Ein Zornigel lernt Kringellaufen – Kursbericht M. Seel

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Josatianma
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Ein Zornigel lernt Kringellaufen – Kursbericht M. Seel

Beitrag von Josatianma »

Ein Zornigel lernt Kringellaufen – Kursbericht Marion Seel 08./09.10.2011

Im Herbst letzten Jahres habe ich mit Amor schonmals an Rinchens Seel-Kurs teilgenommen, weshalb es trotz der vielen Schwierigkeiten, die Amor und ich zusammen in 2011 hatten, außer Frage stand, daß wir auch diesen Herbst mit von der Partie sind. Zur mentalen Unterstützung habe ich meinen Göga gebeten, uns zu begleiten. Wir reisen mit Amor bereits am Freitagabend an und beziehen, wie immer, ein Zimmer im Hotel Zum Erker. Rinchen und Marion sind bereits eingetroffen, und so verbringen wir einen gemütlichen Abend miteinander, bei dem ich nicht versäume, Marion vorab ausführlich von unseren bzw. meinen Problemen zu berichten: unmotiviertes, buckelndes Pferd auf Kursen, das Durchgehen im Frühjahr im Gelände, meine ständige Angst, etc. Außerdem instruiere ich Marion über mein einziges Kursziel: einen entspannten Kurs ohne Angst zu reiten. Man wird sehen…

Da Amor sich gerne aufspielt, wenn andere Pferde die Halle verlassen und er alleine zurückbleiben muß, sind wir wie immer als erste am Morgen dran. Ich reite gemütlich warm und versuche, möglichst entspannt zu sein, tief zu atmen und nicht 90 % meiner Aufmerksamkeit darauf zu verwenden, wie ich reagieren soll, wenn Amor evtl. losbuckelt. Ich denke immer wieder an mein mentales Entspannungsbild: weißer Sandstrand in der Karibik, vor mir das hellblaue Meer, ich in der Hängematte unter Palmen mit einem Caipi in der Hand. Das klappt ganz gut.

Marions erste Feststellung zu Beginn: ich sitze nicht im, sondern über dem Pferd. Das ist mir in den letzten Wochen und Monaten auch selbst bereits aufgefallen. Ich soll mich richtig in den Sattel setzen und meine Sitzbeinhöcker spüren. Gar nicht überraschenderweise fühle ich mich natürlich gleich mal wesentlich wohler im Sattel, wenn ich so sitze. Da könnte man auch selbst drauf kommen, schimpfe ich mich gedanklich. Ich achte sehr genau auf meine Pomuskulatur und kann so auch wesentlich besser traben.

Marions zweite Feststellung: ich stehe ich Trab viel zu weit auf. Amor ist ja schließlich kein ganggewaltiges Warmblut. Ich soll es mir ganz einfach machen und nur so viel aufstehen, wie er mir auch Schwung dafür mitgibt. Das ist ziemlich wenig und ich stelle zu meiner wachsenden Begeisterung fest, daß ich mich dann ja gar nicht so anstrengen brauche. Außerdem fühle ich mich so noch sicherer. Toll!

Marions dritte Feststellung nach diversen Fragen: ich kann offensichtlich nicht erfühlen, wann sich welches Bein am Boden befindet oder abfußt. Pfff, natürlich kann ich das: wenn mein Schenkel im Trab an’s Pferd fällt, fußt der gleichseitige Hinterfuß ab. Tja, aber ich kann leider nicht erfühlen, wann er denn aufgesetzt wird.

Marions vierte Feststellung: Ich habe viel Handwerk, aber kein Gefühl gelernt. *rotwerd* Oh je.

