Unaufmerksames Pferd

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Wolke

Unaufmerksames Pferd

Beitrag von Wolke »

Ich muss mir mal Sorgen von der Leber schreiben. Vielleicht hat ja jemand einen guten Rat.

Ich habe mit meiner fünfjährigen Stute das Problem, dass sie sich im Gelände oft überhaupt nicht entspannen kann. Das ist vor allem blöd, weil wir keinen Reitplatz haben und ich daher eigentlich darauf angewiesen bin, dass ich mit ihr im Gelände gymnastizierend arbeiten kann. Im Moment ist aber an guten Tagen maximal entspannter Schritt am hingegebenen Zügel möglich. Ich kann dann auch die Zügel aufnehmen, den Rahmen verkürzen und erweitern, aber sobald ich antrabe, versteift sie sich: Kopf hoch, Blick und Ohren starr nach vorne, als gäbe es in der Richtung, in die wir reiten, etwas zu sehen, das unbedingt beobachtet werden müsste, stellen und biegen fast unmöglich.

An schlechten Tagen ist sie auch im Schritt ständig nur am Rumgucken und dreht dabei ständig den Kopf nach rechts und links. Dabei ist sie eigentlich nicht schreckhaft. Es ist also nicht so, dass sie sich bestimmte angsterregende Dinge anschauen würde, sondern sie scannt regelrecht die Gegend ab. Ich korrigiere sie, indem ich sie jeweils in die andere Richtung stelle, aber es ist saumühsam, dann guckt sie sich einfach auf der anderen Seite fest.

Will ich sie mit Arbeit, z.b. Übergängen, Schenkelweichen, Schulterherein beschäftigen und auf mich konzentrieren, nutzt sie auch da jede kleinste Gelegenheit, sich um ihre Umwelt zu kümmern und regt sich oft erst recht auf, dass ich sie nicht gucken lassen will. Gucken lassen macht die Situation aber auch nicht besser. Sie hört nicht auf damit.

Sie kennt auch das Kopfsenken auf Kommando. Das macht sie zwar in jeder Situation, aber es beruhigt sie nicht. Und auch wenn ich sie mehrere Minuten mit tiefem Kopf stehen lasse, machts darauf Schwupp und der Kopf ist wieder oben, die Aufmerksamkeit überall nur nicht bei mir. Das Spiel kann man endlos treiben.

Sie ist ein temperamentvoller Freiberger und kann sehr sensibel reagieren, wenn ihr aber etwas nicht in den Kram passt, geht sie volle Pulle dagegen und steigert sich oft in etwas rein. Das macht die Korrektur oft ziemlich anspruchsvoll.

Ich weiss langsam wirklich nicht mehr, was ich noch machen soll. Mein Pferd lebt in einer harmonischen Offenstallgruppe (5 Pferde, sie ist die zweitunterste in der Rangordnung), sie kennt mittlerweile das Gelände und wir sind auch viel spazierengegangen. Sie bekommt gerade mal ein paar Körner Kraftfutter, wenn die anderen Pferde ihres kriegen, ansonsten lebt sie von Mineralfutter, Heu und Gras. Der Sattel wurde angepasst und der Rücken ist an und für sich auch OK, wenn das so weitergeht, ist es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis wir da Probleme bekommen und das bereitet mir ziemlich Sorgen.
Zuletzt geändert von Wolke am So, 20. Dez 2015 18:06, insgesamt 1-mal geändert.
Senselessme
User
Beiträge: 759
Registriert: So, 19. Okt 2014 15:49
Wohnort: Osnabrück

Beitrag von Senselessme »

