Barhufumstellung bei sehr altem Pferd

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loisachqueen
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Barhufumstellung bei sehr altem Pferd

Beitrag von loisachqueen »

Hallo zusammen,

ich habe ein Problem, bzw. ich bräuchte Tipps von euch.

Meiner "Ex"-RB, inzwischen Pflegebeteiligung, wurden die Tage alle Eisen abgenommen. Wahrscheinlich Sparmaßnahme ...

Geschichte von dem Pferd: Alter 28 seit nun einem halben Jahr nicht mehr geritten (liegt am PB und nicht am Pferd, der will das nicht mehr), vor einem Jahr einen Gleichbeinschaden, aber eigentlich keine Probleme mehr

Und jetzt nimmt man einfach so nach über 20 Jahren durchgehend Rundumbeschlag, die Eisen ab. Man muss dazu sagen, dass unsere Wege ziemlich steinig sind ...

Ich kenne mich selbst mit barfuss nicht aus. Wie gehe ich die Umstellung am besten an? Erstmal nur spazieren in der Halle und nach ein paar Wochen auch erste Schritte nach draußen wagen? Parallel geht er auch auf Koppel und muss dazu auch einige Meter über steinigem Untergrund.
Was muss ich Beachten, bei der normalen Hufkontrolle täglich?

loisachqueen

Hufschuhe kann ich übrigens vergesen, die PBs sind ziemlich konservativ.
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Hallo,

ich würde mich einfach rantasten und aufpassen, ob das Pferd irgendwie klemmig oder fühlig geht. Wenn alles ganz normal aussieht, ruhig auch ins Gelände spazierengehen, erstmal vielleicht nur ne Viertel- oder halbe Stunde. Erstmal auf weichen Waldwegen, aber wenn alles gut geht, ruhig auch bald auf hartem Belag, Asphalt und Schotter. Wenn das gut geht, dann auch mal an der Hand traben lassen, erst auf weichem Untergrund, später ruhig auch auf hartem Grund probieren. Das Pferd wird dir schon zeigen, wenn er z.B. nicht auf Schotter laufen mag, sondern lieber auf der Grasnarbe in der Mitte des Weges oder am Rand, oder, dass er überhaupt nicht traben mag.

Wenn er schon jetzt fühlig ist, dann natürlich erstmal abwarten und nicht gleich ins Gelände, oder vielleicht wirklich nur 10 Minuten. Schmerzen sollte er nicht haben.

Und einfach ein bißchen beobachten, wie der Rand des Hufs aussieht, die erste Zeit, bis die Löcher von den Eisen nach unten gewachsen sind, ist die kritischste Zeit. Ansonsten - wenn am Rand vom Huf was wegbricht, hinterher Kante und Kerben leicht glattraspeln, damit es an dieser Stelle nicht noch weiter reißen kann.

Nur Mut! Manchmal läuft es viel weniger dramatisch, als man vorher befürchtet hat.

Ich habe mein Pferd vor einigen Jahren umgestellt, und das ging von Anfang an völlig unspektakulär vonstatten, so dass ich schon nach zwei Wochen probierte, kurze Strecken im Gelände zu reiten. Wir nahmen die Eisen runter, und ich konnte praktisch sofort mit ihm im Gelände spazierengehen, ohne einen Unterschied zu bemerken.
Liebe Grüße Birgit
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

man muss einfach sehehn, wie es geht. Pferde reagieren da sehr unterschiedlich. wenn keine form von hufschutz möglich ist, dann kannst du an sich nur schauen, dass das pferd keine oder wenig schmerzen bei der beschäftigung mit dir hat.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Guten Morgen,


und beachten, das die Umstellung bis zu einem Jahr dauern kann, denn jetzt erfährt das Horn einen Dauerreiz auf den es reagiert.

Das alte Horn schrubbet sich ab, mit mehr oder weniger dramatischen Ansichten auf den Huf, das Horn mit der besseren Qualität wählt aber von oben nach unten nach. Das dauert.

In der Zeit Kiltes, die Hufwand rund zu alten, die Sohle zu schonen und vlt. eher am Wegesrand im Gras zu laufen.

Auch Hufgeschwüre können sich einstellen, da jetzt Druck auf die Sohle entstehen kann.

Es kann aber auch gaaaaar nichts passieren, weil er bombiges Horn hat, das die letzten 20 Jahre keinerlei Schwächung durch Hufbeschlag erlitten hat!