Das ist neben dem entspannten Sitzen in der ersten Einheit des Kurses unsere Aufgabe: zu erfühlen, wann welcher Fuß abfußt und auffußt. Ich bekomme Kopfsalat und werde ganz wirr. Schließlich soll ich nämlich auch noch alle vier Füße gleich nacheinander ansagen und dichte Amor dabei acht Füße, anstatt seiner vier an… Als es im Schritt dann aber doch ganz gut klappt (vor allem mit dem Auffußen hatte ich so meine Probleme), geht es an den Trab, wo ich hin und wieder runterschiele – was Marion natürlich nicht entgeht. Ich soll sie angucken. Mist. Aber auch das bekomme ich irgendwann gebacken und so können wir die erste Einheit zufrieden beenden.

Nach dem Mittagessen (Rippchen mit Sauerkraut *schleck*) bin ich wiederum die erste, die dran ist. Ich bespaße Amor gerade zum Aufwärmen mit Handarbeit, als eine Einstellerin des Hofes mit ihrer Hafi-Stute zum Longieren zur Halle hereinkommt, da sie die Zeiteinteilung des Kurses nicht wußte. Sofort schießt es mir durch den Kopf: „Wenn die rausgeht…!!!“ und beglückwünsche mich zu meinem Entschluß, den Westernsattel genommen zu haben. Amor wird auch postwendend ziemlich aufgeregt. Mist! Ich versuche, trotzdem frohen Mutes in den Sattel zu steigen, als Marion kommt. Leider sind jedoch bereits wieder 90 % meiner Aufmerksamkeit darauf gerichtet, wie ich mich verhalten soll, wenn der Vierbeiner unter mir loslegt. Und was macht mein Pony dann auch, als die Hafi-Stute die Halle verläßt?: es bricht ein wahrer Vulkan unter mir los. Amor ist der volle Zornigel, rennt rückwärts, quietscht, motzt, stampft empört mit den Vorderbeinen auf, setzt zum ein oder anderen Buckler an. Marion reagiert sofort: ich soll mich tief hinsetzen, sitzen, sitzen, sitzen, atmen, seinen Kopf oben lassen und, als er immer wieder aufstampft, ihn vorne an der Schulter mal links, mal rechts touchieren. So bekommen wir einen sehr emotionalen und laut hörbaren spanischen Schritt hin…

Leider kann ich von dieser Einheit gar nicht mehr so genau berichten, was wir denn da nun eigentlich gemacht haben, denn, wie gesagt, entgleitet mir meine Aufmerksamkeit immer wieder. Marion unterstützt mich jedoch in jedem Augenblick, erinnert mich immer wieder an meinen tiefen Sitz im Pferd und daran, daß ich atmen soll, und tatsächlich: ich kann immer und in jeder Sekunde meine Sitzbeinhöcker spüren. Damit Amor ruhiger wird, soll er ganz eng um Marion herumtraben und sich dabei selbst tragen. Das findet er natürlich gar nicht witzig, weil das anstrengend ist.

Ich würde Amor gerne immer mal eine mit der Gerte geben, wenn er blöde wird, traue mich aber nicht. Einmal jedoch, als Marion gerade etwas erklärt, kreischt er wieder unter mir böswilig los. Da platzt bei mir sowas wie ein Knoten: ich werde sauer. Geht ja wohl gar nicht! Ich beuge mich nach vorne zu Amors linkem Ohr und schreie lautlaus rein: „Du blödes Mistvieh, halt Deine verdammte Klappe!“ Das hat zwar bei Amor keinen großen Erfolg (im Gegensatz zu den Zuschauern; die sind nämlich plötzlich mucksmäuschen still und ich höre Marion noch sagen: „Nene, laß‘ sie mal.“), aber ich fühle mich wesentlich besser – ruhiger! Soll der doch ein Problem damit haben, ich hab keines. Pff!

