Kurs mit J.P. Giacomini

Allgemeines rund ums Pferd

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lescue
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Beitrag von lescue »

So, nun habe ich ein bisschen Zeit.
Der Organisationsaufwand, so einen spontanen Trainingstag zwischen und teilweise während der Arbeit so kurzfristig zu organisieren, hat sich absolut gelohnt. Mein Dank gilt auch den anderen Reitern, die so rasch zugesagt haben und das „Experiment“ gewagt haben – ohne die hätten die Zuschauer nichts zu gucken gehabt....

Wir waren 3 Reiter mit insgesamt 5 Pferden, meine beste Reiterfreundin und ich hatten jeweils 2 Pferde dabei. Jedes Pferd ist zweimal gearbeitet worden, bzw. meine Freundin und ich haben dann spontan noch eine jeweils dritte Lektion am Folgetag drangehängt.
Auch wenn bei uns nicht so weit ausgebildete Pferde wie in Frankfurt dabei waren, war es nichtsdestotrotz sehr spannend – im Folgenden berichte ich nur von meinen Pferden, da ich die anderen Lektionen nicht voll miterlebt habe und nur für mich selbst sprechen möchte.

Angefangen habe ich mit meinem kleinen Lusitanoschimmel – von mir selbst ausgebildet, mittlerweile 9jährig. Ein unschuldig aussehender, aber sehr dominanter Wallach, der dazu neigt, vor allem in der Fremde sehr unkonzentriert und spannig zu sein. Für mich bei ihm reiterlich das schwierigste Problem war die inkonstante Anlehnung (verrenkt gerne den Unterkiefer nach rechts, hält dann den Kopf schief und hebt sich anschließend raus – gesundheitliche Probleme ausgeschlossen), was vor allem Nerven kostet und gleichmäßiges Arbeiten schwierig macht. Außerdem die Neigung wahlweise zu klemmen oder loszuschießen und sich in der stärkeren Versammlung zwar hinten stark zu setzen, aber mit den Vorderbeinen nicht vom Fleck zu kommen – in der Piaffe z.B. muss man selbst viel Energie aufbringen um sie zu halten.

Ich ritt also nervös in die Arena und sollte zeigen, was wir zuhause so machen – sehr schwierig für mich, da ich null gewohnt bin, vor Publikum und in der Fremde zu reiten. Entsprechend zeigte Schimmi dann schon in der ersten Bahnrunde sein ganzes Unarten-Repertoire, was dazu führte, dass JP mich aus dem Sattel komplimentierte und den kleinen Sausack an die Hand nahm. Vordergründiges Problem: schlechtes Benehmen und unbewegliches/ verkürzt tretendes linkes Vorderbein/ linke Schulter. Innerhalb weniger Minuten machte JP meinem Schimmel an der Hand sowohl klar wer der Boss ist (fand ich absolut ok, wegdrängeln ist nicht), als auch, dass er mit dem linken Vorderbein weiter und höher ausgreifen muss – das durchaus mit deutlichen und geräuschvollen Hilfen mit dem Endostick an der Schulter eingesetzt etc. Das hat die Balance des Pferdes so rasch verbessert, dass der Kleine völlig losgelassen in eine Piaffe überging – hinten gesetzt, Rist oben, Vorderbeine frei und leicht – von einer Qualität, die er vorher noch nie so gezeigt hatte. Anschließend schwang sich JP in den Sattel und demonstrierte uns quasi nebenbei die Dinge, die Rapunzel schon beschrieb – also die öffnende innere, die stabilisierende äußere Schenkelhilfe, den „pushenden“ Sitz und das Prinzip der main fixe. Außerdem die Wichtigkeit der Impulsion, des absoluten Willens vorwärts zu gehen. Vor allem aber konnte ich sehen, was für ein gutes Pferd ich eigentlich habe – absolut zufrieden, mit Go, geschmeidig und arbeitswillig. Ich und auch die Zuschauer, die uns kannten, haben mein Pferd noch nie so gut laufen sehen. Dazu muss man sagen, das JP fast an die 70 ist und natürlich nicht mehr der Eleganteste im Sattel – aber das störte mein Pferd absolut nicht, auch nicht das ungewohnt hohe Gewicht. Der Pferderücken sah nach dem Absatteln absolut top aus und mein Schimmel fand JP toll.
Nachmittags habe ich dann nach JPs Handarbeit (da klebte mein Schimmi schon förmlich an JP dran) im Sattel Unterweisungen zur Hilfengebung bekomme, wie ich ihn reell rund bekomme und dazu bringe, das Gebiss zu nehmen. Schon da hatte ich ein absolut zum positiven verändertes Pferd unter mir. JP ist dann nochmal geritten, scheint sich auf dem Kleinen sehr wohl gefühlt zu haben... Pferd sehr zufrieden danach.
Tags darauf hat ihn JP an der Longe gearbeitet, weiter mit der Baustelle linkes Vorderbein. JP ist ein Meister darin, Bewegungsabläufe in der Arbeit am Boden zu beeinflussen, das hat sogar anwesende Osteopathen beeindruckt. Anschließend unterm Sattel habe ich erstmalig eine reelle Trabverstärkung geritten und die Vorderhufe meines Pferdes von oben gesehen ;). Außerdem hat JP mir gezeigt, wie ich diesen bedingungslosen Willen zum Vorwärts installieren und die Tendenz zum Einrollen korrigieren kann.