LG Ulrike
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

Buchtipp dazu: Feet First: Barefoot Performance and Hoof Rehabilitation by Nic Barker, Sarah Braithwaite (2009) Hardcove
Riff

Beitrag von Riff »

Ich kenne einen, der wurde mit 33 umgestellt- hatte immer Eisen drauf (seit er 4 war)- war kein großes Problem. Jetzt, nach 6 Monaten läuft er besser, als mit Eisen.
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

OT: Wow, mit 33!
Liebe Grüße Birgit
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Zwischenstand:

Ich war jetzt die letzten Wochen hauptsächlich in der Halle Spazierengehen, Bodenarbeit und Langzügel. Halle ist kein Problem, da sieht man ihm nichts an. Asfalt geht inzwischen auch ganz gut. Freitag war ich das erstmal wieder draußen Spazieren gehen, habe eine kurze Runde gewählt (10 min). Spitze Stein auf dem Kiesweg gingen noch nicht wirklich, nur das Pferd war zu doof auf den Grasstreifen neben dem Weg zu latschen. Erst als ich in dort hinbuchsierte, verstand er, dass das um einiges angenehmer für ihn ist ... und dann gibt laufen auch wieder super.
Womit ich als Bedieneinheit noch so meine Problem habe, ist das fehlende Klappern der Eisen auf Asfalt. Der Klock-Klock-Geräusch von unbeschlagenen Eisen ist für mich ziemlich gewöhnungsbedürftig, weil ich eigentlich immer nur Pferde mit Eisen geritten bin.
Derzeit übe ich mich auch schon fleißig am Huf begradigen, da immer mal wieder alte Nagellöcher aufbrechen und dann Horn absteht. Bevor das weiterreißt komme ich mit der Hufraspel. Gleichzeitig feilen und Hufhalten ist nicht so einfach... Herr Schimmel hat kein Problem mit meinen ungelenkigen Begradigungsversuchen.

Ich mache demnächst mal Fotos von den Hufen. Ich möchte behaupten, dass die Hufe jetzt nach rund 3 Wochen ohne Eisen um einiges größer geworden sind. Kommt mir auf jeden Fall so vor. Ist das normal?
cajujo
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Beitrag von cajujo »

An die Stille beim laufen gewöhnt man sich schnell.
Mir gehen mit Eisen beschlagene Pferde mittlerweile auf den Kranz. :D

Mit der Feilerei tust du dich viel leichter wenn du den Huf auf etwas Stabiles stellst und von oben nach unten raspeln kannst. Es muss ja nicht gleich ein Bock angeschafft werden, eine stabile Putzkiste oder ein Mäuerchen tuts auch.

Wo sind die Hufe größer geworden? Flatschen sie unten auseinander?
Kann es sein, dass die weisse Linie auseinander gezogen ist und keine feste Verbindung darstellt? Dies würde ich für normal, nach vielen Jahren mit Eisen, halten.
Eigentlich werden die meisten Hufe nach Abnahme der Eisen und den folgenden Ausbrüchen erst mal kleiner. In der Höhe und Durchmesser. Dies stellt sich nach einigen Wochen und 1-4 cm (je nach dem halt) Wachstum ein. Bei manchen Pferden wächst mit der Zeit dickeres Wandhorn nach.

Nach meiner persönlichen Meinung ist weniger Bearbeitung, gerade am Anfang, mehr und man sollte keinen Ehrgeiz in einen schönen Huf legen. Ausbruch mit der Kneifzange abklipsen, ein bischen planfeilen und fertig. Vllt, je nach Horn, kann Keralith gepinselt werden.
Bekommt das Pferd noch alle paar Monate zur Korrektur einen Profi zur Seite gestellt?
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Doof ist bei der Stille nur, dass ich beim Hören des Eisengeklappers gleich sagen konnte, wie das Pferd an dem Tag läuft und das geht jetzt nicht mehr ... Beim Führen von schräg vorne auf den Bewegungsablauf schauen ist doof, weil es verzehrt ist und man nicht viel sieht ...

Das Pferd wird noch "regelmäßig" (8-12 Wochen) vom Hufschmied, der auch meine andere RB beschlägt betreut.
Bis jetzt habe ich nur "Stücke" abgeraspelt, die vor dem Ausbrechen bedroht waren. 2-3 Mal vielleicht.

Richtig größer geworden ist der Huf garnicht, ich habe mal die alten Eisen drauf gehalten. Aber der Huf flascht unten aus und der Strahl trägt bei allen vier Hufen mehr oder minder mit ... besonders vorne. Er hat aber mit Eisen vorne schon immer flatschige Hufe gehabt. Und leider eine sehr lange Zehe (geschuldet dem vor-vor-Hufschied, der das Jahre lang so beschlagen hat) Soll das so sein?

