Führpositionen

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

Moderatoren: Julia, emproada

Danzelot
User
Beiträge: 26
Registriert: Mo, 30. Okt 2006 14:03
Wohnort: Gießen

Führpositionen

Beitrag von Danzelot »

Hallöchen :D ich habe da mal eine Frage an euch:

Also ich habe zwei Probleme:
1. Wenn ich mit Magic auf dem Platz oder in bekanntem Gelände unterwegs bin, läuft er hinter mir her und versucht nicht mich zu überholen. Sobald wir aber wohin gehen wo er unsicher wird läuft er auf Schulterhöhe mit.
Ich bin mir nicht ganz sicher wie ich reagieren soll, weil er ja einerseits mich als Führperson anerkennen soll, ich mich auf der anderen Seite aber auch nicht ganz wohl fühle wenn ich ihn draußen nicht im Blick habe (er spinnt da manchmal etwas rum :? ).
Wie seht ihr das? Müssen eure Pferde immer in "ihrer" Position bleiben oder lasst ihr auch ausnahmen zu?

Das 2te Problem: Ich darf im moment nicht reiten oder mich sonst irgendwie anstrengen (weißheitszähne) und versuche auf dem Platz ein wenig Bodenarbeit zu machen. Darin scheint er kaum bis keine Erfahrung zu haben, ich leider auch nur sehr wenig :( . Solange ich auf Kopfhöhe mitlaufe klappt alles, aber sobald ich auf Schulterhöhe wechsel bleibt er stehen und geht nicht weiter bzw. rückwärts. Wie kann ich ihn klarmachen was ich von ihm will?
Eigentlich baucht der Dicke nicht lange um solche Sachen zu verstehen , aber ich will ihn nicht völlig durcheinanderbringen!

Soo ist doch n Roman geworden, sorry^^

Würde mich trotzdem freuen wenn ihr mir helfen könntet, bzw. schreibt wie ihr das seht...

Lieb Grüße, Danzelot
kallisto
User
Beiträge: 2960
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:46
Wohnort: Deutschland

Beitrag von kallisto »

Hallo,

Dein erstes Problem kenne ich auch. Im Normalfall laufe ich vorne weg und sein Kopf hat ca. 30-50 cm Abstand zu meinem Körper. Ich sehe dies erstens als eindeutige Rangunterordnung an und zudem ist es sicherer. Ein Pferd auf Schulterhöhe zu führen, ist nicht mein Ding. Wenn er sich erschrickt, tritt er mir nicht sofort auf die Hacken und kann mich zur Not links oder rechts überholen. Zudem gestatte ich ihm als ranghöheres Wesen nichts stets und ständig in meinen Individualbereich zu laufen.
Er kommt damit sehr gut zurecht und hört gut auf die Kommandos. Es klappt mittlerweile auch gut im Trab.

Wenn wir in sehr unwegsamem Gelände unterwegs sind, was wegen Verbesserung der Trittsicherheit immer der Fall ist, dann drängelt er nicht direkt, sondern neigt dazu den Abstand zu verkleinern, was ich aber unterbinde, weil er vor lauter Konzentration auf den unebenen Boden vergißt, dass sein vorderstes Bein meine hinterste Hacken treffen kann.

Ich denke, dass in unsicheren Umgebungen ein Pferd dazu neigt, Schutz zu suchen und den Abstand zu verkürzen. Nur leider bin ich nicht sein ranghöherer Kumpel, den er auch mal anrempeln kann oder mit den Hufen streifen kann. Er muss einfach lernen, dass das mit mir nicht geht.

In Schrecksituationen verlange ich keine Disziplin mehr. Er paßt auf, dass er mich nicht anrempelt und er darf sich ruhig hinter mir vor dem "Monster" verstecken.

