Wie werde ich ein "ranghoher" Reiter?

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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grisu
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Beitrag von grisu »

Hallo Mumin: Ich habe mir mal deine ganze Geschichte durchgelesen und habe noch ein paar Fragen: Diese Bockattacke , kam die nach deiner Umstellung der Reitweise? Wie war die Situation? Die Anspannung mit Panik etc. - ist das erst seit dem Umzug so? Fliegende Galoppwechsel etc. - bist du das noch nach "FN" geritten?
Mumin
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Beitrag von Mumin »

Ja, ich hab die Ursache natürlich auch schon bei so manchem gesucht: also, was die Umstellung der Reitweise betrifft, kann man oberflächlich betrachtet sagen, ja, das traf in etwa zusammen und auch der Stallwechsel war noch relativ frisch (ca. 3 Mon.) Nun ist es aber so, dass ich gar nicht das Gefühl hab, dass die Umstellung der Reitweise so ein krasser Einschnitt ist, denn ich bewege mich schon seit ca. 2 Jahren immer weiter vom FN-Reiten weg, hab schon an etlichen Kursen mit DoB teilgenommen, aber sonst, in den (langen) Zeiten dazwischen in Eigenregie, bzw. mit Büchern :oops:, denn bisher waren in meiner Gegend keine geeigneten RL zur Verfügung. Jetzt hier im neuen Stall, hab ich eine Branderup-Meisterin, als RL - das war für mich der Hauptgrund für den Wechsel in diesen Stall. Und natürlich stimmt's schon, jetzt hat (hatte) das Training schon erst mal ne andere Qualität. Die Wechsel hab ich mit DoB angefangen und dann selber in (hoffentlich) seinem Sinne weitergemacht. Klappte aber sehr gut und er lernte sie relativ schnell.
Zum neuen Stall muss ich noch sagen, dass er Futter und Boxentechnisch (viel Heu + Paddock) viel besser ist, auch das Stallklima - nur so am Rande, aber die Halle ist halt sehr "offen" und damit sehr unruhig, rechts Koppel, matsch, matsch, links Straße, wrumm...aber daran sollte man sich doch gewöhnen können, machen die andren Pferdis ja auch.
Tja, dann ist da noch das Thema Sattel, der Bockanfall war ja eindeutig mit Zwängigkeit verbunden + es war sehr unruhig in und um die Halle herum, obwohl ich nichts an seinem Gemüt bemerkte (deshalb der Vertauensverlust), ich hab mich schon oft bei wesentlich labilerer Gemütsverfassung seinerseits draufgsetzt.
Ein großer Punkt wär da noch die Zahnfee (bild ich mir jedenfalls ein), die war ca. ne gute Woche vorher (zum 1. Mal in seinem Leben - dementsprechend viel war zu machen) da. Paar Tage nicht geritten, dann 2 mal ohne Probleme und mit einer super Anlehnung, beim 3. Mal explodierte es...
Heut hab ich übrigens deinen Rat befolgt und mit Argusaugen meinen Körper beobachtet und es ging, jippih, Zügel lang und gutseinlassen...
LG, Mumin
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grisu
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Beitrag von grisu »

Hui, da kam aber wirklich viel zueinander! Schön, dass es heute geklappt hat. Als vertrauensbildende Maßnahme ist das vorher Longieren ganz gut. Man gibt dem Pferd zum einen die Chance, sich unabhängig von eventuellen Unsicherheiten des Reiters zu lösen, zum anderen kann man die Tagesform in aller Ruhe aus einer "sicheren" Position aus feststellen.

Zum Reitweisenwechsel habe ich gefragt, weil es zwei Dinge in deinem Pferd ausgelöst haben könnte:
1. Lässt du ihn bei der Reiterei nach BB deutlich mehr "allein". Das meine ich jetzt nicht wertend, aber dein Pferd ist es wahrscheinlich gewohnt, von den Hilfen "eingerahmt" zu werden. Ein positiver Effekt ( wenn man es richtig macht) kann sein, dass das Pferd sich sicher fühlt (wie ein Mensch, dem man den Arm um die Schultern legt).
Vielleicht kommt die Guckerei davon, dass er sich ein bisschen alleingelasssen fühlt?
2. Er könnte einfach genervt sein. Die akademische Reiterei mit Handarbeit etc. kann einem Pferd, das einen starken Charakter hat, schon mal ganz schön auf den Senkel gehen, und das kann sich auch mal explosiv entladen.

