Immer nur "lieb, lieb"

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

sinsa
User
Beiträge: 882
Registriert: Di, 13. Nov 2007 19:32
Wohnort: berlin

Beitrag von sinsa »

@Julia Anblöken ist aber auch die absolute Höchststrafe.
Ich könnte meinen mit der Gerte eine mitgeben das es knallt - das wäre ein Witz im Vergleich zu einem verbalen Einlauf.
Julia
Moderator
Beiträge: 3891
Registriert: Mo, 28. Jan 2008 15:58
Wohnort: Raum Lueneburg

Beitrag von Julia »

@sinsa: Bei dem Pony komme ich nie in die Verlegenheit eine Gerte in der Hand zu haben oder eine Unstimmigkeit zu haben die sich mit einer Gerte lösen ließe... Von daher geht es eh nur verbal. Aber der würde bei einer Gerte glaube ich sehr ähnlich reagieren....

Und die Stute würde bei einem Gerteneinsatz nur noch hysterischer werden. Das habe ich einmal ausprobiert und dann wurde sie komplett kopflos. Ein richtig lautes, bauchiges "HEY" reicht und sie ist innerhalb von 3 Sekunden wieder "da" :roll: :lol:
Liebe Grüße, Julia
bubi9191
User
Beiträge: 140
Registriert: Di, 02. Okt 2012 12:26
Wohnort: NRW

Beitrag von bubi9191 »

Sehr interessante Diskussion :)

Ich wollte auf keinen Fall sagen, dass es nur "lieb, lieb" oder "böse" gibt, um Himmels Willen.

Ich hatte eben - wie erwähnt - bislang eigentlich immer sensible Pferde, damit kam ich wunderbar klar.
Einem Pferd, was ich deutlicher die Grenzen setzen muss, bin ich vorher noch nicht so oft begegnet und durch die letzte (wirklich freche!) Stute verunsichert, daher kam die Frage auf.

Auch meine jetzige Stute - da frag ich mich manchmal, was richtig ist.

Situation: Pferd gibt plötzlich den linken Hinterhuf nichtmehr. Sobald ich meine Hand an das Bein lege, wird es voll belastet (auch wenn sie entlastete, als ich meine Hand dranlegte).
Alle Versuche mich gegen zu stemmen (was zu noch mehr gegenstemmen vom Pferd) oder sie zu kneifen waren erfolglos. Wenn sie das Bein hochnahm, sprang sie auf dem anderen Bein herum, sodass ich es nicht oben halten konnte.
Okay, glücklicherweise war eine Physiotherapeutin am Stall, die sich gleich das Pferd anschaute. Nichts. Außer vielleicht das normale Wachstum, sonst nichts.
Gut, dann probierte ich es also mit Keks. Jede Gewichtsverlagerung und Entlastung wurde belohnt. Mal konnte ich das Bein dann hochnehmen, mal nicht. Leider ist meine Stute auch nicht sooo geil auf Leckerlie & Co.
Das ein paar Tage so. Keine Besserung. Eine Freundin kniff sie dann immer. Dann immer loben sobald das Bein oben war.
Besserung? Fehlanzeige.
Gut, dann ignorierte ich das ein paar Tage und bat eine Helferin die Stute immer "anzuführen" wenn ich das Bein hochnehmen wollte. Dann gaaaanz schnell ausgekratzt, super doll gelobt.
Und wenn ich keine Helferin hatte (was oft vorkam) dann wurde nicht ausgekratzt.
Irgendwann klappte es plötzlich vom einen auf den anderen Tag wieder.
Und irgendwann nicht. Mir ist es zu mühselig das auszudiskutieren. Ich schiebe es ehrlich gesagt auf das Wachstum, aber es bringt nichts wenn sie dafür einen Klapps bekommt.
Das Pferd ist tiefen entspannt, sobald ich sie aber anmecker oder mal klapse, wird sie hektisch und ich habe das Gefühl sie weiß nicht wofür das war.
Also... üben.