Mein Schwarzer ist ein 9j. Lusitanohengst, den ich in den ersten Jahren wegen ominöser Lahmheit/ doch nicht Lahmheit gar nicht wirklich geritten bin, bis er komplett auf den Kopf gestellt war und vom FEI-TA als „Weichei“ diagnostiziert wurde mit dem Auftrag, ihn einfach mal gescheit zu arbeiten. Der Plan ging auch auf, aber immer noch bestand eine starke Tendenz zu Taktfehlern (bis hin zum Tölt) in den Seitengängen im Trab, einer Neigung zur Tausendfüßler-Piaffe und eine für einen Lusitano auffällige Ungeschicklichkeit im Galopp.
Hier haben wir mit JP unterm Reiter erstmal am korrekten Abwenden, am Sitz und Schenkelhilfen gearbeitet. Nachmittags hat er ihn dann an die Hand genommen, weil er ein festes/ blockiertes Becken/ ISG vermutete.
Dem Publikum wurde an diesem Pferd beeindruckend die entspannende Wirkung des Endotappings demonstriert und er arbeitete vor allem an der Diagonalen und dem unbeweglicheren rechten Vorderbein, u.a. mit Volten rückwärts und Travers in den inneren Zügel hinein an der Hand. Piaffe – plötzlich klar diagonal, gesetzt und leicht.
Tags darauf wiederholte JP die Handarbeit kurz – Pferdchen hatte alles gestern Gelernte schon absolut verinnerlicht – dann durfte ich in den Sattel, wir haben das bisher Gelernte wiederholt (hier hatte ich schlussendlich wirklich das Aha-Erlebnis zum Sitz!) und nun sollte ich seine Taktfehler im Schulterherein im Trab zeigen (bisher waren wir noch keinen einzigen Seitengang in diesem Lehrgang geritten). Ich habe mich wirklich bemüht, das angesprochene Problem zu demonstrieren – aber es war weg. Kein Taktfehler, kein Tölt mehr zu provozieren. Auf beiden Händen. Einfach weg, das Problem!

Mittlerweile sind ein paar Tage vergangen seit dem Kurs und ich war skeptisch, ob ich das alles allein umgesetzt kriege. Aber siehe da – es funktioniert weiterhin erstaunlich gut! Und ich kann das Gelernte auf mein drittes Pferd übertragen. Meine beiden Lusitanos sind, was ihre Balance und ihre Beweglichkeit angeht, wie umgekrempelt. Selbst Außenstehenden fiel auf, dass mein Schimmel selbst frei auf dem Paddock weiter aus der Schulter herauskommt und sich stolzer bewegt.

