Pferd laesst sich nicht auf der Koppel einfangen

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xelape

Pferd laesst sich nicht auf der Koppel einfangen

Beitrag von xelape »

So nun eröffne ich mal einen Thread - vielleicht hat je jemand eine gute Idee.

Zum Pferd: 5jähriger Lusitano, seit Mitte März diesen Jahres bei mir.
Aufgewachsen und angeritten in Portugal - dann im Juli 2015 nach DE gekommen zu seiner Vorbesitzerin. Dort wurde er über Herbst und Winter in Ruhe gelassen und er wurde dann Anfang 2016 wieder langsam ein bisschen gearbeitet.

Der junge Mann ist im Umgang mit Menschen auf der einen Seite sehr offen, freundlich und sehr verschmust. Auf der anderen Seite schnell ängstlich und schreckhaft.. so mag er es nicht wenn man an den Ohren was machen und Halftern mag er nicht sonderlich.
ALLES üben wir mit viel Ruhe und Leckerli vieles ist schon sehr viel besser und er auch viel entspannter.

Nun steht er neu (seit einer Woche) mit 3 anderen Wallachen auf einer riesigen Koppel - und will nicht gerne mitkommen. Ich plane schon ein wenig Zeit ein.. und so nach 10-15 min kommt er dann mit.
Leider schreibt mir grade meine Stallbesi, dass er nicht mit reinkommt.. obwohl sie die anderen bei der Hitze schon reingeholt hat. (20min hat sie probiert).

Ich habe mich in der letzten Zeit ganz viel mit dem Thema auseinandergesetzt, Energie, Köpersprache, Pferdeverhalten.. alles was youtube so hergibt angeschaut.
Achte sehr darauf wie ich mich ihm gegenüber verhalte und mit guter positiver Konzentration, bleibt er irgendwann stehen ich kann ich frei auf der Koppel streicheln, anfassen, loben und ganz in Ruhe halftern...

Er hat das auch schon gemacht, wenn ich ihn am Abend nach dem reiten nochmal auf die große Koppel gelassen hatte, zum fressen.. da wollte er auch nicht reinkommen.

Gründe warum er weg läuft.. fallen mir folgende ein.
*Er spielt gerne.. auch fangen (tun wir manchmal in der Halle)
*Er hat keine Lust reinzukommen weil es eben schöner draussen ist als im Stall
*Er verbindet reinkommen mit "Arbeit" wobei er nicht immer arbeiten muss. wenn ich ihn hole.
*Er ist immer noch misstrauisch gegenüber dem Menschen
*Er mag halftern nicht.. und kommt darum nicht her, weil er weiss, dass das kommt.
Wahrscheinlich ist ein Mischung aus beidem...
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Spontan würde ich sagen, Du könntest einige Zeit lang mal hingehen und ihn nach dem Einfangen sofort wieder freilassen. Also wie von Dir gehabt das Einfangen gestalten, halftern, belohnen, vielleicht auch noch ein paar Schritte in Richtung Ausgang gehen, und dann das Halfter wieder abnehmen und gucken, was passiert. Wenn er weggeht, gut, dann gehst Du auch und kommst nach einigen Minuten wieder und wiederholst alles. Ist vielleicht eher ein Versuchsaufbau fürs Wochenende, wenn man Zeit hat. So würde er nicht jedes Einfangen gleich mit dem Verlassen der Weide bzw. Arbeit verbinden.

Eine andere Idee wäre, sich auf der Weide intensiv mit den anderen Pferden zu beschäftigen, also Kraulen, evtl. Leckerlies geben (aber nur, wenn es dadurch nicht zu Streitereien kommt), damit er neugierig wird und gucken kommt.

Hast Du schonmal versucht, Dich einfach auf die Weide zu stellen oder zu setzen, ohne irgendwas von ihm zu wollen? Um zu schauen, ob er Dich von sich aus irgendwann begrüßen kommt? Falls er das dann macht, darf er natürlich auch gern wieder gehen, wenn er möchte. Das darf dann nicht zwangsweise im Aufhalftern enden, sonst ist die Freiwilligkeit ja weg.
xelape

Beitrag von xelape »

Hallo Puppa,

gute Idee - Versuchsanordnung für das Wochenende. Also mitnehmen, wieder loslassen und wieder mitnehmen.

