Hinterbein im Galopp schneller machen

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Zähnchen

Hinterbein im Galopp schneller machen

Beitrag von Zähnchen »

Stellt Euch einmal vor, Ihr habt ein gut veranlagtes, fünfjähriges Pferd.
Dieses Pferd ist angenehm zu reiten, hat bei zwei Turnierstarts letztes Jahr zweimal gewonnen- schaut also auch für den unbeteiligten Richter ganz nett aus.
Stellt Euch weiters vor, daß Sattel, Zähne, Reiter der ständigen Kontrolle unterworfen sind, das Pferd nicht stören sollten und damit nicht zur Diskussion stehen.

Und nun zum ABER an der Sache:
Stellt Euch vor, das Pferd hat eine gute, große taktsichere Galoppade....die aber, vor allem in Wendungen, nicht ganz reell vor dem Reiter bleibt.
Es ist unheimlich schwierig, den Galopp auf Zug zu halten- und damit ist natürlich im Moment an beginnende, versammelnde Arbeit nicht zu denken.

Langsam galoppieren ist ja kein Thema- aber dass der Galopp und damit das Pferd vor dem Reiter bleibt sehr wohl.

Mehr Schenkel? führt zum Klemmen- nicht gut....
"Draufhauen" ? Pferd kommt hinten massiv hoch, verhält sich-- auch nicht so gut...
Schwer einsitzen und "durchgaloppieren"? Pferd kommt retour... garnicht gut....
Im Gelände im leichten Sitz galoppieren? Hat schon ganz gut funktioniert- aufgrund der Bodenverhältnisse derzeit nicht durchführbar
In der Halle im leichten Sitz galoppieren? Geht ganz gut, v.a. geradeaus, kurze Seiten wieder mühsam....

Übrigens: Das Pferd ist eine Stute!

Vielleicht ist dem Einen oder anderen von Euch einmal ein ähnliches Pferd untergekommen.... ein Erfahrungsaustauch wäre recht nett.
Vielleicht finden wir ja doch eine Möglichkeit, das Hinterbein dauerhaft schneller zu bekommen und aus einem Mühsamgalopp den dauerhaften Mühelosgalopp (der, wenn er da ist, sich super anfühlt) zu formen
Benutzeravatar
cinnamon
User
Beiträge: 175
Registriert: Mo, 12. Feb 2007 13:36
Wohnort: Österreich

Beitrag von cinnamon »

wie sieht`s mit stangenarbeit/springgymnastik aus (auch auf gebogener linie)?
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

Oh,da freu ich mich aber,dass noch ein Sportreiter aus der Versenkung aufgetaucht ist!

Ezrähl doch mal was zu deinem Pferd!

Ich würde es mit vielen Übergängen versuchen,insbesondere Schritt-Galopp-Schritt,und auch Tempiwechsel innerhalb des Galopps. Vor und zurück und während der Hallensaison nicht zu lange am Stück galoppieren.

Leichter Sitz ist sicherlich schön,um den Buckel mal wieder auf zu machen,aber in einer Halle kriegt man so schlecht Zug nach vorne und dann geht's schnell nur noch bergab.

Alles,was das Pferd aufs Hinterbein und vors Reiterbein bringt und parallel an der Geraderichtung arbeiten,damit die Paraden auch gescheit durchs Pferd gehen.
Wirklich auch mal impulsartig anpieksen,so dass eine sofortige Reaktion kommt. Die Gerte außen führen um da oftmals klebende äußere Hinterbein ansprechenzu können.

Ich finde das Galoppthema sowieso sehr schwierig,wird in den Jungpferdeprüfungen noch eine große Galoppade gern gesehen,bekommt man diese später nur schwer "klein".
Wir hatten mal ein Pferd mit einem recht latschigen Hinterbein im Galopp, der hatte auch M Prüfungen gewinnen können und ging bis 3 er Wechsel sicher, aber das sah immer ein wenig zäh und nicht energetisch genug aus.
Da haben wir alles,alles versucht,es hat sich etwas gebessert,aber richtig ans Zucken kam der halt nicht.