Gegen Ende der Einheit meint Marion, daß sie Amor nun noch gerne ein paar halbe Tritte an der Hand machen lassen möchte. Zuerst versuche ich mich als Führer, jedoch stürmt er mir ständig davon. So versucht sich Marion zunächst eine lange Seite selbst und übergibt ihn mir dann wieder, als er sich etwas beruhigt hat. Anstatt seitlich vorwärts neben ihm herzulaufen, laufe ich lieber rückwärts. Marion touchiert. So geht es. Amor verwendet natürlich ziemlich viel Engagement darauf, Marion zu treffen, die jedoch ihrerseits ganz zufrieden ist: würden wir das öfters machen, vor allem auch als Kopfaufgabe für Herrn Zornigel nutzen, säße das wohl relativ schnell.

Ich bin nach dieser mental sehr anstrengenden Einheit ziemlich alle und verkrieche mich für den Rest des Tages in meinen Campingsessel unter der Pferdedecke.

Nachdem der letzte Teilnehmer am Nachmittag fertig ist und ich eigentlich gedanklich schon im Hotel im Bett liege, meint Marion plötzlich: „So, und jetzt holst Du Deinen nochmals.“ Ich bin ganz perplex. Echt? Mmmh. Also gut. Amor wird ohne große Umschweife nochmals gesattelt. Wir kommen in die Halle und er ist sofort wieder motzig. Jetzt soll er noch was machen? Allerdings lasse ich mich davon nicht mehr so recht beeindrucken. Ich setze vorsichtshalber schon mal ein recht hochnäsiges und überhebliches Gesicht auf und denke an einen spanischen Rejoneo. Wir reiten keine ganze halbe Stunde mehr, aber allein das Gefühl, daß ich auf meinem unfreundlichen Roß ganz ruhig sitzen kann, bleibt mir nachhaltig in Erinnerung.

Allerdings bin ich nun wirklich groggy. Auch als wir noch zusammen mit Marion zu Abend essen, bin ich relativ platt, weshalb der Abend nicht allzu lang wird.

Am nächsten Morgen übe ich schon auf dem Weg zur Halle: wiehert Amor los, weise ich ihn ruhig, aber konsequent zurecht, ein paar Schritte rückwärts und gut. Wir kommen in die Halle. Ich fühle mich ganz gut. Jedenfalls noch wesentlich besser als gestern. Ich achte bei Amor auf jede Kleinigkeit: er darf gucken, muß aber darauf achten, was ich von ihm will. Empörtes Wiehern unterbinde ich: ich halte kurz an und klappse kurz mit der Gerte auf’s Hinterteil. Gehen die Ohren auf Wanderschaft, hole ich sie mir wieder mit dem Schenkel. Noch beim Warmreiten fühle ich mich so gut, daß ich angaloppiere. Marion kommt und steigt sofort ein: ich soll die Fußfolge im Galopp ansagen. Ei wei! Noch mehr Kopfsalat. Ich habe Schwierigkeiten damit, überhaupt ein Bein zu fühlen. Nach ein paar Versuchen und als ich schließlich die Augen zu mache und so auf den Zirkel galoppiere, geht es doch. Ich kann sagen, wann es abfußt und später auch, wann es auffußt. Ich spüre auch, wo sich mein Becken dabei befindet. Prima!

Ein paarmal fällt mir Amor immer wieder an der gleichen Stelle aus, er wird zu flach. Ich soll außen nachtreiben, weil außen für den Schwung zuständig ist (innen für das Tempo). Sofort galoppiert Amor schön durch, fällt mir dann allerdings immer wieder nach innen und verkleinert den Zirkel. Warum? Weil ich zuviel Gewicht auf den äußeren Steigbügel bringe. Marion erklärt, daß sich diesen Effekt z. B. auch Springreiter im Stechparcours zunutze machen, indem sie nach der Landung in den rechten Steigbügel treten, wollen sie gleich nach links wieder weg. Deshalb soll ich nun die Schwebephase spüren. Als das klappt, soll ich ein paarmal in der Schwebephase innen den Bügeltritt, dann mal außen anwenden. Trete ich innen drauf, vergrößert Amor den Zirkel, trete ich außen drauf, verkleinert er. Ganz easy. Cool, wieder was gelernt.

