Leitsaetze : Das Genick ist der Schluessel...

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saltandpepper

Leitsaetze : Das Genick ist der Schluessel...

Beitrag von saltandpepper »

Immer wieder passiert es mir, dass ich beim Reiten ein Erlebnis / Gefühl habe, in dem mir spontan ein Leitsatz der Reiterei einfällt und ich denke : " Aha! Das sollte gemeint sein!"
Gerade heute wieder geschehen -und so kam es mir in den Sinn, anhand eines Praxisbeispieles einen Austausch/eine Diskussion zu solchen Leitsätzen anzustoßen.
Das Forum ist in letzter Zeit doch etwas ruhig bis tot und vielleicht kann so wieder ein wenig frischer Wind Einzug halten.
Meine Idee wäre, zu jedem Leitsatz, der einen beschäftigt/ zu dem man Erkenntnisse zu haben glaubt, als einzelnes Thema zu eröffnen.

Aus gegebenem Anlass starte ich hiermit mal den Versuch mit dem Leitsatz :
"Das Genick ist der Schlüssel zur Hinterhand"

Bisher habe ich diesen Leitsatz lediglich auf die Biegung des / die Nachgiebigkeit im Genick /-s bezogen.
In der Form, als dass die Hankenbeugung proportional zur Aktivierung der unteren Muskelkette beginnend in der Nachgiebigkeit des Genicks erfolgt/ erfolgen kann.

Heute habe ich bei der intensivierten Arbeit an einer sauberen Lateralflexion /Stellung + Biegung eines Berittpferdes, einen ganz großen Aha-Effekt im Hinblick auf die Lastaufnahme der Hinterhand erlebt.
Nicht wundern, wenn es zwischendurch erweitert wird, ich speichere zwischendurch immer mal durch Absendern...
Das Pferd ist ein Friese bringt - wie viele Friesen - Exterieur-bedingt das Problem mit, den Hals rund, lang und korrekt gestellt und das Pferd sauber durch die gesamte Länge gebogen zu halten und dabei die Hinterbeine angeschlossen und gleichmäßig unter den Schwerpunkt zu bekommen. Marke : "Aal".
Das Pferd ist LINKS hohl, hat aber ein kleines Problem mit dem rechten Knie, so dass die natürliche Schiefe sich nicht ganz typisch zeigt.
Langer Rede kurzer Sinn :
Das Pferd sauber rechts gerade zu biegen und zu stellen und dabei sauber lang-vorne zu behalten, ist ziemlich kniffelig.
Daher habe ich zunächst die Lateralflexion rechts in die Dehnung und Länge gearbeitet, im Stehen und im Schritt, dann auch im Trab- auch versaler Bewegungsrichtung ( also auch Rechtsbiegung/-Stellung auf Linksvolten/ -Bögen) .
Danach habe ich dieses Lösen im Renvers links intensiviert und im Renvers und SH links in Übergängen stabilisiert und ebenfalls hierin die Dehnung in die Flexion hinzugenommen.
Und dann kam es zu besagtem " Aha-Erlebnis" :
Das Pferd versammelte sich, ich hatte plötzlich beide Hinterbeine bestens unter mir und in der Tragkraft, die Schultern richteten sich superoptimal gerade.
Die folgende Aufforderung zu halben Tritten von mir, wurde daraus, sofort und mit verblüffend guter Qualität umgesetzt.
Nun rumohrt es in meinem Kopf, ob der Leitsatz nicht wesentlich tiefgreifender gemeint ist und ob damit nicht eine viel weitreichendere Aussage getroffen wurde..... :idea:
Vielleicht möchten einige ihre Gedanken/ Erfahrungen zu diesem Thema beitragen... :D

Achtung habe soeben eine Fehler korrigiert : der beschriebene Friese ist natürlich links hohl-gebogen
Zuletzt geändert von saltandpepper am Di, 07. Jul 2015 16:22, insgesamt 1-mal geändert.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Danke S& P für diese Anregung und das spannende Thema!
Endlich mal was los hier!