Es ist immer schwer das natürliche Pferdeverhalten in die Erziehung zu integrieren. Ich mache das auch vom Pferd individuell abhängig. Mein kleiner Vollblüter ist noch etwas unerfahren, aber sehr sensibel und sehr wendig. Er sucht teilweise Schutz und weiß aber genau, dass ich vorneweg gehe und wann er beim Grasen Freiheit hat. Je mehr er unterscheiden kann und je besser er hört, umso mehr kann ich auch auf sein Pferdeverhalten Rücksicht nehmen, gerade was den Fluchtinstinkt betrifft.

Das Gehen auf Schulterhöhe ist eine Sache, was ein Pferd aus der Herde nicht kennt (außer Flucht und Spielen). In dem Moment bestimmt keiner und das Pferd kann nicht verstehen, was Du im signalisierst. Pferde haben ein sehr feines Gespür, wer einen mm weiter vorne geht, was uns Menschen etwas fehlt. Je nachdem, was Du mit Blickrichtung signalisierst und wie seine Erziehung ist, wird seine Reaktion sein. Die kann eher bremsend sein (anschauen und wenig vor der Schulter sein), als auch treibend (anschauen und wenig hinter der Schulter sein). Wenn Du zudem auf Höhe der Schulter führst, dann läßt Du auch parallel zu, dass Du Deinen Individualbereich als ranghöheres " Tier" aufgibst. Vor allem, wenn Du es ausschließlich so machst. Wenn der ranghöhere Nähe wie Schmusen und Spielen zuläßt, dann ist das ok, wird aber nicht ständig so sein.
knowi
User
Beiträge: 629
Registriert: So, 24. Sep 2006 16:36
Wohnort: BaWü

Beitrag von knowi »

Mir hilft es in Spannungsmomenten wenn ich mich umdrehe und seitlich versetzt etwas vor ihm gehe. So kann ich mit der Gerte leicht verbremsend wirken und gleichzeitig den Kopf vorsichtig tief fragen.

Ich kenne das als "Position der Entspannung" (Ursprünglich aus dem TTeam, da hat es aber einen anderen Namen. Fällt mir aber jetzt nicht ein :kopfkratz: Eleganter Elefant?!)

Wenn die Spannung raus ist und er sich wieder enspannt, kann ich zurück in die "normale" Führposition.

Liebe Grüße!
Knowi
Dateianhänge
So in etwa sieht es aus ;)
So in etwa sieht es aus ;)
Entspannung.jpg (5.58 KiB) 16894 mal betrachtet
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
kallisto
User
Beiträge: 2960
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:46
Wohnort: Deutschland

Beitrag von kallisto »

@ knowi: Diese Zeichnung mit PC hat was :wink: . Das Pferd gleicht einem Michelinmännel :lol: und ich finde die Zeichnung irgendwie süß.
knowi
User
Beiträge: 629
Registriert: So, 24. Sep 2006 16:36
Wohnort: BaWü

Beitrag von knowi »

*kicher* Ja, sowas lernt man wohl im Kunstneigungskurs :P :lol:
Meine kleine Muße heißt übrigens Tabs. Der Arme hat im Moment wirklich fast so ein Bäuchchen :roll:
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
Manfred

Beitrag von Manfred »

kallisto hat geschrieben:Nur leider bin ich nicht sein ranghöherer Kumpel, den er auch mal anrempeln kann oder mit den Hufen streifen kann.
Ein rangniederes Tier würde das auch nicht tun. Insofern mangelt es da schon an dem nötigen Respekt, selbst wenn es um ein Sicherheitsbedürfnis geht. Der Raum des Chefs darf nur betreten werden, wenn der dazu einläd z. B. bei der gegenseitigen Körperpflege.
Wenn Du zudem auf Höhe der Schulter führst, dann läßt Du auch parallel zu, dass Du Deinen Individualbereich als ranghöheres " Tier" aufgibst.
Das sehe ich nicht so, denn der Chef kann auch treibend wirken und das von allen Seiten. Wendet er sich ab oder geht er vor, treibt er auch nicht mehr. Insofern ist das entspannender für die die ihm folgen.