Zum Abschluß dieser Einheit sollen wir schließlich im SH die lange Seite heruntergaloppieren. Ich ziehe ständig am inneren Zügel , Amor ist kaum auf der Linie zu halten. Nach zwei mißglückten Versuchen lasse ich den inneren Zügel mal richtig schlackern und konzentriere mich ausschließlich auf den äußeren. Da ich dabei allerdings vergesse, richtig zu sitzen, gurken wir auch da ein bissele schepps, aber besser als vorher. Das müssen wir mittags nochmals probieren.

Da ich schon merke, daß eine Erkältung im Anzug ist, kuschle ich mich bis zur Mittagspause wieder in meinen Campingsessel und verschanze mich unter der Pferdedecke.

Nach einem weiteren tollen Mittagessen (Steaks mit Reis und Kohlrabi und lecker Salat) starten wir zur letzten Einheit. Ich bin wieder sehr gut drauf, galoppiere gleich munter durch die Halle und probiere nochmals die Bügeltritte aus: klappt einwandfrei. Cool! Wir machen am Thema des Vormittags weiter. Zur besseren Vorbereitung des SH im Galopp soll ich auf die Länge der Bahn abwenden und bei X zunächst eine Volte links, dann rechts reiten und die Hand nicht wechseln. Ich merke sofort, daß ich meinen inneren Schenkel mehr einsetzen muß, weil sich Amor in den Volten kaum biegt. Bereits das ist für mich ein neuer Erfolg: ich merke selbst, DASS was falsch ist, merke auch WAS falsch ist und kann das selbständig korrigieren. Die nächste Abfolge wird daher wesentlich besser. Dann soll ich auf die Länge der Bahn im SH abwenden, Volte links, Volte rechts und hieraus dann im SH weiter, schließlich geradestellen und die Hand wechseln. Uff. Wir reiten Marion, die knapp neben der Länge der Bahn steht, fast um. Beim nächsten Versuch sitzt es und ich mache so ein zufriedenes Gesicht, daß die Zuschauer lachen. Dann probieren wir nochmals das SH im Galopp an der langen Seite – und auch das funzt, zumindest die gerade Linie. Daneben findet ganz unbemerkt mein persönlicher Höhepunkt des Kurses statt: Amor galoppiert nur auf meine Beckenbewegung hin an.

Marion kommt in die Zirkelmitte, ruft mich zu sich und sagt, ich solle ganz eng um sie herumreiten und dann angaloppieren. Das kenne ich noch vom letzten Jahr: Ansätze zur Galopppirouette. 2x klappt es ganz leidlich für einen Sprung, aber Amor zündet nicht. Also soll ich ganze Bahn gehen und durch die Länge der Bahn immer wieder wechseln und zulegen, aber nur aus dem Sitz heraus. Und natürlich das Pferd vor der Bande wieder „einfangen“. Tja, das Zulegen klappt ja ganz gut, aber vor lauter Reiten vergesse ich das Zurücknehmen. Peinlich, peinlich. Wir brauchen mehrere Versuche. Als Amor plötzlich einmal unvermittelt angaloppiert und einen Sprung macht, den ich als Ansatz zum Bocken interpretiere, rufe ich laut „Haalt!“ und pariere durch. Marion fällt schier vom Glauben ab und sagt ganz entgeistert: „Da springt Dein Pferd einen fliegenden Galoppwechsel und Du parierst ihn durch…..????????????????“ Öhm, ja. Das kommt davon, wenn man – noch – nicht nachhaltig fühlen kann, was sich wann da unter einem bewegt.