Bei meinen Pferden hat JP durch seine Arbeit rascher und deutlicher Veränderungen zum Positiven bewirkt als jeder Osteopath oder Chiropraktiker bisher. Für mich war es sehr effektiver Unterricht – obwohl ich im Verhältnis nur wenig Zeit selbst im Sattel verbracht habe. Hätten wir uns früher getroffen, hätte ich mir sicher einiges an Röntgenbildern und Osteoterminen sparen können ;).

Unter den Zuschauern waren u.a. auch Profi-Reiter aus dem FN-Lager, die angetan waren von JPs Wissen und Lösungsansätzen und teilweise Antworten und Tools für schon länger bestehende Fragestellung erhielten. Überhaupt wurde im Publikum jeder begrüßt, bei jedem kritischen Blick nach der Meinung gefragt, jede Frage – auch kritische - geduldig beantwortet. So haben die Zuschauer, die wirklich lange da waren auch sehr viel von diesem Tag gehabt (wer nur kurz hereingeschaut hat, ist möglicherweise mit vielen Fragezeichen wieder rausgegangen...). Hätten wir ihn nicht gebremst, wäre übrigens jede Reitstunde gnadenlos überzogen worden. So waren wir im Schnitt 60min pro Pferd beschäftigt.

Allerdings hat mich auch nicht überrascht, das JP teilweise vermeintlich „unklassisch“ arbeitet – wusste ich doch schon von anderen mit mir befreundeten Augenzeugen von Nuno Oliveiras Arbeit, dass auch dieser junge Pferde bedingungslos vorwärts reiten ließ und auch selbst z.B. durchaus auch Schlaufzügel (!) verwendete. Die Filmchen, die man so kennt, zeigen halt eher das Ziel und nicht den Weg dahin.
Außerdem kann ich sehr gut leben mit kurzen, aber knackigen Ansagen bei Pferden mit schlechtem Benehmen – das wir hier unsere Pferde häufig nicht klar „führen“ ist sicher eher etwas, was die Arbeit erschwert und die Pferde verunsichert. Und lieber mal kurz und herzhaft etwas korrigiert, als ewig im falschen Bewegungsmuster verharrend.
Unsere Pferde vertrauten JP nach kurzen Dissonanzen vollkommen.

Als Nebeneffekt habe ich einen sehr intelligenten, rastlosen, erfahrenen Pferdemann kennengelernt, der trotz fortgeschrittenem Alter kaum eine Minute stillsitzen kann, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie man das Training verbessern und weiter dazulernen kann. In meinen Augen ist es das, was den wahren Baucheristen ausmacht – im Zweifel auch Dogmen über Bord werfen, über den Tellerrand schauen und immer darauf aus zu sein, für das aktuelle Pferd-Reiter-Paar und dessen individuelles Problem die beste, schnellste und gleichzeitig effektivste Lösung zu finden. JP ist sowas wie ein Visionär, mit etlichen Ideen für die nächsten Jahre. Dabei aber null Guru, sehr witzig, sogar charmant, absolut unkompliziert und unprätentiös. Ein echtes Original – ich hoffe, das es weitere Gelegenheiten gibt, von seinem Erfahrungsschatz lernen zu können.
Zuletzt geändert von lescue am So, 04. Dez 2016 20:05, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse aus Hamburg,

Leonie
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Rapunzel hat geschrieben:Ob man das erkennt oder nicht, ist vielleicht ne Extra-Frage.
Ich bin sicherlich nicht der Crack - aber mit dem Empfinden und Beurteilen der geschilderten Situation war ich im Sommer beileibe nicht alleine. Kommt aber sicherlich auch drauf an, wie man das wahrnimmt und was man sich davon erwartet. :wink:
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

@Rapunzel: Tappen beim Reiten mit der Gerte, oder mit dem Schenkel?
Danke für dein Engagement - ich möchte in jedem Fall mal in den Genuss mindestens als Zuschauer kommen.

