Wieviel Anlehnung muss/soll sein?

Rund um die klassische Reitkunst

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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Pepe hat geschrieben: Ich bin davon überzeugt daß dies den Pferden mit der Handeinwirkung beigebracht wird. Verfeinert natürlich nur mit dem Beckenabkippen, und das dann fürs Foto der Meister.
Also, ich habe es durchaus schon gesehen, dass der Sliding Stop ohne Zügel beigebracht wurde. Eine Hallenwand eignet sich dafür hervoragend!
Liebe Grüße, Sabine

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chica
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Beitrag von chica »

Jen hat geschrieben:Warum "funktioniert" dann eine solche Piaffe...?
Inwiefern? Auch hier besteht die Anlehnung an den Kappzaum - die Hand des Longenführers sieht jedenfalls so aus, als ob sie gegenhalten würde. Oder wie war die Frage gemeint?
LG Ines
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

uiii hier gings ja ab. Immer dieselben Phrasen und Streitpunkte. :roll:

Es ist nunmal so das wenige Reiter begiffen haben was Anlehnung (ich bevorzuge auch Kontakt) ist oder sie richtig beigebracht (!) bekommen.

Ich hab gelernt: "nimm mal die Zügel Kürzer...noch kürzer...noch...ahhh..jetzt gibt der auch nach". Der nächste Sagte: "Zieh nicht an den Zügel...gib doch mal nach...nicht soviel..du ruckst ja im Maul"...dann wieder einer der erst "odentlich aufnehmen" lies und dann fachmännisch Riegel erklärte . Vorwärts erwähnten diese dann nur im Nachhängigen (durch vorne Stramm machen) Dauertreiben. :roll:

Ich hab mittlerweile selbst gelernt dass das Pferd erst Vorwärts gehen muss und man dann einen "Anlehnung" in dem Sinne erreichen kann. Und da scheiden sich schon die Geister. :D

Und ist Anlehnung wenn ich die Zügel kurz habe oder erst wenn das Pferd im Genick nachgeben hat?? Würde mich interessieren.

Ich bin übrigens auch ein Gegner des Irrglaubens Pferd würden ausgebunden auf dem Zirkel sowas wie "Anlehnung" lernen! :roll:

So schon gar nicht...die ach so klassichen Spanier:
Bild


Aber solche Bilder gibts auch täglich bei AvG, IW und Co zu sehen, oder?

Ich frag mich wer überhaupt noch "fein Reitet" wenn es um Geld oder Anerkennung geht????? :cry:
Es grüßt Nadine

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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

kosmonova: extreme bilder und aussagen bringen doch auch niemanden weiter ...

die piaffe auf dem vorigen bild "funzt", weil das pferd hinten getrieben und vorn gehalten wird. ganz einfach.

pepe: danke

:wink:
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Schon einige male habe ich darauf hingewiesen, dass sich natürlich gerade die Piaffe zum Aufgeben der Hilfen (Sinkenlassen von Bein und Hand), Aufgabe der Anlehnung etc. eignet.

Aber wie ist es bei den Übergängen zu Lektionen mit mehr Rahmenerweiterung. Wie ist es z.B. bei den fliegenden Wechseln oder gar Serienwechsel. DAS sind die Lektionen, die wir bei Stromboli diskutiert hatten, nicht die Piaffe!
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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pepe
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Beitrag von pepe »

Aua, schwer zu beschreiben.
Verstärkung: Nachgeben so viel wie nötig, ohne ein auf-die Hand-legen zu provozieren, aber unbedingt genug. Das Pferd "vorwärts" atmen, Schenkel leichter Druck (den U-Schenkel dranspringen lassen / Absatz!) die große Bewegung wollen und sich drauf freuen! Kontrolle: Spiegel, Video. Ist das was ich fühle auch wirklich zu sehen?
Zurückführen: bei uns Druck am Knie (lässt die Bewegung nicht mehr nach vorne durch), ich weiss von anderen daß die hier den U-Schenkel nach hinten nehmen. Jedenfalls: gegen die Bewegung sitzen / dagegen atmen, groß werden, strecken, weiches Kreuz. Arrets- nicht ziehen! Pferd rollt sich sonst auf. Gefühl: sich weigern etwas in die Hand zu nehmen.
Tschuldigung für dieses Wirrwarr, trotzdem halbwegs klar?
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
Manfred

Beitrag von Manfred »

Hallo,

das was der Spanier da auf dem Bild mit dem Pferd tut, ist für mich schon Tierquälerei. Dem Pferd wird seine naturgemäße Möglichkeit genommen sich auszubalancieren. Pfui!!! :evil:

Wer soetwas tut, ist mit seinem "Latein" am Ende und sollte es dann lieber lassen, zum Wohle des Pferdes.