Dennoch würde ich nicht unbeding vorgehen, da ich so keine Einwirkungsmöglichkeiten mehr habe und mir das folgende Tier, welches in Schrecksituationen immer gerne nach vorne flüchtet, mir dann in die Hacken springt.

Ist das gegenseitige Vertrauen nicht gefestigt, sollte grundsätzlich nur seitlich geführt werden. Die Position 1 (auf Kopfhöhe) ist die sicherste. Bei der Position 2 (auf Schulterhöhe) läuft das Pferd auch schon mal vor. Aber nicht weil es es die Führung übernehmen möchte, sondern weil es sich durch meine Position getrieben fühlt. Dieser Efekt verstärkt sich nämlich in Position 3 (auf Höhe der Kruppe). Hat es da kein Vertrauen, wird es sofort vorlaufen.

Um diese Positionen zu erarbeiten, beginnt man mit der ersten, die in der Regel kein Problem darstellen sollte. Dabei wird das Tier auf der linken Hand geführt und der Führstrick auch in der linken Hand gehalten. In der rechten Hand befindet sich die Gerte zur Einrahmung und als treibende Hilfe.

Hat das Pferd dies verstanden und akzeptiert, kann ich es so auch weiter vor treiben und mich in Position 2 zurückfallen lassen. Diese Position muss ich dann erst neu festigen, um ebenso zu Position 3 zu gelangen.

In Position 2 habe ich auch die typische V-Stellung, die den Rahmen für das Pferd bildet. Würde ich hier meinen Abstand zu dem Pferd vergrößern, käme ich zum Longieren.

Habe ich das einigermaßen verständlich erklären können? :roll:

VG
Manfred

PS.
Wenn die jeweilige Führposition auf der linken Hand gut geht, dann würde ich sie auch auf der rechten Hand üben, damit das Pferd auf beiden Seiten gleichmäßig ausgebildet wird.
kallisto
User
Beiträge: 2960
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:46
Wohnort: Deutschland

Beitrag von kallisto »

Manfred hat geschrieben: Das sehe ich nicht so, denn der Chef kann auch treibend wirken und das von allen Seiten. Wendet er sich ab oder geht er vor, treibt er auch nicht mehr. Insofern ist das entspannender für die die ihm folgen.
Wenn ich an der Schulter führe, dann ist der Abstand zum Körper fast minimal. Es ging dabei gar nicht um treiben oder nicht, sondern um den Abstand vom Pferd. Ich will mein Pferd auch gar nicht treiben, sondern es soll mir freiwillig folgen.
Manfred hat geschrieben: Dennoch würde ich nicht unbeding vorgehen, da ich so keine Einwirkungsmöglichkeiten mehr habe
Ich brauche nur stehen zu bleiben und mein Pferd steht, da bedarf es kein Kommando. Laufe ich schneller, trabt er an. Drehe ich mich um und gehe auf ihn zu, geht er zurück. Er folgt mir auch direkt in der Spur, was mir sehr wichtig ist. Gerade wenn es überfroren ist, der Boden schwierig ist oder wir uns um Bäume schlängeln. Wenn ich seitlich stehe, ist es für das Pferd wesentlich schwieriger verständlich von der Körpersprache. Es ging hier wohlgemerkt um Führen im Gelände und nicht um Handarbeit in der Bahn, wo ich bei Seitengängen durchaus seitlich vom Pferd stehe. Und gerade in fremden Gelände gehe ich als ranghöherer voran und vor allem bei einem jungen Pferd. So lernt er mir zu vertrauen. Ich würde mein Pferd nie über einen Bach kriegen, wenn ich nicht voraus gehen würde.
Manfred hat geschrieben: und mir das folgende Tier, welches in Schrecksituationen immer gerne nach vorne flüchtet, mir dann in die Hacken springt.
Wie Du selber schon festgestellt hast, ein Pferd rennt einen nicht brutal um, sondern weicht seitlich aus. Ein Pferd was direkt nach vorne flüchten kann, wenn es erschrickt, ist schwer zu halten, weil es gegen den Strick mit vollen Gewicht und Tempo zieht. Wenn ich vor dem Pferd laufe, bremse ich, zudem kann das Pferd sich an mir mehr orientieren, wenn ich ruhig bleibe und nicht los renne. Er hat auch Hemmungen an mir vorbeizulaufen, was nur äußerst selten passiert. Ich versuche ihn so gut wie es geht seinen Fluchtinstinkt einzudämmen.
Danzelot
User
Beiträge: 26
Registriert: Mo, 30. Okt 2006 14:03
Wohnort: Gießen