Zum Abschluß meint Marion, sie wolle Amor nun nochmals mit mir im Sattel halbe Tritte gehen lassen. *schluck* Nenee, das geht gar nicht. Das wollte Desmond letztes Frühjahr auch mit mir machen, und schließlich lag ich im Dreck mit Sternchen vor den Augen, weil mein Pferd mich über die Schulter rodeomäßig runtergeholt hatte. Ich frage noch halblebig ins Publikum, ob mir das nicht jemand abnehmen möchte…? Nein, natürlich nicht. Also gut. Amor ist mit mir im Sattel allerdings auch wesentlich ruhiger als noch gestern an der Hand bei dieser Arbeit. Ich brauche ja auch nur locker und vor allem aufrecht zu sitzen (ich kriege immer wieder Marions Gerte in den Rücken *pitsch* *pitsch*) und ihn vorne leicht zu halten. Nach vier langen Seiten verläßt mich dann aber doch vollends der Mut und ich möchte aufhören – will ich mir doch meine ganzen Erfolgserlebnisse jetzt nicht noch zunichte machen.

Trotz der Mittagseinheit, an der mein Pony mal wieder die Drecks** raushängen ließ, habe ich mein Kursziel vollends erreicht: ich war zwar nicht komplett entspannt, aber ich hatte nicht die Angst wie früher. Ich konnte mich behaupten und meine Angst gut beherrschen. Außerdem konnten wir enorm viel arbeiten; ich stand mir nicht dauernd selbst im Weg. Deutlich zu Tage getreten ist, daß Amor einfach wesentlich mehr Bespaßung für den Kopf braucht, als ich ihm in der letzten Zeit gegeben habe bzw. geben konnte. Der Fluch der intelligenten Ponys… Auf jeden Fall müssen wir auch weiter daran arbeiten, daß er eben auch mal Sachen machen muß, die ihm nicht so gefallen, ihm jedoch auch nicht schaden. Kringelreiten zum Beispiel.

Autor: -tanja-
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Sehr schöner und ehrlicher Bericht! Danke. :D
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

susiesonja hat geschrieben:Sehr schöner und ehrlicher Bericht! Danke. :D
Dem stimme ich voll und ganz zu! Du hast offenbar das Jahr der Initiative und Disziplin :lol: Toll, wie du für dich selber Fortschritte so deutlich spürst und dich dadurch motivieren kannst!

Bzgl. der Sitz-Hilfen klingt es sehr gut, gut sitzen können ist noch so ein Ziel von mir - gab es dazu auch hilfreiches "Wie" im Kurs?
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Super Bericht! Hihi, dem Pferd 8 Füße andichteten - :lol: . könnte mir glaub ich auch passieren. Finde ich aber toll, wenn einem ein RL sowas einfach auch mal beibringt, sowas wird viel zu oft übergangen meiner Meinung nach! Und Gratulation, wie du dich da immer wieder mit deinem Zornigel konfrontierst, und dass du dein selbst gestecktes Ziel erreicht hast!
Liebe Grüße Birgit
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Cooler Bericht! Sehr bildhaft - auch ohne Fotos :D
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Medusa888
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Re: Ein Zornigel lernt Kringellaufen – Kursbericht M. Seel

Beitrag von Medusa888 »

hat geschrieben: Marions zweite Feststellung: ich stehe ich Trab viel zu weit auf. Amor ist ja schließlich kein ganggewaltiges Warmblut. Ich soll es mir ganz einfach machen und nur so viel aufstehen, wie er mir auch Schwung dafür mitgibt.
Der Bericht ist super, aber an dieser Aussage bin ich zweimal hängen geblieben. Auch bei einem ganggewaltigen Warmblut "steht man nicht weit auf". :wink: Ist vielleicht ein bißchen haarspalterisch, aber ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass das etwa so sein soll.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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bea
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Beitrag von bea »

Wunderbarer Bericht; vielen Dank!!
(Und übrigens: Sleipnir, das Pferd des altnordischen Gottes Thor, hatte acht Füsse. Wer weiss, was dein Amor - immerhin ein römischer Gott :wink: - für Vorfahren hat?) :lol:
Reiten heisst: sitzen - fühlen - denken.
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Rinchen
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Beitrag von Rinchen »

Schöner Bericht Tanja. Viell. schaffe ich es auch noch, was zu schreiben.

