Hufbeschlag - ein Fall für den Tierschutz?

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Lilith79 hat geschrieben:Naja, du hattest ja "merken quasi nichts mehr" mit "nicht funktionstüchtig" gleichgesetzt.

Wie unterscheidest du denn konkret ob ein Pferd auf z.B. Schotter "nichts merkt" (im negativen Sinne) oder ob ein Pferd auf Schotter "nicht fühlig" ist (im positiven Sinne) ?

Ein Pferd das Druckstellen von umgeklappten Eckstreben hat wird wohl kaum unter "merkt quasi nichts mehr" fallen, das autscht ja dann auch.
Und sowas wie umgekippte Eckstreben, totes Sohlenhorn, ... entfernen hatte ich jetzt nicht im Sinn bei "nichts unnötiges Wegschneiden".
Mal im Ernst - entweder schneidet man "unnötiges" weg, oder nicht? Also entweder korrekte Hufbearbeitung, oder eben nicht.

Und doch, wenn der Huf sich mal so richtig fein voll gesammelt hat, dann merken die Pferde irgendwann nix mehr - die Druckstellen, die darunter zu finden sind, müssen nicht am Tag vorher entstanden sein. :wink: So ein "Vollwerden" eines Hufes ist ja durchaus ein Prozeß...

Und wie ein funktionierender Huf aussieht, darüber gibt es doch Erkenntnisse, sowas kann man sich aneignen...
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No
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Beitrag von No »

Ich schliesse mich da ganz Yvonne an.

Ja, ich habe meine Pferde zum Reiten. Und ja, ich gehe viel und gerne ins Gelände, und das auch kilometerweit in höheren Gangarten (höhere Geschwindigkeit > höherer Abrieb).
Diesen Artikel kann meiner Meinung nach nur jemand geschrieben haben der entweder
- kaum ins Gelände geht
- unter Geländereiten nur Schrittausritte versteht
- nur Naturböden als Ausreitgelände hat
- noch nie wegen rutschiger Hufschuhen auf nassem Gras gestürzt ist

Das alles trifft auf mich nicht zu, und da ich aber egoistischerweise weiterhin meine Pferde nutzen will, ist eins ganzjährig rundum beschlagen und eins halbjährig halb beschlagen (übrigens nur hinten).

Ich kann einfach nicht verstehen wieso es bei diesem Thema immer Pro oder Kontra sein muss. Kann man nicht einfach aufs Pferd hören und unter den individuellen Gegenheiten für sich selbst das Passenste aussuchen? Diese Polemik geht mir echt auf den Geist.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

noch was:

wer mehr über Barhufe wissen möchte, wird hier fündig:

http://www.pro-barhuf.de/pdf/Hufbuch_Au ... fklein.pdf

Die Bilder auf Seite 160 sind übrigens die Hufe von meinem Anglo-Araber :roll:
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Finchen hat geschrieben:
Mal im Ernst - entweder schneidet man "unnötiges" weg, oder nicht? Also entweder korrekte Hufbearbeitung, oder eben nicht.
Ich glaube wir schreiben in diesem Fall aneinander vorbei:

Für mich hieß in diesem Fall "unnötiges Wegschneiden" --> der Hufbearbeiter schneidet etwas weg, dass das Pferd braucht! Also der HB schneidet unnötigerweise etwas weg.

Für Dich heißt in diesem Fall "unnötiges Wegschneiden" vermutlich -->
der HB schneidet berechtigterweise etwas weg, dass das Pferd nicht benötigt.

Zweiteres ist natürlich immer sinnvoll. Ersteres nicht.
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

No hat geschrieben:Ich kann einfach nicht verstehen wieso es bei diesem Thema immer Pro oder Kontra sein muss. Kann man nicht einfach aufs Pferd hören und unter den individuellen Gegenheiten für sich selbst das Passenste aussuchen? Diese Polemik geht mir echt auf den Geist.
Und in diesem Punkt stimme ich Dir 100% zu!!! Es gibt doch nicht nur schwarz und weiß...
Riff

Beitrag von Riff »

Yvonne hat geschrieben:
No hat geschrieben:Ich kann einfach nicht verstehen wieso es bei diesem Thema immer Pro oder Kontra sein muss. Kann man nicht einfach aufs Pferd hören und unter den individuellen Gegenheiten für sich selbst das Passenste aussuchen? Diese Polemik geht mir echt auf den Geist.
Und in diesem Punkt stimme ich Dir 100% zu!!! Es gibt doch nicht nur schwarz und weiß...
Ich auch!!!!!
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Lilith79 hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben:
Mal im Ernst - entweder schneidet man "unnötiges" weg, oder nicht? Also entweder korrekte Hufbearbeitung, oder eben nicht.
Ich glaube wir schreiben in diesem Fall aneinander vorbei:

Für mich hieß in diesem Fall "unnötiges Wegschneiden" --> der Hufbearbeiter schneidet etwas weg, dass das Pferd braucht! Also der HB schneidet unnötigerweise etwas weg.

