PSSM - und wie geht man damit um?

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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-Tanja-
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PSSM - und wie geht man damit um?

Beitrag von -Tanja- »

Kurti wurde positiv auf PSSM getestet, s. auch: http://www.dai-shodan.de/PSSM-Polysacch ... pathy.html oder http://www.wittelsbuerger.de/wissen/allgemein/pmms.htm oder http://www.equivetinfo.de/html/verschlag.html

Gibts hier Betroffene, und wie geht Ihr insbesondere mit der Fütterung und der reiterlichen Belastung aufgrund der Diagnose um?
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Also erstmal: *knuddel*

Der erste Schock ist immer gut, aber es ist nicht so schlimm, wie man meint. Die Welt geht davon nicht unter.

Ich habe nach dem Ergebnis erstmal alles Getreide etc. weggelassen. Wobei ich dazu sagen muss meine Abby hat keine Einschränkungen, ist aber auch erst 2,5 Jahre alt. Ihr Vater - von dem sie es haben muss - allerdings auch nicht und der ist schon 20, jahrelang Reining gegangen mit Boxenhaltung + viiiiiiel Getreide. Also alles Andere als ideal.

Abby lebt ganzjährig im OS und kann sich bewegen wie sie will. An Kraftfutter bekommt sie natürlich kein Getreide mehr, dafür Heucobs, Leinkuchen, CME Rice Up.....
Von den ganzen speziellen PSSM-Futtern kann ich nur abraten! Da sind immer noch vielzuviele Dinge drin, die in einen PSSMler nicht reingehören.
Möhren & Co. gibt es in der Regel nicht (sowieso nur kaum für alle Pferde), aber hin und wieder gibt es schon auch mal ein kleines Stück. Ohne Probleme. Mineralfutter gibt es wenn überhaupt (wir haben immer mehrere Minerallecksteine ohne Melasse & Co. auf der Weide) das Magnolythe S100 von Iwest. Da ist gering Getreide drin, aber bei den Mengen die sie bekommt ist es wirklich wenig.

Gut ansprechen tut sie auf Kuren mit Vit. E und besonders mit Gingko biloba in Kräuterform (regt den Muskelstoffwechsel an). Das aber sicher unabhängig von PSSM, ihre Mutter reagiert auf Gingko ähnlich positiv und die ist negativ.

Ich würde gar nicht so besonders mit ihm umgehen. Wichtig ist, dass er vor der Arbeit gut aufgewärmt wird, evtl. länger als ein neg. Pferd. Auch sollte man nicht von jetzt auf gleich lange Ausritte machen etc. Aber wenn man mal ehrlich ist, sollte man mit einem gesunden Pferd auch nicht...:wink:
Und eben das Kraftfutter sollte möglichst getreidefrei sein, auf Äpfel, Möhren und Co. sollte man weitestgehend verzichten.

Aber trotz Allem: Solange es nicht ausbricht, ist Kurti ja erstmal gesund!!! Er ist lediglich TRÄGER eines Gendefektes. Nicht mehr und nicht weniger.
LG
Sheitana
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Soraya hat zwar kein PSSM, aber RER - das fällt auch in die Gruppe der Verschlagserkrankungen. Sie hatte schon zwei heftige Schübe, ist also nicht "nur" Trägerin des Gendefektes.
Nach meinen Erfahrungen und langen Recherchen und Gesprächen mit einem sehr netten und in diesem Bereich erfahrenen (was es nicht oft zu geben scheint) Tierarzt aus Telgte sind die drei von Sheitana angesprochenen Aspekte am wichtigsten:

1) Haltung: Möglichst viel freie Bewegung ermöglichen, damit die Muskulatur nicht 'kalt' wird. Kommt sicherlich aufs Pferd an, aber Soraya ist eben ein Modell, das nach einer Nacht auf einem kleineren Paddock erstmal losbrettern und 10 min galoppieren gehen muss, wenn sie auf einen größeren Paddock kommt. Das gibt's also gar nicht mehr, sondern immer die gleiche Auslaufgröße.

2) Fütterung: Entscheidend ist die Getreidestärke, die im Futter enthalten ist. Das ist ja nicht nur bei direkter Getreiefütterung der Fall. Mittlerweile wird der Stärkegehalt sogar bei vielen Futtermitteln von vornherein mit angegeben. Aus der Perspektive eines Mäkel-Blüters sind eigentlich alle stärkereduzierten Futters nicht lecker. Es hat lange gedauert, bis wir etwas gefunden haben, was für uns ging. Mittlerweile bekommt Soraya seit März die Pellets und das Mineralfutter von Scharnebecker. Von den Pellets allerdings weniger als angegeben, mehr als etwa 400 bis 600g frisst sie nicht. Das Mineralfutter fressen dafür alle unsere Pferde pur :D. Dazu gibt's frei Heu, im Sommer 24h Weide, etwas Öl und Bierhefe. Zum Muskelaufbau mal Luzerne dazu und im Winter Heucobs, mal mit Weizenkleie. Ginkgo haben wir jetzt auch mal als Kur genommen.
Man muss da sicher selbst herumprobieren, was für das eigene Pferd richtig ist. Viel Erfolg!