Oder das Rumgehen. Meine Stute ist da etwas stur und findet rumgehen nur dann gerade gut, wenn sie dadurch nichts zum Gucken verpasst. Schieben versuche ich erst gar nicht, Frau Pferd ist stärker. Wenn sie mich vollends nach 2x anfragen ignoriert, dann setzt es aber dochmal was oder ich erhebe die Stimme.
Mir wurde dann von jemandem gesagt, dass das total gemein wäre, ich solle doch jedes Rumgehen viel mehr loben, irgendwann findet sie rumgehen dann spannender als in der Umwelt zu gucken.
Muss ich das wirklich? Sie weiß doch was ich möchte, sie findet manchmal nur die Umwelt spannender. Muss ich sie dann wieder über Tage/Wochen für jedes Rumgehen füttern und irre loben, damit das für sie interessant wird?
Wenn ich doch möchte, dass sie mir weicht, dann soll sie mir weichen.
Möchte mal gerne sehen, ob die Pferde sich auf der Weide gegenseitig loben, wenn sie ein anderen "zum Weichen auffordern" und das dann geht...
Und Pferde mögen ihre Weidekameraden!
Ulrike
User
Beiträge: 2573
Registriert: Di, 14. Jan 2014 13:38
Wohnort: bei Lüneburg

Beitrag von Ulrike »

Fiorella hat geschrieben:Hallo,

Ulrike, so wie du es formulierst, könnte man meinen, Strafe sei grundsätzlich sinnlos intransparent, gewaltsam und überschiessend? Ist das wirklich deine Meinung?

Gruss, Fio

Hallo Fio,

Wahrscheinlich muss das Thema noch weiter aufdröseln in das, was wir als Mensch unter Strafe verstehen und das, was das Pferd als Strafe versteht.

Das führt jetzt sehr weit und da müsste ich länger an Formulierungen feilen.

Strafe läuft aber große Gefahr, intransparent, gewaltsam und überschiessend zu sein, deshalb kann sie kein Mittel sein, um zu erziehen sondern sie ist ein Mittel, um sich durchzusetzen.


Die Arbeit, Strafen zu vermeiden fängt viel, viel früher an und ist mehr oder weniger schwer durchzuführen.

Meinen Dreijährigen, der nun seit Mai letzten Jahres hier lebt, der war am Anfang noch auf Sommerweide, weil ich ihm den Platz gönnen wollte.
Er war sehr gut erzogen, auf der Weide aber schnell am "Verlottern".
Daraufhin habe ich ihn in einer Blitzaktion nach Hause geholt.

Hier lernte er, und lernt immer noch, die Basics, das hört auch trotz Anreitend nicht auf.

Miteinander am Boden erleichtert das Reiten und Reiten erleichtert das Miteinander am Boden.


Wenn ich meine Drei auf die Wiese bringe, sie ist ca. 100 m weg, dann hört man mich in einer Sekunde schimpfen, rempeln, loben und Klopfen. Eine Achterbahn der Gefühle für mich, für den Jungen die beste Art zu lernen.
Steht er am Putzplatz, sie werden bei mir nicht angebunden, dann soll er da stehen, das schon von Anfang an. Jeden Tag, erst in kleinen Einheiten, dann länger.

Heute lässt er die Rose fast in Ruhe, ich turne um ihn herum und kann alles erledigen, dennoch ist da noch Arbeit.


Mein Ziel ist eigentlich, Strafen erst gar nicht aufkommen zu lassen, da ist dann Konsequenz im Umgang das Mittel der Wahl.
Und wenn der Strick oder die Gerte dann mal fliegt, dann hört sie SOFORT auf, wenn das gewünschte Verhalten eintritt.

Das ist in meinen Augen keine Strafe.


Wahrscheinlich, oder hoffentlich gehen die Meister auch so vor:

Kleine verstehbare Schritte, die nach einer Zeit von Monaten oder auch Jahren das gewünschte Ergebnis bringen.