Beitrag von Danzelot »

Danke für eure Antworten!
manfred hat geschrieben:
kallisto hat geschrieben: Nur leider bin ich nicht sein ranghöherer Kumpel, den er auch mal anrempeln kann oder mit den Hufen streifen kann.
Ein rangniederes Tier würde das auch nicht tun. Insofern mangelt es da schon an dem nötigen Respekt, selbst wenn es um ein Sicherheitsbedürfnis geht. Der Raum des Chefs darf nur betreten werden, wenn der dazu einläd z. B. bei der gegenseitigen Körperpflege.
Das sehe ich ganz genauso, soweit ist es auch noch nie gekommen, soviel Respekt ist auf jeden Fall da, es ist nur wirklich so das ich Ihn lieber im Blick habe.
Danke auch für die Beschreibungen, ich werde es nochmal ausprobieren. Position 1 ist auf beiden Seiten kein Problem, nur wenn ich mich auf Position 2 zurückfallen lasse bleibt er stehen. Beim nächsten mal werde ich mich noch ein Stück weiter nach hinten fallen lassen und mal sehen ob ich so weniger breme.
knowi hat geschrieben:Mir hilft es in Spannungsmomenten wenn ich mich umdrehe und seitlich versetzt etwas vor ihm gehe. So kann ich mit der Gerte leicht verbremsend wirken und gleichzeitig den Kopf vorsichtig tief fragen.
Die Idee ist super, danke werde ich gleich ausprobieren, es ist in solchen situationen nämlich auch recht schwer die aufmerksamkeit zu bekommen...
kallisto hat geschrieben:Ich brauche nur stehen zu bleiben und mein Pferd steht, da bedarf es kein Kommando. Laufe ich schneller, trabt er an. Drehe ich mich um und gehe auf ihn zu, geht er zurück.
So ist es bei mir auf dem Platz auch, was mir nur Sorgen macht, ist das es im Gelände manchmal nur wenig unterschied zwischen "schutzsuchen" (das macht er bei mir auch) und überholen ist. Da werde ich wohl in nächster Zeit etwas konsequenter sein müssen. Ich denke das er mir noch nicht 100% vertraut (soo lange kennen wir uns ja auch noch nicht) und das es im Gelände halt einfach mehr auffällt...

Liebe Grüße, Danzelot
Manfred

Beitrag von Manfred »

Ja Kallisto,

was Du dazu schreibst bedingt jedoch eines bereits geklärten Respektverhaltens. Ein Jungpferd, welches das erst noch lernen muss, wird das nicht wissen. Es geht vielmehr davon aus, dass Du mindestens genauso schnell reagieren kannst wie es selbst. Pferde können das auch ohne Probleme. Wenn einer vorspringt, springen die anderen fast synchron mit.

Es sind Fluchttiere und darauf geeicht, dass wenn einer eine Gefahrenquelle ausgemacht hat, dies den anderen durch seine Aktion signalisiert, sie folgen also seinem Aufruf und prüfen erst dann, ob es tatsächlich nötig ist zu flüchten. Sobald einer meint, dass die Gefahr vorbei ist, werden sich die anderen ihm anschließen und auch wieder zur Ruhe kommen. So sichern sie ihr Überleben.

