1. Themenrunde "Der Galopp"

Rund um die klassische Reitkunst

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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Wie war das, erstens kommt es anders......

Mitte letzter Woche, nach 3,5 Wochen unterm Sattel hat meine Kleine im Gelände plötzlich angefragt, ob wir nicht galoppieren könnten. Da ich noch baumlos unterwegs war habe ich das erstmal unterbunden. Bin dann auf den Westernsattel gewechselt (null Reaktion von der Kleinen), beim nächsten Ausritt kam wieder die Anfrage nach Galopp. Also kurz geschnalzt, Pferdchen galoppierte. Sooooo toll.... :jump1: Ein ganz gesetzter, bequemer, weicher Galopp. Gestern wäre sie mir fast aus dem Schritt angesprungen... :shock:
Auf dem Platz habe ich es kurz ausprobiert, da hat sie aber noch leichte Schwierigkeiten, also wird das erstmal zurück gestellt.
LG
Sheitana
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Janina
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Beitrag von Janina »

*g* Das Pferd hat wohl heimlich mitgelesen 8)
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esge
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Beitrag von esge »

Was mal wieder zeigt, dass man auf einige Dinge einfach warten muss und "Drumherum" weiter arbeiten muss, nicht aber an dem Problem selbst. Fein, dass dein Pferd den Galopp gefunden hat. Muss irgendwo im Gelände einer rumgelegen haben. :wink:

Ich habe zur Zeit 2 Vierjährige in Arbeit. Beide bringen viel Galopp mit. Der eine ein Vollblutmix, der quasi endlos galoppieren kann - habe noch nie einen Vierjährigen so viel galoppiert. Erst allmählich kann er auch ohne viel Galopp vorher im Trab entspannt die Hand suchen und sich strecken. Er brachte so viel Zorn mit (Vorgeschichte) und sein guter Galopp gab ihm ein Ventil, ohne dass man ihn ständig reglementieren musste.
Der andere ist ein Lusitano, Interessanterweise hatte er einen leider etwas verhunzten Schritt und einen sehr unbedeutenden Trab, dafür aber einen tollen Galopp, als er vor gut 2 Monaten kam. Jetzt verbessern sich Schritt und Trab, dafür ist der Galopp vorübergehend etwas aus dem Lot. Ich bin da aber völlig zuversichtlich, dass der auch wieder kommt - Pony ist nur grad dabei, sich körperlich umzuorganisieren. Ich würde es jetzt für völlig verkehrt halten, am Galopp zu "arbeiten".
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Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Wann kommt denn nun das neue Thema? *Däumchen dreh :wink: *
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Die Frage, ab wann und wie viel ein junges Pferd galoppiert werden sollte, mache ich wie ihr vom Pferd abhängig. Meine blutgeprägte Oldenburger Stute ist für diese Gangart geboren. Sie konnte sich schon immer im Galopp gut ausbalancieren, gut lösen und ist darin einfach am zufriedensten. Bei ihr wäre es nach meinem Empfinden nicht richtig gewesen, damit lange zu warten und ich habe sie auch schon früh im Galopp gearbeitet und auch über Cavaletti usw. gehen lassen.
Unser Welsh Wallach tat sich dagegen zu Beginn seiner Reitpferdekarriere schwer mit dem Galopp, er zeigte wie oben schon als typisch erwähnt oft Kreuzgalopp und entspannen konnte er sich viel besser im Trab. Wir haben ihn trotzdem schon recht früh galoppieren lassen, aber immer nur kurz und mit der Idee, das Angaloppieren und den Handgalopp zu üben und nicht wie bei der Stute mit der Idee, im Galopp irgendetwas zu fordern oder dadurch etwas zu erreichen. Wie Louise haben wir die gesamte Reiterei zunächst durch Longenarbeit vorbereitet und den Reiter dann zunächst nur als möglichst geschmeidiges Gewicht oben drauf tragen lassen. Die Hilfen (auch die zum Angaloppieren) gab die Person an der Longe. Erst nach und nach gab der Reiter dann zusätzlich die Hilfen für die jeweilige Aktion, damit das Pferd die unbekannte Reiterhilfe mit der bekannten Hilfe der Person an der Longe kombiniert kennen lernte und dann mit der gewünschten Aktion verknüpfte.
Die dominante Hilfe zum Angaloppieren des jungen Pferdes war dann zunächst die Stimme und erst mit der zunehmenden Feinabstimmung kamen die anderen mit mehr Einfluss dazu.
Beim fein ausgebildeten Pferd strebe ich an, die Gangart durch entprechendes Schwingen im Becken zu bestimmen. Kennen gelernt habe ich die Theorie darüber (wie sie auch s&p erklärt hat) durch Josef Kastner, der jahrzehntelang die Biomechanik von Pferden und Reiten erforscht hat (www.kastner-motion.com). Trabt das Pferd, schwingen wir ja möglichst geschmeidig mit dem Becken die Trabbewegung (Ellipse vorwärts mit Neigung nach Rechts und Links). Ist das Becken innen-unten, können wir an dieser Stelle optimal die Beckenbewegung für Galopp (rückwärts fast-Kreis) beginnen, in die wir das Pferd dann mitnehmen und dann wieder möglichst geschmeidig begleiten. Natürlich geht es darum, in der jeweiligen Gangart die Bewegung des Pferderumpfes möglichst gut zu begleiten. Mir hat es aber das Wissen darüber, wie diese Bewegung aussieht, sehr geholfen, besser mitzuschwingen.
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Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Eine Frage zur Durchführung Ninischi:
Konzentrierst Du Dich zum Angaloppieren mehr auf das Absenkens oder das Hochziehen des inneren Beckens? Betonst Du eins von beiden im Moment des Anspringens? Oder von Pferd zu Pferd verschieden?