Reitest du ihn nur dressurmäßig oder machst du auch mal nen Sprung oder reitest ihn einfach mal im leichten Sitz vorwärts?
Mumin
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Beitrag von Mumin »

Ja, longieren ist immer gut, vor allem, wenn auch etwas Zwängigkeit im Spiel ist, ich mach auch vorher oft etwas Handarbeit - hätte nie gedacht, dass ich das mal so intensiv mache...
Hmm, ja zum "Alleingelassensein", wie gesagt, ich reit schon länger, ohne ihn - sagen wir mal zu aufdringlich - einzurahmen. Es ist sogar so, dass ich ihn bei dieser RL, im Gegensatz zu DoB z. B. wieder etwas im Rahmen verkürzen soll.
Aber dein Punkt 2 ist ja herrlich, ich musste lachen und genau diesen Gedanken hatte ich auch schon - dass ihm das auf den Senkel geht - dass ist nämlich auch der gravierendste Unterschied zu meiner vorigen Reitweise: Alles geht viel langsamer und ich hatte schon das Gefühl, dass ihn das mehr anstrengt, als flott vorwärts - ich hatte genau das auch meine RL gefragt, aber sie meinte, das hätte sie jetzt so noch nie gehört...
Tja Springen tut er eigentlich gut und gerne, hab ich auch früher immer mal zwischendurch gemacht, aber in diesem Stall gibts keinen einzigen Sprung...aber ich könnt mir schon was basteln, tät ihm bestimmt gut.
Richtig flott vorwärts ginge es nur im Gelände und das träum wir uns momentan noch nicht so....
Übrigends vielen Dank, für deine Ratschläge, die bringen wieder neuen Wind in eine etwas verfahrene Situation!
LG, Mumin
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Interessante Allgemeintheorien zur AR... -.-

Was da "auf den Senkel" geht, ist wahrscheinlich das es echt anstrengend ist jeden Schritt ordentlich zu setzen, sich ehrlich zu biegen und so weiter. Das obliegt dir als Lehrer deinen Schüler Pferd da im richtigen Maß zu fordern und wieder zu entspannen. Selbst mein Ökonom liebt die Handarbeit! Weil er viel Lob bekommt und es vergleichsweise kurze, knackige Einheiten gibt. Frustig wird es meist zu Beginn, wenn Neues dazu kommt. Da muss mal schnell zum Loben kommen.

Freiarbeit war/ist für mich der Schlüssel zu Vertrauen und "Kontrolle". Das Pferd locken und wegschicken können ohne das sich einer von beiden "dominiert/gefährdet" fühlt. Auf möglichst leise Zeichen, ohne den Leistungsdruck den Reiten etc mit sich bringt. Das Pferd darf (!) sich da auch mal gehen lassen (also mal losjagen etc) und wird dann auch nicht ge"straft" sondern sogar bestärkt, eine kleine Hatz entwickelt sich, aber die Grenzen sind klar gesteckt und werden notfalls kurz und emotionslos in Erinnerung gerufen. Mal herzhaft übers eigene Pferd lachen, wenn es Drachen spielt und übertrieben scheut/bockt/hopst, weil man sicher unten steht und es aus einer ganz anderen Intention heraus geschieht. Für mich und meine Reitblockaden war das wirklich hilfreich und mein Pferd und ich habe seitdem ein angenehmes Vertrauensverhältnis, auch weil ich nun viel besser sehe, was in ihm vorgeht.
Es grüßt Nadine

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grisu
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Beitrag von grisu »

Kosmonova hat geschrieben:Interessante Allgemeintheorien zur AR... -.-
.
@ Kosmonova
Komisch, das schreiben Leute über ein ganz spezielles Problem und versuchen, dem auf den Grund zu gehen und du antwortest mit einer Verteidigung ( einer gar nicht angegriffenen) Reitweise und damit, wie toll es bei dir klappt ...
Das ist ja wunderbar, dass du mit deinem Pferd glücklich bist. Es ist auch schön, dass du glaubst, dass alle Pferde genauso reagieren - beispielsweise auf das beschriebene Freilaufen, dass man mit manchen Pferden so lieber nicht veranstalten sollte.