@Die anderen kommen sofort an. Mein anderes Pferd steht auch auf der Koppel, der kommt immer gleich zu mir her. DA schaut der Kleine auch ganz neugierig zu und bleibt dann in so 3m Entfernung stehen.
Manchmal kann dann zu ihm hin, und er nimmt ein Leckerli, geht dann aber wieder weg.

Wenn alle andren um mich rum stehen tigert der Kleine um die anderen rum und komm nicht her - weil die anderen ihn, wenn er zu mir kommt, dann verjagen.
Ich muss quasi weg von den anderen stehen...
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

OK, dann wird das natürlich nicht funktionieren. Aber es zeigt immerhin, dass er grundsätzlich schon an Dir interessiert ist, was ja immer ein gutes Zeichen ist. :wink:
xelape

Beitrag von xelape »

Höhö.. genau.. :wink: prinzipiell verstehen wir uns auch gut.. und bei mir kommt er dann ja auch .

Aber wenn meine Stallbesi ihn nicht kriegt, sehe ich da Übungsbedarf.. 30 Grad und knallige Sonne ohne Unterstand ist halt suboptimal...
CurlyMangas
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Beitrag von CurlyMangas »

Ist ihm das denn egal, wenn die anderen Pferde weg sind?

Vielleicht kannst du auch erstmal so einen Halsring nutzen, statt ein Halfter, wenn er das auch noch nicht so mag. Dann kann man in Ruhe üben die Ohren zu berühren ohne dass gleich ein "Zwang" dahinter ist.
Alternativ könnte man das Halfter auch auf der Weide drauf lassen, sodass du ihn "nur" einfangen und nicht auch noch aufhalftern musst. Dann kann man das ganze auch mit mehr Ruhe gestalten, als wenn man das Gefühl hat: Jetzt ist er gerade da und jetzt bloß schnell das Halfter drauf, bevor er wieder weg ist...
xelape

Beitrag von xelape »

Ja so nen Halsring werde ich mir leihen/ anschaffen...
Halfter drauflassen wäre auch ne Option, aber bei den Spielchen die die Herren so treiben finde ich ohne besser..
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Ich würde das Pferd schon aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres nur mit Stallhalfter auf die Weide lassen.

Ohne Stallhalfter hat er auf der Weide immer mindestens zwei Negativerlebnisse mit dem Menschen: Gefangen werden/Aufhalftern sowie Ende Weidegang und ggf. Arbeit. Außerdem wäre mir die Gefahr im Freien viel zu groß, dass so ein relativ unsicheres Pferd z.B.genau in dem Moment erschrickt, wenn ich beim Aufhalftern bin. Dann hat man nämlich ein richtiges Problem.

Also die zwei Problemfelder "Aufhalftern" und "Einfangen" trennen.

Zuerst das Aufhalftern im begrenzten und sicheren Raum so lange üben, bis das überhaupt kein Problem mehr ist. Einem absolut kopfscheuen Jungpferd habe ich zum Üben mal zwei Stallhalfter übereinander angezogen. Da musste ich sogar das Desensibilisieren zum Aufhalftern in mehrere Arbeitsschritte trennen: "Nase in das Halfter" und unabhängig davon "etwas strickähnliches über die Ohren ziehen".

Zum Einfangen würde ich mit Futter arbeiten, wenn er allein draußen ist. Zur Not müssten die anderen drei Pferde für diese Zeit in den Stall, damit es für den rangniederen Neuzugang nicht zu Konflikten kommt.

LG und viel Glück
Elisabeth

P.s. 30°C und kein Schatten: willst Du damit ernsthaft einen Lusi beeindrucken?
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xelape

Beitrag von xelape »

:wink: nö der findet es bestimmt voll chillig.. endlich heimatliches Wetter.

In der Box oder oder im Stall oder in der Halle ist halftern/ trensen voll easy.
Auch als er vorher auf der kleineren Koppel war kein Problem...

