Tabu Reitergewicht

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Tess
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Beitrag von Tess »

sab hat geschrieben:... sondern um die Frage, was Gewicht - zuviel Gewicht - auch längerfristig für den Pferderücken für Folgen hat.
Und wie möchtest du die hier beantwortet haben? Das fängt ja schon an bei der Frage "was IST zuviel Gewicht?"
Hier kann doch jeder nur aus seinem eigenen Nähkästchen plaudern.

Und es ist alles so dermaßen EInzelfallabhängig, dass ich nicht glaube, dass es jemals eine allgemeingültige Aussage zu dieser Frage geben wird.

Und wieso die Frage nur auf den Rücken beschränken? Es ist doch eigentlich der gesamte Bewegungsapparat betroffen.

Aus meinem eigenen Nähkästchen kann ich sagen: ich bin keine Elfe, ich habe drei Isländer, einer hatte als Jungpferd Rückenprobleme, inszwischen sind sie 15 und rückentechnisch absolut unauffällig. Einer von ihnen hatte letztes Jahr Beinprobleme (Sehenscheidenentzündung), vermutlich wegen seines starken Übergewichts (die 50 kg+ musste er schliesslich den ganzen Tag mit sich rumschleppen und nicht nur 1 - 2 h)

Unbestritten ist sicherlich: je weniger Gewicht desto besser - und am besten wäre gar kein Gewicht :P
sab
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Beitrag von sab »

Na ja, Pferden mit Ameisen zu vergleichen....ich sehe die taktklaren Piaffen der Ameisen richtig vor meinem geistigen Auge ! Und hoffentlich kommen die Ameise nicht in die Senkrechte.... :lol:
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich bin auch kein Leichtgewicht und bringe mit Klamotten, Stiefeln und Sattel mehr als 100 kg auf meinen Hafi, der selbst 1,48 m groß ist und ca. 520 kg wiegt. Bilder gibt's viele auf meiner Homepage. Ich bin mir dieser Belastung, die ich meinem Pferd zumute, jederzeit und sehr genau bewusst, arbeite deshalb auch viel an meinem Sitz (Reitunterricht), meiner Geschmeidigkeit (Yoga) und meiner Fitness (Nordic Walking und... Stallarbeit - bei SV wirklich kein von der Hand zu weisender Faktor).

Herr Hafi wird jährlich insbesondere auf das Knochengeruest durchgecheckt und erhält jährlich die Bescheinigung: topfit, vor allem hinsichtlich seines Alters von nun fast 20.

Ergo muss ich sagen: das ist eine absolut ausschließlich im Einzelfall zu betrachtende Angelegenheit. Was kein Freibrief sein soll! Aber Verallgemeinerung wäre sicherlich genauso falsch.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

das ist eigentlich eine gute zusammenfassung: keine verallgemeinerungen :-) genau.
horido
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Beitrag von horido »

Zum Pferdegewicht: Wir haben 2 schlanke, aber ganz gut bemuskelte Warmblüter mit 1,70 cm Stockmaß, die werden regelmäßig gewogen, da wir eine Pferdewage am Hof haben: Die Stute wiegt 630 kg, der Wallach 650 kg. Es wurde auch schon sowas wie ein Body-Maß-Index bestimmt, wo sie quasi die Optimalfigur hatten. Die haben mit diesem hohen Eigengewicht kein Gramm Fett auf den Rippen (im Gegensatz zu mir).

10% Gewichtsbelastung finde ich lächerlich, da dürften sogar schlanke sportliche Männer ja nur noch Kaltblüter reiten. 100 kg sind bei Männern aufgrund von Größe und Muskelmasse ja schnell errreicht. Bis 20 % finde ich ok, wobei 15% bestimmt besser sind.

Unser Wallach hat übrigens Kissing Spines und ist mittlerweile 19 Jahre alt und fit, obwohl er viel von meinem Mann geritten wird, der keine Jockeymaße hat.

Wichtig finde ich aber, dass das Pferd Muskelmasse zum Tragen entwickeln kann und das geht meiner Meinung nach nicht durch longieren oder Spazieren gehen oder auf der Weide. Dafür muss man die Tiere auch mal richtig belasten und böse, böse galoppieren.