Im übrigen finde ich es recht normal,dass es bei einem so jungen Pferd in den Wendungen zu Balanceverlust kommt,nur Geduld,das wird schon!
Zuletzt geändert von marquisa am Di, 10. Feb 2015 13:27, insgesamt 1-mal geändert.
Ulrike
User
Beiträge: 2573
Registriert: Di, 14. Jan 2014 13:38
Wohnort: bei Lüneburg

Beitrag von Ulrike »

...Zeit?...

auch ein talentiertes Pferd braucht seine Zeit, um Kräfte zu entwickeln, die es braucht, den Reiter über die nächsten 20 Jahre bei bester Gesundheit tragen zu können.

Für mich bedeutet das Zeit und Arbeit an den Basisdingen.


LG Ulrike :)
Benutzeravatar
Meg
User
Beiträge: 3500
Registriert: Mi, 27. Sep 2006 07:37
Wohnort: Vestfossen NO

Beitrag von Meg »

Ulrike hat geschrieben:...Zeit?...

auch ein talentiertes Pferd braucht seine Zeit, um Kräfte zu entwickeln, die es braucht, den Reiter über die nächsten 20 Jahre bei bester Gesundheit tragen zu können.

Für mich bedeutet das Zeit und Arbeit an den Basisdingen.


LG Ulrike :)
Bravo! :)
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
Zähnchen

Beitrag von Zähnchen »

Zeit kann sie haben... ich will nicht morgen M gewinnen (übermorgen reicht auch :) )

Marquisa: Aus dem Schritt angaloppieren geht ganz gut, aber daraus dann nach vorne ist wesentlich schwieriger als aus dem Trab angaloppieren.
Schritt- Galopp- Schritt ... da klebt das Stüt am Boden fest- sie galoppiert dann schick nach oben aber eben nicht mehr VOR!

Trab- Galopp tue ich mir da leichter

Auch im beginnenden Kontergalopp, den ich aber so gut wie nie anfrage (weil sie eben nicht vor mir ist) kommt sie retour ohne Ende.

Die Übergänge innerhalb des Galopps sind mordsmäßig mühsam, weil die Reaktion einfach so zäh ist....es wird zwar ein wenig besser, aber trotzdem eben mühsam...
Zähnchen

Beitrag von Zähnchen »

Ach ja, das Geraderichten ist eine feine Sache..... man arbeitet daran.

Ich finde ja folgende Übung ganz gut: Zirkel, einige Tritte Schulterherein- daraus gerade nach vorne, Versuch der Schwungeentfaltung für einige Tritte, Schulterkontrolle, und wieder von vorne....

Im Trab einfach "Kribitzig" machen... und dann erst die Galopparbeit angehen....

Interessanterweise ist dieses Pferd nach Longenarbeit nicht unbedingt besser. Auch wenn sie an der Longe am Tag vorher oder auch beim Ablongieren ungalublich "flauschig" gelaufen ist. Das ist mir so eigentlich auch noch nicht untergekommen....

Ich hoffe auf eine interessante Diskussion- denn eigentlich finde ich dieses Thema ziemlich spannend- junge Pferde stecken ja doch öfter einmal, also her mit Euren Erfahrungen.

Zu der Stute noch: Abfahren und losbuckeln kann sie übrigens ansatzlos- und dann aber blitzeschnell....also vorhanden wäre das flotte Hinterbein ja... nur wo hat sie es versteckt ???
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

gerade Stuten sind ja gerne mal etwas klemmig am Bein.....

Wie gesagt,Zündung einbauen.
Klar sollte man dem jungen Pferd die Arbeit durch viel Abwechslung schmackhaft machen,das setze ich jetzt mal voraus.
Ich kann nur aus eígener bescheidener Erfahrung sagen,dass gewisse Dinge,wie eben das Klemmen am Schenkel früh genug korrigiert werden müssen.Die Reaktion muss prompt erfolgen,egal,in welchem Ausbildungsstadium.
Klar,dass der Stute das angaloppieren aus dem Trab leichter fällt,ist ja logisch,aber ich würde da trotzdem dranbleiben,immer wieder versuchen,die Balance herzustellen und daraus nach vorne.Verhält sie sich im Buckel und klemmt,dann Buckel wieder aufmachen,frisch nach vorne und versuchen,über den Sitz möglichst ohne viel Hand abzufangen.
Sowieso ganz vorsichtig mit der Hand sein,nur führend wirken.
Wie schaut das denn mit dem seitlichen Schenkelgehorsam aus?
Wie nimmt sie Schenkelweichen an?
Kleine Gymnastikreihen mit Kreuzchen im Galopprhythmus helfen aufzumachen und durchzugaloppieren.
Benutzeravatar
Jen
User
Beiträge: 3007
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:12
Wohnort: CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Jen »

