Problem mit Reitbeteiligung

Rund um die klassische Reitkunst

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Britta
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Problem mit Reitbeteiligung

Beitrag von Britta »

Ich möchte die schneebedingte Reitpause nutzen, um mich kurz mal auszuheulen :-) Seit letztem Oktober reite ich ein Dressurpferd mit. Beim ersten Probereiten war die Besitzerin total begeistert von mir, sie lobte mein Talent, den tollen Sitz, die feine Hand, usf. - ich bin förmlich nach Hause geschwebt. Sie selbst reitet nach einem Unfall nicht mehr. Seitdem verstehe ich mich mit dem Pferd prima (ich bin die einzige, die sie von der Weide bekommt!), bestenfalls finde ich die Stute manchmal ein bisschen träge. Aber: Die Besitzerin nervt! Sie lugt ständig über den Zaun, wenn ich reite, und gibt mir "Unterricht". Dabei gehen offenbar unsere Vorstellung, wie das Pferd zu laufen hat, weit auseinander: Ich war früher Westernreiterin und reite auch heute noch mit viel Luft nach vorne und versuche mir das Pferd eher über den Sitz unter den Hintern zu holen. Da höre ich ständig (nach meiner Einschätzung läuft Pferdie grad locker voran): "Nimm die Zügel kürzer! Noch kürzer! Die trickst dich aus, die hält nur hin!". Ich habe gelernt, mit der äußeren Hand in der Wendung ein Stückchen Luft zu geben, damit das Pferd den Hals biegen kann - nein, das sei falsch, das soll ich mir sofort wieder abgewöhnen. Ich muss beim V/A-Reiten die Hände auf die Oberschenkel legen und das Pferd rasch in Innen- und Außenstellung "ziehen", bis es fast mit der Nase auf dem Boden läuft. Wenn es dann eine Milli-Sekunde die Nase nach vorne streckt, muss ich schon wieder Außenstellung einleiten ("Du musst schneller werden! Sonst hebelt sie sich raus!"). Ich hingegen habe gelernt, das Pferd erst mal kurz in Ruhe zu lassen, wenn es eine Sache gut gemacht hat, als Belohnung. Ich lasse beim Reiten gerne die Zügel mal länger, mal kürzer, je nachdem woran ich arbeite. Das ist neuerdings total verboten: Ich darf die Zügel nur ganz lang lassen und dabei die Hände auf die Oberschenkel legen, oder Zügel super kurz, als Arbeitshaltung. Dann wird das Pferd übrigens sehr, sehr triebig (kein Wunder, der äußere Zügel ist ja zu kurz), und dann soll ich ihm "mal ordentlich eins überhauen" ... Ehrlich, ich bin frustriert. Bislang bin ich immer sehr gerne geritten, wenn auch eher intuitiv/unprofessionell, kann ja sein. Aber ich glaubte auch zu beobachten, dass die Pferde gerne mit mir zusammen arbeiten. Aber so ... So macht das keinen Spaß.
Frustrierte Grüße in die Runde
Britta
P.S.: Bei langen Texten wie diesem funktioniert die Vorschau nicht - daher wurde das Ganze so oft editiert 8)
Oh Herr, schenk mir Geduld - und zwar zackig!
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Hallo Britta,
das klingt ja wirklich frustrierend.
Eure Vorstellungen, wie die Stute geritten werden sollte, sind in manchen Punkten konträr.
Du hast den Eindruck, dass das Pferd bei so viel Einwirkung über die Zügel triebig wird. Die Besitzerin verlangt ständige Formgebung über (sogar) ziehende Zügeleinwirkung. Du hingegen lässt dem Pferd mehr Freiheit und reitest über den Sitz.
Das Knifflige ist ja leider, dass Dir das Pferd nicht gehört und die Besitzerin frei bestimmen kann.

Vielleicht dachte die Besitzerin anfangs, sie braucht Dir nur ein paar Stunden geben und dann reitest Du haargenau wie sie, die ja nun im Grunde einen Stellvertreter FÜR SICH braucht und Dich vielleicht als Ersatz für Verlorengegangenes sieht.

Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass Du bei jemand Anderem Unterricht nimmst, der Dir mehr liegt, und die Besi allenfalls zuschaut?

Wenn aber auf Dauer zwei Welten aufeinander prallen sollten, fände ich es schwierig, in dieser Konstellation weiter zu machen, weil ja jeder von seiner "Methode" überzeugt ist und das immer wieder ein Knackpunkt sein dürfte. Das wird Dich immer wieder frustrieren. Leider.

(Bei mir funktioniert die Vorschau auch bei kurzen Texten schon länger nicht mehr.)
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Britta
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Beitrag von Britta »

Vielen Dank für das kompetente Statement! Ich werde jetzt mal abwarten, was der Frühling bringt - und mich mit dem Gedanken anfreunden, dass ich mich auf lange Sicht nach Alternativen umschauen muss.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich würde auch eher anstreben Unterricht bei einem Trainer zu nehmen, der sowohl dir als auch der PB liegt. Ich habe selber auf meinem Pferd eine RB. Ich weiß, wie schwer es ist das Maul zu halten. Mein Vorteil: ich bin einfach nicht da, wenn meine RB reitet. Wenn ich die RB von meinem Sohn mal erwische bekommt sie auch immer mal wieder "Ratschläge". Aber nur sehr eingeschränkt und sie bekommt auch genau so Lob.

