Ingwer - ein kontroverses Thema?

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Moderator: susiesonja

Gänseblümchen
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Ingwer - ein kontroverses Thema?

Beitrag von Gänseblümchen »

Hallo,
unser Pächter hat mir ein paar Knollen Ingwer in die Hand gedrückt mit den Worten "Meine Stute frisst das nicht, aber deinen tut der bestimmt auch gut!"
Ich erst mal großes Erstaunen gezeigt, ab zu den Ponys, geschaut ob sie´s fressen und.. Was mich sehr verwunderte: beide fressen es, sogar pur aus der Hand :shock:


Nun habe ich im Internet ein wenig gelesen und da findet man von "Allheilmittel" bis zu "verursacht Darmkrebs" so ziemlich alles.
Woran liegt das?

Was sind eure Erfahrungen mit Ingwer?
In Bezug auf Sommerekzem?
In Bezug auf Probleme mit dem Bewegungsaperat - Athrose?
In Bezug auf alte Pferde?

Freue mich auf einen regen Austausch, da mich das gerade sehr interessiert. Zumal ich solchen als "Wundermittel" gefeierten Dingen oft skeptisch gegenüber stehe...
Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

Vor ettlichen Jahren, da war Ingwer gerade DIE Modeerscheinung, verordnete eine Tierärztin meinem Pferd Ingwer; sollte wegen einer Entzündung eingesetzt werden, und in der Tat: nach 3 Wochen Gabe von täglich etwa 30 gr. gemahlenen Ingwers war das Pferd beschwerdefrei (wobei ich sagen muss, dass das Pferd den Ingwer nicht gerne gefressen hat, es kostete einige Mühe, das Pulver "unterzujubeln".)

Dadurch war ich dem Ingwer zunächst positiv gegenüber eingestellt.

Einige Zeit später begab ich mich zum Beritt in einen anderen Stall, die Ausbilderin war ein ganz großer Verfechter des Ingwers und fütterte ihn quasi allen Pferden präventiv. Ich vertraute. (Konnte aber keinerlei Veränderungen bei meinem Pferd feststellen; es gab ja auch keine Befunde, gegen die der Ingwer indiziert gewesen wäre.)

Nach ein paar Wochen bekam mein Pferd eine schwere Kolik und mußte operiert werden. Der Operateur kam nach der OP zu mir und fragte mich, welche Medikamente mein Pferd denn bekommen würde; das Pferd drohte während der OP zu verbluten, so stark sei dei Blutgerinnung reduziert gewesen, so dass man mutmaßte, das Pferd müsse irgendwelche - blutverdünnenden - Medikamente erhalten.)

Was ich dann durch Recherche erfahren habe ist, dass Ingwer stark blutverdünnend wirkt... Obendrein stand auch immer die Frage im Raum, ob die wochenlangee Gabe von - höheren Mengen - Ingwer zu einer Reizung der Darmschleimhäute geführt haben könne, was auch einen Beitrag zum Entstehen der Kolik geleistet haben könne...

Mein Fazit daher: Ingwer wirkt. Ob ein Pferd ihn benötigt hängt davon ob, ob sein Wirkungsbereich in das Beschwerdebild paßt. "Einfach so" Ingwer zu verfüttern, dauerhaft und in höherer Dosierung, halte ich für bedenklich...wenn nicht sogar für gefährlich. Keine Experimente.

LG, Lena
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Max Hase
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Beitrag von Max Hase »

Mein Wallach bekam Ingwer, drei Gramm pro hundert Kilo Lebendmasse, wegen seines Spats. Er wurde lahmfrei, frass es nie selber (auch nicht in Öl und Apfelmus), wehrte sich schließlich gegen die Verabreichung per Maulspritze.
Seine Maulschleimhäute waren zu diesem Zeitpunkt schweinchenrosa, das Fell rund ums Maul fing an auszugehen.

Fazit für mich: betrachte ich Ingwer als Medikament, hat es eine gute Wirkung aber zu starke Nebenwirkungen, um es einzusetzen.
Es ist also ein klassisches Beispiel, dass "natürliche Substanzen" nicht immer besser oder nebenwirkungsärmer als Chemie sind.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Na klar wirkt Ingwer blutverdünnend, das ist ja der Effekt, der allen "entzündungslindernden" Medis/Substanzen anhängt.