Hier gehts aber weder um die AR als solche noch um dich. Mumins Pferd hat heftig reagiert, und sie hat keine Freude mehr am Reiten - und da helfen keine schönen Allgemeinplätze, sondern man muss schauen, was passiert ist, was man ändert und wie man mit eben diesem Pferd zum Ziel kommt. Und das geht sicherlich anders als mit deinem offensichtlich recht friedlichen Pony.

Es geht hier nicht um die AR als solche, sondern um eben dieses Pferd und seine Reaktion. Und wenn ich schreibe, dass es dem Pferd auf den Senkel gehen kann, ist das keine Kritik an einer bestimmten Reitweise.

@ Mumin, dort wo kosmonova schreibt, das richtige Maß zu finden, hat sie sicher Recht. Nur würde ich das bei deinem Pferd noch deutlich umfassender sehen und nicht in Bezug auf den Versuch, ihn beispielsweise bei der Bodenarbeit auf eine bestimmte Art zu arbeiten.
Die Spannung muss irgendwo raus, bevor man mit ihm etwas arbeiten kann. Springen über Gymnastikreihen und kleine Hindernisse bietet sich da tatsächlich an, weil es zum einen den meisten Pferden Spaß macht, Spannung rausnimmt, sie eigene Entscheidungen treffen müssen und auch noch schön gymnastiziert werden.
Ich würde es noch nicht mal abgelöst nutzen, sondern ab und zu in die tägliche Arbeit einbauen.
So wie du es beschreibst, hast du die Reitweise ja gewechselt, um deinem Pferd etwas Gutes zu tun. Der Trick besteht jetzt eigentlich darin, ihm zu ermöglichen, sich gut zu benehmen.

Beispiele
Es steht eine AR Übungseinheit an. Du longierst ihn vorher, damit er sich seelisch und körperlich im Gleichgewicht befindet und geduldig mitmachen kann.

Oder du planst, dich wieder ins Gelände zu trauen. Du reitest ihn vorher ganz normal und schlenderst dann erstmal um die vier Ecken.

Er ist abgelenkt und spannig in der Halle. Beschäftige ihn, Pferde können sich schlecht auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren. Das heißt, reite Übergänge (Trab-Schritt), Volten, viel Abwechslung, aber keine superhohe Anforderung, bis er sich beruhigt hat. Solche offenen Hallen sind für viele Pferde eine Herausforderung, sie hören viel, können es aber nicht sehen und einordnen. Habt ihr auch einen Reitplatz? Falls ja, wie läuft er da?
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Grisu, bleib cool und Vorallem beurteile nichts, was du nicht kannst zum
Bsp. Mich, mein Pferd oder meine Reaktion.

Das ist ein Forum, JEDER schreibt aus seiner Sicht und seiner Reaktion und Mumins Pferd ist wohl potentiell "gefährlicher" als mein "friedliches Pony" - klar ist nur ein Haflinger. Das der mich auch schon bös abgebockt, umgerannt und über den Reitplatz gezerrt hat, scheint nicht zu zählen...*augenroll* Ich habe lediglich berichtet was uns geholfen hat...klar...natürlich nur weil mein Pony so harmlos ist. Deine Postings sind recht oft vorurteilsschwanger, mein ich.
Es grüßt Nadine

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grisu
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Beitrag von grisu »

@ kosmonova, sorry wenns so rüberkam. Eigentlich wollte ich nur erklären, dass es mir nicht um eine Reitweise geht, sondern um das Problem, das Mumin hat.
Mumin
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Beitrag von Mumin »