Die Pferde danken es mit Ruhe und Gelassenheit, so die Paarung Mensch/ Pferd stimmt.


Oh, ich merke, ich könnte ganze Vorträge schreiben. Deshalb ende ich hier!
:lol:


LG Ulrike
Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

esge hat geschrieben:Die Gewalt hinter verschlossenen Türen steht nicht zur Diskussion, denke ich.
Ganz sicher aber sind die "großen Meister" äußerst klar, präzise und genau im Timing - auch mit Strafen.
.
Ein Knackpunkt meiner Meinung nach!

Tanjas Beispiel von Kurt beim Longenkurs:
da hätte der Einsatz der Gerte durch BT vermutlich gleiches bewirkt. Bzw würde bei Verwendung der Wassersprüherei durch Tanja mit gleicher "innerher Haltung" = Ernsthaftigkeit wie bei der Gerte das Ansprühen ähnlich (lustiges Wortspiel) "verwässern".

Meine Erfahrung mit den fremden Pferden zeigt, dass man als Außenstehender Betreuer, Trainer oder whatever immer den Vorteil hat, dass man nicht schon Automatismen mit dem Pferd sich hat entwickeln lassen.

Da ist es ein himmelweiter Unterschied, ob der/die Besi selber eine Handlung ausführt, oder eine fremde Person. Und da ist dann der Trainer im Zweifel gefordert den Menschen dahin zu bringen, dass er klarer und ernsthafter dem Pferd klar macht, was gewünscht ist.

KLAR kann dazu nötig bzw einfach sehr hifreich sein, wie im Beispiel von Tanja einen Weg über ein anderes "Mittel" zu wählen, ich will damit nicht sagen, dass BT an der Stelle nachhaltiger das Instrument Gerte hätte nutzen sollen!!!

Immer und immer wieder ist einer DER Srüche, die ich den Menschen sage, weil ich ihn in dem Moment wirklich ganz genau so meine:

"Du musst authentisch sein, wichtig, dass du WIRKLICH meinst, was du ´sagst´!"

Ich sehe nämlich den Punkt "wir können nicht mit Pferden kommunizieren" anders. :wink: Die Kommunikation der Pferde untereinander findet ja nicht nur in der Körpersprache statt, die wir zugegebenermaßen ja wirklich nicht 1:1 imitieren können. Vielmehr nehmen Pferde sehr stark die Energie ihres Gegenüber wahr, auch die von uns Menschen.

Und drum kann Strafe zB überflüssig werden in Situationen, wo dem Pferd eigentlich klar ist, was gewünscht ist. Stillstehen beim Putzen zB, mitunter reicht dann eine straffe Körperhaltung und das innere "mir PASST das nicht", mit dem man einen Schritt aufs Pferd zu geht, und Pferdi erinnert sich :wink:
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Phanja

Beitrag von Phanja »

bubi9191 hat geschrieben:Sehr interessante Diskussion :)

Ich wollte auf keinen Fall sagen, dass es nur "lieb, lieb" oder "böse" gibt, um Himmels Willen.

Ich hatte eben - wie erwähnt - bislang eigentlich immer sensible Pferde, damit kam ich wunderbar klar.
Einem Pferd, was ich deutlicher die Grenzen setzen muss, bin ich vorher noch nicht so oft begegnet und durch die letzte (wirklich freche!) Stute verunsichert, daher kam die Frage auf.

Auch meine jetzige Stute - da frag ich mich manchmal, was richtig ist.