Ingwer als Kur bekam mein Arthrosepferd mit sehr positiver Wirkung - aber selbst der "nur Osteopath", der es empfohlen hat, war informiert genug auf die nebenwirkenden Aspekte hinzuweisen.

Gefressen wurde es mit 1,5 kg Hafer, Bierhefe, Mi-Fu und Leinöl nach leichtem Anfüttern dann problemlos - vielleicht gab es deshalb keine Reaktionen an der Maulschleimhaut, weil es nicht so konzentriert war.


Wie man es "prophylaktisch" geben kann... naja, weil eine namhafte Firma auf manche Kräutermischungen ja auch Pferdeköppe malt und es als super für die Pferde empfiehlt, werden ja auch Kräuter, die im Grunde immer auch "Medizin" sind pauschal und oft ohne Indikation gegeben... diesen Trend finde ich ganz allgemein bedenklich.

Speziell zum Ingwer verglichen:
da meinen alle, das ist ja harmlos, tut nur gut, gebe ich mal. Komisch aber: keiner würde stattdessen pro Tag etliche Aspirintabletten ins Pferd schmeißen - was aber bzgl. der Entzünung genauso sinnig wäre. :?
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padruga
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Beitrag von padruga »

da meinen alle, das ist ja harmlos
... ja, beim Menschen kann zu viel Ingwer sogar Aborte auslösen, soweit ich weiß.
Die "helfende" Wirkung bei Arthrosen ist auch nicht unbedingt eine heilende, am Geschehen selber ändert es wenig, aber es nimmt die Schmerzen und akute Entündungen. Und das ist für so ein altes Pferd ja doch schon ne feine Sache.
Gänseblümchen
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Beitrag von Gänseblümchen »

Ich wollte den Ingwer im Frühjahr füttern. Als Kur für meine Friesin um evtl. Erleichterung beim Sommerekzem zu schaffen.

Oder eben im Winter als Kur für die Athrose (beide Pferde).

Also dauerhaft auf keinen Fall und auch maximal 4-6 Wochen... Aber erst lese ich mich noch richtig ein und las mich zwecks Menge beraten.. ;)
charona
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Beitrag von charona »

Belfigor, mich würde mal interessieren, wieviel Ingwer deinem Pferd verfüttert wurden. das müssen ja recht grosse Mengen gewesen sein, wenn der Ingwer eine dermassen blutverdünnende Wirkung gehabt hat.

Meine Friesenstute bekommt seit April täglich Ingwer, aufgrund einer vom TA nicht lokalisierbaren Entzündung. Die sehr einfallsreiche Alternative des Tierarztes war die längerfristige Verabreichung von Kortsion, dies wollte ich auf keinen Fall. Soweit ich es beurteilen kann, geht es meiner Stute sehr gut, die Körpertemperatur ist durchschnittlich um 0,2 Grad gesunken. Ich werde in Kürze erneut ein Blutbild machen lassen um überprüfen zu können, ob sich die Entzündungsparameter normalisiert haben.
Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

charona, angeblich waren es 60 gr. täglich, die meinem Pferd über einen Zeitraum von ca. 6 Wochen verabreicht wurden, bevor es zu der Kolik und der daraus resultierenden OP kam... Meine damalige Trainerin hat diese Menge an Ingwer quasi als "Prävention" so gut wie jedem Pferd verabreicht... Sie war der Meinung, dass ein Pferd den Ingwer in der Dosis erhält, solange es ihn frißt... Wie gesagt, ich habe dieser Anschauung vertraut, dachte, die Erfahrungswerte der Trainerin seien groß genug... Mitterweile weiß ich, dass mein Pferd den Ingwer gefressen hat, weil er in einem sehr zuckerreichen Futter "präsentiert" wurde...
(weshalb ich dem "unterjubeln" jetzt skeptisch gegenüberstehe... Ich denke, wenn ein Tier - instiniktgeprägt - einen Bedarf hat, zB wie von der Threaderstellerin erwähnt, den Ingwer freiwillig und pur frißt...es wieder etwas anderes ist, ggf. einen Bedarf an der Substanz anzeigen könnte...).