Hallo Nadine, die Handarbeit macht meinem auch sehr Spaß, mit deshalb (und natürlich war es aufgrund meines Vertrauensproblems auch meine rettende Zuflucht) mache ich es ja soviel. Er passt sehr auf und lernt sehr schnell, will alles richtig (aber so wie er denkt) machen und nimmt auch gern vorweg, womöglich auch gleich sehr ungeduldig und leicht zornig, nach dem Motto: Das kann ich doch schon, also lass es mich gefälligst auf meine Art machen. Aber in jedem Fall ist mir die Abwechslung wichtig, denn das hab ich wohl früher etwas vernachlässigt - jeden Tag nur Dressurgetue... Seit seinem Bockanfall ist das anders, wir machen oft verschiedene Dinge.
Was du über Freiheitsdressur schreibst, würde ich zwar auch gern machen - wer träumt nicht von einer echten Partnerschaft mit seinem Pferd, die nur durch ein unsichtbares Band gehalten wird, aber davon sind wir meilenweit entfernt. Ich muss mir jetzt erst einmal den ganz normalen Respekt im tägl. Umgang neu erarbeiten und möchte alles andere, als einen um mich herum bockenden schwarzen Drachen, der mir und sei's auch nur aus Spaß, mit angeklebten Ohren droht...
Ob man das, was ich jetzt da mache, als AK bezeichnen kann, sei übrigens auch mal so dahingestellt. Momentan bemühen wir uns erstmal ihn wieder vorwärtszukriegen, das hab ich auch mit meiner RL besprochen, dass dieses superlangsame Reiten für mein Pferd vielleicht nicht so zuträglich ist, das ist ja dann keine wirkliche Versammlung, das mag womöglich für ein sog. Barockpferd passen, wenn es die nötige Aktion hat. Mein Tempo muss irgendwo in der Mitte zwischen FN-Geschrubbe und naja, schlurfen liegen.
Weißt du, ich dachte ja, wir hätten eine gute, konstruktive Beziehung - das war nur offenbar nicht so. Im tägl. Umgang fiel das nicht weiter auf, wenn man sein Pferd nur putzt, sattelt und dann in der Halle bissi Dressurreitet fällt einem möglicherweise über einen langen Zeitraum nix auf. Spaziergänge hab ich nicht gemacht, eben weil er sich da manchmal so aufgeführt hat und ausgeritten bin ich irgendwann halt auch nimmer, es hat sich ja auch nie jemand gefunden, der mitgeht...keine große Sache. Dieses "Dominanzding" hat sich also ganz leise angeschlichen. Und die wachsende Wuschigkeit ist halt irgendwann eskaliert.
Übrigens Grisu, heut hab ich deine Springidee schon in die Tat umgesetzt, zwar mit ohne mich, nur so ein Hupfeding an der Longe, aber es hat ihm sichtlich Spaß gemacht und mir auch...
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Beitrag von Kosmonova »

@ grisu

Dann Pardon! :-)

@ mumin

Noch zwei Gedanken dazu:

- Gib euch Zeit! Niemand drängt dich, es ist dein Pferd, dein Tempo. Er muss nicht morgen funktionieren, ihr müsst nicht übermorgen ohne Zaumzeug übers Feld galoppieren. Diese "Dominanzsache" (ich mag dieses Wirt nicht) ist nichts, das man Üben oder in Stein meißeln kann - sorry. Das wird täglich neu bearbeitet, nur werden die pferdischen Anfragen leiser, die menschliche Reaktion schneller. Das meinte ich mit "ihn besser einschätzen/verstehen".

- Hast du niemanden im Stall, der deiner Meinung nach eine erstrebenswerten Umgang mit seinem Pferd pflegt und der dir helfen würde? Sich da ganz allein durchbeißen ist noch viel schwieriger, andererseits lässt man sich durch andere gern verunsichern, wenn das Ziel noch nicht klar definiert ist.

Wie gesagt, ich spreche aus leidlicher eigener Erfahrung. Seit dem Wiedereinstieg war ich nie ein "Held" und hab die "Wilden" bevorzugt, aber mein Pferd hat mir dann nochmal richtig das Fürchten gelehrt, eben weil man ihn gern unterschätzt. Seinen Respekt musste ich mir "härter" verdienen und nicht so wie ich glaubte, dass man das macht.
Es grüßt Nadine

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Beitrag von Mumin »

