Freiberger - Eignung klassische Dressur

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Laski24
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Freiberger - Eignung klassische Dressur

Beitrag von Laski24 »

Hallo zusammen,

Da ich leider vor einiger Zeit meinen Isi habe einschläfern lassen müssen, setze ich mich im Moment mit der Überlegung auseinander ein Jungpferd zu kaufen. Da ich mit einem Kräftigen Pferd mittlerer Größe liebäugle habe ich jetzt den Freiberger und den Frederiksborger als favorisierte Rasse rausgesucht.

Meine Überlegung ist jetzt in wieweit ein Freiberger da zu meinen Vorstellungen passt.
Ich möchte mit dem Pferd gerne die klassische Arbeit an der Hanf und unter dem Sattel fortführen.
Da Freiberger aber sehr gerade gestellte Hinterhand haben Frage ich mich jetzt ob sie sich damit wohl sehr schwer tun. Motivation und Willen völlig außen vor.

Ich hab mir bei YouTube die Videos von Esposito angeschaut, die gefallen mir ganz gut. Aber ich überlege eben langfristig.

Für Meinungen bin ich sehr dankbar.

Liebe Grüße Sonja
xelape

Beitrag von xelape »

Ich glaube ein Freiberger eignet sich ganz gut. Wichtig ist eben dass du dir einen aussucht, der viele Reitpferdepoints hat - und nicht nur auf Zug- und als
Kutschpferd gezogen ist.

Viel Glück bei der Suche.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Es gibt verschiedene Typen beim Freiberger: vereinfacht gesagt, der Kaltblut- und der Warmblut-Typ. Der eher einem Kaltblut ähnelnden Typ, man spricht oft auch vom "Originalen" Freiberger, ist oft eher schwerer gebaut, breit, gutmütig, eher ruhig vom Charakter. Kann bei entsprechend unsensibler Führung recht "büffelig" sein. Dieser Typ hat oft - halt wie viele eher schwerere Typen - Mühe mit dem Galopp und trotz grosser Leistungsbereitschaft, eher wenig spritzigkeit (Gefahr für Triebigkeit, bei schlechtem Sitz und falschem Treiben). Dafür Nervenstärke und meist einen goldigen, geduldigen Charakter.

Dann der leichter gebaute Typ, der "sportliche" Freiberger, ist mehr auf Reitpferde-eigenschaften gezüchtet. Kann besser galoppieren, ist etwas spritziger, kann auch ein paar Sprünge nehmen, alles in allem ein guter Allrounder, der aber eher weniger Spitzenleistung in einer Disziplin zeigen können wird. Hat aber eher auch die TEndenz zum übersensiblen und hektischen, reagiert schlecht auf Druck.

Und dann gibt es halt die ganzen Mischformen zwischen den beiden Typen, wo das Pferd von beiden Typen gewisse Eigenschaften hat. Das macht es schwierig z.B. als Fohlen zu sehen, ob das Pferd dann gut galoppiert oder eher schwerfällig ist. Oder ob es zwar einen eher schwereren Körperbau hat, aber den etwas sensiblen, hektischen Charakter vom sporttyp (schwierige Mischung) etc.

Ich mag Freiberger sehr. Aber man muss einfach wissen, dass sie auch gewisse Grenzen haben, mit denen man sehr sensibel umgehen muss. Ich habe diverse Kunden mit Freibergern. Ursprünglich gekauft, um ein guter Allrounder zu sein, oft das erste Jungpferd dieser Reiterinnen. Problematisch wird es dann, wenn der Ehrgeiz des Reiters das Vermögen des Pferdes überholt. Freiberger brauchen einen ganz langsamen, schrittweisen Aufbau und müssen gewisse Dinge länger lernen als andere. D.h. man kann die halt nicht gleich, wie einen WArmblüter erst mal "locker galoppieren" beim aufwärmen, dann ist die Puste raus. Bei vielen (nicht allen) Freibergern braucht es erst mal 2 Jahre Ausbildung bis sie anständig 3 Runden am Stück galoppieren können. Das darf den Reiter auch nicht frusten! Das heisst, die Auswahl an Ausbildern ist z.T. auch eingeschränkt, wenn sie sich nicht auf den Pferdetyp einstellen können.