Und ich ergänze noch: ich hatte ja das Kursziel von Tanja freitags abends gehört, ohne Angst "und wenn ich auch nur die ganze Zeit im Schritt reite" und war dann ganz überrascht und hab mich wahnsinnig für sie gefreut, als sie plötzlich lustig durch die Gegend galoppierte und dem kleinen Drecksack was zu Arbeiten und Denken gab.

@Medusa: klar, wie Tanja dann noch weiter geschrieben hat, eben so weit, wie der Schwung einen mitnimmt. Nur Tanja stand eben so hoch auf als hätte ihr Hafi einen Mega-Schwung, also über Schwung.
xelape

Beitrag von xelape »

das ist wirklich ein toller Bericht - und ein großer Erfolg für Euch beide.
Wirst sehen, wenn Du so weiter reitest, gibt es den kleinen Drecksack gar nicht mehr.. ;)
skywalker

Beitrag von skywalker »

Auch mir gefällt dein Bericht sehr, danke fürs viele Tippen!

Mich würde interessieren, was für Tips es zum "Beine-Erfühlen" gab. Ich spür ja bekanntermaßen auch überhaupt nix :roll: :roll:
Schoko
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Beitrag von Schoko »

sehr menschlicher Bericht ich hab richtig mitgefiebert;) Danke
Eure Zeit ist begrenzt, also habt den Mut eurem Herzen und eurem Gefühl zu folgen. Alles andere ist nebensächlich.
(Steve Jobs)
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Danke @all.

Mir ist zwischenzeitlich auch wieder eingefallen, was wir in der hitzigen Stunde Samstag mittags und abends gemacht haben: viel Kurzkehrt. Das hat Amor ziemlich beruhigt, vor allem, als ich zwischen jedem Step (vor-seit) eine Pause machen sollte. Da mußte er sich unheimlich auf mich konzentrieren.

Am Schluß sollte ich dann Hinter- und Vorhandwendungen im 90°-Winkel ständig hintereinander kombinieren. Das hat Amor ziemlich zu denken gegeben.

Das fand ich dann wieder unheimlich gut von ihm: da merkte man, daß er schon gerne mitmachen will, ihm aber manchmal eben einfach seine Wut zunächst im Weg steht. Rinchen meinte später auch: wenn mein Pferdchen die Energie, die er da in seinen Unmut legt, in Mitarbeit ummünzen würde: wow, das wäre absolut gigantisch. :shock: 8)
Finchen hat geschrieben:Bzgl. der Sitz-Hilfen klingt es sehr gut, gut sitzen können ist noch so ein Ziel von mir - gab es dazu auch hilfreiches "Wie" im Kurs?
Ich sollte mich aufrechter hinsetzen und meine Sitzbeinhöcker spüren. Das kannte ich schon/noch von meinen beiden Longenstunden im Neindorff-Institut zu Jahresanfang. Also habe ich mich ganz darauf konzentriert, die Pomuskulatur locker zu lassen, damit ich nur noch die Reithose zwischen Sitzbeinhöckern und Sattel spüre - also bildlich gesprochen.

Dadurch bin ich dann auch ein klitze kleines bißchen im Sattel weiter hinten zum Sitzen gekommen, tat mich wesentlich leichter und saß gefühlsmäßig sicherer.

