Parieren aus dem Galopp - wo sitze ich sinnvoll?

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susiesonja
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Parieren aus dem Galopp - wo sitze ich sinnvoll?

Beitrag von susiesonja »

Es tut mir leid, eine schlüssigere Überschrift wollte mir so recht nicht einfallen.

Ich möchte einen Eintrag aus meinem TB hier reinkopieren....

Es ging in diesem Zusammenhang um das Parieren aus dem Galopp in eine niedrigere Gangart.
Nun war mein Pferd so bei mir, dass ich lediglich durch etwas vermehrtes Einsitzen auf den inneren Gesäßknochen zum Trab parieren konnte und durch Einsitzen auf den äußeren Gesäßknochen zum Schritt.

Nun habe ich im Buch von Dr. Ritter folgenden Absatz gefunden...

"Beim Parieren aus dem Galopp zum Trab empfiehlt es sich, den äußeren Hinterfuß anzusprechen, während man bei der Parade zum Schritt dagegen auf den inneren Hinterfuß zielt."

Also genau anderes herum.
Kann mir jemand etwas dazu sagen? Warum funktioniert es bei mir trotzdem?
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Für eine kluge Antwort bin ich eher ungeeignet, zumindest aus eigenem Wissen heraus kann ich das nicht sagen, aber mir kam die Idee, dass im Buch damit die Parade = Zügeleinwirkung gemeint ist. Kann es sein, dass du also gar nicht "falsch herum" bist, Parade und dein Sitz zwei unterschiedliche Dinge tun?
Poetin
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Beitrag von Poetin »

Hallöchen,

so wie Finchen würde ich das auch sehen. Dr. Ritter meint mit "äußeren oder inneren Hinterfuß ansprechen" in erster Linie den Zeitpunkt der Parade. Das heißt, wenn der äußere oder innere Hinterfuß am Boden ist, ist der Moment für die Parade gekommen. Das hat nur untergeordnet etwas mit dem Sitz zu tun. Da sich bei Herrn Ritter die Paraden aus Bügeltritten, Zügeleinwirkung und Einsitzen zusammensetzen, kann es durchaus sein, dass du trotzdem den inneren Gesäßknochen belasten kannst, wenn du die Parade ins äußere Hinterbein gibst, also in dem Moment innen sitzt, während das äußere Hinterbein am Boden ist und du trotzdem die Parade dadurch ins äußere Hinterbein gibst. Die Problematik entsteht dann, wenn du den Bügeltritt in dem Moment außen anwenden willst, dann wird dies in Konflikt mit deiner Gewichtsverlagerung kommen, da du automatisch den äußeren Sitzbeinhöcker mehr belastest, wenn du außen einen Bügeltritt anwendest. Allerdings weiß ich jetzt leider nicht mehr, ob ich auch jemals den Bügeltritt innen angewandt habe, während ein äußeres Hinterbein am Boden war. Bei der vielfältigen Kombination der Bügeltritte auch mit Zügelhilfen (Bügeltritt innen in Kombination mit Zügelhilfe außen z.B.) bin ich da jetzt etwas durcheinander. Vielleicht liest du das nochmal nach, ob er das grundsätzlich beschreibt. Ich habe mein Buch im Moment leider nicht zur Hand.

LG Poetin
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amara
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Beitrag von amara »

Also, zum einen ist Dr. Ritters Buch sicherlich nicht die einzige Wahrheit auf der Welt, die es gibt für das Reiten von Übergängen :wink: , das hat er sicherlich auch nicht gemeint, dass es so sein MUSS. Sondern so sein kann.
Zum anderen empfindet das auch jeder anders - und die Pferde stellen sich darauf ein.


Wenn man sich die footfalls, also die Fußungsfolge vom Galopp in eine niedrigere Gangart anguckt:
Galopp in den Trab: äußeres HB, dann kommt die Diagonale - die brauche ich auch für den Trab. Das Pferd kann nur sauber vom Galopp in den Trab, wenn ich es also schaffe, die bereits am Boden befindliche Diagonale einen Tick länger am Boden zu halten, so dass das äußere HB Zeit hat "aufzuholen" und schnell wieder abzufußen, damit es erneut GLEICHzeitig mit dem inneren VB auf dem Boden aufkommt --> dann bin ich im Trab.
Wenn ich die Parade beim Aufkommen des äußeren HBs gebe, wirkt sie auf die nächste Phase, nämlich die Diagonale. Würde ich die Parade später geben, könnte das Pferd das gar nicht mehr umsetzen.