Manfred
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Larry
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Beitrag von Larry »

Huhuuu...interessantes Thema-besonders für Perfektionisten.
Denn andere Leutchen machen sich darüber wohl keine Gedanken.

@Pepe:

Eigentlich inzwischen schon, was aber nicht gleich heißt, dass ich so reiten kann :cry: Leider noch nicht.
Aber ich übe ja fleissig :D
Jedenfalls mit Hackemore habe ich das Thema Anlehnung aufgegeben.
Das widerspricht sich für mich- dauert aber zu lange- um hier zu erläutern.
Ich glaube, ein Pferd was damit in Selbsthaltung läuft, hat bereits eine verdammt gute Ausbildung hinter sich. Pony und ich stecken eben einfach noch mitten drin und ich freue mich, wenn ich bald mit Trense wieder arbeiten kann. Da waren wir auf dem besten Wege ein Reitpaar zu werden.

Zum Bild: Ganz so schlimm finde ich es jetzt nicht, weil mir einfach Hintergrundinfos fehlen und ich nicht sehe, wie aktiv das Pferd die Hinterhand einsetzt usw.
Jedenfalls eine tierisch lange Oberhalslinie hat das Tier- der Hammer.

@Dschengis:
Ich glaube, das der Kontakt im Laufe der Ausbildungszeit sich ändert, oder? Wie sonst ein Minimum an Hilfen erlangen?
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Larry hat geschrieben: Jedenfalls mit Hackemore habe ich das Thema Anlehnung aufgegeben.
Das widerspricht sich für mich- dauert aber zu lange- um hier zu erläutern.
Bin ja noch nie mit Hackamore geritten, habe aber vorhin erst gelesen, dass diese Zäumung zum Zupfen gedacht ist, nicht zum Ziehen. Also kleine, kurze Impulse. Impuls und Anlehnung widerspricht sich nun aber völlig. Ergo ist das schon korrekt, wenn Du mit Hackamore auf Anlehung verzichtest.
@Dshengis:
Ich glaube, das der Kontakt im Laufe der Ausbildungszeit sich ändert, oder? Wie sonst ein Minimum an Hilfen erlangen?
Es ändert sich doch täglich, manchmal sogar minütlich :mrgreen: Ist doch immer auch situationsabhängig. Eigentlich müssten wir hier über unsere obere und untere Grenze beim Maß der Anlehnung reden, wenn wir ganz genau sein wollten. Aber dann wirds endgültig unüberschaubar :P
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Larry
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Beitrag von Larry »

@dschengis:
Ja, aber ehrlich gesagt bin ich damit beschäftigt, eine stetige Arbeitsbasis zu erarbeiten.
In solchen Momenten fällt ihr schnell ein:ich bin ein Traveller und so was gibt es bei uns nicht :wink:
Einmal ein ganz feines Pferd reiten und lernen,lernen,lernen.
Das wäre total schön..
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dshengis
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Setzt Anlehnung Selbsthaltung voraus?

Beitrag von dshengis »

Im Zusammenhang mit einem kleinen reiterlichen Highlight auf dem Schimmeltier am Ostersonntag (aha, daran lags also ;)) tauchte bei mir die o.g. Frage auf, weswegen ich tief gebuddelt und was augegraben habe. Die entsprechenden Formulierungen in den Richtlinien (weich, stet, von hinten vertrauensvoll an das Gebiss herantreten usw.) können doch so nur in die Realität umgesetzt werden, wenn das Pferd sich eben nicht auf das Gebiss packt und in der Hand kein fünftes Bein sucht? Also schon in Selbsthaltung läuft, demnach auch unterm Reiter ausbalanciert ist (BTW: Wo würdet ihr in der Skala der Ausbildung denn den Punkt "Gleichgewicht/Balance" ansiedeln?).
Aber wenn das so ist, wie kriege ich das Pferd ohne Anlehnung in Selbsthaltung oder ist die Form des Zügelkontakts (ohne Selbsthaltung) keine Anlehnung? Falls nicht, was dann?