Macht sie das nur, wenn du reitest oder auch beim Spazierengehen? Ich hatte mal eine Stute, die hat ähnliches verhalten gezeigt, aber nur wenn ich drauf saß... Ich bin also abgestiegen und hab sie ne Weile geführt und wir konnten das so "ausschleichen". Woran es bei ihr gelegen hat, hab ich allerdings nie rausgefunden...
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Mein Hengst ist auch ziemlich angespannt und "scannt" so die Gegend, wie du beschreibst, wenn ich allein mit ihm rausgehe (was selten vorkommt). Er ist nicht guckig oder schreckhaft, nur eben stark umweltfixiert. Wenn sein bester Kumpel dabei ist, ist er viel relaxter und nicht so auf die Umgebung konzentriert. Ist ja vielleicht auch ganz natürlich, dass sie innerlich angespannter sind und mehr auf Säbelzahntiger achten müssen, wenn nicht noch andere dabei sind, die mit aufpassen können. Oder ist deine Stute beim Ausreiten mit anderen nicht anders?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Hallo Wolke,
deine Stute ist erst 5 Jahr alt. Somit ist ein Verhalten, welches von Unsicherheit geprägt ist- so entnehme ich es deiner Beschreibung- nichts Ungewöhnliches.
Spazieren führen ist sicher ein richtiger Schritt, als Handpferd Erfahrung mit Gelände sammeln lassen, ebenso vielleicht erst mal eine längere Zeit nur in Begleitung eines bereits routinierten, älteren Pferdes rausgehen.

Die zunehmende Routine und sich einstellende Sicherheit und vor allem die Zeit wird es richten.
Ungeduld und ein genervter Reiter ( nachvollziehbar, aber nicht hilfreich :wink: ) und ein ständiges Herumdiskutieren, sind weder sinnvoll, noch Ziel-führend. Schnell stellen sich Gewohnheitsmuster ein, die den unguten Zustand eher verfestigen, denn auflösen.
Sie ist angespannt, deshalb bist du angespannt, deshalb ist sie angespannter, deshalb bist du angespannter usw.usw.usw.

Die Anforderung zurücknehmen und so niedrig halten, dass sie sie gut erfüllen kann.
Mehr Geduld und - egal, wie andere Pferde sich in diesem Alter bisher dir gegenüber gezeigt haben- individuelles Eingehen auf das, was sie bereits schafft.
Kommt Zeit, kommt reit....
Gruß S&P
Wolke

Beitrag von Wolke »

Senselessme hat geschrieben:Macht sie das nur, wenn du reitest oder auch beim Spazierengehen?
Beim Spazierengehen kann es auch vorkommen, es ist aber schon vor allem ein Reitproblem. Und wenn sie beim Reiten schon mal in dem Modus drin ist, hilft Absteigen auch nicht mehr wirklich, das habe ich schon mehrfach ausprobiert.
Rapunzel hat geschrieben:Ist ja vielleicht auch ganz natürlich, dass sie innerlich angespannter sind und mehr auf Säbelzahntiger achten müssen, wenn nicht noch andere dabei sind, die mit aufpassen können. Oder ist deine Stute beim Ausreiten mit anderen nicht anders?
Nein, mit anderen braucht sie nicht zu gucken. Sie klebt halt auch etwas an der Herde, von daher ist das Verhalten sicher natürlich und irgendwo nachvollziehbar. Mir tut das ja selber im Herzen weh, wenn ich sie so gestresst sehe. Nur kann es kein Dauerzustand bleiben, dass sie meint, für sich schauen zu müssen. Irgendwie müssen wir auch den Schritt schaffen, dass sie merkt, dass ich das für uns beide mache.
saltandpepper hat geschrieben: Die Anforderung zurücknehmen und so niedrig halten, dass sie sie gut erfüllen kann.
Mehr Geduld und - egal, wie andere Pferde sich in diesem Alter bisher dir gegenüber gezeigt haben- individuelles Eingehen auf das, was sie bereits schafft.
Kommt Zeit, kommt reit....
Vielen Dank für deinen Beitrag, jetzt wo dus sagst denke ich, da liegt wirklich das Problem. Ja, ich denke ich muss wieder ein paar Schritte zurückgehen. Heute haben wir mal wieder Bodenarbeit auf dem Auslauf gemacht, d.h. in gewohnter Umgebung mit der Herde nebendran, und das hat auch mein Bild vom Charakter meines Pferdes wieder etwas zurechtgerückt. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich mich nicht in verfahrene Situationen manövriere, indem ich scheinbar Selbstverständliches fordere, das für sie noch anspruchsvoll ist. Dass ich kaum Erfahrungen mit Pferden in dem Alter habe, erleichtert die Sache natürlich nicht unbedingt. Ich merke zwar meist, wo sie unsicher wird, aber ich reite dann einfach darüber hinweg und überfordere sie wohl damit. Wir haben auch eine RL, die mit uns ins Gelände kommt, aber die ist halt nur 1x die Woche dabei und es ist fürs Pferd auch was anderes, ob noch ein Fussgänger mitläuft, oder ob sie ganz alleine ist.
Benutzeravatar
Cappuccino
User
Beiträge: 136
Registriert: Do, 03. Apr 2008 11:18
Wohnort: Windeck