@Lescue: Danke! Ich freue mich jetzt auf deinen Bericht! :)
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Wow - das klingt als hätte ich grade bei euch im Norden besonders viel für mich hilfreiches oder zumindest interessantes sehen können! Danke für diesen detaillierten Bericht!

Das Aha-Erlebnis zum Sitz habe ich noch nicht ganz verstanden. Über Erklärung zum pushenden Sitz würde ich mich freuen. Damit ist doch nicht das Außen Sitzen gemeint, oder?
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esge
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Beitrag von esge »

Es ist ein deutlicher Unterschied, Rapunzel, ob er die Unterrichtseinheit nutzt, um theoretische Grundlagen zu erklären oder ob er Dönekens erzählt und kursfremde Reiter anquatscht. Was er in meiner zweiten Unterrichtseinheit veranstaltet hat war weit über jedes Limit hinaus, was ich jedem hart arbeitenden Kursleiter zugestehe. Das war einfach Selbst-Showing. Ich habe ihn zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr interessiert. Ich gab nichts mehr her für ihn.

Dass er unheimlich viel weiß und auch kann, erkenne ich sofort an.
Ich bin auch selbst durchaus dafür, Pferden ggf klare Grenzen aufzuzeigen und habe das Wattebäuschen werfen lange aufgegeben. Aber hier war für mich das Maß einfach DEUTLICH überschritten. Das von dir angesprochene Pferd X, in miserablem Trainingszustand und mit deutlich abgesenktem Rücken, war für meine Geschmack mit JPs rund 100 kg im Sattel SOWAS von überfordert. Und dann wurde er, nennen wir es beim Namen, schlicht mit brutaler Gewalt zusammengezerrt. Ja, der hatte seine Lektion hinterher gelernt. Aber der Rücken war noch genauso tief unten wie vorher. Und das Pferd stand da, als wäre es von einer Lawine überrollt worden. So kann man "hatte keinen Stress" auch wahrnehmen.

Ich kenne dieses Pferd-Reiterpaar praktisch von Anfang an. Ich habe sie selbst unterrichtet. Ich kenne die Grundproblematik vielleicht besser als jeder andere. Ich habe sie bei verschiedenen anderen Trainern gesehen. ich habe gute und schlechte Lösungsansätze gesehen. ich habe dieses Pferd auch unter seiner Reiterin schon wunderschön gesehen. ich habe das Pferd unter anderen Trainern schon wunderschön gesehen.
Was ich vergangenen Montag sah, war indiskutabel und mit nichts schön zu reden.

MEINE Morgentrainingseinheit war super, um das nochmal zu betonen. Gerade heute habe ich wieder am Thema gearbeitet und es ist kein Thema mehr. Aber bei uns ging es auch nicht nur ohne Brechstange, sondern im Gegenteil, JP hat mich sogar deutlich in der Intensität der Einwirkung ZURÜCK geholt, leiser und feiner gemacht. Das war klasse!!!!!

Es geht mir wirklich nicht darum, einen Trainer, der sich sicher mehr Gedanken um Reiterei gemacht hat als die meisten anderen, hier abzuwatschen. Aber ich bin auch über blinde Heldenverehrung hinaus. Und mir hat deutlich die Empathie fürs Pferd gefehlt Und bei einigen Posts hier vermisse ich die auch. Deutlich.
So, langer Post. Sorry dafür.
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Hahaha, dabei habe ich ihm so gesagt, er soll darauf achten, beim Reiten schlank und elegant auszusehen 8) :) :D