Ich würde dir empfehlen, einige Freiberger kennen zu lernen und ev. sogar zu reiten. Das selbe auch mit den Frederiksborgern. Die zwei sind total unterschiedliche Pferdetypen. Der Freiberger verzeiht im Grossen und Ganzen sicher mehr Fehler und ist geduldiger als der Frederiksborger. Beim Frederiksborger musst du aber auch sehr gut auf Charakter und GEbäude schauen, da gibt es ganz schwierige Pferde. Dafür tut sich ein guter Frederiksborger sicher leichter mit der Dressurarbeit als ein guter Freiberger. Es kommt also auch ein bisschen darauf an, wo du als Reiterin stehst und wohin du möchtest.
Liebe Grüesslis, Jen
***
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KZimmer
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Beitrag von KZimmer »

Ich habe einen Freiberger im Kaltbluttyp, der ein suuuper zuverlässiges Pferd im Gelände ist, aber auf dem Reitplatz die Motivation einer Pellkartoffel hat.
Wäre Dressur mein (Haupt)ziel, würde ich an ihm sicher verzweifeln.
Fluli
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Beitrag von Fluli »

Hallo :)
Meine Stute ist ein Freiberger-Mix und auch sie tat sich anfangs vor allem mit dem Galopp etwas schwer, was aber mittlerweile wirklich gar kein Problem mehr ist.
Anfangs habe ich auch genau aus diesem Grund viel am Boden mit ihr gearbeitet (damals aber hauptsächlich noch in Richtung Natural-Horsemanship - momentan versuchen wir uns auch an der klassischen Handarbeit und bisher klappt es super).
Meiner Meinung nach ist es bei Freibergern (und auch eigentlich generell) ganz ganz wichtig, langsam zu machen bzw. die Trainingsgeschwindigkeit an das jeweilige Pferd anzupassen, da viele Pferde sonst dazu neigen, mit Sturheit und Abwehrreaktionen zu kontern.
Für den Menschen heißt das auch: Niemals den Gegendruck des Pferdes mit noch mehr Druck beantworten, ansonsten wird man niemals feine Reaktionen erhalten.

Fluli
Martina
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Beitrag von Martina »

Ich habe auch einen Freiberger (mit wenig Fremdblut aber nicht ganz so der schwere KB Typ) und ich unterschreibe voll bei Jen und KZimmer.
Unisono
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Beitrag von Unisono »

Mit unterschreibe!!!!
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Eine Tainerkollegin von mir hat einen Freiberger und ist sehr zufriedem mit ihm als Klassik-Dressurpferd. Auf ihrer Homepagefinden sich auch umfangreiche Berichte und Bilder zu seiner Ausbildung. Ist aber sicher eher als Warmbluttyp zu bezeichnen, nicht als kaltblütiger Typ.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ist denn die Auswahl schon fest auf den Freiberger eingegrenzt? Sonst gibt es ja noch ein paar Rassen mit den passenden Möglichkeiten - und irgendwo auch schon ein Thema dazu. :)
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Jen hat geschrieben:Es gibt verschiedene Typen beim Freiberger: vereinfacht gesagt, der Kaltblut- und der Warmblut-Typ. Der eher einem Kaltblut ähnelnden Typ, man spricht oft auch vom "Originalen" Freiberger, ist oft eher schwerer gebaut, breit, gutmütig, eher ruhig vom Charakter. Kann bei entsprechend unsensibler Führung recht "büffelig" sein. Dieser Typ hat oft - halt wie viele eher schwerere Typen - Mühe mit dem Galopp und trotz grosser Leistungsbereitschaft, eher wenig spritzigkeit (Gefahr für Triebigkeit, bei schlechtem Sitz und falschem Treiben). Dafür Nervenstärke und meist einen goldigen, geduldigen Charakter.

Dann der leichter gebaute Typ, der "sportliche" Freiberger, ist mehr auf Reitpferde-eigenschaften gezüchtet. Kann besser galoppieren, ist etwas spritziger, kann auch ein paar Sprünge nehmen, alles in allem ein guter Allrounder, der aber eher weniger Spitzenleistung in einer Disziplin zeigen können wird. Hat aber eher auch die TEndenz zum übersensiblen und hektischen, reagiert schlecht auf Druck.

Und dann gibt es halt die ganzen Mischformen zwischen den beiden Typen, wo das Pferd von beiden Typen gewisse Eigenschaften hat. Das macht es schwierig z.B. als Fohlen zu sehen, ob das Pferd dann gut galoppiert oder eher schwerfällig ist. Oder ob es zwar einen eher schwereren Körperbau hat, aber den etwas sensiblen, hektischen Charakter vom sporttyp (schwierige Mischung) etc.

Ich mag Freiberger sehr. Aber man muss einfach wissen, dass sie auch gewisse Grenzen haben, mit denen man sehr sensibel umgehen muss. Ich habe diverse Kunden mit Freibergern. Ursprünglich gekauft, um ein guter Allrounder zu sein, oft das erste Jungpferd dieser Reiterinnen. Problematisch wird es dann, wenn der Ehrgeiz des Reiters das Vermögen des Pferdes überholt. Freiberger brauchen einen ganz langsamen, schrittweisen Aufbau und müssen gewisse Dinge länger lernen als andere. D.h. man kann die halt nicht gleich, wie einen WArmblüter erst mal "locker galoppieren" beim aufwärmen, dann ist die Puste raus. Bei vielen (nicht allen) Freibergern braucht es erst mal 2 Jahre Ausbildung bis sie anständig 3 Runden am Stück galoppieren können. Das darf den Reiter auch nicht frusten! Das heisst, die Auswahl an Ausbildern ist z.T. auch eingeschränkt, wenn sie sich nicht auf den Pferdetyp einstellen können.