Aber jetzt hat er grade das im Sinn.. warum auch immer.

Natürlich gehe ich mit Taschen voller Karotten / Leckerli auf die Koppel um ihn zu holen.. Ich gehe davon aus, meine Stallbesi auch...
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Dann scheint das Problem ja wirklich darin zu liegen, dass er einfach nicht von der Weide runter will. Findet er wohl schöner als den Stall.

Dann wäre noch eine Idee, ihn als erstes, wenn er reingeholt wird, zu füttern (mit Möhren oder etwas Kraftfutter oder Mash, was er halt toll findet). Das kann in der Box oder außerhalb des Stalls erfolgen. Damit er die Verbindung hat: Reinkommen = Futter. Vielleicht findet er das Reinkommen dann lohnenswerter.
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Ok, dann würde ich das Problem gar nicht so hoch aufhängen, schließlich hatte er im vorigen Heim ja auch sehr große Weiden. Für die nächste Zeit nur mit Halfter auf die Weide und "Karotteninput" erst, wenn der Strick am Halfter ist.

Und so Spielchen von wegen ich komme nur zum Streicheln auf die Weide, würde ich gar nicht anfangen. Wenn "Frauchen" zum "Schimmelchen" kommt, dann macht ihr auch was zusammen!
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xelape

Beitrag von xelape »

;) er hat das wohl in seinem vorherigen zu hause auch gemacht ;)
Mal gucken was er nachher sagt.

@Puppa, ja Futter bekommt er immer im Stall gleich, aber die Verknüpfung hat er noch nicht gespeichert..
Schließlich ist er ja gemütlich satt von der Koppel...

Vielleicht nerven ihn die Tage die Bremsen so sehr, dass er doch Lust hat mitzukommen..
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ich habe nicht alle Antworten gelesen, sorry falks ich was wiederhole.

Der Denkfehler der Menschen ist oft folgender:
Pferd hat schlechte Erfahrung damit gemacht und/oder ist schreckhaft, ängstlich, dann braucht es in dem Punkt viel Ruhe und Geduld etc..

Also grundsätzlich ist das nicht verkehrt, aber der Nebeneffekt: Mensch geht immer mit innerlich angezogener Handbremse in die Situation, sprich ist zwar ruhig, aber in der Regel auch nicht souverän voller Energie und überzeugt.

Erste Idee: wie ist euer Fangen Spiel in der Halle genau, folgt er dir auch, wann genau - und was ist der Unterschied draußen, wo verhält sich wer von euch anders?

Vielleicht könntest du es genau so machen wie in der Halle. Du stehst nicht mit einem Wunsch bzgl Ausstrahlung und Energie vor ihm (hoffentlich geht er heute gut mit, sondern spielst das pferdige Spiel Wer bewegt wen. Dadurch hast du/brauchst du eine viel stärkere, selbstsicherere Ausstrahlung.

Pferde schließen sich einer guten Führungskraft an, nicht bevorzugt dem Pferd in der Gruppe, dass immer sachte höflich anfragt ob ihm grade Nähe recht ist.

Vielleicht hilft schon der gedankliche Umschwung weg von "geht er wohl mit" zu "jetzt ist der Moment an dem sonst dir überlassenen Tag, an dem ich entscheide". Klar ohne die Einstellung "mir doch egal was das Pferd davon hält"!!! Du wirst ja trotzdem die gemeinsame Aktion dann in einer Art gestalten, die ihm gegenüber fair und nicht grade unangenehm ist.

Das Halfter aktuell nicht abzunehmen auf der Wiese finde ich gut. Oder statt direkt zu halftern eben erst nur mit Strick um den Hals mitnehmen, am Tor zb dann halftern.

Und beim Üben wieder weniger gefühltes Mitgefühl, eher ruhige Selbstverständlichkeit. Je normaler es für dich ist, desto eher auch für das Pferd. Gerne mit Hilfe der Sprache für den Menschen umgesetzt.. "na was denn, ist nur ein Halfter, wirst du heil überstehen, ganz sicher" - auch beim abnehmen.