Mir fällt in diesem Sinne ein anderer Leitsatz ein:
"Kannst du die Schulter vor die jeweilige Hinterhand positionieren,kann jede Bewegungsrichtung prompt abgefragt werden"

so oder zumindest in einem ähnlichen Wortsinn.
Im erweiterten Sinne also auch das Setzen der einzelnen Füße und wenn ich diese positionieren kann,kann ich eine Gewichstverlagerung erlangen und nähere mich immer mehr dem Ziel Versammlung.

Für mich wiederum ist die Genickkontrolle eine unabdingbarer Voraussetzung dafür,das Pferd erfolgreich geradezurichten und eben die Schulter ganz bewusst positionieren zu können.
Die Problematik sehe ich eher,dass unter Genickkontrolle nicht zwangsläufig das gleiche verstanden wird.
Das laterale Nachgeben in der Ganasche ermöglicht dem gleichseitigen Hinterbein ein erfolgreiches Untertreten unter den Schwerpunkt,weswegen jegliches Verwerfen in diesem Sinne als Störung des Gangbildes und des Gleichgewichtes anzusehen ist.
Ist also die Genickkontrolle nicht gegeben,kann ich mein Pferd nicht erfolgreich geraderichten,kann ich nicht geraderichten,so kann ich auch nicht versammeln.

Insofern stimme ich dir zu und gerade deshalb kommt dem von dir angesprochenen Leitsatz in unserer Reitwelt so viel Bedeutung zu:
Hab ich kein Genick-hab ich nichts.

Jetzt ist es so,dass wir ja nicht bloß eine laterale Flexibilität im Genick wünschen,sondern auch eine "ja-sagende" mit all den bekannten Fehlerquellen,die ja bereits hinlänglich bekannt sind und für uns das kleinere Übel darstellen.
Warum?
Ich habe die Erfahrung gemacht,dass,sobald der Genickwinkel über einen gewissen Grad hinaus geöffnet wird,eine immens große Gefahr einhergeht,dass das Pferd gleichzeitig im Lendenbereich dicht macht und die untere Partie der oberen Halsmuskulatur im Bereich vor dem Widerrist kontrahiert,sobald man das Pferd mehr zu schließen gedenkt und ihm nicht mehr den ganz freien Rahmen gestattet.
Das scheint für mich ein unmittelbar miteinander verkoppelter Prozess darzustellen.
Ich persönlich halte es für ausgesprochen diffizil,aus so einer Position den Widerrist erfolgreich aufzufächern,ich glaube,das dies erheblich leichter mit einer angehobenen Lendenpartie zu erzielen ist.Und die hole ich mir durch das rundere Einstellen.

Ich habe noch nie ein Beispiel gesehen,wo jemand es geschafft hat,das Pferd trotz freien Rahmens und gänzlichen außer Acht lassens dieser vertikalen Genickkontrolle erfolgreich zu versammeln,so dass es den von mir gewünschten Kriterien entsprach. Besonders auffällig ist dies für mich in den Lektionen mit ausgeprägter Längsbiegung zu sehen,.

Einzig und allein in der Piaffe,wo keine laterale Flexion gewünscht ist,kann es funktionieren,aber bereits bei mehr Vorwärtsbewegung,wie zum Beispiel in der Passage,funktioniert das nicht mehr mit für meinen Geschmack zufriedenstellender Rückentätigkeit.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Danke für deinen interessanten Beitrag, Marquisa :D .
Für mich spannend ist deine Aussage, so ich sie richtig verstanden habe, dass die Schulterkontrolle unmittelbar mit der Lateralfllexion zusammenhängt.
Für mich gilt hier : " kann, muss aber nicht". Ich kann die Schultern auch kontrollieren, ohne Hals und Kopf positionieren zu müssen. Habe ich beides, habe ich natürlich viel mehr, aber es gibt auch immer mal Pferde, die kann man nur mit den indirekten Hilfen- also denen des ledernen Zügels an Hals und Schulter- in der Schulter positionieren, weil jede Einwirkung am Gebiss zu einem Verkriechen und/oder über den Zügel gehen zur folge hat- gerade bei über beweglichen, hochsensiblen kommt das gerne mal vor ( ich spreche hier von Korrekturpferden). In diese Fall benötige ich erst mal NUR die Schubkanalisation und die Bestimmbarkeit der Schulterposition, OHNE Hals und Kopf formen zu wollen.
Gerade bei sehr flexiblen und feinen Pferden, ist oft auch die Gefahr, wenn ich die Nachgiebigkeit im Genick früh einfordere, dass ich eine korrekte Lateralflexion nicht mehr erhalte, weil das Pferd sich falsch abknickt und damit ersten und zweiten Halswirbel koppelt, was in Folge eine Lateralflexion bis zum Hinterhauptbein unmöglich macht.