Beitrag von Cappuccino »

Ich hatte mit meinem Pferd genau das gleiche Problem. Es hat sich im Laufe der Zeit von ganz allein erledigt. Ich weiß auch nicht genau, wann es aufgehört hat, aber der Weg zum entspannten Ausreiten war u.a.:

- ständig wechselnde Wege
- immer abwechselnde Tempi, also nicht die berühmte Galoppstrecke immer wieder
- nicht nur Runden reiten, sondern bewusst Hin- und Zurückstrecken einbauen, gern auch als "Irrtum, Sackgasse" deklarieren, so dass das Pferd nicht auf den Gedanken kommt, jetzt endlich "rasen" wir wieder nach Hause.
- zwischendurch absteigen und grasen lassen, oder eine Strecke führen, dabei ein bisschen Bodenarbeit.
- sich verabreden mit Leuten: Wir reiten allein zu einem benachbarten Stall, machen dort Pause (lecker Heu oder Wiese) und reiten mit anderen Leuten wieder zurück.

Irgendwann ging es plötzlich! Ich konnte auf einmal problemlos vom Hof wegreiten, sowohl durch die gemeingefährliche Dorfstraße als auch den Steilhang runter ins Tal.

Die Ursache für sein Verhalten war neben seiner grundsätzlichen Unsicherheit, seiner aufzuchtbedingten fehlenden Geländererfahrung mein Stresspegel (hier hat er sich immer aufgeregt, das wird er auch heute tun....) und blödem Gelände, in dem keine Variationen möglich waren. Entweder konnte man den einen Weg reiten, oder den anderen. Und wehe, wenn sich auf diesen Wegen irgendwas verändert hat....

Bleib dran! Ihr schafft das! Ich hätte vor vier Jahren niemals geglaubt, dass ich mal 15 km reite, unterwegs nette Bekannte treffe, das Pferd bei einer Kneipe an der Laterne vor einem großen Heuhaufen anbinde, mit denen gemütlich ein Bier trinke und nach einer Stunde die 15 km wieder zurückreite.... :lol:

Viel Erfolg!
Wolke

Beitrag von Wolke »

Cappuccino hat geschrieben: Bleib dran! Ihr schafft das! Ich hätte vor vier Jahren niemals geglaubt, dass ich mal 15 km reite, unterwegs nette Bekannte treffe, das Pferd bei einer Kneipe an der Laterne vor einem großen Heuhaufen anbinde, mit denen gemütlich ein Bier trinke und nach einer Stunde die 15 km wieder zurückreite.... :lol:

Viel Erfolg!
Danke Cappuccino! Im Moment hilft mir vor allem die Gewissheit, dass auch mit meinen RB-Pferden früher das erste Jahr meist nicht all zu rosig aussah. Aber aus dem Schlimmsten ist nach etwa drei Jahren Arbeit ein supertolles Pferd geworden, das ich noch heute vermisse und an dem ich insgeheim auch immer noch alle anderen Pferde messe ...