Und um Gottes willen bitte keine weitere "Klassik vs. FN-Diskussion", bitte rein sachlich bleiben! Sollte es dahingehend ausarten, bitte ich darum, den Thread zu schließen ;)

LG A.
muppet
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Beitrag von muppet »

Man sollte das Pferdchen doch von vorne herein nicht dazu bringen, den Zügel als fünftes Bein zu benutzen. Wenn ein Pferd das macht, ist da schon was schief gelaufen und ein Fehler entstanden, der korrigiert werden muß.
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

muppet hat geschrieben:Man sollte das Pferdchen doch von vorne herein nicht dazu bringen, den Zügel als fünftes Bein zu benutzen. Wenn ein Pferd das macht, ist da schon was schief gelaufen und ein Fehler entstanden, der korrigiert werden muß.
Hm, ich weiß nicht. Erstens erscheint es mir bei einem jungenPferd relativ normal, da es ja mit dem Reiter auf dem Rücken ein anderes (stärker nach vorme verlagertes) Gleichgewicht hat also ohne.
Und nach meinen Beobachtungen liegen sehr viele Pferde auch später auf der Hand (oder sie verkriechen sich oder gehen über dem Zügel). Das ist natürlich ein Fehler, der zu korrigieren ist.

Aber wie stelle ich denn Selbsthaltung her, wenn das Pferd nicht ausbalanciert ist? Damit ich eben zu jener schönen weichen, steten, von der Hinterhand des Pferdes ausgehenden, leichten Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul komme?
Wie gehst Du denn vor, konkret?

LG A.
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Colloid
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Re: Setzt Anlehnung Selbsthaltung voraus?

Beitrag von Colloid »

dshengis hat geschrieben: Die entsprechenden Formulierungen in den Richtlinien (weich, stet, von hinten vertrauensvoll an das Gebiss herantreten usw.) können doch so nur in die Realität umgesetzt werden, wenn das Pferd sich eben nicht auf das Gebiss packt und in der Hand kein fünftes Bein sucht?
Würde ich auch so sehen.
Also schon in Selbsthaltung läuft, demnach auch unterm Reiter ausbalanciert ist (BTW: Wo würdet ihr in der Skala der Ausbildung denn den Punkt "Gleichgewicht/Balance" ansiedeln?).
Die fehlt! Meines Erachtens eines der größten Mankos der Skala.
Balance ist immer Thema--durchgehend, weshalb ich sie n auch nirgends "einsortieren" könnte/wollte.
Aber wenn das so ist, wie kriege ich das Pferd ohne Anlehnung in Selbsthaltung oder ist die Form des Zügelkontakts (ohne Selbsthaltung) keine Anlehnung? Falls nicht, was dann?
LG A.
Ohne Anlehnung in Selbsthaltung: aus dem RR antraben oder SH...mal so als Beispiel...also Lektionen, in denen sich das Pferd vermehrt auf die HH setzt...
Selbsthaltung ist Balance und kann nur aus dieser kommen, für mich widerspricht sich Anlehnung (im Sinne von mehr als Kontakt) mit Selbsthaltung.
Junge Pferde brauchen und nehmen sich durchaus Anlehnung, das ist aber auch eine Balance und keine Selbsthaltung.
LG
Colloid
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
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bea
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Re: Setzt Anlehnung Selbsthaltung voraus?

Beitrag von bea »

dshengis hat geschrieben:Also schon in Selbsthaltung läuft, demnach auch unterm Reiter ausbalanciert ist (BTW: Wo würdet ihr in der Skala der Ausbildung denn den Punkt "Gleichgewicht/Balance" ansiedeln?).
Bei aller Nützlichkeit der Ausbildungsskala: Dieses strikte Schritt für Schritt kann nicht die Lösung aller Probleme sein. Natürlich bedingen die einzelnen Punkte gegenseitig, aber es ist doch auch ein Nebeneinander.

Gleichgewicht/Balance gehört für mich mit dem Geraderichten zusammen: Das Pferd lernt dabei, sich selber auszubalancieren. Aber beginne ich mit dem Geraderichten wirklich erst so spät in der Ausbildung, wie in der Ausbildungsskala vorgegaukelt? - Eigentlich keineswegs, da ich ja auch bei einem jungen Pferd schon über leichte Seitengänge daran arbeite... :kopfkratz:

Aber dies soll ja wohl auch kein Thread über Sinn und Unsinn der Ausbildungsskala werden :wink: ; dies aber meine Antwort auf deine Frage, André.

LG, Bea
Reiten heisst: sitzen - fühlen - denken.
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