Generell sehe ich mittlerweile eher das Problem, dass den Pferden im Freizeitbereich viel zu wenig abverlangt wird und sie daher nicht fit genug sind. Das sind genauso Chouchpotatos wie wir geworden, weil sie ja nur noch geschont werden. Dürfen sie dann mal raus, machen sie gleich quatsch und werden dann den Rest Ihres Lebens nur noch vom Boden "gearbeitet".

Edit: Ich habe übrigens keinen blassen Schimmer, um welche Fotos es geht, ich konnte jetzt hier im Forum nichts dramatisches finden, was in meinen Augen den Eingangsthread rechtfertigt. Vielleicht klärt mich mal jemand per PM auf?
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Zum geschätzten und gewogenen Pferdegewicht: Vor Jahren kam in meinen damaligen Stall eine Tierärztin, kurz nachdem die Pferdewaage dagewesen ist. Sie hat dann mal ein paar Pferde geschätzt, die am Anbinder rumstanden: ca. 100 kg zu wenig war ihr Bestwert (also am nächsten dran!) Dynamit wog in den letzten Jahren zwischen 680 und 730 kg, bei etwa 1,70 m Stockmaß (er ist aber eher schwer).
Das hieße für mich also (bei 10%): etwa um die 70 kg. Da bin ich dann doch leicht drüber (mit 75 - 78 kg bei 1,80). Wenn man sich jetzt überlegt, dass die Kavallerie früher doch auch etwas leichtere Pferde wie Trakehner nutzte, dann wäre das mit den 10% nie aufgegangen. 20% wiederum würden bei Dynamit etwa 140 kg bedeuten, das wäre mir eindeutig zu viel.

In der aktuellen Ausgabe der Dressurstudien wird dazu jemand von der Bundeswehr zitiert - da kommt wohl niemand aufs Pferd, der mehr als 80 kg wiegt. Tja, schwierig, das Ganze. Vielleicht sollte man besser den (menschlichen) BMI heranziehen? Also maximal einen Wert von 30?
Und ja, natürlich bleibt das Argument mit dem geübten und geschmeidigen, aber leicht übergewichtigen Reiter stichhaltig, der für den Pferderücken angenehmer ist als ein "nasser" Sack.

LG André
„Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
cajujo
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Beitrag von cajujo »

Ich kenne die Bilder auch nicht und es interessiert mich auch nicht. Wozu auch? Das Thema betrifft doch jeden der sich auf ein Pferd setzt und von dem Tier getragen wird.
Es wurde schon geschrieben, trotzdem, die Rückenkonstruktion ist von der Natur nicht zum Tragen von Lasten ausgelegt und wir alle, ob Elflein oder Säcklein nehmen irgendwie billigend in Kauf, dass das Tier schaden nehmen kann. Solange nicht gelitten wird, ist das für mich in Ordnung, schon weil ich nicht den Anspruch habe, dass das Leben keine Spuren hinterlassen darf. Auch Menschen die selbst entscheiden gehen Tätigkeiten nach, die verschleißen oder schädigen können.
Es ist doch eher ganz allgemein eine ethische Frage in wie weit wir uns über Tiere stellen und sie nutzen und wie wir die Nutzung gestalten und bemüht sind Unannehmlichkeiten für sie gering zu halten oder gar ihr Leben bereichern.

Diese 10 – 15% Regelung halte ich, wie die meisten hier auch, für Humbug. Sie besagt so wenig und lässt so viel außer acht. Nichtsdestotrotz regt sie bei vielen zum Nachrechnen und Überlegen an.

Was aber ein Pferd nun genau zum viel gerühmten „Gewichtsträger“ macht, bleibt mir, außer dem Einzelfall, ein kleines Rätsel. Sicher gibt es verschiedene Kriterien, die eine mögliche höhere und schadärmere Belastung begünstigen, ebenso aber immer auch Gegenbeispiele.

Widerristhöhe als Widerlager/hebel zum erleichterten anheben des Rückens über das Nackenband
Röhre und Beinlänge
breiter Stand und Fundament
Günstige, geringe Hebel des Reiters
Die Rückenlängethese habe ich auch schon anders gehört wie hier erwähnt, da bei einem kurzen Pferd die Dornfortsätze näher beieinander stehen
stramme Rückenmuskulatur und gebundener Gang

Ob das Islandpferd im Allgemeinen wirklich ein geborener Gewichtsträger ist oder ob es nur als üblich und damit gut empfunden wird, kommt sicher oft auf den Standpunkt des Betrachters und auf weitere Rahmenbedingungen und das individuelle Pferd an.