Nochmal zu Grisu: Das mit dem vorher Longieren mach ich jetzt oft und wenn in der Halle geritten wird, mach ich halt Handarbeit - so kann ich ihn einfach schon bissi einschätzen. Der neue Sattel scheint auch gut zu funktionieren, ich mach aber ganz langsam, denn neue Sättel sollte man immer vorsichtig " einreiten".
Unterricht hab ich seit ein paar Mon. keinen mehr genommen, weil ich dachte, das macht wenig Sinn, so wie ich grad reite und dann war da ja noch das Sattelthema. Jetzt könnt ich mal wieder mit Unterricht anfangen...
Ja und ein Reitplatz ist da, auf dem bin ich auch schon ein paarmal geritten, ( der Boden dort ist sehr hart) tja... da ist es irgendwie besser, aber auch da sieht er Gespenster. Ich glaub tatsächlich, dass das was mit "Dominanz" zutun hat, ( das Wort ist vielleicht immer etwas missverständlich, aber im Grunde heißt es ja nix anderes, als dass er mir nicht Vertraut...warum, oder womit ich das verspielt hab, weiß ich auch nicht.) aber jedenfalls war das früher besser, diese wirklich übermäßige Schreckhaftigkeit war früher nicht da. Da wären wir wahrscheinlich wieder bei Finchens These (die ich sehr einleuchtend finde) von ganz zu Anfang der Diskussion, dass er mit seinen 8 Jahren richtig Erwachsen geworden ist und mich ganz einfach ernsthaft hinterfragt.
Hmm, ich hab mir nach einer ca. 20jährigen Reitpause ein junges, fast rohes Pferd zugelegt und wollt alles gaaanz richtig machen, wollte eine ganz unautoritäre Beziehung zu meinem Pferdepartner aufbauen, vielleicht mit etwas zuviel heitidei - was hab ich erwartet :roll: ?
LG, Mumin
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Beitrag von Kosmonova »

UnAutoritär...sagen wir - genau wie bei Kindern! - funktioniert es nicht ohne Führung, Regeln und Respekt. Hat man das kann man Regeln auch mal lockern und hier und da einen Kompromiss eingehen, aber nie so das der (vertrauensvolle) Respekt verloren geht. Dein Verhalten muss je nach Situation unerwartet oder nachvollziehbar sein. Stell für dich klar, was deine Grenzen sind. Definiere für dich was du von ihm erwartest (fairerweise angepasst an die Tagesform und Rahmenbedingungen).

Reiten: Ich würde gerade jetzt RU nehmen und ehrlich zur RL sein. Sie wird euch mit Aufgaben so beschäftigen, dass er gar keine Zeit hat Gespenster zu suchen und du keine Zeit hast, darüber nachzudenken.

Ganz persönlich - ein bissl esoterisch/psychologisch angehaucht: Hab immer ein klares Inneres Bild von dem, was du dir wünscht. Ist er hibbelig und hört nicht zu, dann stell dir vor wie er ruhig, gelassen das Gebiss sucht und dich weich mitnimmt. Atme tief und ruhig, aber hör nicht auf zu reiten - also total passiv werden - sondern schnalz/Pfeiffe kurz und reiten dann entschlossen eine Volte oder was auch immer. Spannt er sich wieder, das gleiche Spiel! Solange bis er zuhört und sich auf dich konzentriert und dann - das ist wichtig - hältst du an, lässt die Zügel lang, lobst und steigst ab- Feierabend für euch beide! Sofort! Das machst du so oft es geht und natürlich versuchst du immer schneller den Punkt zu erreichen und immer länger normal weiter zu reiten :-) Versuche bitte nicht sofort eine Stunde lang "dominant" zu sein, sondern entschieden von Moment zu Moment zu kommen, eben solange Nerv da ist.
Es grüßt Nadine

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Beitrag von grisu »

Mumin hat geschrieben: Hmm, ich hab mir nach einer ca. 20jährigen Reitpause ein junges, fast rohes Pferd zugelegt und wollt alles gaaanz richtig machen, wollte eine ganz unautoritäre Beziehung zu meinem Pferdepartner aufbauen, vielleicht mit etwas zuviel heitidei - was hab ich erwartet :roll: ?
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Ach weißt du, es gibt auch Pferde, mit denen hätte das funktioniert. Ich habe mir mal deine Bilder in der Vorstellung angeschaut - und das ist ein ganz schön anspruchsvolles Kerlchen - dass der mal nachfragt, glaub ich gerne.

Aber das mit der Dominanz ist weniger der Punkt, als wirklich deinen Vorteil auszunutzen - dein doch deutlich besser ausgestattestes Hirn ;)
Beschäftige den Kerl - und sei dabei fair genug, seine Bedürfnisse nach Bewegung zu erfüllen, sodass er mit Freude dabei sein kann. Eigene Ideen kann er 22 Stunden am Tag haben, wenn du nicht da bist.