Mir wäre jetzt das Erreichen einer korrekten Lateralflexion als Ziel, deutlich VOR einer Beugung des Genicks anzusiedeln ( wie wir ja schon öfter festgestellt haben :wink:)

Und ja, gerade in der Piaffe, finde ich diese Nachnachgiebigkeit + (!!! ) der Dehnungsbereitschaft des Halshebers und damit der Aktivierung der unteren Muskelkette, extrem wichtig. Aber auch die laterale Flexion kann dabei enorm helfen, z.B. eben wie beschrieben durch Erarbeitung der halben Tritte/ Piaffe über einen Seitengang. Das fiel mir heute eben auch so mit Vehemenz auf. :idea:
Nicht dass ich das schon seit Jahren so erarbeite, aber diese Deutlichkeit im Ablauf hat mich heute fast umgehauen ! :lol:
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Ganz kurz:
Nicht Lateralfexion im Hals, ich meinte laterales Nachgeben im Genick, oder besser gesagt: Die Bereitschaft dazu; ob ich diese abrufe, oder nicht benötige ( weil geradegestellt) mal außen vor gelassen.
Klar arbeiten wir auch mit dem alleinig führenden Zügel am Hals.
Ich empfinde es auch als sehr angenehm, wenn die Hilfe möglichst wenig aufwendig erfolgt und verwahrend stehenbleibende Hand oder der Zügel am Hals ausreichen.
Viele junge Pferdde reagieren erstaunlich gut auf diese Hilfe, hab ic festgestellt. Man muss nur gleichzeitig gut über den Sitz reiten.
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Beitrag von Ulrike »

Spannendes Thema.


Auch wenn ich jetzt so nicht in gelehrten Sätzen mithalten kann, dennoch mein Gedanke:

s&p, ist dieser Satz nicht unvollständig?

Für mich müsste er heissen:

Die Hinterhand ist der Schlüssel zum Genick und das Genick ist der Ausdruck der Biegsamkeit /Geschmeidigkeit der Hinterhand

So, in der Art.

So wie ich das bisher verstanden habe, folgt ja die Haltung des Genicks den Hanken, wenn ich mal davon ausgehe, das ich es nicht mit einem Handreiter zu tun habe.

Habe ich die Hanken geschmeidig gemacht, und über biegende Lektionen, z.B. SH die Vorhand mit eingestellt, also mein Pferd geradegerichtet, dann kann ich mittels der dann einsetzbaren Kandare auch über das Genick die Hanken zu noch größerer Biegsamkeit anregen.


Das ist nun nicht ganz perfekt ausgeführt sondern der Gedankengang, den ich mir in der Kürze meiner Zeit gemacht habe...
Ich bin ja keine Lehrende der Reitkunst!

Spannendes Thema!