Ohren würde ich auch erarbeiten, langsam zumindest. Bzw habe ich immer im Sinn, dass Blockaden im Kopf-Hals-Bereich Grund sein können, wenn da eine starke Abwehrreaktion vorhanden ist. Da kann mal im Strick hängen angebunden oder Nase mit der Hand umfasst genug autsch verursacht haben. Was dann noch vorhanden ist und bei der Erwartungsausweichbewegung angestoßen wird... oder es reicht bei sensiblen Pferden die Erinnerung daran.

Hilfreich ist ein leicht gesenkter Hals während das Halfter übergestreift wird in jedem Fall.

Soweit grade meine Gedanken. Ich drücke die Daumen für einen guten Weg für den netten Gustl und dich! :wink:
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Ich habe ja auch immer wieder mal so Pappenheimer im Stall dabei, die meinen, dass sie nicht mit reinkommen wollen, wenn ich die anderen Pferde hole. Ich habe mir da aber ehrlich gesagt noch nie so einen großen Kopf drum gemacht und das betreffende Pferd eben einfach auf der Weide zurückgelassen. Je nach Typ und Pferd frage ich dann nach 5 bis 30min nochmal an, ob der Zosse es sich mittlerweile anders überlegt hat. In der Regel ist es dann so ganz allein eben doch irgedwie doof geworden und man kommt nun doch lieber mit. Ansonsten bleibts halt draußen und ich frage irgendwann später nochmal, wenn das Viehzeug noch blöder wird.

Wenn ein Pferd davonläuft, wenn ich es aus der Herde holen will, dann schick ich das Tier auch mal fleißig über eine 4ha weide. Wer nicht kommt, der muss eben laufen. Dann lernen die eigentlich ziemlich schnell, dass Weglaufen die Sache nicht besser macht.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
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Beitrag von -Tanja- »

Sascha hat geschrieben:Ich habe ja auch immer wieder mal so Pappenheimer im Stall dabei, die meinen, dass sie nicht mit reinkommen wollen, wenn ich die anderen Pferde hole. Ich habe mir da aber ehrlich gesagt noch nie so einen großen Kopf drum gemacht und das betreffende Pferd eben einfach auf der Weide zurückgelassen. Je nach Typ und Pferd frage ich dann nach 5 bis 30min nochmal an, ob der Zosse es sich mittlerweile anders überlegt hat. In der Regel ist es dann so ganz allein eben doch irgedwie doof geworden und man kommt nun doch lieber mit. Ansonsten bleibts halt draußen und ich frage irgendwann später nochmal, wenn das Viehzeug noch blöder wird.

Wenn ein Pferd davonläuft, wenn ich es aus der Herde holen will, dann schick ich das Tier auch mal fleißig über eine 4ha weide. Wer nicht kommt, der muss eben laufen. Dann lernen die eigentlich ziemlich schnell, dass Weglaufen die Sache nicht besser macht.
Ganz genauso habe ich das mit Kurti am Anfang auch gemacht. Da war dann das Geschrei plötzlich groß, wenn er alleine zurückbleiben sollte.

Ebenso habe ich das mit dem Forttreiben gemacht. Ja, das ist anstrengend, wir haben ja auch recht große Weiden. Aber nach kurzer Zeit hat das immer gefruchtet. Gut, meiner ist halt auch ein Kaltblut und daher schneller Sprit und Ausdauer alle. :lol: Aber auch bei Amor und Laika ging das früher genau auf solche Weise.

Könnte mir auch vorstellen, daß das noch mit dem Weidegang zu tun hat. Jetzt, wo bei meinen beiden die Weide etabliert ist, läßt sich Kurti anstandslos holen und kommt auch auf Zuruf - immer öfter :wink: - auch mal ein Stück entgegen. Daran ist am Anfang der Weidezeit natürlich nicht zu denken - da ist das Gras und der Haps wichtiger. Weiß jetzt nicht, wie das bei Dir ist, wie lange die Pferde schon draußen sind und wie das während des vielen Regens war.

Was mir noch einfiele: vielleicht hilft es anfangs auch, das Halfter offen aufzuziehen? Als das Genickstück offen zu lassen und es erst überm Genick zu schließen, wenn er es über der Nase hat?
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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