Bist du denn auf deinen Ausritten auf das Problem eingegangen oder hast du dich nicht all zu sehr darum gekümmert?
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Ich habe auch keine Erfahrung mit jungen Pferden, habe jetzt mein erstes. Auch wir können nur ins Gelände mangels Halle oder Platz. Mit Kurt habe ich so angefangen, daß wir anfangs viel Spazierengegangen sind, immer in Begleitung seines Stallkumpels Amor (mein Senior-Hafi). Nach einem halben Jahr habe ich Kurti dann als Handpferd mit ins Gelände genommen. Auch auf Kursen, bei denen ich Amor geritten bin, war er dabei. Ebenfalls später beim Anreiten (zunächst auf einer Wiese, dann im Gelände) war Amor anfangs immer mit von der Partie.

Alleine ins Gelände ist mit Kurt daher kein Problem, wobei ich beim ersten Ausritt mit ihm alleine schon auf irgendwas gefaßt war - aber: alles gut.

Vielleicht könntest Du diese Ausbildungsschritte nochmals wiederholen und gibst Deinem Pferdchen insoweit nochmals ein halbes Jahr.

Das klappt dann sicherlich prima! :wink: :D

Ansonsten kann ich mich s&p anschließen:
egal, wie andere Pferde sich in diesem Alter bisher dir gegenüber gezeigt haben
Das ist für mich persönlich nämlich so ein großer Knackpunkt. Mangels guter Trainingsmöglichkeiten und meinem teilweise doch etwas talentfreiem Gereit gucke ich anderen gleichaltrigen Pferden oft traurig hinterher, wenn ich sehe, wo die schon ausbildungsmäßig sind, und bin dann leider viel zu oft zu selbstkritisch. Insoweit muß ich zumindest nicht nur meine Erwartungen gegenüber dem Pferd runterschrauben, sondern vor allem auch mir selbst gegenüber.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Wenn es erlaubt ist ...
ich persönlich bin kein Freund von "drüber reiten" und auch nicht davon, das Pferd "auszutricksen". Für mich ist das keine Frage von Dominanz, sondern davon, das Pferd entsprechend zu schulen.
Und zwar so, dass es das Stress-frei - und damit leicht- lernt - und sich eben nicht nur "in sein Schicksal findet".

Das mag erst mal länger dauern, aber im Endergebnis erhält man ein Pferd, das sich seiner sicher ist und damit souverän !
Diese Pferde werden echte Verlasspferde, denn sie benötigen später niemanden mehr, der sie führt, sondern sind selbst wer.

Die Rittigkeit, kommt aus der Ausbildung, die Selbstsicherheit kann man nur per Förderung, nicht aber über autoritär erreichen.

Natürlich gibt es "Mischformen", da kann man dann durchaus mal sagen :
"Jetzt pass mal hier bei mir auf und geh mal ordentlich weiter!" ,
aber bei einem Jungpferd, ist für mich diese Unsicherheit schlicht ein Zeichen von Überforderung.

Einen Hysteriker zu dominieren, halte ich sogar für gefährlich, denn sie funktionieren nur so lange, wie der Dominierende ( Reiter) stark ist und in Momenten der Schwäche hat man gar nichts mehr !

Mit Achtsamkeit und Respekt das Pferd allmählich dahingehend zu fördern, dass es die eigenen Grenzen überschreiten kann, hingegen, schafft ein tiefes, von Vertrauen geprägtes Verhältnis, das die Schwäche des anderen trägt.
Ulrike
User
Beiträge: 2573
Registriert: Di, 14. Jan 2014 13:38
Wohnort: bei Lüneburg

Beitrag von Ulrike »

Guten Morgen, Wolke!


Ein heisser Tipp, ist, "erfühle DEIN Pferd"

Wenn Du es insgeheim noch mit dem RB-Pferd vergleichst, dann bist auch Du nicht bei Deinem Pferd. Dies merkt das Tier sofort.
Vor einiger Zeit hatte ich das Problem auch mit einem Reiter erarbeitet, es war ein Rhythmusproblem, er hatte immer den Gangrhythmus seines alten Pferdes im Gefühl, das neue hatte aber einen anderen Rhythmus.

also, reite, fühle und mach es, wie s&p in ihrem letzten Satz sagt: Achtsamkeit und Respekt.