Die Bewegungen hatte ich mal unter Anleitung von Imke auf dem Gymnastikball geübt. Das war ganz lustig und vor allem praktisch, weil der sich durch falsche Bewegungen nicht irritieren ließ. :wink: :D :
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Kiruna Karmina hat geschrieben:Eine Frage zur Durchführung Ninischi:
Konzentrierst Du Dich zum Angaloppieren mehr auf das Absenkens oder das Hochziehen des inneren Beckens? Betonst Du eins von beiden im Moment des Anspringens? Oder von Pferd zu Pferd verschieden?

Die Bewegungen hatte ich mal unter Anleitung von Imke auf dem Gymnastikball geübt. Das war ganz lustig und vor allem praktisch, weil der sich durch falsche Bewegungen nicht irritieren ließ. :wink: :D :
Wie banal, und genial zugleich! Ich habe irrsinnig Probleme die Bewegungen des Beckens mir wirklich vorzustellen, noch weit mehr natürlich sie in der Praxis umzusetzen so einer Beschreibung ..... TrockenÜbung wäre da ja logisch hilfreich
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Beitrag von esge »

Finchen: Vielen hilft es, einfach mal zu Fuß im Pferdchengalopp zu galoppieren und dabei hinzuhorchen, wie man das Becken dabei bewegt und führt.
Andere Übung: Auf einen Stuhl setzen, beide Füße beckenbreit aufstellen. Ein Helfer kniet sich davor und drückt mit der flachen Hand von vorn gegen ein Knie. Nun muss der Sitzende dem anderen die Hand mit dem Knie wegdrücken, indem er die Hüfte vorschiebt.

Auf dem Balimo gibt's eine entsprechende Übung, indem man das Becken von 6 Uhr (hinten) auf 11 (Linksgalopp) oder 1 Uhr (Rechtsgalopp) schiebt.
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Ja, diese "Trockenübungen" sind sehr hilfreich. Egal, ob auf dem Balimo oder einem Gymnastikball.

Zum Angaloppieren: Am tiefsten Punkt beginnt der Rückwärtskreis des Galopps - es folgt also das Anheben der inneren Hüfte.
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Also auf 6 Uhr kriege ICH mein Becken nicht, Esge. Da ist irgendwie der Sattel im Weg. Und eigentlich das ganze Pferd :lol: . Aber auf 7:30 Uhr könnte ich mich mit Dir einigen :wink: . Naja, weil ich schon etwas steif bin eher 8. :oops:
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Ääh ... ach so, Balimo.
Hab ich nicht. Da halte ich mich raus 8) .
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Auf dem Ball geht das auch! :D Oder auf dem Rücken liegend am Boden. Es geht ja nur darum, ein Körperbewusstsein und -gefühl für diese Bewegungen zu bekommen.
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Beitrag von esge »

Das geht auch im Sattel. Es sei denn der Sattel ist ein extremer Tiefsitzer, dabei zu klein und mit dicken Pauschenblöcken, die den Reiter in den Spaltsitz zwingen. Dann ist allerdings der Sattel einfach nicht tauglich...

natürlich kann kein Mensch mit Beckenstellung auf "6 Uhr" reiten. Das entspricht der ganzen Parade zum Halt und dann geht gar nix mehr.

Aber ansonsten kann man das Rollen des Becken praktisch in jeder Lebenslage üben. Im Stehen, im Sitzen, im Liegen - und auch auf dem Pferd. Wichtig: Pobacken dabei NICHT zusammenkneifen, sonst wird das Rollen des Beckens aus der falschen Muskelkette heraus aktiviert.
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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Na, wer außer mir sitzt jetzt noch auf dem Stuhl und probiert aus.... :lol:

Aber danke esge, Pobacken nicht zusammenkneifen, ich glaube das mache ich unbewusst immer falsch *grübel*
LG
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Beitrag von ninischi »

Ja, das ist wichtig! Unbedingt mit der Hand fühlen und sicherstellen, dass der Gluteus Maximus (großer Gesäßmuskel) locker ist - sonst kann man nicht mehr im Becken schwingen!
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