Will ich mich also vor mein Pferd stellen und mich im Panikfall einfach nur groß machen (Arme ausbreiten) damit es stopt, muss es mich längst als den Ranghöheren anerkannt haben. Anderfalls wird es mich gnadenlos über den Haufen rennen und das nicht mit Absicht, denn es weiß nicht, dass ich nicht so schnell reagieren kann. Unsere Reaktionszeit beträgt mindestens eine Sekunde, die der Pferde nur ein Bruchteil davon.

Beim Vorgehen an schwierigen Stellen wird dir dein Pferd auch genau in deiner Spur folgen, selbst wenn es dich als Führer nicht anerkannt hat. Pferde können sich schnell anschließen, denn sie sehen ja, dass dir auf diesem Weg nichts passiert, also ist es einfach für sie auch genau dort langzugehen. Das schützt dich aber nicht, wenn sie dann einen Satz nach vorne machen. Auf dieser kurzen Distanz können sie kaum noch ausweichen und gehen davon aus, dass Du dich gleichfalls in Bewegung setzt.

Pferde haben auch kein Problem damit dicht aufzulaufen. Wer kennt das nicht, dass der Hintermann dem Vordermann am liebsten in den Po krauchen würde. Hier wird auch auf ein Abwehrsignal gewartet. Du müsstest insofern schon mal deine Ohren anlegen können oder mit einem Bein kurz nach hinten kicken oder eben die Arme hochreißen.

Mir ist es aber auch schon mal passiert, dass das Pferd hinter mir daraufhin gestiegen ist. Und Kabolz habe ich auch schon oft genug geschossen, weil ich in der Fluchtbahn stand.

Hinter dem Pferd ist mir da schon weniger passiert, als direkt vor ihm, weil ich da seine Abwehrsignale erkennen konnte. Aber auch dort war ich nicht immer schnell genug wieder weg und habe auch mal einen Tritt abbekommen.

Also solange keine Vertrauensbasis besteht, werde ich mich nur von der Seite annähern und das jeweilige Pferd auch nur von dort führen, bis das nötige Vertrauen hergestellt ist. Dann gehe ich auch vor und hinter dem Pferd.

Und ins Gelände sollte man sowieso nur gehen, wenn das Führen kein Problem mehr darstellt, ganz egal aus welcher Position auch immer, denn dort sind andere Aufgaben zu bewältigen und da kann man nicht mehr über Grundlagen diskutieren. Hier muss das Führungsverhältnis klar und Vertrauensverhältnis gegeben sein, sonst gefärdet man nicht nur sich selbst sondern auch seine Umwelt.

Also wieder zurück in die Halle oder auf den Reitplatz und diese Dinge dort ausdiskutieren. Da kann man dann auch das Seil mal weglassen und schauen wo man denn tatsächlich steht. :wink:

LG
Manfred

PS:
Auf dieser Seite sind zwei Videos zum freien Führen von vorne und hinten verlinkt.
http://www.pferde-motivation.de/
Zuletzt geändert von Manfred am Di, 06. Feb 2007 18:30, insgesamt 3-mal geändert.
kallisto
User
Beiträge: 2960
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:46
Wohnort: Deutschland

Beitrag von kallisto »

Danzelot hat geschrieben: So ist es bei mir auf dem Platz auch, was mir nur Sorgen macht, ist das es im Gelände manchmal nur wenig unterschied zwischen "schutzsuchen" (das macht er bei mir auch) und überholen ist. Da werde ich wohl in nächster Zeit etwas konsequenter sein müssen. Ich denke das er mir noch nicht 100% vertraut (soo lange kennen wir uns ja auch noch nicht) und das es im Gelände halt einfach mehr auffällt...
Liebe Grüße, Danzelot
Überholen sofort zurechtweisen durch Hände hoch oder manchmal hilft auch anschauen. Evlt. eine Gerte als verlängerten Arm mitnehmen, falls er einen Bogen um Dich macht.