In meinem Umfeld (Ausnahmen bestätigen die Regel) gehen Reiterinnen und Reiter, die sich der Problematik und des Dilemmas bewusst sind, verantwortungsvoll damit um und sind in dem Tun mit ihren Pferden überlegt und z.T. reflektierter wir Reitersleut die sich auf der sicheren Seite wähnen.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horido hat geschrieben:
Generell sehe ich mittlerweile eher das Problem, dass den Pferden im Freizeitbereich viel zu wenig abverlangt wird und sie daher nicht fit genug sind. Das sind genauso Chouchpotatos wie wir geworden, weil sie ja nur noch geschont werden.
Guten Morgen,
da sprichst Du übrigens einen ganz wichtigen Punkt an. Auch außerhalb der aktuellen grassierenden Diskussion über Reitergewicht. Die meisten Pferde haben heute schlicht zu wenig Muskulatur, weil sie halt in einigen Fällen zwei, drei Mal in der Woche ein Stündchen geritten werden. Stimmt der Ausgleich durch täglichen Weide- und Tobegang mag das noch hinkommen, aber wenn ich mir die Pferde anschaue - und davon gibt es auch heute noch genug – die jetzt bereits seit Oktober nur im Stall stehen, muss man sich nicht wundern, wenn Reiten zu einer gesundheitlich riskanten Sache wird, auch wenn der Reiter nicht gerade massives Übergewicht auf die Waage bringt.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
sab
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Beitrag von sab »

Was mich mal interessiert; das Islandpferd gilt ja als Gewichtsträger. Mir persönlich leuchtet das nicht ein, ich habe eher die Vermutung, dass es einfach in Island normal und Tradition ist, dass Erwachsene Islandpferde (andere Typen gibt es nicht) reiten und dass daher diese Schlussfolgerung kommt. Ich vermute, dass das eher ein Mythos ist, der von der Reitszene einfach übernommen worden ist.

Gibt es hier irgendjemand aus der Islandpfedeszene, der etwas dazu sagen kann ? Und, wenn diese Pferde in Island auch tarditionsmässig von schwergewichtigen Erwachsenen geritten werden, werden sie dann alt ? oder werden Pferde - wie meistens bei tradionellen Reitervölkern - dort gegessen bevor sie alt werden können ? - Ich kann dazu meine Erahrungen aus Kirgisien und dem Baikalsee( Russland) beisteuern, wo ich Trailritte unternommen haben. Dort gibt es noch echte Reitkulturen, ohne das Pferd läuft im Wortsinne nichts. Die Pferde sind klein und stämmig und wahrlcih keine Schönheiten, vollbrigen aber grosse Leistungen. reiten tun alle, von kleinen Kindenr bis zu Erwachsenen. Aber die Pferde werden nichts besonders alt , weil sie irgendwann geschlachtet werden.

Und zum Thema Kavallerie; gibt es hier irgendwelche Militärexperten, die etwas über die normalen Gewichtsgestaltungen sagen kann ?

LG

Sabine

P.S: Ich möchte mich hier auch noch mal bei allen bedanken, die dieses sensibele Thema sachlich diskutieren.
Tess
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Beitrag von Tess »

sab hat geschrieben:Was mich mal interessiert; das Islandpferd gilt ja als Gewichtsträger. Mir persönlich leuchtet das nicht ein, ich habe eher die Vermutung, dass es einfach in Island normal und Tradition ist, dass Erwachsene Islandpferde (andere Typen gibt es nicht) reiten und dass daher diese Schlussfolgerung kommt. Ich vermute, dass das eher ein Mythos ist, der von der Reitszene einfach übernommen worden ist.
Fakt ist: sie werden geritten und und sie scheinen nicht reihenweise "zusammenzubrechen". Bei den Isländern ist es wohl eher auch eine Frage des "wie gerittens" als des "wieviel Gewicht", das den frühen Verschleiss fördert.

