Wie lange pro Einheit?

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Fortissimo
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Wie lange pro Einheit?

Beitrag von Fortissimo »

Bin noch Neuling in der Bodenarbeit/ Arbeit an der Hand. Nachdem ich das Buch: 'Gymnastizierende Arbeit an der Hand' gelesen habe, hab ich heute Grundlagen probiert. Halbe Bahn, Zirkel, aus der Ecke kehrt, einfache Schlangenlinie, Handwechsel..
An Seitengänge gehe ich erst, wenn die Bahnfiguren sauber klappen und ich etwas feinmotorischer werde.
Die Pferde arbeiten sehr gut mit. Auch Dehnungshaltung kann ich abrufen.
Nun meine Frage: wie lange sollte so eine Übungseinheit dauern? Ich hab heute pro Pferd 20 min gearbeitet. Konzentration war bei beiden noch da - bei mir weniger..
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Bei meinen Pferden ist es unterschiedlich: Amor, Hafi-Senior mit 22 Jahren, kann da gut mal 30 Minuten mithalten, Kurti mit seinen erst sechs Jahren, reichen auch 15 Minuten. Mehr mache ich grundsätzlich nicht, denn wie Du schreibst: auch bei mir haperts dann der eigenen Konzentration. :lol: Wobei ich eben viel Wert darauf lege, daß ich dabei selbst (wie beim Reiten auch) hochkonzentriert bin (da wurde mir hintenrum schon Unfreundlichkeit nachgesagt, weil ich dann nicht mal mehr auf vorbeilaufende Bekannte o. ä. achte - aber die nehme ich dann einfach wirklich nicht wahr).

Ich versuche jedenfalls immer den Schlußzeitpunkt so zu timen, daß wir mit einer schön gelungenen Übung abschließen. Wenn mir was nach 10 Minuten schon sehr gut gefallen hat (z. B. weil neu), mache ich halt auch dann schon mal Schluß.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

Ich arbeite ja prinzipiell vor jedem Reiten an der Hand. Ohne mag ich nimmer aufsteigen, hab keine Lust auf längere Lösungsphasen vom Sattel aus 8) Lieber aufsteigen und sofort ein Pferd haben wo alles schon "an" ist, Motor, Servolenkung, ABS,... alles voll da :lol:

Dadurch richte ich meine Einheit aber auch komplett danach ein, sprich Pferd geht vorher schon gute 15-20min auf dem Laufband Schritt, während ich das restliche organisatorische im Stall erledige und bisschen Gymnastik mache :oops:
Dann führen an der Hand, Dehnunghaltung. Häufige Schritt-Trab-Übergänge in Dehnungshaltung ganze Bahn und Zirkel an der Hand wärmen uns beide weiter auf :wink: Vor allem im Winter sehr gut.
Dann gerade in Anlehnung führen, Volten, Übertreten auf dem Zirkel, Schulterherein, Schulterherein mit Schritt-Trab-Schritt-Übergängen.
Eventuell noch Renvers und Konterschulterherein, aber nur wenn was anderes dafür vorher weggefallen ist.
Handwechsel immer über Vorhandwendung.
Dann Rückwärtsrichten, halbe Tritte, Piaffe.
Aufsteigen und geniesen 8)

Als wir Lektionentechnisch noch nicht so weit waren haben dann die Seitengänge mehr Zeit bekommen, diese korrekt zu erarbeiten. Bzw. davor das führen in Dehnungshalten und die Schitt-Trab-Übergänge darin.

Komplett, also mit Schritt führen, nachgurten usw sind es etwa 20min, die ich handarbeite, bevor ich aufsteige. Dann sind Pferd und ich schön locker, warm und wir können sofort mit reiten loslegen.