LG Ulrike
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben:Ganz kurz:
Nicht Lateralfexion im Hals, ich meinte laterales Nachgeben im Genick, oder besser gesagt: Die Bereitschaft dazu; ob ich diese abrufe, oder nicht benötige ( weil geradegestellt) mal außen vor gelassen.
Klar arbeiten wir auch mit dem alleinig führenden Zügel am Hals.
Ich empfinde es auch als sehr angenehm, wenn die Hilfe möglichst wenig aufwendig erfolgt und verwahrend stehenbleibende Hand oder der Zügel am Hals ausreichen.
Viele junge Pferdde reagieren erstaunlich gut auf diese Hilfe, hab ic festgestellt. Man muss nur gleichzeitig gut über den Sitz reiten.
Die Lateralflexion im Genick ( =Stellung) hat ja immer aber auch eine Auswirkung auf die Lateralflexion durch das ganze Pferd, auch ohne, dass der Hals "abgebogen" ist. Nur deswegen beeinflusst die Stellung ja auch die Schulterbalance, bzw. die Hinterhandrichtung.
Dieses sich gegeneinander verdrehen der - auch u.U. geradegestellten Längsachse ( =WS) erfolgt ja nicht isoliert im Genick. Die Lateralflexion + Biegung wiederum wirkt sich auch immer massiv auf die Biegigkeit der Hanke bzw. die Anforderung an dieselbe aus.
Und ja, gerade beim Jungen Pferd sind die indirekten Hilfen auch für mich ein absolutes "MUSS" .
Und eine korrekte Stellung funktioniert nicht, wenn der Reiter mi Becken "gegenrotiert", da hast du völlig recht !
Man kann ja auch aus der Rumpfrotation in die Lateralflexion "hineinschaukeln", und damit die Stellung aus dem Sitz reiten.

Und , ein falscher Knick= Block aus 1.+2. HW, verhindert eine durchlaufen der Lateralflexion durch das ganze Pferd, weil diese ja spätestens bei HW3 steckenbleibt.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ulrike hat geschrieben:Spannendes Thema.


Auch wenn ich jetzt so nicht in gelehrten Sätzen mithalten kann, dennoch mein Gedanke:

s&p, ist dieser Satz nicht unvollständig?

Für mich müsste er heissen:

Die Hinterhand ist der Schlüssel zum Genick und das Genick ist der Ausdruck der Biegsamkeit /Geschmeidigkeit der Hinterhand

So, in der Art.

So wie ich das bisher verstanden habe, folgt ja die Haltung des Genicks den Hanken, wenn ich mal davon ausgehe, das ich es nicht mit einem Handreiter zu tun habe.

Habe ich die Hanken geschmeidig gemacht, und über biegende Lektionen, z.B. SH die Vorhand mit eingestellt, also mein Pferd geradegerichtet, dann kann ich mittels der dann einsetzbaren Kandare auch über das Genick die Hanken zu noch größerer Biegsamkeit anregen.


Das ist nun nicht ganz perfekt ausgeführt sondern der Gedankengang, den ich mir in der Kürze meiner Zeit gemacht habe...
Ich bin ja keine Lehrende der Reitkunst!

Spannendes Thema!


LG Ulrike
Der von dir angeführte Satz ist dezidierter und damit auch eingeschränkter.
So hatte ich den von mir herangezogenen Leitsatz bisher auch verstanden, nun aber denke ich, dieser sagt viel mehr aus.... :D
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Ulrike,ich kenne den von dir genannten Satz auch,würde ihn aber folgendermaßen interpretieren:

"Der Grad der Hankenbeugung bedingt den Grad der Beizäumung"

...und demzufolge auch die mögliche Positionierung des Genicks bei tätigem Rücken.Mal ganz abgesehen von dem Gesuch des Genicks als höchsten Punkt.Stichwort relative Aufrichtung:
Gute Hankenbeugung - besserer Versammlungsgrad - ein höher getragenes Genick (im rahmen der relativen Aufrichtung;Die absolute ist für mich nicht erstrebenswert).