Situation: Pferd gibt plötzlich den linken Hinterhuf nichtmehr. Sobald ich meine Hand an das Bein lege, wird es voll belastet (auch wenn sie entlastete, als ich meine Hand dranlegte).
Alle Versuche mich gegen zu stemmen (was zu noch mehr gegenstemmen vom Pferd) oder sie zu kneifen waren erfolglos. Wenn sie das Bein hochnahm, sprang sie auf dem anderen Bein herum, sodass ich es nicht oben halten konnte.
Okay, glücklicherweise war eine Physiotherapeutin am Stall, die sich gleich das Pferd anschaute. Nichts. Außer vielleicht das normale Wachstum, sonst nichts.
Gut, dann probierte ich es also mit Keks. Jede Gewichtsverlagerung und Entlastung wurde belohnt. Mal konnte ich das Bein dann hochnehmen, mal nicht. Leider ist meine Stute auch nicht sooo geil auf Leckerlie & Co.
Das ein paar Tage so. Keine Besserung. Eine Freundin kniff sie dann immer. Dann immer loben sobald das Bein oben war.
Besserung? Fehlanzeige.
Gut, dann ignorierte ich das ein paar Tage und bat eine Helferin die Stute immer "anzuführen" wenn ich das Bein hochnehmen wollte. Dann gaaaanz schnell ausgekratzt, super doll gelobt.
Und wenn ich keine Helferin hatte (was oft vorkam) dann wurde nicht ausgekratzt.
Irgendwann klappte es plötzlich vom einen auf den anderen Tag wieder.
Und irgendwann nicht. Mir ist es zu mühselig das auszudiskutieren. Ich schiebe es ehrlich gesagt auf das Wachstum, aber es bringt nichts wenn sie dafür einen Klapps bekommt.
Das Pferd ist tiefen entspannt, sobald ich sie aber anmecker oder mal klapse, wird sie hektisch und ich habe das Gefühl sie weiß nicht wofür das war.
Also... üben.

Oder das Rumgehen. Meine Stute ist da etwas stur und findet rumgehen nur dann gerade gut, wenn sie dadurch nichts zum Gucken verpasst. Schieben versuche ich erst gar nicht, Frau Pferd ist stärker. Wenn sie mich vollends nach 2x anfragen ignoriert, dann setzt es aber dochmal was oder ich erhebe die Stimme.
Mir wurde dann von jemandem gesagt, dass das total gemein wäre, ich solle doch jedes Rumgehen viel mehr loben, irgendwann findet sie rumgehen dann spannender als in der Umwelt zu gucken.
Muss ich das wirklich? Sie weiß doch was ich möchte, sie findet manchmal nur die Umwelt spannender. Muss ich sie dann wieder über Tage/Wochen für jedes Rumgehen füttern und irre loben, damit das für sie interessant wird?
Wenn ich doch möchte, dass sie mir weicht, dann soll sie mir weichen.
Möchte mal gerne sehen, ob die Pferde sich auf der Weide gegenseitig loben, wenn sie ein anderen "zum Weichen auffordern" und das dann geht...
Und Pferde mögen ihre Weidekameraden!
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was du uns mit diesem Beitrag jetzt sagen möchtest? :shock:
sinsa
User
Beiträge: 882
Registriert: Di, 13. Nov 2007 19:32
Wohnort: berlin

Beitrag von sinsa »

Phanja hat geschrieben: Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was du uns mit diesem Beitrag jetzt sagen möchtest? :shock:
Ah, ich bin nicht alleine :lol:
Benutzeravatar
Fortissimo
User
Beiträge: 727
Registriert: Di, 19. Jun 2012 14:37
Wohnort: Vreden

Beitrag von Fortissimo »

Den einen Spruch hab ich jetzt überhaupt nicht verstanden:

"Schieben versuche ich erst gar nicht - Frau Pferd ist stärker".

Würde mir zu denken geben. Ich schiebe nicht, ich schicke meine Pferde rückwärts. Das haben sie blitzschnell begriffen. Druck erzeugt Gegendruck, daher halte ich von Schieben eh nicht viel.