Ansonsten: PB darauf ansprechen. Sagen, dass du dich unwohl fühlst und dann eben darauf hinweisen, dass du ja Unterricht bei einem Trainer nehmen möchtest. Wichtig ist auch, dass ihr die gleiche Richtung habt. Was möchte sie für das Pferd, was möchtest du mit dem Pferd? Ich würde einfach mal ein klärendes Gespräch suchen.
Liebe Grüße, Sabine

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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Klingt schon recht eingefahren, die Problematik.. Den schon gegebenen Tipps schließe ich mich an.
Wenn du die Idee mit der Alternative näher in Betracht ziehst, melde dich mal bei mir. Zwischenahn ist ja nicht so weit von Oldenburg... Oder bist du in Holstein?
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
geolina
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Beitrag von geolina »

hallo,

ich weiss ja nicht, ob da ein trainer was hilft. wenn die pferdebesitzerin mit dem unterricht einverstanden ist, dann wird der unterricht wahrscheinlich nicht sein, was du willst und umgekehrt. die vorstellungen von reiten gehen da doch so weit auseinander, dass es evtl. sinniger ist sich bei ninischi zu melden.

gerade wenn einem die stute liegt und man das pferd mag, dann nimmt es einen doch sehr mit, wenn man seiner eigenen meinung nach hart/ aggressiv/ wie auch immer man das nennen will ... reiten MUSS, weil der besitzer einfach darauf besteht.

ich würde da glaube ich eher auf pferde- und besitzer(;))suche gehen, als da nun einen trainer herbeizuwünschen, der die beiden reitweisen auf wundersame weise verbinden könnte oder der besitzerin die augen öffnen kann.

alex
irgendwann wird`s schon nach reiten aussehen - irgendwann ...
xelape

Beitrag von xelape »

Hallo Britta,
wenn Du das Pferd magst, dann würde ich mir die Mühe machen mit der Besitzerin zu sprechen.
Ihr sagen dass Du von Kraftreiterei nicht viel hälst und dass Du der Meinung bist dass es auch anders geht, und sich das dann beim Reiten viel besser anfühlt.
Erkläre ihr warum Du wie reitest - und warum Du nicht gut findest was Sie beim "Unterricht" von Dir will.

Ich habe mir im Oktober auch eine RB (mein Pferd hat Sehne und ich weiss nicht ob wieder wirklich reitbar) gesucht.
Der Focus lag auf, nettes Pferd und nette Besitzerin mit gleicher Einstellung zum Pferd und zum Reiten. Das habe ich gleich im ersten Telefonat gesagt, und auch erklärt wie ich mir das vorstelle.
Erfreulicherweise waren wir uns einig und sind uns das immer noch.

Viel Glück, findet sich bestimmt ein Weg.
grisu
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Beitrag von grisu »

Versuch mit ihr zu sprechen. Allerdings würde ich nicht auf der Ebene "Ich reite pferdefreundlich und du nicht" vorgehen. Da wird sie wohl kaum mit dir übereinstimmen und das wird erfahrungsgemäß sofort emotional, zumal sie wahrscheinlich gefrustet genug ist, dass sie selbst nicht mehr aufs Pferd kann.

Da du ja RB und keine Angestellte bist, kannst du ganz klar sagen, dass dir die Reiterei so keine Freude macht. Dass du natürlich siehst, dass du nicht perfekt bist und daher gerne bei einem professionellen RL Unterricht nehmen würdest (den beide gut finden). Und dass du, wenn sie damit nicht leben kann, eben nicht mehr reitest. Das bedeutet, stell die Sache ohne Wertung ihrer Person einfach aus deiner Sicht dar.

Und ich weiß: Das ist leicht gesagt und schwer getan - vor allem wenn man das Pferd mag und die Besitzerin nicht verletzen möchte.
Wenn du keine Lust auf Stress hast, wähl die softe Variante: Keine Grundsatzdiskussion, verkrümel dich und such dir was anderes.
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

xelape hat geschrieben:Hallo Britta,
wenn Du das Pferd magst, dann würde ich mir die Mühe machen mit der Besitzerin zu sprechen.
Ihr sagen dass Du von Kraftreiterei nicht viel hälst und dass Du der Meinung bist dass es auch anders geht, und sich das dann beim Reiten viel besser anfühlt.
Naja, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Besitzerin ihr eigenes Verständnis von gutem Reiten als "Kraftreiterei" ansieht.
Julia
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Beitrag von Julia »

Ich finde grisu hat es gut auf den Punkt gebracht.