LG Ulrike
Rusty072009
User
Beiträge: 136
Registriert: Mi, 03. Jun 2015 10:30
Wohnort: Neuwied

Beitrag von Rusty072009 »

Unser Wallach war als Jungpferd ähnlich ängstlich, dazu extrem schreckhaft, selbst an der Hand. Der ging draußen stellenweise keinen Meter Schritt, nur angespannt und keine Möglichkeit ihn zum zuhören zu bewegen. Ich habe damals lang überlegt ob und wie wir aus ihm jemals ein Fahrpferd machen sollen oder ob das Risiko einfach zu groß ist. Heute hat er bereits ca 1000km gebisslos vor der Kutsche zurück gelegt und bringt uns sicher durch jede noch so schwierige Situation. Mit viel Zeit und Geduld kann man aus jedem Pferd ein Verlasspferd machen, lass den Kopf nicht hängen, dein Pferd ist noch so jung!
Ich habe wie folgt gearbeitet:
Anfangs eine bekannte Strecke wählen, lange Zeit immer die gleiche. Hier zuerst am Kappzaum zu Fuß arbeiten, vorwärts abwärts lösen durch Signal am Kappzaum/ Gerte in Schenkellage in jeder Situation installieren. Immer erst im Stand, dann Schritt, dann Trab. Auch und besonders in sehr schwierigen Situationen wie zB Kuhweide, galoppierende Eselherde, an stark befahrener Straße oder neben der ICE Strecke. Parallel dazu auf absolut unkomplizierten Streckenabschnitten das gleiche von oben abgefragt. Anfangs habe ich dafür mit Markerwort+ Leckerchen gearbeitet.
Weiter habe ich die bekannte Strecke Stück für Stück verlängert, aber immer nur aus einer verhältnismäßig entspannten Situation heraus. Alles vom leichten zum schweren und sofort einen Schritt zurück wenn er zu viel Stress bekam: zurück auf bekannte Wege, zurück in Schritt oder Stand, zurück an den Boden/ vors Pferd. Das praktizier ich bis heute noch so wenn er mal wieder in den Fluchtmodus fällt.
Was uns erheblich geholfen hat war die Erarbeitung von Schultervor/ Schulterherein vorm Wagen. Dadurch habe ich die Möglichkeit ihm auch auf der geraden Strecke zu Biegen und ihn dadurch ohne Handeinsatz zur Dehnung zu motivieren. Das klappt wirklich super, heute sogar auf gänzlich unbekannten Strecken auch direkt im Trab.

Wichtig ist dass du dir sicher bist wie euer Weg aussieht. Sicher welche Ausbildungsschritte ihr geht und wie du mit Konfliktsituationen umgehen kannst. Nur wenn du genau weißt was zu tun ist wirst du ein unsicheres Pferd führen können.

Wünsche dir viel Erfolg!

Gruß
esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

Wir haben hier gerade die Erfahrung gemacht dass manche Pferde eben NICHT viel Abwechslung, ständig wechselnde Wege und aufgaben brauchen. Sondern das genaue Gegenteil: Routine, Routine, Routine.
Ein junger Wallach bei uns brauchte über ein halbes jahr lang nur die immer gleichen Ausreitstrecken, vor allem wenn er allein gehen musste. In sicherer Begleitung wurde dann ganz allmählich neue Strecke hinzugefüfgt. Aber immer nur in kleinen Häppchen. Wurde es zu viel auf einmal, begann er mit Kopf schlagen, danach folgte irgendwann ein Scheuen.
Er ist ein verbeamteter Hausmeister: Muss immer alles kontrollieren und möchte bitte jeden Tag seine Stifte auf dem Schreibtisch genauso wieder vorfinden wie er sie tags zuvor akkurat ausgerichtet liegen gelassen hat. Dann ist die Welt in Ordnung.