Ich würde den Sitz überprüfen lassen, ob du (unbewusst) blockierst oder sie zu sehr aus dem Sitz "anschieben" möchtest. Viele Pferde reagieren klemmig und zäh darauf. Offene, luftige Beinhilfen, die das Pferd wach machen und zünden lassen und einen durchlässigen Sitz für die Bewegung ist das A und O bei solchen Pferden. Manchmal reicht nur schon, dass der Oberkörper auch nur einen ganz kleinen Tick zu weit hinten ist, was das Kreuz sofort zumachen lässt und die Bewegung nicht mehr durchkommt und das Pferd zäh werden lässt.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

Jen hat geschrieben:Ich würde den Sitz überprüfen lassen, ob du (unbewusst) blockierst oder sie zu sehr aus dem Sitz "anschieben" möchtest. Viele Pferde reagieren klemmig und zäh darauf. Offene, luftige Beinhilfen, die das Pferd wach machen und zünden lassen und einen durchlässigen Sitz für die Bewegung ist das A und O bei solchen Pferden. Manchmal reicht nur schon, dass der Oberkörper auch nur einen ganz kleinen Tick zu weit hinten ist, was das Kreuz sofort zumachen lässt und die Bewegung nicht mehr durchkommt und das Pferd zäh werden lässt.
:trink1:
Benutzeravatar
dornröschen
User
Beiträge: 112
Registriert: Fr, 30. Apr 2010 22:59
Wohnort: LK Weilheim

Beitrag von dornröschen »

Bin da ganz bei Marquisa und Jen.

Ich hatte mit meinem ehemaligen Ausbildungspferd ein ähnliches Problem wie Zähnchen.
Ausgangssituation: 4-jähriger Holsteinerwallach; angeritten; nahezu im Hochrechteckformat stehend; Schwung im Rücken; hoch aufgesetzter, langer Hals mit leichtem Genick; etwas langsames Hinterbein; guter Schritt und Galopp; im Trab nach hinten-oben herausarbeitendes Sprunggelenk. Der Bub klemmte anfangs sehr in sich; vor allem im Galopp ging es dann mehr auf und ab als vorwärts.

Die Klemmigkeit war das allererste woran wir (RL und ich) gearbeitet haben. Gelöst haben wir das "Problem" durch Einbauen der Zündung und konsequentes "Durchsetzen" der Reaktion am Bein. Wie Marquisa schrieb, die Reaktion am Beim muß prompt erfolgen (Motto: klingeln, klopfen, Tür eintreten (wobei das Tür eintreten in diesem Fall der Tick mit der Gerte war)). Ganz wichtig war (Marquisa und Jen haben das ebenfalls schon geschrieben) ruhig zu sitzen, passiv der Bewegung des Pferdes folgen, sich tragen lassen; dabei mit der Hand nur leicht führen.
Der junge Mann hat das sehr schnell kapiert. Als "Abfallprodukt" dieser Arbeit bekamen wir das Fallenlassen des Halses, das Aufmachen im Widerrist und einen schwingenden Rücken geschenkt.
Ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd.
Ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch.
(Stanislaw Jerzy Lec )
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

Dornröschen,schön beschrieben,deine Erfahrung!

Dieses nach hinten oben herausarbeitende Hinterbein ist extrem schwierig zu korrigieren. Diese Pferde schenken dir nichts, weder,im Rücken aufzumachen,noch später die Versammlung.

Zähnchen,hast du das Pferd in Ausbildung,kannst du es alleine arbeiten?

Ich weiß,dass das ein heikles Thema ist,aber magst du vielleicht mal ein Video einstellen?
Ulrike
User
Beiträge: 2573
Registriert: Di, 14. Jan 2014 13:38
Wohnort: bei Lüneburg

Beitrag von Ulrike »

Zähnchen hat geschrieben:
Zu der Stute noch: Abfahren und losbuckeln kann sie übrigens ansatzlos- und dann aber blitzeschnell....also vorhanden wäre das flotte Hinterbein ja... nur wo hat sie es versteckt ???
Zähnchen, DAS kenne ich auch, immer schnell dabei, wenn es weg geht.
Ansonsten - jaaa- galoppieren könnte ich- lass uns lieber rennen.