Wie gesagt: seid einfach vorsichtig mit Ingwer, betrachtet ihn als Medikament, welches man nur fachmännisch einsetzen sollte.
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charona
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Beitrag von charona »

Ui, 60 gr pro Tag ist in der Tat viel, wenn der Ingwer präventiv verabreicht wird. Meine Stute bekommt 20 gr. pro Tag, sprich 3 gr pro 100 kg Körpergewicht und wie bereits gesagt, reagiert sie augenscheinlich gut darauf. Jetzt würde es mich natürlich schon interessieren, wie es mit ihrer Blutgerinnung ausschaut.
Zuletzt geändert von charona am Di, 22. Okt 2013 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Hups, ich meine es waren 2 Teelöffel - da ist man sicher auch noch weit von 60 g weg, kann auch sein es waren 1,5 Teelöffel, weiß ich wirklich nicht mehr, aber 60 g klingt sehr viel!
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich hatte unserer Arthrose-Stute über einen langen Zeitraum Ingwer von Masterhorse in der auf der Packung stehenden Menge gefüttert. Wieviel das war, weiß ich nicht mehr. Aber wir mußten wirklich Messerspitzenweise anfangen, weil sie es sonst nicht gefressen hätte. Über einen längeren Zeitraum hat sie nach anfänglicher Gewöhnung dann die normale Dosis gefressen, es dann aber irgendwann nicht mehr wollen. Das war für mich dann auch das Zeichen, daß es wohl nichts bringt. Gemerkt habe ich nämlich gar nichts, sie lief nicht besser davon. Hierauf habe ich die Gabe dann nach bestimmt acht Wochen eingestellt.

Ich selbst mag Ingwer. Auf dem Weihnachtsmarkt kaufe ich mir immer meinen Jahresvorrat an kandierten Ingwer. :wink: Aber auch bei mir merke ich, daß ich ihn nicht immer leiden mag. Manchmal esse ich ihn total gerne, manchmal widersteht es mir aber auch.

Toll ist bei Husten auch Ingwertee. Außerdem wärmt der im Winter schön von innen. Ich schnipple mir hierzu einige Stückchen Ingwer klein und koche diese mit heißen Wasser auf. Aber Achtung: auch hier muß man klein anfangen, weil das mitunter höllisch "scharf" werden kann.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Wir sind ja nur minimal OT, aber Jupp, Ingwertee ist lecker mit frischem Ingwer aufgebrüht, aber 10 Minuten Ziehzeit reichen völlig, sonst geht die Post ab bzgl. Schärfe. :shock:
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Beitrag von bubi9191 »

Ich habe gute Erfahrungen gemacht Ingwer bei Einschüssen zu füttern.

Dauerhaft aber niemals!

Ich füttere es dann in Kombination mit Meerrettich.

Von dem Meerrettich ruhig 10-20g/pro 100kg Körpergewicht.
Von dem Ingwer füttere ich nur ca. 5g-10g. Ob das zu wenig ist weiß ich nicht.

Dazu habe ich immer Traumeel gefüttert und das hat immer gut geholfen.
Ob es jetzt am Ingwer liegt sei dahergestellt.
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Schnute
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Beitrag von Schnute »

Ich puste hier mal den Staub runter *hust* und wollte mal nach weiteren Erfahrungswerten fragen.
Mein dreijähriger Nori hat immer mal wieder knackende Kniebänder. Dadurch zieht er auch immer mal wieder das Bein ähnlich eines Hahnentritts hoch. Anhören tut sich das ähnlich eines Hähnchenbollens, den man beim Essen auseinaderbricht, knorpelig. Beide Knie wurden in der Tierklinik geröntgt und waren ohne Befund.
Gerne würde ich eine 3-4 Wochen Ingwerkur machen. Hat hierzu jemand Erfahrungswerte? Entzündungswerte hatte er beim letzten BB nach kürzlichem Stallwechsel nicht. Er hatte zu wenig rote Blutkörperchen und durch den alten Stall hatte er erhöhte Leberwerte, die aber mit einer Blut-, Leber- und Zinkkur alle wieder im Lot sind. Darüber hinaus wurde er positiv auf Strongyliden getestet. Auch hier eine Wurmkur und das müsste jetzt wieder ok sein.

Hat jemand Erfahrungswerte?
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.
-Buffalo Bill-

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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Zu empfehlen: das Buch von Dr. Stefan Brosig über Ingwer, Meerrettich und Süßholz in der Pferdefütterung. :wink: Er berichtet auch über Langzeiterfahrungen.
lg, Tanja

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