Um Lescues Erfahrung zu unterstreichen: Drei meiner Hauptbaustellen mit meinem Pferd sind ebenso weg und erledigt wie bei ihren. Nicht nur besser oder so, sondern weg. Er hebt sich zum Beispiel nicht mehr raus. Gar nicht mehr. Es ist toll, sich auf das Pferd zu setzen und es ist SOFORT da, nimmt Haltung an, ohne dass ich die Zügel überhaupt anfassen muss, reagiert widerstandlos und willig genau so, wie ich es möchte. Es lässt sich links biegen und stellen, ohne nach innen zu kippen, sich zu verwerfen oder irgendwie rumzunörgeln (vorausgesetzt, meine vermaledeite linke Hand macht nicht wieder Mist). Und er kann mir nicht mehr austicken. Bei der Einheit am Donnerstag war die Ausgangsituation genau die, in der er normalerweise unter Hochspannung gerät und abdreht (künstliches Licht, fünf Pferde in der Halle, hohe Geräuschkulisse). Er wollte auch gleich loslegen, Kopf hoch, seitliches Wegspringen - aber nach 10 Metern hatte ich ihn und dann kam er nicht mehr weg, dem Effet D`Ensemble sei Dank. Bei allen drei Problemen habe ich schon viele gute Tipps von anderen Trainern bekommen, aber immer nur bedingte Erfolge erzielt. Seit dem Kurs im Juni hat mein Pferd übrigens auch gute 5 cm mehr Oberhals mit einer richtigen gleichmäßigen Rundung bekommen, was er noch nie hatte (er ist 14).

Das Pferd meiner Freundin hat wie gesagt den Sattelzwang nicht mehr, den es seit 7 Jahren hat. Auch war der Zeit seines reiterlichen Lebens extrem nörgelig am Gebiss und hat kaum fünf Meter am Stück in einer halbwegs akzeptablen Anlehnung zurückgelegt. Jetzt geht das plötzlich ohne jedes Rumgemache. Und das alles mit dem sehr begrenzten reiterlichen Können, das wir alle nun mal haben. Also, ich bin mehr als zufrieden ;-)
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Beitrag von Rapunzel »

esge, ich meinte nicht deine Einheit, die habe ich wie gesagt nur teilweise mitbekommen - das klingt wirklich blöd. Mit dem vielen theoretischen Erklären bezog ich mich auf den Kurs im Sommer.

Ansonsten: Ich verstehe deine Sichtweise, hab es aber anders empfunden.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

esge hat geschrieben: So, langer Post. Sorry dafür.
Kein Sorry nötig, ICH finde deine Schilderung hilfreich, empfinde sie als ausgewogen sachlich. Wie schon geschrieben, den TN so "allein" zu lassen ist völlig übel.
Das Bereiten des einen Pferdes klingt unschön. Auch keine Frage.
Was mich dazu dann interessiert anhand deiner Schilderung: wenn Pferd und Reiterin schon positive Einheiten hatten mit anderen Trainern, wieso ist der Ist-Zustand so wenig gut? Zumindest habe ich es so verstanden aus dem Bericht.
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Beitrag von Finchen »

Rapunzel hat geschrieben:... nach 10 Metern hatte ich ihn und dann kam er nicht mehr weg, dem Effet D`Ensemble sei Dank. ;-)
Magst du mir das erklären? Und kam er sonst weg weil er sich rausgehoben hat und dann gestürmt ist?
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Beitrag von esge »

Finchen, ich habe beide lange nicht gesehen, da sie weiter weg gezogen sind. Darum weiß ich nicht, warum der Ist-Zustand ist wie er ist. Ich kann nur spekulieren. Und: Im Leben jedes Freizeitreiters gibt es Phasen, in denen andere Sachen einfach wichtiger sind als Reiten und man mit Mühe den Kopf über Wasser halten kann.
Abgesehen davon: Könnten wir alle immer einfach MACHEN was uns Reitlehrer sagen, ritten wir alle wie Neckermann 8)
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Beitrag von Rapunzel »

Tja, wie wahr!!! (Also das mit Neckermann)