Für mich hat das bedeutet, mehr an der Basis zu arbeiten, viel raus in das Gelände, viel Zirkel verkleinern, SV Kontersv, um die Hinterhand geschmeidig zu bekommen.

Das meinte ich mit Zeit und schön, das Ihr sie habt.

Meine (kleinen) Erfahrung nach, bekommt man vieles am Ende geschenkt und es geht vieles plötzlich von allein.


LG Ulrike
Zähnchen

Beitrag von Zähnchen »

Jen: Das mit "leichten, luftigen Schenkelhilfen" hast du wunderschön formuliert.
Ich denke nicht, daß ich klemme, denn wenn ich zu "schwer" sitze und quasi versuchen würde "anzuschieben" kommt sie bloß retour. Aber selbstverständlich denkt man richtigerweise bei dieser Problematik zuerst mal an den Sitz
Es ist auch das erste Pferd, von vielen, daß mich solchen "Mätzchen" plagt.
Sie wäre wunderschön zu reiten, wenn man nicht immer wieder aufs Neue an der "Zündung" arbeiten müsste.
Im Trab war es anfänglich auch sehr mühsam- selbst im Gelände wollte sie nicht nach vorne....wirklich erstaunlich- so etwas ist mir in all den Jahren noch nicht untergekommen.
Den Trab habe ich mit kurzen Reprisen, immer wieder auf der langen Seite Schwung holen- und sehr wohl auch mit der Gerte nachhelfen (leider!) ganz gut in den Griff bekommen.

Marquisa: Ad Seitwärts: Seitwärts ist immer eine Option. War nicht ganz einfach zu installieren :) Schenkelgehorsam??! Nicht doch! halleluja, das war eine schwere Geburt.
Ich reite eigentlich gerne Im Gelände Dressur- und bei uns bieten sich die langen gerade Wege zwischen den Feldern geradezu an für Seitengänge.
Da hatten wir einige Diskussionen.

Aber auch erstaunlich an diesem Pferd: Wenn einmal das "Das mache ich nicht, niemals mache ich das, das kannst Du vergessen!" ausgestanden ist, dann kann Madame auf leichteste Hilfen reagieren.... Das SH ist mittlerweile ganz annehmbar- und oh Wunder- man kann Travers auch im Trab laufen....mit Stellung und Biegung.....
Aber bis man dort angelangt ist.... interessant allemal, so ein Pferd hatte ich tatsächlich noch nie....

Marquisa: Ich schaffe es ja nicht einmal, ein Foto zum Avatar hinzuzufügen, das mit dem Video wird nix....
Ausbildungstechnisch kann ich mir ganz gut helfen, das sollte jetzt nicht so das Thema sein.
Mich interessiert in diesem speziellen Fall einfach der Erfahrungsaustausch.
Ich bin eher der Typ für heißblütige Feuerfelle- aber unter meinem dunkelbraunen Fellchen steckt ein Hannoflinger :)
Benutzeravatar
dornröschen
User
Beiträge: 112
Registriert: Fr, 30. Apr 2010 22:59
Wohnort: LK Weilheim

Beitrag von dornröschen »

marquisa hat geschrieben:Dieses nach hinten oben herausarbeitende Hinterbein ist extrem schwierig zu korrigieren.
Oh ja, Marquisa, das stimmt.
Für mich war es das erste Mal, ich hatte vorher noch nie ein Pferd geritten, bei dem das so ausgeprägt war. Der Unterschied im Bewegungsablauf zwischen Trab und Schritt/Galopp war echt extrem. Freilaufend im Trab war es anfangs nicht schön anzuschauen, da paddelte er wirklich nur nach hinten raus, das Hinterbein kam absolut gar nicht unter den Körper.
Anfangs musste ich den Buben wirklich alle paar Sekunden daran erinnern, dass er auch zwei Hinterbeine hat. Da bekam "das Hinterbein ranholen" eine völlig neue Bedeutung :D
Schade, dass es nicht mein eigenes Pferd war, denn da hätte ich wirklich gerne mal Videos gemacht und als Erfahrungsbericht geteilt.
Ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd.
Ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch.
(Stanislaw Jerzy Lec )
Antworten