3) Training: Entscheidend ist möglichst gleichmäßiges Training und - wie schon gesagt - eine lange Aufwärmphase. Also nicht 3 Tage stehen lassen und dann 2 Stunden ausreiten gehen. Und am Anfang lange genug (min 20 min) Schritt gehen lassen. Mit entsprechendem Management sind viele Pferde mit dieser Erkrankung uneingschränkt oder fast uneingeschränkt leistungsfähig (auch viele Galopper haben das).
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Beitrag von Sheitana »

Wobei man bei PSSM aufgrund des hohen Chromgehaltes auf Bierhefe verzichten sollte.

Ansonsten ist bei ninischi nichts hinzuzufügen....
LG
Sheitana
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Danke!

Haltung dürfte also unproblematisch bei uns sein, er steht ja eh im OS. Kaltstarts habe ich bei ihm noch nicht beobachtet. Er ist ja eher die seeehr gemächliche Type.

Beim Futter habe ich nun erstmal den Hafer, Möhren und Äpfel weggelassen (wir müssen heute nur noch die restlichen Äpfel der drei kleinen Bäumchen auf der Winterweide runterholen), dafür in Pellets gepreßten Leintrester gekauft. Den kann ich auch als Clickerfutter nehmen. Sein Jungpferde-Mineralfutter muß ich noch überprüfen. Heu bekommt er ohnehin ca. 12 kg am Tag, eher ein wenig mehr (er wiegt schätzungsweise 600 kg, nach Maßband 565 kg, ich will ihn ohnehin demnächst mal wieder lassen).

Training gibts bei uns ja noch kein richtiges. Beim Spazierengehen ist mir nur aufgefallen, daß er bergauf gerne stehenbleibt, was ich aber bislang eher auf mangelnde Kondition zurückgeführt habe. Denke, später wird es auch sehr wichtig sein, ihn immer in gleichmäßiger Kondition zu halten, was über den Winter natürlich mehr Engagement verlangt.

Das Ergebnis des Tests, den ich gestern beim TA abgeholt habe, ist: N/PSSM1, heißt also wohl, daß er das von der Mutter weitergereicht bekommen hat. Den Züchter werde ich mal verständigen, allerdings lebt seine Mutter ohnehin nicht mehr.

Ansonsten mache ich mir jetzt erst mal keinen Streß. Ändern kann ichs nicht, und wenn es fütterungsmäßig so ist, daß man nur einiges Weglassen muß und gut ergänzen kann, aber nicht dauernd irgendwelche Mittelchen anrühren muß, gehts ja.

Zwecks Weidegang hab ich nun schon unterschiedliche Sachen gelesen. Bislang gabs da wohl auch keine Probleme bei ihm. Wir weiden ja immer sehr, sehr sachte an, später stehen die Pferde dann täglich immer ca. 12 Stunden auf der Weide, meist überständiges Gras, und ich achte ja immer auf alte Grassorten, kein Weidelgras, wenn ich nachsäe.
lg, Tanja

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Beitrag von Tess »

Wie bist du auf die Idee gekommen ihn auf PSSM testen zu lassen? Gab es irgend welche Verdachtsmomente?
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Beitrag von Sheitana »

N/PSSM1 heißt nicht, dass er das von der Mutter hat!!!
Es heißt nur, dass er ein gesundes Gen trägt und ein PSSM-Gen.
Bitte informiere am Besten sowohl Besitzer der Stute, als auch vom Hengst. Ich weiß, dass die Norikerzüchter das alles noch nicht so wichtig nehmen, aber dann hast du deinen Teil zumindest dazu beigetragen.

Bezüglich Gras gibt es leider wirklich verschiedene Aussagen, manche vertragen es, manche nicht. Ich denke da wirst du nur ausprobieren können.
Es ist ja auch immer noch nicht ganz klar, warum manche erkranken, manche nicht. Es ist davon auszugehen, dass da noch andere Gene mit reinspielen.
LG
Sheitana
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Beitrag von ninischi »

Was ich zum Training noch vergessen habe: Auch am Ende der Arbeitseinheit sollte auf eine längere Schrittphase geachtet werden.
Und zur Haltung noch:
Zumindest bei Soraya ist es so, dass sie ab dem Zeitpunkt, wo es nachts unter 12°C wird, eine Decke tragen muss. Wenn die Rückenmuskulatur kalt wird, wird sie fest und verspannt. Die Spannungen lösen sich nicht so gut wie bei einem gesunden Pferd. Schade, weil das arme Tier über 6 Monate des Jahres mit Decke verbringt, aber leider - zumindest bei ihr - nicht zu ändern.
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Beitrag von -Tanja- »

Sheitana hat geschrieben:N/PSSM1 heißt nicht, dass er das von der Mutter hat!!!
Ach so? Ok.