Lies mal "Be Strict" von Michael Gaitner. Hat mir sehr geholfen - den Pferden auch.
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

esge hat geschrieben:.
Ganz sicher aber sind die "großen Meister" äußerst klar, präzise und genau im Timing - auch mit Strafen.
ich durfte bei so einem großen Meister im heimatlichen Stall mal zu Gast sein. Wenn Manuel Jorge Oliveira durch seinen Stall geht, hat er eine Peitsche mit kurzem Schlag in der Hand. Jedes einzelne Pferd in seinem Stall steht in der Box stramm wenn er vorbei geht. Und wenn ein Pferd meint, das nicht oder nicht sofort tun zu müssen, witscht die Peitsche fast nebenbei über die Tür und den Pferderücken, bis das Pferd mit dem Kopf nach vorn und aufmerksam da steht. Betritt er eine Box, sind die Pferde vertrauens- und respektvoll. Unter dem Sattel schuften sie mit jeder Faser ihres Lebens. Raum für "wie hättest du es denn gern" gibt es nicht. Der Boss wünscht, das Pferd tut. Bedingungslos.
Moins,
so kenne ich das von Gestüten in Spanien auch. Da treten alle Hengste einen Schritt zurück, wenn der Gestüter die Stallgasse betritt. Hintergrund: Die Spanier wollen halt problemlos füttern oder misten können, ohne dass sich ein Hengst mal eben auf und davon macht. Interessanterweise führt das eben NICHT zu seelenlosen, gebrochenen Kreaturen. Sondern dazu, dass sowohl Pferd als auch Mensch genau wissen, wo sie jeweils stehen. Vereinfacht das Leben in einem großen Gestüt sicher ungemein.
Das muss man nun nicht 1:1 auf sein Leben mit seinem Freizeitkumpel umsetzen. Allerdings ist meine Erfahrung: Gerade selbstbewusste Pferde kommen mit klaren Ansagen ganz wunderbar zurecht.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Benutzeravatar
Fortissimo
User
Beiträge: 727
Registriert: Di, 19. Jun 2012 14:37
Wohnort: Vreden

Beitrag von Fortissimo »

und ich brauch auch nicht mehr für´s "Rumgehen" zu loben. Das hab ich bei "Be Strict" auch gut gelern. Die Pferde fragen gar nicht mehr erst, ob sie eventuell lieber rumschauen möchten. ich möchte "Rumgehen", also gehen wir rum.
sinsa
User
Beiträge: 882
Registriert: Di, 13. Nov 2007 19:32
Wohnort: berlin

Beitrag von sinsa »

Cubano hat geschrieben:Allerdings ist meine Erfahrung: Gerade selbstbewusste Pferde kommen mit klaren Ansagen ganz wunderbar zurecht.
Ich bestätige mal. Auch mein Eindruck ist, je ranghöher die Pferde in der Herde, desto einfacher sind sie oftmals zu händeln - jedenfalls wenn es sich dabei um souveräne Pferde handelt.
roniybb
User
Beiträge: 169
Registriert: Do, 15. Mai 2008 15:46
Wohnort: Dresden

Beitrag von roniybb »

...ich möchte nur kurz einwerfen...
mein RL hat mal zu mir gesagt..." ..du musst das Pferd in die Lage versetzten, etwas tun zu können..."

DER Satz bringt mich immer wieder auf den Teppich, wenn ich mal wieder genervt bin.

Mein Wallach war auch schwierig, hat alle runter gebuckelt, sollte zum Schlachter. Ein Jahr Koppel hat er bekommen, ein Jahr Longe und nun sollen wir reiten...
Der Schlüssel zu ihm war Konsequenz in der Arbeit, viel Lob, und sein Problem ( wenn er schief wird, bekommt er körperliche Leiden und fängt an zu buckeln usw ALSO ihn gerade machen) beheben!! Also Physiotherapie und gerade richten.....

Einige andere waren der Meinung, er bräuchte mal richtig paar auf den Hintern...der Wallach ist knappe 180 cm und ein Oldenburger...ich weiß nicht, wie DIE Geschichte ausgegangen wäre...
Donna
User
Beiträge: 459
Registriert: Do, 30. Jan 2014 20:31
Wohnort: Erlangen

Beitrag von Donna »

Danke ,wegen des Zitats deines RL,das dekt sich mit Jens Meinung finde ich und so wie Du und Jen das beschreiben sehe ich das auch.
esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

Donna hat geschrieben:Wer seine Pferde meist in Boxen stehen hat.Was soll man da noch erwarten?
Du kannst gern versuchen, 30 Hengste zusammen in einen Offenstall zu stellen. Vermutlich bleiben ein oder zwei übrig, die man danach noch reiten kann.