Um noch mal auf die Flexion zurückzukommen:
Wieviel Flexion ist nötig?
Ich bin der Meinung,das ein gescheidig gemachter,biegsamer Hals mit gelängter Musulatur von unschätzbarem Wert ist,jedoch darf er nicht hypermobil gemacht werden,um das Pferd nicht seiner Balancierstange zu berauben.Also: Stabil an der Halsbasis ,flexibel in der mittleren Region,nachgiebig im Genick (federnde Anlehnung).
Ist das Pferd jedoch steif im Hals,wird es keine zufriedenstellende Längsbiegung erreichen können.ist diese nicht gegeben - keine Geraderichtung - ergo keine Versammlungsmöglichkeit.

ich will nicht sagen,dass solche Pferde sich nicht aufnehmen können,aber da fehlt was,sie ziehen sich für meinen Geschmack meist zusammen.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben:Ulrike,ich kenne den von dir genannten Satz auch,würde ihn aber folgendermaßen interpretieren:

"Der Grad der Hankenbeugung bedingt den Grad der Beizäumung"

Ja, so hatte ich Ulrikes Beitrag sinngemäß auch gelesen... - stell mal richtig, Ulrike?!

...und demzufolge auch die mögliche Positionierung des Genicks bei tätigem Rücken.Mal ganz abgesehen von dem Gesuch des Genicks als höchsten Punkt.Stichwort relative Aufrichtung:
Gute Hankenbeugung - besserer Versammlungsgrad - ein höher getragenes Genick (im rahmen der relativen Aufrichtung;Die absolute ist für mich nicht erstrebenswert).
Du meist sicher die "absolute" ist nicht erstrebenswert ? :wink:

Um noch mal auf die Flexion zurückzukommen:
Wieviel Flexion ist nötig?
Ich bin der Meinung,das ein gescheidig gemachter,biegsamer Hals mit gelängter Musulatur von unschätzbarem Wert ist,jedoch darf er nicht hypermobil gemacht werden,um das Pferd nicht seiner Balancierstange zu berauben.Also: Stabil an der Halsbasis ,flexibel in der mittleren Region,nachgiebig im Genick (federnde Anlehnung).
Ist das Pferd jedoch steif im Hals,wird es keine zufriedenstellende Längsbiegung erreichen können.ist diese nicht gegeben - keine Geraderichtung - ergo keine Versammlungsmöglichkeit.

ich will nicht sagen,dass solche Pferde sich nicht aufnehmen können,aber da fehlt was,sie ziehen sich für meinen Geschmack meist zusammen.
Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen:
Die Flexibilität UND die Stabilität sollte in erforderlicher Weise abrufbar sein/ vom Pferd zur Verfügung gestellt werden und vom Reiter bestimmbar sein. Soweit das Ziel.... :wink: :trink1:
Und ja, ein seitlich steifes Pferd zu versammeln ist schwierig und bleibt meist in der Vorlastigkeit hängen...
Rusty072009
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Beitrag von Rusty072009 »

Hallo zusammen,

jederzeit korrekte Stellung im Genick abrufen zu können sehe ich als sehr wichtigen Baustein an. Bereits im Stand ist zu beobachten, dass nur mit korrekter Stellung (=Drehung im Kopfgelenk) auch korrekte Biegung herzustellen ist, das heißt Biegung durch die ganze Wirbelsäule bis zum Schweif. Und nur wenn das der Fall ist kommt die innere Hüfte etwas rein und das äußere Hinterbein fällt nicht mehr aus. Und das wiederum ist doch die Grundlage um überhaupt Versammlung erreichen zu können- denn nur wenn die innere Hüfte etwas vor kommt kann auch das innere Hinterbein entsprechend vorgreifen und vermehrt belastet werden.

Und diese Kontrolle des Genicks (der Stellung) muss ich konsequent in allen Gangarten, Tempi und Lektionen erhalten. Mit fortschreitender Kontrolle über das Genick erlange ich so automatisch auch mehr Biegsamkeit, Dehnung, Kontrolle des äußeren Hinterbeins.

Eine vermehrte "Beugung" im Genick frage ich nie. Wenn dann frage ich "vorwärts abwärts zur Hand hin suchen", also etwas mehr strecken/ Hals verlängern- aber niemals das Genick vermehrt zu schließen. Dieses vermehrte schließen wie es in starker Versammlung zu sehen ist sollte erst durch diese entstehen- also Folge dessen sein, dass sich die Hinterhand absenkt, die Vorhand aufrichtet, und das Pferd dennoch weiterhin bei gerundeter Oberlinie zur Hand hin sucht.