Und sei nicht so emotional ("Vertrauen verspielt" ist ziemlich hochgegriffen, du hast ihn ja nicht in eine Schlucht geschubst, sondern warst nur ein bisschen nachgiebig ...). Das Pferd reagiert im Hier und Jetzt, mit der Vergangenheit als Hintergrund. Überzeuge ihn im Hier und Jetzt durch klare Ansagen.

Das ist alles superleicht geschrieben, ich weiß, wie schwierig das mit dem eigenen Pferd ist, weil man immer so ein Gefühl hat "Jetzt hab ichs für immer verbockt." "Was ist, wenn ich das nicht hinkriege." usw.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Ich finde Reitunterricht auch gerade jetzt angebracht.
padruga
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Beitrag von padruga »

Wie unterschiedlich Ansichen sind... ich würd gerade sagen jetzt bloß keinen Reitunterricht. Um den Kontakt wieder zu klären. Tja, viele Wege führen nach Rom. Manchmal sind die Zusammenhänge ganz banal. Nur ein Beispiel: Umzug. Vorher ranghoch, genug andere Pferde zum Druck ablassen da, Druck ablassen an anderen ist moralisch nicht grad fein, hält aber, zumindest im Tierreich, gesund und baut Stress gut ab. Pferd dadurch ausgeglichen. Dann Umzug. Alles neu, alles unbekannt. Macht Stress. Dann kein Niederrangiger für den Stressabbau da. Pferd wird mosiger, unausgeglichener, lässt seinen Nerv oder Unmut an anderen Ecken aus. An sich kein Problem, aber dann: Mensch wird verunsichert durch paar Eskapaden des Tieres, die vorher nicht da waren. In der Folge fühlt sich Pferd allein, nicht mehr souverän geführt vom Menschen. Verbindung geschwächt. Es wird noch unsicherer, kompensiert mit Eigenaktivitäten und Motzerei, was das Verhältnis zum Menschen wiederum nicht fördert und Unsicherheit noch mehr fördert. Auf beiden Seiten. Lösung ganz einfach: Gelassenheit, Sicherheit, Souveranität wieder herstellen, das ist nicht gleichzusetzen mit Dominanz. Die kann manchmal mit dazu gehören, aber nicht zwingend. Meist stört sie mehr.Und wenn von außen mehr Dominanz gepredigt wird, verbessert das die Situation nicht unbedingt. Oft wird das negative Verhalten so ausgelegt als ob der Kerle einen austesten will. Damit unterstellt man ihm sozusagen auch immer mit eine Art von Böswilligkeit. Natürlich will es austesten, muss es sogar austesten, weil es selber verunsichert ist und Halt braucht. Ist aber manchmal eher aus ner Not heraus. Das muss man gut unterscheiden, sonst versaut man sich das gute Verhältnis. Es gibt natürlich beides. Aber oft sind sehr motzige, scheinbar sehr selbstbewusste Pferde auch einfach nur total verunsichert und deshalb in die Offensive getreten. Auf der anderen Seite gibt es die natürlich auch, die einfach nur mistige Stinkstiefel sind und einfach nur mal "klare Worte" (oder energische Taten) benötigen. Aber das klar zu unterscheiden finde ich die wichtigste Aufgabe. Wenn du einen Reitlehrer hast, der genau da sein Augenmerk hat, dann ist es ein guter.
Wie gesagt, nur ein Beispiel.
Außerdem: Mach dich nicht so klein! So vergeigt hast du nichts. Krisen hat jeder mal in seiner Beziehung, auch zu den Pferden. Vertrau deinem Bauchgefühl, bau das aus mit ihm, bei dem du das Gefühl hast es läuft gut, geh keine Risiken ein sondern bewege dich auf sicherem Territorium, wo du dich wie gesagt sicher mit ihm fühlst und bau das langsam aus. Je gelassener und souveräner du bist, umso klarer bist du für dein Pferd. Völlig egal ob Richtung Uziduzi oder Tacheles.
Ach ja: Vielleicht ist auch einfach spazieren gehen angesagter als Handarbeit nach irgendeiner Methode. Techniken oder Theorien behindern einen oft in solchen Situationen eher...
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