Muss nicht so sein, dass das auf dein Pferd zutrifft, aber vielleicht ist es auch noch ein weiterer Denkansatz.
Loslassen hilft
Benutzeravatar
Cappuccino
User
Beiträge: 136
Registriert: Do, 03. Apr 2008 11:18
Wohnort: Windeck

Beitrag von Cappuccino »

Es kommt wohl immer auf das Pferd an.

Meiner hörte bei immer den gleichen Wegen einfach nicht auf, ständig quasi "den Fehler zu suchen". Und er fand immer jede Menge Fehler: Jede kleinste Veränderung an dem Weg, sei es unterschiedliches Licht, mal Sonnenflecken oder Schatten, eine Tonne, die da gestern noch nicht war, ein fehlender Heuballen, der gestern noch da war, ein frisch gestrichenes Schild, egal, was anders war als beim letzten Mal, hat Todesangst erzeugt....

Cappuccino ist eben auch ein Bürowallach der allergründlichsten Sorte.

Seine Ängste sind zunehmend verschwunden, als wir umgezogen sind und ganz neues Gelände erkundet haben. Aufgaben wie klettern, übelste Wurzelwege bergauf und bergab, quer durch den Wald etc. aber auch mal 30km-Ritte mit schönen Pausen dazwischen.

Mit wachsender Trittsicherheit und auch Kondition ist wohl auch sein Selbstbewusstsein gestiegen
grisu
User
Beiträge: 747
Registriert: Di, 12. Jun 2007 12:02
Wohnort: S-H

Beitrag von grisu »

Wie sind denn eigentlich die Eckdaten?
1. Was bedeutet für dich, ausreiten? Eine Stunde ins Gelände bummeln mit ein bisschen Trab und mal ein Galopp oder ein bisschen anstrengender? Dann wäre die Frage: Benimmt sie sich nach einer Stunde mit ein wenig mehr Auslastung immer noch so?
2. Wie ist ihr Ausbildungsniveau und wie durchlässig ist sie? Läuft sie auf dem Platz ganz wunderbar und ist nur im Gelände so?
3. Wie weit bist du reiterlich?
Wenn du sie auch auf dem Platz nicht an den Hilfen hast, wird es im Gelände schätzungsweise nicht einfacher. Vielleicht ist dein Pferd auch nicht überfordert, sondern unterfordert und nimmt einfach mal die ganze Sache in die Hand ... Du schreibst ja, dass sie nicht ängstlich ist, sondern die Umgebung schlicht spannender findet als deine Hilfen. Für mich hört sich das nicht nach einem verunsicherten, sondern nach einem starken Pferd an, das gerade immer stärker wird.
Ich würde nicht weiter rumprobieren, sondern in die Rittigkeit und den Schenkelgehorsam investieren. Wenn ihr keinen Reitplatz habt, ist das natürlich schwierig.
Lilith79
User
Beiträge: 848
Registriert: So, 06. Dez 2009 18:30
Wohnort: bei Pforzheim

Beitrag von Lilith79 »

Bei meiner war auch Routine der Schlüssel zum Erfolg, nicht Abwechslung. Sie war zwar kein Jungpferd, aber ein ehemaliges Schulpony und sie kannte es gar nicht alleine ins Gelände zu gehen. Sie war dann auch immer in Habacht-Stellung, im Schritt ging's noch, aber im Trab wollte sie auch immer die Umgebung im Blick haben, möglichst langsam traben, dabei ständig Kopf oben. Ich bin alleine zuerst nur die bekannte "Waldrunde" gegangen und mit Zeit und Routine konnten wir da auch mal zum "arbeiten kommen". Wobei ich es ohne Platz trotzdem extrem schwierig finde vernünftig mit einem Pferd zu arbeiten. Ich möchte meine neu hinzugewonnene Reithalle wirklich nicht mehr missen...grad im Winter kommt man halt ganz anders voran.
Antworten