatz, Haltungsbedingungen etc. ab. Das tolle Sportpferd mit hoher Leistungsbereitschaft wird dann unter den falschen Voraussetzungen schnell zur nicht regulierbaren Abschussrampe für den weniger versierten Reiter.

Ach, und da es ja ein wichtiges Thema zu sein scheint: Ich esse kein Pferdefleisch - und Hund und Katze auch nicht. Andere können das gerne tun, aber für mich sind Pferde ganz wendymäßig Tiere, zu denen ich einen starken Bezug habe. Wenn ich ein Pferd sehe, sehe ich eine Persönlichkeit, die mir nahe ist und mich berührt.

Das mag jetzt unfair gegenüber Schafen, Kühen, Hühnern, Fischen und Langusten sein, aber so ist es halt. Und die Kühe und Schafe, die ich persönlich näher kenne und habe aufwachsen sehen, mag ich auch nicht essen - da bin ich echt uncool, völlig unpragmatisch, meinetwegen auch verlogen und nicht so vernünftig und abgeklärt wie ihr.
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