Für Dich heißt in diesem Fall "unnötiges Wegschneiden" vermutlich -->
der HB schneidet berechtigterweise etwas weg, dass das Pferd nicht benötigt.

Zweiteres ist natürlich immer sinnvoll. Ersteres nicht.
Da gibt es ja nix zu mißverstehen - es ist immer das wegzuschneiden, was der Situation, dem Huf und der Funktionalität angemessen ist. Da gibt es ja nur richtig oder falsch.

Aber Schmiede lassen ja gerne "dran was da ist damit es sich abnutzen kann bei der nun ohne Eisen höheren Beanspruchung" - und das ist keine gute Hufbearbeitung. :wink:
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Beitrag von Motte »

Offensichtlich gibt es aber durchaus Schmiede, die eine gute Hufbearbeitung erledigen.

Mir ist die Formulierung "Schmiede lassen ja gerne mal pauschal was dran und das ist keine gute Hufbearbeitung" so'n kleines bisschen zu.....tendenziös :wink:

Ich mein, es gibt auch Hufbearbeiter, die gerne mal zu viel rumschnitzen....und das ist dann auch keine gute Hufbearbeitung :wink:
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Motte hat geschrieben:. Und mein Schmied ist dann auch so clever, nix großartiges am Huf rumzuschnitzen, wenn die Eisen abkommen.
Motte, ich bezog mich rein auf dieses Beispiel - entweder ist Bedarf zu schneiden, dann ist das "nix großartig rumschnitzen" falsch. Oder es ist bedarfsgerecht - dann hat das nichts mit der Eisenabnahme und folgender Umstellung zu tun, sondern ist "nur" korrekte Hufbearbeitung.

Meine "tendenziöse" Aussage bezieht sich einerseits auf sehr viele schlecht bearbeitete Hufe von Schmieden hinsichtlich Huflänge und notwendiger Bearbeitung, andererseits auf ausführliche Diskussion mit einem guten Bekannten über dessen Lehrinhalt bei der Hufschmiedausbildung. Letzteres hat mich ernüchtert - die Schmiede können leider nix dafür - zumindest nicht die, die zu der Zeit gelernt haben, ob es jetzt anders ist, kann ich nicht beurteilen.

Ob es auch Nicht-Schmiede gibt, die schlecht Hufe bearbeiten, will ich überhaupt nicht in Frage stellen, aber das Thema war halt wie nach Eisenabnahme das unfühliglaufen verhindern - mit weniger wegschneiden ist es da nicht getan, zumindest nicht gut getan.
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Jamie
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Beitrag von Jamie »

Hmm, generell fand ich den Artikel etwas undifferenziert. Aber man darf nicht vergessen, dass es bewusste Provokation ist, um das Thema aktuell zu machen und die Menschen zum Nachdenken zu bringen. :wink:
Gerade bei der Hufthematik finde ich das auch wichtig. Da gibt es noch viel zu lernen.... Die wenigsten kennen z.B. die Rolle des Hufes als Stoffwechelorgan.

Wenn man für sein Pferd den richtigen Weg findet, denke ich schon, dass es in den überwiegenden Fällen möglich ist barhuf zu laufen.
ABER dazu braucht man viel Gedult, selbst angeeignetes Wissen, einen guten Barhufbearbeiter, den man auch mal hinterfragen darf UND was in dem Artikel auch steht und ich sehr wichtig finde: passende Böden auf denen sich die Pferde Tag für Tag bewegen.

Meine Stute steht in einen Offenstall mit Paddocktrail mit steinigen und schottrigen Stellen. Es laufen alle Pferde (außer ihr 11 weitere) sehr gut barhuf und werden auch regelmäßig lange im Gelände geritten.
(Ich gehe mit ihr bisher nur Spazieren und Joggen, sie wird noch nicht geritten, aber das über alle Böden auch problemlos im Trab.)

Wenn man sich damit nicht beschäftigen kann/möchte oder die Ausgangssituation nicht hat (keinen guten Hufbearbeiter, keine passenden Haltungsbedingungen etc.) finde ich es aber auch nicht verantwortungsbewusst sein Pferd auf Teufel komm raus ohne Eisen gehen zu lassen, wenn es ständig Beschwerden hat. Dann (leider) lieber Eisen drauf und Symptome aus.....
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

Riff

Beitrag von Riff »

meiner wurde gerade wieder gequält und beschlagen... stand völlig relaxt da und döste. sah nicht besonders leidend aus.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich mag diesen artikel - ist von einem, der sein handwerk versteht:

http://www.schmiede-ohne-grenzen.de/akt ... ungen.html
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Moins!
Der gefällt mir auch.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Riff

Beitrag von Riff »

Daumenhoch!
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