Arbeite ich mal nur an der Hand, was doch eher selten vor kommt, komme ich mit aufwärmen und erarbeiten durchaus auf 30min. Aber ich lege ständig zwischendrin Schrittpausen in Dehnungshaltung ein, um Hirn und Körper kurz zu entspannen.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Butterfly1 hat geschrieben:Aber ich lege ständig zwischendrin Schrittpausen in Dehnungshaltung ein, um Hirn und Körper kurz zu entspannen.
Und das ist die wichtigste Aussage, finde ich, denn dann ist die Zeit nicht mehr so wichtig, dann kann eine Einheit auch länger dauern.
Limitierend ist auch die Konzentrationsspanne des Pferdes oder auch, wie viel Zeit braucht es, um sich geistig mit der Arbeit beschäftigen zu können oder dann auch nicht mehr.

LG Ulrike
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ich hab jetzt gestern gemerkt, daß Speedy nach 25 min. in der Konzentration stark nachlässt, aber ich bin jetzt auch schon vorsichtig mit etwas Schulterherein angefangen. Nach den 25 min wird er lustlos und faul. Und was mir jetzt auffällt, er lässt den Hals sehr tief fallen, allerdings ohne sich aufzurollen. Ist das o.k.? Er kaut sehr schön und biegt sich - zugegebenermaßen - deutlich besser ohne Reiter als mit... (lässt mich an meinem Sitz zweifeln..).

Schimmel braucht länger, bis er konzentriert mitarbeitet. Es gibt ja so viel zu gucken rund um den Reitplatz. 25 min. sind dann auch machbar - danach fällt ihm ein, daß er sich mal an der Nase jucken muss und dass da doch Fliegen unterwegs sind. Kurz: er sucht dann Abwechselung.

Beim Schimmel klappt das Schulterherein nur auf der linken Hand einigermaßen. Hier muss ich noch mehr Vorarbeit leisten. Auch er taucht irgendwann tief mit der Nase ab, aber 2 - 3 x anhalten und die Nase ist wieder oben.

Ich finde es absolut erstaunlich, wie die Pferde sich auf die Arbeit an der Hand einlassen und dass Stellung und Biegung so leicht möglich sind, auch ohne Sitz und Bein! Eher hab ich das Gefühl, daß es ihnen ohne Reiter wirklich leichter fällt.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

ich nehme an, daß mein Sitz dringend verbesserungswürdig ist, wenn die Pferde an der Hand so leicht mitarbeiten...
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Fortissimo hat geschrieben:ich nehme an, daß mein Sitz dringend verbesserungswürdig ist, wenn die Pferde an der Hand so leicht mitarbeiten...
:wink: Das denke ich mir auch öfter... Ohne Arbeit an der Hand und an der Longe wäre die Ausbildung meines Pferds noch um Längen weiter zurück. :(
Aber es kann ja nicht jeder ein begnadeter Reiter sein.

Wenn der Kopf sehr tief genommen wird, kann das ein Zeichen von Ermüdung sein, vor allem, wenn die Pferde ziemlich schnell und "mit Kraft" nach unten ziehen. Ich würde vielleicht mehr Pausen im Stehen oder Schritt machen, bei denen die Zügel durchhängen und die Pferde selbst die Kopfposition wählen dürfen.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Da ich ja so gar keine Erfahrung mit der Arbeit an der Hand habe: nehmen die Pferde viel davon mit für die Arbeit unter dem Reiter? Könnt Ihr deutliche Verbesserungen in der Losgelassenheit und in den Lektionen unter dem Sattel fühlen?

Ich finde es schon sehr irritierend, daß die Pferde ja alle Übungen ohne Schenkel- und Gewichtshilfe problemlos laufen und sich dann auf einmal mit Gewichtshilfen etc. wieder arrangieren müssen, obwohl anders gelernt.

Oder stellt man sich als Reiter auch irgendwie um, wenn man öfter vom Boden aus gearbeitet hat?