Man muss dringend unterscheiden zwischen

1. Situationen, wo ich dem Pferd etwas neues beibringen möchte
2. Situationen wo es um immer wiederkehrende Abläufe geht.

Bei 1. muss man als Ausbilder die Lernschritte so planen, dass das Pferd möglichst keine Fehler machen kann. Macht es doch welche, kriegt der Ausbilder den Watschen, nicht das Pferd.
bei 2. sieht die Sache anders aus.

Ich glaube, von Herrn Hinrichs stammt diese Anweisung:
Hat mein Pferd verstanden was es tun soll? Ist es körperlich und seelisch in der Lage, das zu tun? Wenn ja, ist im Falle von Nicht-Erfüllung Strafe eventuell angebracht.

Sprich: Wenn ein Pferd den Fliegenden Wechsel versemmelt, liegt es vermutlich am bewegungslegasthenischen Reiter, am schlechten Übungsaufbau, an Rückenaua oder 15 anderen Faktoren.
Wenn ein erwachsenes Pferd jedoch meint, einen Menschen einfach über den Haufen rennen zu können, liegt das an mangelndem Respekt. In diesem Fall kenne ich kein Hutschigutschi und frage auch nicht lange nach den Ursachen, sondern haue zu.
Loslassen hilft
esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

Ergänzung: Bei reiterlichen Übungen würde ich auch bei Abläufen, die mein Pferd schon lange kennt, niemals so hart werden, wie bei Umgangssachen. Beim Reiten kann der Fehler IMMER bei mir liegen. Sprich: Auch wenn mein Pferd seit 10 Jahren Schulterherein beherrscht bekommt es für Fehler darin sicher keinen massiven Ärger. Nicht massiver, als eine reiterliche Hilfe ist. Ein Pferd wie meines merkt sowieso, dass ich nicht zufrieden bin und damit ist er bereits hinreichend bestraft.
Aber auch andere Pferde, denen das vielleicht nicht so wichtig ist, werden für solche dinge nie "bestraft". ich würde dabei eher von Korrektur reden.

Wenn ich so intensiv drüber nachdenke: Echte Strafe gibt es nur für Respektlosigkeiten im Umgang. Bei meinen eigenen Pferden oder solchen, mit denen ich viel umgehe, sorge ich durch Ausbildung dafür, dass das nicht mehr vorkommt. Bei anderen, schulterzuck, lasse ich mir auch nicht die Füße zertrampeln!

Aber ich werfe eine neue Frage auf, die mich am allermeisten umtreibt: Faule Pferde.
Und bitte sagt mir nicht, die gäbe es nicht und das sei auch nur ein Ausbildungsfehler. Doch, es gibt ausgesprochen faule Pferde. Wie um Himmels Willen kriegt ihr die flott, OHNE ständig die Gerte einzusetzen? Ich kenne die einschlägigen Methoden von "immer sanfte Hilfe geben, dann sukkzessive mit der Gerte unterstützen", dabei niemals bremsen usw, usw.
Ich kriege viele Pferde flott. Aber es gibt ein paar, die wollen es immer und immer wieder wissen und wenn es nicht ein oder zweimal knallt pro Reiteinheit, kriegt man keine Leistung von denen. Mich bringen diese Pferde zur Verzweiflung, weil ich es nicht spaßig finde, auf ihnen rumzuklopfen. Persönlich würde ich inzwischen so ein Pferd nicht mehr behalten. Wer nicht arbeiten möchte, bitteschön, da ist die Tür, bzw. die Verkaufsanzeige.
Loslassen hilft
Antworten