Ich kam drauf, ihn testen zu lassen, weil die Krankheit unter Norikern sehr, sehr weit verbreitet ist. Und da der Test nicht viel kostet, wollte ich lieber gleich von vorne herein Klarheit, damit wir frühzeitig gegensteuern können. Bei ihm selbst ist mir noch gar nichts aufgefallen.

Da es allerdings viele Träger, aber nicht gleichermaßen viele tatsächlich erkrankte Pferde gibt, müssen sicherlich auch immer einige Faktoren zusammenkommen. Da wir ja jetzt schon mal ziemlich viel unternehmen können (vor allem bezüglich Fütterung), bin ich eigentlich guter Dinge, daß wir das gut hinkriegen und - hoffentlich - nie was merken werden.

Ninischi: Vorher und nachher ausgiebig Schritt ist bei mir ohnehin obligatorisch - sollte ja auch immer so sein. Wie äußert sich das denn bei Soraya, wenn der Rücken spannig ist? Merkst Du das am Gang oder nur beim Reiten? Habe nun auch schon überlegt, vorsichtshalber mal ne leichte Decke zu ordern, damit ich notfalls gleich was da hätte.

In Kurtis Mineralfutter ist das hier enthalten:

Kohlensaurer Algenkalk
Monocalciumphopsphat
Weizengrießkleie
Natrium-Chlorid
Zuckerrübenschnitzel
Maiskleber
Weizenkeime
Bierhefe
Zuckerrohrmelasse
Magnesium-Oxid
Leinexpeller
Pflanzenöl
Leinöl
Calcium-Carbonat
Seealgen

Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich das einfach fertigfüttere, bis der Sack weg ist, zumal er ja nur 2x täglich 50 g kriegt.
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Beitrag von Sheitana »

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Beitrag von ninischi »

-Tanja- hat geschrieben:Vorher und nachher ausgiebig Schritt ist bei mir ohnehin obligatorisch - sollte ja auch immer so sein.
Dann hast du auf diesem Gebiet ja nichts extra zu beachten. Für mich waren echte 20 - 25 min Schritt schon eine Umgewöhnung. Da unsere Pferde ja nie aus der Box zur Arbeit kommen, kommen die anderen auch mit weniger zurecht.
-Tanja- hat geschrieben: Wie äußert sich das denn bei Soraya, wenn der Rücken spannig ist? Merkst Du das am Gang oder nur beim Reiten?
Das sieht man auch schon auf der Weide. Sie tritt dann mit der Hinterhand kürzer und die Muskulatur ist auch fühlbar hart. Beim Reiten ist es aber natürlich erst recht spürbar und auch schon, bevor man es auf der Weide sieht.
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Beitrag von Sheitana »

ninischi hat geschrieben:Was ich zum Training noch vergessen habe: Auch am Ende der Arbeitseinheit sollte auf eine längere Schrittphase geachtet werden.
Und zur Haltung noch:
Zumindest bei Soraya ist es so, dass sie ab dem Zeitpunkt, wo es nachts unter 12°C wird, eine Decke tragen muss. Wenn die Rückenmuskulatur kalt wird, wird sie fest und verspannt. Die Spannungen lösen sich nicht so gut wie bei einem gesunden Pferd. Schade, weil das arme Tier über 6 Monate des Jahres mit Decke verbringt, aber leider - zumindest bei ihr - nicht zu ändern.
Ich stelle bei Abby jetzt auch fest, dass ihre Muskulatur relativ hart ist im Rücken, seit wir jetzt ein paar Tage Wind + Regen hatten. Nicht schmerzempfindlich, ist auch nicht so als würde sie nicht laufen, aber irgendwie doch härter als bei allen Anderen. Tja, liegt es jetzt am PSSM oder nicht?
Sie wird jetzt wohl auch eine Decke bekommen.
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Beitrag von -Tanja- »

Ich bin da auch grad am Beobachten, kann aber bislang noch nichts feststellen. Habe trotzdem sicherheitshalber mal eine Outdoor-Decke geordert, die morgen da sein sollte. Dann sind wir da schon mal gewappnet.

Nachdem ich mit diversen Futtermittelherstellern und TAs telefoniert habe, werde ich das bisherige Mineralfutter nun erst mal fertigverfüttern. Danach werde ich was Spezielles kaufen. Ansonsten bekommt er den pelletierten Leinsamentrester (auch dort habe ich angerufen, da sind wirklich keinerlei andere Zusätze drin).

Nachdem man ja anscheinend bislang im alten Stall bei ihm weder sommers auf der Weide wegen dem Gras (bei uns auch nicht), noch im Winter was bemerkt hat, hoffe ich, daß das bei uns auch so bleibt. Vorgesorgt haben wir ja nun.
lg, Tanja

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Beitrag von -Tanja- »

Sorry, ich muß jetzt nochmals eine vielleicht echt naiv-blöde Frage stellen, aber: wie ertastet man verhärtete Muskulatur? :oops: Ich drück grad immer mal wieder rum (zumal wir ja jetzt grad voll den Winter- und Kälteeinbruch haben) und vergleiche dann halt mit Amor.
lg, Tanja

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Beitrag von gimlinchen »

naja, so würd ichs auch machen. :-)
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