Gilt dann mehr Bein ohne Hand, Hand ohne Bein für die Zukunft?
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Beitrag von Puppa99 »

Fortissimo, Du fragst aber auch schwierige Sachen. :wink: :wink:

Kann jetzt nur von meiner persönlichen Erfahrung berichten. Mein Pferd nimmt das nicht "automatisch" mit rüber zum Reiten. Wenn ich die Gewichtshilfen nicht richtig gebe, oder innere Schenkel zu inaktiv ist, oder der äußere Zügel nicht konsequent begrenzt, oder, oder - wird das nichts mit der korrekten Ausführung unter dem Reiter.

Andererseits hilft es zumindest mir unheimlich, mal selbst zu sehen, wohin das Pferd auf welcher Hand ausweicht, welches Hinterbein besser die Last aufnimmt, und dann auszuprobieren, wie man das am Boden gelöst bekommt. Dasselbe funktioniert dann nämlich auch im Sattel.

Die Pferde werden natürlich durch die Arbeit an der Hand weiter geradegerichtet und ihre Muskulatur wird gedehnt und gestärkt. Somit fällt ihnen das Gerittenwerden dadurch leichter, auch wenn sie nicht automatisch unter dem Sattel besser laufen, solange wir Menschen es ihnen schwer machen.

Außerdem kann ich nur empfehlen, sich jemanden zu suchen, der sich mit dem Thema auskennt und einem hilft. Am Boden macht man nämlich genausoviel bewusst und unbewusst falsch, wie im Sattel. Da wundert man sich, warum das Travers nicht klappt, dabei versperrt man selbst dem Pferd den Weg... Gibt es niemanden in der Nähe, würde ich bei Seminaren als Zuschauer teilnehmen, da lernt man viel aus den Fehlern der anderen, denn irgendwie machen wir ja doch alle immer dieselben Fehler. Und sich selbst mal filmen (lassen), da wird oft vieles klarer, z. B. eine falsche Körperdrehung, eine Gerte, die sich oft selbstständig macht, eine nach hinten ziehende Zügelhand und dergleichen mehr. Bloß weil man nicht oben auf dem Pferd sitzt, sind die Fehlerquellen leider nicht weniger. :wink:
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Hilfestellung hab ich mir gesucht und ich bekomme jetzt einige Unterrichtseinheiten bei einer Bodenarbeitstrainerin, die allerdings mit Kappzaum arbeitet und auf ganz andere Dinge Wert legt, als ich gedacht hatte und auch nach einem ganz anderen System arbeitet, als ich in dem Buch lesen konnte. Aber hier ging es im speziellen um die Schreckhaftigkeit meines Arabers. Das hat mit der normalen Arbeit an der Hand wenig zu tun. Da wird das Pferd um Dualgassen longiert und in Achten laufen gelassen, um sein Körpergefühl zu verbessern.

Daher lasse ich morgen mal meine Reitlehrerin auf meine Übungen schauen. Sie arbeitet ihre Pferde auch viel an der Hand und kann mir garantiert Hilfestellung geben.
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Schön. Kappzaum und Dualgassen hören sich auch gut an.

Ich kombiniere da auch alles: Arbeit an der Hand, Longieren am Kappzaum (inkl. Stangenarbeit, Quadratvolte aus Dualgassen usw.), Reiten (Dressur, Springen, Ausreiten). Man kann ja in allen Bereichen an den Problemen des Pferds arbeiten, und so hilft alles dem Pferd, unseren Anforderungen besser gerecht zu werden. Hauptsache, Mensch und Pferd fühlen sich wohl dabei und es bringt auch was.

Ich habe eine RL und eine Longenkurstrainerin, und witzigerweise bearbeiten beide immer dieselben Punkte, obwohl sie sich gar nicht kennen und nicht wissen, was die jeweils andere mit uns macht.

Ach so: meinen Reitstil habe ich nicht verändert. Mein Pony hat sich auch nie gewundert, was ich denn jetzt bitte von ihr will - egal ob am Boden oder im Sattel. Das passiert uns nur, wenn ich mich unklar ausdrücke oder sie an der Ausführung hindere.
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