Ich würde dir empfehlen, einige Freiberger kennen zu lernen und ev. sogar zu reiten. Das selbe auch mit den Frederiksborgern. Die zwei sind total unterschiedliche Pferdetypen. Der Freiberger verzeiht im Grossen und Ganzen sicher mehr Fehler und ist geduldiger als der Frederiksborger. Beim Frederiksborger musst du aber auch sehr gut auf Charakter und GEbäude schauen, da gibt es ganz schwierige Pferde. Dafür tut sich ein guter Frederiksborger sicher leichter mit der Dressurarbeit als ein guter Freiberger. Es kommt also auch ein bisschen darauf an, wo du als Reiterin stehst und wohin du möchtest.
Danke Jen ! Das unterschreib ich Satz für Satz !
Laski24
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Beitrag von Laski24 »

Hallo zusammen,

Vielen lieben Dank schonmal für die ganzen tollen Antworten. Ich favorisiere eine Freiberger im Warmbluttyp.

Andere Rassen kommen natürlich auch in Frage. Nur sind der Freiberger un der Frederiksborger bisher meine Favoriten.

Ich suche ein mittelgroßes (um die 1,60m) Pferd mit ordentlichen Fundament, kein Kaltblut, sondern ein Pferd mit ordentlichen Beinen (keine Spinnenbeine) und mit guter Eignung für die höheren Aufgaben der Dressur.

Ich hoffe ihr versteht was ich meine.

Liebe Grüße Sonja
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Jen
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Beitrag von Jen »

Grundsätzlich ist ein Freiberger kein Pferd für die höhere Dressur. Das heisst nicht, dass bei entsprechender Förderung bestimmte Exemplare nicht trotzdem soweit ausgebildet werden können. Aber das braucht meist einiges mehr Arbeit als bei einem prädestinierten Pferd. Das muss man einfach wissen und bereit sein, diese Geduld zu investieren. Dann hat man ein tolles Pferd, das meist sehr klar im Kopf ist. Wenn man so ein bisschen von allem was, aber nix spezialisiertes will, ist der Freiberger eine gute Wahl. Wenn du dich auf Dressur spezialisieren willst und da vielleicht auch noch nicht so viel Erfahrung mitbringst, gibt es geeignetere Pferderassen. Ich habe es schon zu oft erlebt, dass die Reiter die langfristige Geduld nicht haben und gefrustet sind, dass sie mit ihrem 6-7jährigen kaum eine Runde Galopp hinkriegen, während andere Pferde halt schon mit vier ohne grosse Ausbildung einfach galoppieren können. Das ist nur ein Beispiel, aber kommt halt sehr oft vor!

Du musst dir folgendes überlegen: für höhere Aufgaben der Dressur braucht das Pferd eine hohes Mass an Agilität. D.h. Kraft, Beweglichkeit, Energie, Wendigkeit und Ausdauer. Je schwerer ein Pferdetyp ist, desto eher hast du ein Problem mit der Agilität. Die sind halt für was anderes gezüchtet: Lasten ziehen und tragen. Aber keine wendigen Manöver ausführen.
Liebe Grüesslis, Jen
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Beitrag von Laski24 »

Ok, damit hast du Recht.

Habt ihr denn noch andere Pferderassen im Kopf die passen könnten? Im Endeffekt kommt es eh auf das einzelne Tier an.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ich wollte den Thread hier nicht spammen, habe dir grade schon ein paar Gedanken per PN geschrieben.

Die Punkte "Esprit" und Beweglichkeit etc. waren auch meine Kriterien. Ich habe ja das ferne Ziel feine Dressur auch unter dem Damensattel, und womöglich Richtung WE. Größe war für mich auch um 1,55 m wichtig, bin nicht riesig, und kein Brecher, aber auch nicht elfengleich. Dazu sollte es dann einigermaßen auch optisch passen, grade hinsichtlich Damensattel.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Berber (gibt auch solche mit Tölt)
PRE
Ev. Lusitano (gibt ruhigere, sind generell aber eher heisse Pferde, workaholics)
Warmblut (gibt's x verschiedene Typen vom kleinen zum grossen, vom schmalen zum breiten, vom leichten zum schweren, vom ruhigem zum hektischen etc)
Deutsches Reitpony
Ev sportlichen Welsh D

Andere Frage: wie erfahren bist du als Reiterin? Wie bist du vom Gemüt? Magst du heisse Öfen oder eher ruhigere Pferde? Das spielt auch eine grosse Rolle.
Liebe Grüesslis, Jen
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