Galopp in den Schritt: Fußfolge vom Galopp in den Schritt: 3-Bein-Stütze hält den Schwung auf, bis über das äußere HB der Schritt eingeleitet wird. Eine Parade vom Galopp in den Schritt funktioniert am besten in dem Moment, wenn die 3-Bein-Stütze das Gewicht am stärksten "bremsen" kann (wie immer kann das Pferd NUR schneller werden oder langsamer, wenn es grade Bodenkontakt hat - in der Schwebephase geht das nicht - und natürlich klappt der Übergang vom Galopp in den Schritt am besten wenn möglichst viele Beine die Kraftübertragung - also das Bremsen - übernehmen können). Gebe ich die Parade auf das innere HB, also wenn die Diagonale fußt, wirke ich auf die nächste Phase, nämlich die 3-Bein-Stütze. Und das ist GENAU die Phase, in der das Pferd am einfachsten in den Schritt kommt. Der Schritt startet dann mit dem Abfußen des äußeren HBs.


Hast du das Koch Buch? Da wird das eigentlich recht einfach klar.


Ich persönlich kann z.B. damit überhaupt nichts anfangen, ich sitze auch nicht innen oder außen, ich bleib - wenn man mich fragt wie ich die Parade reite - irgendwie "einfach sitzen" und reite halt wahlweise im Trab oder im Schritt "weiter". Wie auch immer, offensichtlich können Pferde Gedanken lesen, aber das für mich fühlt es sich wirklich an wie "na eine Parade denken und Schritt denken", dann bin ich im Schritt, oder "na eine Parade denken und Trab denken", und dann bin ich im Trab. Ich kann es nicht besser beschreiben als sich reinfühlen, visualisieren und es machen. :-/
Ich sitze dabei weder innen, noch außen, noch denke ich an eine bestimmte Fußfolge, keine Ahnung, irgendwie stimmt das Bauchgefühl, und dann reite ich die Parade. Vermutlich ein ganz anderer "Lerntyp" Mensch, ich kann weder mit Dr. Ritters Anweisungen mit Bügeltritten und wasweissich was anfangen, noch kann ich mit der Fußungsfolge etwas anfangen (außer dass ich weiss, wie der Übergang abläuft). Bei mir persönlich war es eine reine Gefühlsschulung, die sich leider auch gar nicht beschreiben lässt. Ich denke, das kommt sehr sehr stark auf den einzelnen Menschen drauf an.

Vermutlich ist es sogar so, dass ich mal so, mal so sitze, aber ich kann das nicht "steuern" in dem Sinne, sondern ich muss die Parade fühlen. :oops:
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

amara hat geschrieben:, irgendwie stimmt das Bauchgefühl, und dann reite ich die Parade.
So.... und genauso ist es bei mir. Darum ist mir eben aufgefallen, das ich genau anders sitze, bzw. einwirke, als es in dem Buch beschrieben ist. Und dort ist nicht vom Zügelanteil der Parade die Rede, sondern vom Bügeltritt.
Aber mein Bauch- bzw. Popgefühl läßt mich was anderes machen. Darum kam ich ins Grübeln.... :wink:
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

amara hat geschrieben: Ich kann es nicht besser beschreiben als sich reinfühlen, visualisieren und es machen.

Geht mir auch so, wenn ich zuviel nachdenke, klappt eh nix :D Aber hinterher versuchen zu verstehen, warum es geklappt hat ist schon spannend.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

@susiesonja:
auch wenn ich noch Lichtjahre von dem Thema entfernt bin interessiert es ja :wink: - magst vielleicht mal Dr. Ritter kontaktieren? Der war bisher hier im Forum doch recht hilfsbereit und ich würde es so einschätzen, dass er gerne versucht Klarheit in das Thema zu bringen, grade wenn es sein Buch betrifft.
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