Auch auf Island wird der Gewichtsfrage zumindest indirekt Rechnung getragen: auf langen Ritten hockt der Reiter nicht stundenlang auf einem Pferd, sondern wechselt durch.

sab hat geschrieben:Gibt es hier irgendjemand aus der Islandpfedeszene, der etwas dazu sagen kann ? Und, wenn diese Pferde in Island auch tarditionsmässig von schwergewichtigen Erwachsenen geritten werden, werden sie dann alt ? oder werden Pferde - wie meistens bei tradionellen Reitervölkern - dort gegessen bevor sie alt werden können ?
Solange das wirtschaftliche Überleben vom Pferd abhängt wird in jedem "Reitervolk" das Pferd aufgegessen/verfüttert/wie auch immer von der Kostenseite entfernt, wenn es mehr kostet als einbringt. Wär ja sonst auch dämlich, irgendwie :wink:
Das hat ja aber doch nix mit unseren "Hobbypferden" zu tun?

Und ich frage dich noch mal: was erwartest du von deinen Fragen? Eine allgemeingültige Zahl als pauschales Grenzgewicht wirst du niemals bekommen. Das hängt einfach von zu viel ab. Und wieviel dein PFerd tragen kann, bzw. wieviel du deinem Pferd an Gewicht zumuten möchtest musst du selber entscheiden.
Finesse
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Beitrag von Finesse »

Josatianma hat geschrieben:Bitte diskutiert dieses Thema nun neutral weiter!
Gerne, nachdem hier so viel zensiert, gelöscht und entpersonalisiert wurde, fallen bei mir positiv besetzte Emotionen weg. Und dann sehe ich es sachlich und unpersönlich gesehen genauso wie die Thread-Erstellerin.
sab
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Beitrag von sab »

Ich erwarte von meinen Fragen eine Disskussion. Weil ich es wichtig finde, dass dieses Thema diskutiert wird. Weil es wichtig ist im Interesse unserer Pferde. Und die Disskussion kommt ja auch zustande !
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@sab worüber willst Du denn diskutieren?

Das Verhältnis Reitergewicht zu Pferd unterliegt keiner einfachen exakten Formel. Also kann man darum schlecht diskutieren.
Thema fertig, kann geschlossen - oder besser noch gelöscht werden, da es dank des Eingangsposts den Charme eines persönlichen Angriffs gegen eine Person hat.
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amara
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Beitrag von amara »

Wir haben hier eine Reittherapeutin, die v.a. Isländer einsetzt - insofern hat sie eine kleine Islandherde eher vom "alten", stämmigen Typ.
Ich (sowie auch sie... macht grade den Island-Pferde Trainer B) finde NICHT, dass wir hier von Gewichtsträgern sprechen, allerdings von kleineren, stämmigen Pferden mit einer Eselsgeduld und viel "Leidensbereitschaft".
Egal ob wir hier vom seit 1h SCHREIENDEN und PLÄRRENDEN und Mähne-ausreissenden ADHS Kind sprechen, oder von der 120kg-Frau (ja, das haben wir hier auch...), die im viel zu kleinen Sattel das Winzlings-Ding namens Isi im Schritt stundenlang ausreitet, auf Anfänger-Niveau.

Ja was soll ich dazu sagen, Gewichsträger mM nicht, aber bewunderswert genügsam und leidensfähig. Und gemessen am Eigengewicht vertragen ihre Isis im Schnitt bestimmt mehr als mein Lusitano-Halbhemd. Da sie leichter sind, ist es dann aber auch nicht soooo viel mehr.
Was der Fall ist, ist dass sie recht stabil stehen, verglichen z.B. mit meinem Lusi, wobei ich eher dazu tendiere dass meiner verdammt INstabil steht.



Nur weil etwas Tradition ist, muss es nicht gut sein (aber auch nicht schlecht). Früher war die Ständerhaltung absolut normal und traditionell, wahrscheinlich bei PFerden die 8h unterm Soldat gehen oder 7h auf dem Feld ackern auch nicht "schlimm". TOLL ist trotzdem was anderes, und nein, selbst bei 8h unterm Soldaten ist kein Pferd der Welt in einem Ständer glücklicher... :roll:

Was ein riesiges Problem ist sehe ich auch in der Horde der völlig unfitten UND verfetteten (!!!) Freizeitpferde. Es ist eben wie beim Menschen, die 10-20% Übergewicht (und das ist eher das UNTERE Limit das ich bei den Pferden in viel Ställen, insbesondere Offenställen sehe!!!) trägt das - wenig fitte - Pferd 24h mit sich rum. Spare ich mir dieses Übergewicht, kann mein Zosse auch wieder gesünder und ggf. auch mehr schleppen.
Erfreut war ich, als mein Pferd, das sehr gerne als mager, rippig, dürr vom Freizeitreiter bezeichnet wird, von der Tierklinik als selten idealgewichtig bezeichnet wurde. Nein, ein gesundes Pferd BRAUCHT keine Wohlstands-Wampe.