Nun heißt es abwarten ...
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Solange das Pferd nicht fühlig geht, mach dir mal nicht allzu viele Gedanken. Es ist auch okay, dass der Strahl mitträgt. Meistens ist er halt bei beschlagenen Pferden so verkümmert, dass er das nicht mehr kann.

Wenn dem Pferd wegen Sparmaßnahmen die Eisen abgenommen wurden, ist es ja zumindest positiv, dass trotzdem alle 8 - 10 Wochen jemand (der Schmied?) drüberschaut.

Wie läuft er denn inzwischen?
Liebe Grüße Birgit
charona
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Beitrag von charona »

Der strahl SOLL mittragen, ausflatschen sollte nix, alle 8-12 wochen hufbearbeitung ist definitiv zu wenig, lieber keinen konventionellen schmied dranlassen sondern einen barhufbearbeiter oder selber hand anlegen.

Lies dir das kostenlos zu downloadende Buch gut durch, dann weisst du, was normal ist und was nicht ;) http://pro-barhuf.de

Viel erfolg! Gute hufe sind KEIN Hexenwerk, auch nicht bei älteren pferden. Ich weiss, wovon ich spreche, mache seit beinahe 2 jahren die hufe von meinen pferden selber und lass alle 8-10 wochen kontrollieren vom profi :) und ich hatte keine ahnung von hufbearbeitung.
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

@charona: sachte, sachte, es ist nicht ihr eigenes Pferd, ich gehe mal davon aus, dass die Möglichkeiten der Einflussnahme nicht gegeben oder begrenzt sind... :)
Liebe Grüße Birgit
charona
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Beitrag von charona »

Sorry, so sollte das auch nicht gemeint sein. Bin grad ein wenig grantig wegen der leider grauenhaft verwahrlosten Hufe des Pferdes einer Bekannten. Sie lässt den HB nur alle 12 wochen kommen, die Hufe solltet ihr sehen, seufz! Also, Loisachqueen, nix für ungut, aber inhaltlich bleib ich dabei ;)
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Es ist eine Gratwanderung - wenn du nur Rücksicht nimmst wenn das Pferd fühlig geht, kann es passieren, dass nie anderer Boden als Weide und Platz oder Halle geht. Ein wenig brauchen die Hufe auch die Konfrontation mit dem festen Boden, um dafür eine Gewöhnung zu erhalten.

Da das ganze eher wie "Schmied ruppt mal die Eisen runter" klingt wird es wohl keinen erfahrenen Hufbehandler geben, der mit Rat und Tat die Umstellung gestaltet und begleitet!? :cry: Das ist immer übel, denn Barhuf macht sich leider nicht durch Abnahme der Eisen alleine.

Versuche rauszufinden was sich allmählich fürs Pferd als "machbar" gestaltet, viel spazieren gehen ist gut, die Bewegung kann fast nicht zuviel sein - außer natürlich sehr viel auf zu anspruchsvollem Boden, der für das Pferd noch unangenehm ist, das sollte natürlich vermieden werden.

Wenn die Hufe nicht durch nasse Weide/Matsch regelmäßig gut Feuchtigkeit bekommen, vielleicht Stallzeit angesagt ist, dann kann Hufewässern lindern - einfach mal für eine halbe Stunde die Hufe in einen Eimer Wasser stellen.


Wenn nichts groß an der Sohle bearbeitet wurde achte mal darauf, ob die Eckstrecke gekürzt wurde. Oft macht die Druck und damit Schmerzen weil sie lang ist, aber nicht aufrecht steht, sondern "umklappt" - das ist aber sehr hartes Horn im Vergleich und darunter finden sich dann gerne richtige Druckstellen - was vorher ja nicht passierte, weil durch die Eisen da kein Druck hinkam, wo das Eckstrebenhorn liegt auf der Sohle.

Rundraspeln wurde ja auch schon erwähnt.

Und ja, gute Beispiele für Eisenabnahme auch bei alten Pferden kenne ich auch - nicht zuletzt das Paradebeispiel des Pferdes das wegen Hufrolle eh ewig Spezialbeschlag hatte, und natürlich chronisch lahm war. Mitte 20 Eisen runter, Hufbearbeitung sehr kleinschrittig (war das Pferd der Freundin des Hufpflegers) und seither wesentlich fitter, lahmfrei, wieder geritten - inzwischen sind es ca. 13 Jahre schon und Pferdi lief nach 3 Jahren deutlich besser als die letzten vielen Jahre zuvor. Der erste Galopp auf der Wiese hat der Besi Freudentränen in die Augen getrieben. :)
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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