Wenn sich das Pferd also zB in der Piaffe raus hebt/ das Genick zu sehr öffnet dann weil es versucht sich über die Unterhalsmuskulatur zu stabilisieren. In diesem Fall würde ich es wieder vorwärts entlassen, es bitten sich etwas mehr zur Hand zu strecken und neu beginnen. Dann jedoch nur so weit versammeln wie es wirklich in der Lage ist seine Vorhand durch absenken der Hinterhand zu tragen, bevor der Fehler erneut auftritt. Vermehrte Genickbeugung IN der Lektion selbst würde ich nicht abfragen- da das Genick in diesem Fall nur der Spiegel einer mangelhaften Tätigkeit der HH ist.

Gruß
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rusty072009 hat geschrieben:Hallo zusammen,
Oh, ein neuer Schreiber, wie schön !!! :jump1:

jederzeit korrekte Stellung im Genick abrufen zu können sehe ich als sehr wichtigen Baustein an. Bereits im Stand ist zu beobachten, dass nur mit korrekter Stellung (=Drehung im Kopfgelenk) auch korrekte Biegung herzustellen ist, das heißt Biegung durch die ganze Wirbelsäule bis zum Schweif. Und nur wenn das der Fall ist kommt die innere Hüfte etwas rein und das äußere Hinterbein fällt nicht mehr aus. Und das wiederum ist doch die Grundlage um überhaupt Versammlung erreichen zu können- denn nur wenn die innere Hüfte etwas vor kommt kann auch das innere Hinterbein entsprechend vorgreifen und vermehrt belastet werden.

Ja, genau, das passiert im Stehen, im Gang bleibt allerdings die wechselseitige Schaukel von Rumpf und Hüfte bestehen, allerdings mit einer Betonung bei Flexion nach "innen".

Kommt es zu einer Verschiebung in Richtung Travers, so nimmt das äußere Hinterbein ebenfalls im Moment der beginnenden Stütze( unter den Schwerpunkt) mehr Last auf, das Innere hingegen im Moment der Lastübergabe durch das äußere.

Und diese Kontrolle des Genicks (der Stellung) muss ich konsequent in allen Gangarten, Tempi und Lektionen erhalten. Mit fortschreitender Kontrolle über das Genick erlange ich so automatisch auch mehr Biegsamkeit, Dehnung, Kontrolle des äußeren Hinterbeins.
Das ist nun für mich wieder spannend zu lesen, nicht die Dinge, die du schreibst, die sind mir klar, sondern vielmehr, dass du bei "Kontrolle des Genicks" vorrangig an die Flexion und nicht an die Biegigkeit denkst. Für mich war das bisher immer anders verknüpft. Ich dachte bei "Genickkontrolle" bisher vorrangig an die Biegigkeit.

Eine vermehrte "Beugung" im Genick frage ich nie. Wenn dann frage ich "vorwärts abwärts zur Hand hin suchen", also etwas mehr strecken/ Hals verlängern- aber niemals das Genick vermehrt zu schließen. Dieses vermehrte schließen wie es in starker Versammlung zu sehen ist sollte erst durch diese entstehen- also Folge dessen sein, dass sich die Hinterhand absenkt, die Vorhand aufrichtet, und das Pferd dennoch weiterhin bei gerundeter Oberlinie zur Hand hin sucht.

Nun, es kommt darauf an,... wenn ein Pferd z.B. herumkaspert und sich ständig aus der Konzentration stielt, OBWOHL es im Hinblick auf Ausbildungsstand - also körperlicher und mentaler Fähigkeit, in der Lage wäre im Genick biegig zu bleiben, DANN frage ich schon mal durchaus nach dem Beugen und stelle das Pferd gezielt auch an die Hand

Wenn sich das Pferd also zB in der Piaffe raus hebt/ das Genick zu sehr öffnet dann weil es versucht sich über die Unterhalsmuskulatur zu stabilisieren. In diesem Fall würde ich es wieder vorwärts entlassen, es bitten sich etwas mehr zur Hand zu strecken und neu beginnen. Dann jedoch nur so weit versammeln wie es wirklich in der Lage ist seine Vorhand durch absenken der Hinterhand zu tragen, bevor der Fehler erneut auftritt. Vermehrte Genickbeugung IN der Lektion selbst würde ich nicht abfragen- da das Genick in diesem Fall nur der Spiegel einer mangelhaften Tätigkeit der HH ist.