Eine Freundin, auch eher einen Ticken zu viel Gewicht und früher SEHR viel zu viel Gewicht (35kg abgenommen...) hat sich bewusst ein größeres Tierchen gekauft das sie gut abdeckt. Einen Lusi-Hemdigen wie meinen würde sie gar nicht wollen. Sie fühlt sich auch wohler, ich finde, viele Reiter haben da ja durchaus auch viel Gefühl dafür.


Ich finde es richtig, über solche Punkte nachzudenken und sie ggf. auch offen anzusprechen. Aber doch nicht, wenn die Erkenntnis und der Änderungswille bereits da sind.
Warum denn das??? Nur die Erkenntnis und der ÄnderungsWILLE ändern ja noch gar nichts, oder???
Also, jetzt seh es doch mal so: Ich hatte einen Warmblüter. Er war viel zu groß, viel zu breit und viel zu tonnig für meine verunfallte Hüfte. Ich habe versucht (und hätte sicherlich noch VIEL mehr machen können) das durch Physiotherapie und Ausgleichssport zu verbessern. In meinem (! inkl. Zeit, Wille, Einsatz, Körper, Geist, Emotion) möglichen Rahmen ging aber nicht mehr. Die Hüfte drohte aber so völlig zu verkaputten, und dass ich auf absehbare Zeit (wenn die Hüfte schlechter wird) auch meinem Pferd schaden werde. BEVOR das passiert, habe ich mit Arzt, Freunden und Trainern entschieden - das Pferd hats woanders besser.

Was ist daran jetzt so anders?? Ein Bekannter (Männer tun sich VIEL leichter, angepasst über ihre Schwimmringe zu sprechen) hat dasselbe gemacht. Er hats ja probiert. Er hat ja auch abgenommen. Aber halt - zu wenig. Viel zu wenig, für seinen Halbblüter. Er hätt sich ja noch viiiel mehr anstrengen können (ohne jemals anzukommen, weil er sowas wie Stress, nen Job, und auch keinen Bock auf ständig essen anpassen hat). Er hätt sich das ja auch einreden können, dass er das irgendwann in 20 Jahren schafft.
Er hat ebenfalls verkauft. Und ein taugliches Warmblut alter Schlag GEkauft.


Der Wille allein wird manchmal, vielleicht sogar öfters als man denkt, nicht reichen. Gute Absicht loben ist sicherlich christlich, und für viele in unserer Gesellschaft ist die Absicht schiergar unantastbar. Und das soll jetzt alles nicht frustrierend sein, ich finde z.B. wer schon 19 kg (!!!) abgenommen hat, hat all meinen Respekt und scheint alles andere als unmotiviert oder am Ende der Leitung zu sein.
Aber manchmal hilft das Wollen und Einsehen nicht weiter. Erkenntnis des Umstands ist schön, der Wille löblich, aber das muss im Jetzt auch umsetzbar sein, bzw. die Umstände müssen dazu passen (siehe mein Kumpel, was nützt es zu wissen, dass man abnehmen könnte, wenn xyz anders wäre, was man aber nicht ändert, weil man abc behalten will, und damit...) Das offene Grübeln, sehen und ansprechen hat aber mit HINTERHERTRETEN nichts zu tun. Vermutlich muss man dazu aber erst einmal eine gesunde, gute, und gutwillige Einstellung zu sich selbst und zu anderen entwickeln.

Ich persönlich z.B. bin jedenfalls froh, ehrlich mit mir selbst und meinen Umständen umgegangen zu sein, das Pferd endlich verkauft zu haben (jaja, wie viele "du kannst doch nicht" "du Raben-Pferdebesitzer" ich mir da anhören durfte... bzw. noch besser, das lästige Getuschel hinterm Rücken, vom "verkauft doch nur wegen dem Geld" über "der ist ihr langweilig geworden" über...), und etwas passendes GEkauft zu haben.
Zuletzt geändert von amara am Mo, 24. Feb 2014 11:11, insgesamt 2-mal geändert.
sab
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Beitrag von sab »

Amara, Danke ! Die Sachen, die Du über den Charakter der Isländer schreibst, sind wirklich interessant.
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