Was auch in dem Moment hilft: Pferd anhalten und auf den gewünschten Abstand rückwärtsrichten. Wieder neu loslaufen. Nach den ersten paar mal haben sie es oft rasch kapiert. Evlt. auch auf die aufrechte Körperhaltung achten, wenn er drängelt.

Bei mir ist das oft, wenn ich selber bergauf etwas gebückt ( :lol: ) laufe, dass er dann den Abstand etwas verkürzt. Nur wer geht schon durch unebenes Gelände wie ein Soldat?

edit:

@ Manfred:

Ja das mit "Jungpferd" war auf meinen Hüpfer bezogen, nicht auf ein rohes Pferd. Aber es ist eigentlich auch normal, dass man erst mit einem Pferd ins Gelände geht, was Gehorsam und Vertrauen zeigt und auch das Alleine-sein kennt.
Manfred

Beitrag von Manfred »

Ja, das sehe ich auch so.

Der aufrechte Gang ist eine klare Körpersprache, die mein Pferd versteht. Das musste ich auch erst lernen, da ich mit leicht gebückter Haltung meine Anspannung verliere und eher gelassen bis gedemütigt wirke.

Doch bei sehr agressiven Tieren hatte ich genau damit wieder mehr Zugang. Sie sahen offenbar keinen Grund mehr sich gegen mich zu stellen.

Aber noch zu dem Vorlaufen. Solange ich es rechtzeitig stoppen kann ist es ja gut und wenn es mir dann auch noch gelingt das Tier wieder zurückzuweisen auf seinen ursprünglichen Abstand ist es noch besser. Auch wieder ein Beispiel dafür, dass die Führung eben nicht mehr in Frage gestellt wurde. Das Tier war nur zu voreilig und brauchte wieder eine Grenze.

Was aber, wenn es diese Grenze nicht akzeptiert und trotzdem weiter vorläuft? Ich lasse mich da dann auf kein Tauziehen ein, sondern lass es nun erst recht laufen und treibe sogar nach. Dabei hole ich es auf ein Volte um mich rum und gebe ihm so die Chance wieder an die ursprüngliche Position zurückzukehren. Dies bedingt jedoch ein langes Führseil (ich bevorzuge vier Meter). Zur Not wird es halt damit etwas longiert, bis es wieder kooperativ ist.

Wenn das Pferd laufen möchte, dann werde ich es daran nicht hindern. Es wird schnell erkennen, dass ihm dieser Vorstoß nicht viel gebracht hat und nur Energie kostet. Doch mit der muss es haushalten, um zu überleben. Schnell wird darüber nachgedacht und dieser Gedanke es wieder und wieder zu probieren langsam aber sicher verworfen. Besinnt es sich und hält seine Position, folgt sofort ein Lob.

Auf diese Weise bin ich mit unseren Junghengsten jedenfalls bestens klar gekommen und brauchte sie nicht ständig ermahnen und immer wieder zurückweisen. Das ist auch zuviel Opposition in meinen Augen. Wenn sie sich für eine Antwort entschieden haben, müssen sie auch mit den Folgen zurechtkommen. Das haben sie sehr schnell begriffen. Es entspricht auch wieder ihrer Natur oder etwa nicht!?

VG
Manfred
Zuletzt geändert von Manfred am Di, 06. Feb 2007 19:02, insgesamt 1-mal geändert.
knowi
User
Beiträge: 629
Registriert: So, 24. Sep 2006 16:36
Wohnort: BaWü

Beitrag von knowi »