Finchen: Was genau möchtest du erklärt haben, den Effet D`Ensemble? Das ist einfach eine Mischung aus "Ausnutzung eines muskulären Reflexes" und Konditionierung. Und: Ja genau - Kopf hoch, Rücken weg, Kontrollübernahme und unansprechbarer Abgang, vorzugsweise seitlich über die linke Schulter.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Das war auch Null vorwurfsvoll gemeint! Gelesen hat man ja eine eigene Vorstellung, und ich war erstaunt von dir zu lesen, dass es schon recht gut auch war, weil es vorher in der Beschreibung nach mehr Baustelle klang. Aber eben, ist auch meine Interpretation... und wie du sagst andere Möglichkeiten... Gibt ja nur auch Reiter, die immer ihr Heil in der nächsten "Methode" suchen und so vor lauter RL-Hopping nicht weiter kommen.
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Jeder kann selbst entscheiden ob er da reiten will..... Ich würde nicht wollen.... :wink:
Für mich war das Resümee als Zuschauer an diesem einen Montag - wenn auch nicht in reiner Hinsicht auf Wissen, Stathegie und Auge- indiskutabel.
Ich finde nicht, das der Zweck die Mittel heiligt. Es gibt Grenzen. Sporen vollständig im Pferd versenken und dann vom Boden aus mit der Hand das Bein des Reiters DANN NOCH mit VOLLER Kraft nachzudrücken, überschreitet diese für mich ! Pferde mit dem Unterkiefer an die untere Halslinie zu zerren ebenfalls. Dabei Spässchen über den offensichtlichen Stress des Pferdes zu machen, trifft einfach nicht meinen persönlichen Geschmack :wink: .
- Kann man alles machen, wenn man das vor such selbst verantworten will, brauche ich persönlich aber eher nicht....

Ich bin kein rosarotes- Wölkchen -Reiter, aber wie sagt Herr Karl immer so treffend ?!? " zu viel ist zu viel, egal wovon..."

Es gab auch sehr Interessantes, alles war im Ansatz auch in meinen Augen absolut richtig, was die Zielsetzung betraf, aber der Weg war mehrfach für mich persönlich völlig indiskutabel!
Mir fehlte mehrfach absolut der Respekt und die Achtsamkeit gegenüber dem Pferd!
Für mich ein K.o.-Kriterium, da kann man Wissen und Können soviel man will....
Zuletzt geändert von saltandpepper am Mo, 24. Okt 2016 10:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Finchen »

Wie war denn seine Erklärung, seine Reaktion auf kritische Frage oder Meinungsäußerung dazu? Wurde es vom Publikum aus angesprochen, hat er es ggf von sich aus kommentiert?

Über ersichtlichen Stress des Pferdes hat er sich lustig gemacht, also selber eingeräumt, dass das Pferd grade in Stress gerät? :?

Auch da relativiere ich wegen persönlicher Erfahrungen ein wenig, was aber natürlich nur pauschal ohne Wertung der von euch geschilderten Situationen geht!

Wenn er sich auf ein schlecht konstituiertes Pferd setzt für einige Runden, ok. Halbe Reiteinheit eher nicht mehr. Wie lange hat er zB das Pferd geritten und "rund gemacht"?
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Finchen, das ist einfach ganz subjektiv meine Einschätzung. Ich hätte mir wahrlich ein anderes Resümee gewünscht, denn ich bin immer auf der Suche nach hochkarätigen Ausbildern, zu den er zweifelsohne zählt. Und ich war in bester Erwartung dort. Und da ich es gerne positiv eingeordnet hätte, habe ich bereits nach Kräften nach etwaig-entschuldbaren Gründen geforscht, allein, es gab für mich keine.
Fachlich top, aber der Rest ist für mich persönlich nichts....
Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ich hatte eigentlich ohnehin nichts schreiben wollen...
Schau es dir einfach selbst an und bilde dir eine Meinung. Es sind ja offensichtlich viele sehr begeistert. Vielleicht habe ich auch einfach keinen zum Schauen "guten Tag" erwischt.....
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