Gruß
nach meiner Meinung ja und nein. Die Beeinflussbarkeit von Genick und Hanke geht ja in beide Richtungen und somit kann ich sehr wohl auch über das Genick eine Beugung der Hanke erzielen- immer vorausgesetzt, die Trag und Beugefähigkeit der Hanke ist bereits gesichert vorhanden !
Und auch bei Pferden, die Exterieur-bedingt nicht vollumfänglich die Oberlinie loslassen, kann ein gezieltes Nachgeben-lassen im Sinne des Biegen/Beugen des Genicks für kurze Momente eine echte Hilfestellung bieten. Kombiniert mit einer Aktivierung der Bauchmuskulatur und anfragen vermehrter Aktivität.
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Beitrag von marquisa »

Ein Pferd kann sich beim Herausheben nicht über die Unterhalsmuskulatur stabilisieren; es zieht sich in der oberen Muskulatur zusammen, die Unterhalsmuskulatur wir passiv gelängt.

S&P: sagte ich doch: absolute Aufrichtung ist für mich nicht erstrebenswert :-)
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben:Ein Pferd kann sich beim Herausheben nicht über die Unterhalsmuskulatur stabilisieren; es zieht sich in der oberen Muskulatur zusammen, die Unterhalsmuskulatur wir passiv gelängt.

S&P: sagte ich doch: absolute Aufrichtung ist für mich nicht erstrebenswert :-)
:oops: :oops: :oops: wer lesen kann...... :oops: :oops:
:lol:
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben:Ein Pferd kann sich beim Herausheben nicht über die Unterhalsmuskulatur stabilisieren; es zieht sich in der oberen Muskulatur zusammen, die Unterhalsmuskulatur wir passiv gelängt.
Jep, so isses, es stabilisiert sich dann über die lange Rückenmuskulatur , die ober Muskelkette, anstatt, wie erwünscht, die untere....

S&P: sagte ich doch: absolute Aufrichtung ist für mich nicht erstrebenswert :-)
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Beitrag von marquisa »

S&P schrieb:
"Und auch bei Pferden, die Exterieur-bedingt nicht vollumfänglich die Oberlinie loslassen, kann ein gezieltes Nachgeben-lassen im Sinne des Biegen/Beugen des Genicks für kurze Momente eine echte Hilfestellung bieten. Kombiniert mit einer Aktivierung der Bauchmuskulatur und anfragen vermehrter Aktivität. "

Danke für diesen Satz,ich würde sogar so weit gehen,dass es auch durchaus exterieurbedingt weniger gebeutelte Exemplare gibt,die sich dort schwertun.

Ich sehe es übrigens genauso,dass Genick und Hanke sich wechselseitig bedingen,darauf beruht ja auch unser Ausbildungsansatz unter der Prämisse der von dir beschriebenen HH Aktivität und arbeitender Bauchmuskulatur.

Wie gesagt,ich kenne kein Pferd,welches in der von mir gewünschten Geschmeidigkeit geht,ohne dass dies gelernt hat,im Genick nachzugeben.
das ist für mich auch bei jungen Pferden ein zuverlässiges Instrument,um herausheben bei glotzen etc. schnell und effektiv zu unterbinden.
Die Dosis macht da für mich das Gift.
Ich will nicht bestreiten,dass die Pferde dann mal ungewünscht zu tief oder eng kommen,aber bei bereitschaft,sich aus dieser Position wieder ans Gebiss schubsen zu lassen sehe ich dies nicht als Fehler an.
Mit zunehmendem Ausbildungsstand sollte sich dies jedoch stabilisieren.
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