Danzelot hat geschrieben:
knowi hat geschrieben:Mir hilft es in Spannungsmomenten wenn ich mich umdrehe und seitlich versetzt etwas vor ihm gehe. So kann ich mit der Gerte leicht verbremsend wirken und gleichzeitig den Kopf vorsichtig tief fragen.
Die Idee ist super, danke werde ich gleich ausprobieren, es ist in solchen situationen nämlich auch recht schwer die aufmerksamkeit zu bekommen...
Am Besten übst Du das Kopfsenken auf leichtes Zubbeln am Strick erstmal in ruhigen Momenten (auf dem Platz?) damit es in Schrecksituationen eher geht.
Position 1 ist auf beiden Seiten kein Problem, nur wenn ich mich auf Position 2 zurückfallen lasse bleibt er stehen. Beim nächsten mal werde ich mich noch ein Stück weiter nach hinten fallen lassen und mal sehen ob ich so weniger breme
Vielleicht fällt es Euch auch erstmal leichter, wenn Du seitlich zu ihm stehst und den Abstand etwas größer lässt. Auf manche Pferde wirkt die Nähe in dieser Führposition auch schon verbremsend.
Gerade wenn Du seitlich stehst kannst Du durch kleine Gertensignale zusätzlich noch ein bisschen vorwärtstreiben.

In etwa so:
Dateianhänge
Postiton2.jpg
Postiton2.jpg (3.16 KiB) 16828 mal betrachtet
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
Manfred

Beitrag von Manfred »

Hi Knowi,

deine Zeichnungen sind einfach genial! :)

Du hast hier die Führposition nach FN dargestellt, wenn mich nicht alles täuscht. Da führst Du das Pferd mit deiner rechten Hand auf seiner linken Hand und die Gerte ist in deiner linken Hand hinter deinem Rücken verborgen. So kommt sie für das Tier überraschend zum Einsatz, da es sie nicht sehen kann. Dabei wird das Pferd ganz sicher einen Schritt nach vorne treten.

Mein Ziel war es jedoch, dass es auf meine Körpersignale achtet. Insofern verberge ich nicht die Gerte, sondern zeige sie. Dadurch muss ich damit auch nicht touchieren, sondern sie nur auf das Pferd zubewegen und anheben. Sobald es reagiert kann ich sie wieder zurücknehmen und senken. Insofern brauche ich nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.

Darüberhinaus habe ich auch die Möglichkeit damit gezielter einzuwirken. Z. B. das innere Hinterbein beim Abfußen durch leichtes Anlegen begleiten etc. Allerdings muss ich so auch mehr seitlich gehen, welches deutlich anstrengender ist und somit auch nur zum Trainieren und Lernen geeignet.

Und im Gelände brauche ich die Gerte dann auch nicht mehr! :wink:

LG
Manfred
Benutzeravatar
Anchy
User
Beiträge: 1063
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:01
Wohnort: Sprockhövel

Beitrag von Anchy »

Mein Pferd kennt und respektiert mehrere Führpositionen , die ich je nach Bedarf einsetze.

1.Position
Das Pferd läuft schräg oder direkt hinter mir

2.Position
Schulterhöhe. Wichtig für die Bodenarbeit

3.Position
Schräg hinter der Kruppe
Die Position für den langen Zügel
Mit all diesen Positionen kann ich auch mein Pferd zuverlässig im Gelände führen. Gerempelt , gedrängelt und geeilt wird natürlich nicht geduldet.

Liebe Grüße
Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
knowi
User
Beiträge: 629
Registriert: So, 24. Sep 2006 16:36
Wohnort: BaWü

Beitrag von knowi »

Manfred, ich glaube Du hast mich falsch verstanden.
Ich stehe hier nämlich seitlich zum Pferd (also beinahe wie beim Longieren). Auf der linken Hand halte ich also den Strick links und die Gerte rechts. Die Gerte ist also auch sichtbar und i.d.R. reicht ein leichtes anheben.

Auch diese Position kenne ich aus der TTeamarbeit (Nur wie die jetzt heißt weiß ich wirklich nicht mehr ;) )

Natürlich ist das noch nicht die Position, die Danzelot anstrebt, aber zum mindest befindet man sich hier auch schon mal etwa auf Schulterhöhe. Was für mich schon mal der erste Schritt wäre.
deine Zeichnungen sind einfach genial!
*grins* Danke für die Blumen :)

Liebe Grüße!
Knowi
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
Antworten