Es ist eine schwierige Situation und Du musst Dich glaube ich in erster Linie entscheiden wie wichtig Dir dieses Pferd ist. Ich denke die Chancen eine Lösung zu finden liegen wirklich 50/50.
Liebe Grüße, Julia
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

grisu hat geschrieben:. Allerdings würde ich nicht auf der Ebene "Ich reite pferdefreundlich und du nicht" vorgehen. Da wird sie wohl kaum mit dir übereinstimmen und das wird erfahrungsgemäß sofort emotional, zumal sie wahrscheinlich gefrustet genug ist, dass sie selbst nicht mehr aufs Pferd kann.
Das ist sicher für das Gespräch ein sehr wichtiger Aspekt. Die Thematik ("Mir gefällt nicht, wie ich deiner Meinung nach reiten soll") ist sehr sensibel und ganz bestimmt nicht einfach so rüberzubringen, dass sie sich nicht angegriffen fühlt..
Viel Glück!
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
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Britta
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Beitrag von Britta »

Ein Hallo in die Runde,
ich danke euch sehr für den fundierten Rat. Tatsächlich hat mich das Gesagte weiter gebracht, und ich habe jetzt Folgendes beschlossen: Erst mal bleibe ich weiter bei Pferd und Mensch, denn die beiden müssen ihren bekannten Hof (Scheidungstragödie) verlassen und ziehen vorübergehend in eine "Notlösung". Da möchte ich sie nur sehr ungerne im Stich lassen. Reiten wird dort kaum möglich sein. Dann soll das Pferd in einen "richtigen" Stall mit schöner Anlage umziehen, der erst noch gesucht werden muss. Bei dieser Gelegenheit wollte ich der Besi erklären, dass sie sich den Trainer, der dort ansässig ist, gleich mit anschaut, denn ich möchte mich - zusammen mit der Stute - weiterbilden. Wenn das dann alles nichts wird, kann ich immer noch die Flinte ins Korn schmeißen ... Letztlich war die Besi stets nett zu mir und hat immer wieder betont, sie wolle mich nicht kritisieren, sondern nur verfeinern, und das Pferd und ich wären ein Superteam. Und ich durfte umsonst reiten, das hat man auch nicht alle Tage.
(Ganz nebenbei, ist jetzt Offtopic: Und außerdem habe ich kurzentschlossen eine berufliche Weiterbildung gebucht. Das hebt bei mir zuverlässig die Stimmung und lenkt den Ehrgeiz weg von der Reiterei :-))
Ganz liebe Grüße und alles Gute auch für eure Vierbeiner,
Britta
P.S.: Nachbarschaftliche Extra-Grüße quer durchs Ammerland an Ninischi - ich wohne in Rastede!
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

*g* Nachbarschaftliche Grüße zurück!
Und: Das klingt doch nach einem guten Plan.
Weil du schreibst, dass es eine Übergangslösung ist und ihr noch auf der Suche nach einem "richtigen Stall" seid: Von Rastede aus ist es etwas zu fahren, aber ich weiß ja nicht, wo Pferd und Besitzerin ansässig sind... In Bad Zwischahn gibt es einen Aktivstall mit Reithalle und sehr gutem Dressurunterricht und der ist gar nicht so teuer, wie man meinen würde. Hätte ich die Pferde nicht zu Hause, würde ich sofort da hingehen.
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esge
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Beitrag von esge »

Ich war niemals Reitbeteiligung. Immer nur Pferdebesitzer. Darzm argumentiere ich von diesem Standpunkt aus. Das Pferd wird so geritten wie der Besitzer das will. Ende der Diskussion.
Das ist vollkommen unabhängig davon ob ich nach deiner Beschreibung vielleicht finde dass dein Weg der bessere ist.
Sollte euch das Kunststück gelingen einen externen Reitlehrer zu finden mit dem alle Beteiligten leben können wäre das natürlich gut. Viel Glück!
Loslassen hilft
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Der Plan klingt doch gut.
Noch mal ne ganz andere Denkrichtung: Man ist ja selten objektiv. Und so per Ferndiagnose kann das hier natürlich eh niemand beurteilen. Was du vom "Unterricht" der Besitzerin beschreibst, klingt erstmal etwas unschön. ABER ... Wenn du vom Westernreiten her kommst, wäre es durchaus auch denkbar, dass du tatsächlich mit "Fahrleinen" reitest und das Pferd auseinandergefallen daherlatscht, auch wenn du das gar nicht so empfindest. Hast du dich mal mit dem Pferd filmen lassen?

Ich habe da mal einen totalen AHA-Moment gehabt, als ich vor langer Zeit (damals auch aus der Westernecke kommend) mit dem "englisch" (wie man so schön sagte) gerittenen Pferd einer Bekannten spontan bei einer Quadrille mitgemacht habe und das Gefühl hatte, ich hätte den die ganze Zeit mega eng und kurz im Hals gehabt - später auf dem Video sah ich dann ein Kamel mit in den Himmel gereckter Nase und Schlabberzügeln meinerseits und konnte überhaupt nicht fassen, wie das mit meiner Wahrnehmung zusammenpassen sollte.

Vielleicht gibt´s ja wirklich einen güldenen Mittelweg und ihr findet einen Trainer, der dir den vermittelt.
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