Mich hat Marion während des Kurses auch gar nicht vom Pferd geholt; wohl weil ich wegen meiner Angst einen etwas anderen Ansatz hatte. Andere mußten über den Boden kriechen, wurden mit Thera-Bändern vergurtet, dürften auf Luftkissen balancieren. Und bei allen hat man gleich nach den Übungen Veränderungen bemerken können.
Medusa hat geschrieben:Der Bericht ist super, aber an dieser Aussage bin ich zweimal hängen geblieben. Auch bei einem ganggewaltigen Warmblut "steht man nicht weit auf". Ist vielleicht ein bißchen haarspalterisch, aber ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass das etwa so sein soll.
Schon klar, aber die kommen mit mehr Schwung daher und daher muß man da wohl etwas weiter aufstehen als auf einem Nähmaschinen-Hafi. Mir fiel da während des Kurses gleich mein Gereit vom letzten Dezember in Marbach beim Springlehrgang ein: ich mit ganz kurzen Bügeln auf einem über 1,70 m-Warmblut mit viel Go. Das war schon ein deutlicher Unterschied.
bea hat geschrieben:(Und übrigens: Sleipnir, das Pferd des altnordischen Gottes Thor, hatte acht Füsse. Wer weiss, was dein Amor - immerhin ein römischer Gott - für Vorfahren hat?)
*hüstel* Erzählt das bloß nicht meinem Pony! Das wäre für den eine willkommene Ausrede... 8)
Rinchen hat geschrieben:Viell. schaffe ich es auch noch, was zu schreiben.
Ja, mach mal!

Da fällt mir auch noch Dein Hinweis ein:

Ich habe am Freitag Abend und Samstag ziemlich viel gehustet (mein psychosomatischer Reizhusten). Am Sonntag, kurz bevor wir heimfuhren, meinte Rinchen plötzlich: "Mensch, und Du hast heute gar nicht gehustet!" Tatsächlich. Echt witzig - und läßt tief blicken.
skywalker hat geschrieben:Mich würde interessieren, was für Tips es zum "Beine-Erfühlen" gab. Ich spür ja bekanntermaßen auch überhaupt nix
Als es um das Abfußen des hinteren Beines ging, war das ja recht einfach, hab ich zu Marin gesagt: wenn mein Schenkel vom Bauch anzogen wird. Sie entgegnete darauf aber, daß ich das nicht mit dem Schenkel, sondern mit dem Bobbes fühlen soll. Also habe ich mich ziemlich auf mein Becken konzentriert. Beim Auffußen war es dann ja genau umgekehrt. Trab bekam ich mit dieser Methode auch noch ganz gut hin, da es vom Vier- zum Zweitakt nicht allzu weit ist. Aber dann plötzlich den Dreitakt im Galopp - das war schon ziemlich schwierig, vor allem, weil die beiden Hinterbeine ja recht schnell nacheinander kommen.

Im Galopp habe ich mich daher gem. Weisung von Marion zunächst an der Schwebephase orientiert. Also kommt gleich nach der Schwebephase das äußere Hinterbein, kurz vor der Schwebephase das innere Vorderbein. So haben wir uns das peu à peu zusammengesetzt.
Zuletzt geändert von -Tanja- am Mi, 12. Okt 2011 15:34, insgesamt 1-mal geändert.
lg, Tanja

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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Am Schluß sollte ich dann Hinter- und Vorhandwendungen im 90°-Winkel ständig hintereinander kombinieren.
Oh, das kommt mir aber sehr bekannt vor - allerdings anderer Kurs, anderer Trainer. Auch das mit den Bügeltritten im Galopp konnte ich vor kurzem in einem Kurs erfahren.

@-tanja-: Ein toller, ehrlicher Kursbericht. Vielen Dank! Es ging mir wie den anderen auch: ich habe regelrecht mitgefiebert.
Liebe Grüße, Sabine

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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Josatianma hat geschrieben:Oh, das kommt mir aber sehr bekannt vor - allerdings anderer Kurs, anderer Trainer. Auch das mit den Bügeltritten im Galopp konnte ich vor kurzem in einem Kurs erfahren.
Ich habe mir auch schon überlegt, ob das grad "in Mode" kommt mit diesem Bügeltritt.
lg, Tanja

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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Naja, die Kursleiterin von dir war ja vor kurzem bei dem entsprechenden Kurs. 8)
Liebe Grüße, Sabine

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