Über den Schwerpunkt hinaustreten?

Rund um die klassische Reitkunst

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KleineBlume
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Über den Schwerpunkt hinaustreten?

Beitrag von KleineBlume »

Hallo zusammen,
jetzt hab ich es noch nicht geschafft uns mit Bildern vorzustellen *knirsch*.
Mein Reittierchen ist vom Körperbau ziemlich kurz im Verhältnis zu den langen Beinen.
Ihr Schritt ist im Moment noch eine Katastrophe, aber seit ich mit unserer letzten RL gebrochen habe kann ich doch immerhin schon wieder mit leichter Anlehnung reiten ohne, dass sie Pass geht.
Aber nun zu meinen Gedanken. Im Trab, der sehr flott ist und viel Raumgriff hat tritt sie sich ab und an auf dem Zirkel von hinten in die Vorderbeine. Tritt sie dann zu weit vor? Was tun?
Habe vor einiger Zeit mit dem Unterricht aufgehört, weil das Pferdchen immer spanniger und passiger lief :shock: . Seitdem reite ich mit relativ langen Zügeln am anfang durchhängend und nur impulsartig einsetzend. Kann sie in der zwischenzeit wieder bis zur Anlehnung aufnehmen auch im Schritt ohne das Pass kommt :) . Und wenn sie mal passt kann ich sie mit etwas nachtreiben wieder in den normalen Takt bringen. In den schlimmsten Zeiten konnte ich die Zügel nur an der Schnalle anfassen. Sobald man etwas aufnahm ging sie Pass obwohl die Zügel noch durchhingen. Ich glaube meine RL verlangte von mir zuviel Druck zu machen. Ist halt doch Sensibelchen die Kleine. Von meinem Gefühl her wirds besser.
Ist so schwer ohne Hilfe. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf in der Gegend noch was zu finden. Vorerst wende ich mich an Euch wenn ich darf *ganz lieb guck*
LG
KleineBlume
Pferde sind auch nur Menschen ...
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Hallo,

das hört sich ja nicht so gut an...
Zum Trab: Du könntest mit ihr üben, Takt zu verändern, indem Du unterschiedlich lang oder weit leichttrabst. dabei zählen, so schnell oder langsam Du reiten willst: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sie-ben (2 Silben, damit Du 2 Takte zählst bis zum Schluss, dann wieder von vorne). Drauf achten, dass Du nicht den Takt Deines Pferdes mitzählst, sondern wirklich den, den DU reiten willst. Mal ganz langsam und entsprechend im Zähltakt aufstehen, bis der Takt bleibt (d.h. Du konzentrierst Dein Pferd auf Deinen Sitz!), durchparieren, neu antraben und wieder einen Takt wählen. Vielleicht nicht zu viel unterschiedlich auf einmal...
Du kannst auch ein Metronom mitnehmen - gibt es auch für die Jackentasche.
Dann kannst Du üben, über enger gelegte Stangen zu traben: das trainiert das kürzere Treten und gleichzeitig das Anheben von Beinen und Rücken, so dass Du mehr Winkelung trainierst.
Aber Achtung: zu Anfang auf jeder Hand nicht mehr als 4 Stangen und nicht mehr als 4 - max. 5x, sonst gibt es argen Muskelkater - der Bewegungsablauf ist anstrengender als nur im Trab!

Es ist nicht immer entscheidend, dass ein Pferd so weite Schritte wie möglich macht, weil es damit keine Schubkraft/Schwungkraft entwickelt...Entscheidend ist, das Pferd darauf zu trainieren, aktiv zu sein, ohne zu rennen.


Im Schritt kann ich Dir erstmal nur raten, wieder Vertrauen aufzubauen...
Stephanie
hexle
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Beitrag von hexle »

Aber nun zu meinen Gedanken. Im Trab, der sehr flott ist und viel Raumgriff hat tritt sie sich ab und an auf dem Zirkel von hinten in die Vorderbeine. Tritt sie dann zu weit vor? Was tun?
wenn sich dein Pferd regelmässig mit den Hinterbeinen in die Vorderbeine tritt, scheint sie vorne nicht schnell genug wegzukommen.

Das kann viele Gründe haben

- einer davon sind sicher auch allgemein Verspannungen
- ein verspannter fester Unterkiefer kann den Kopf/Arm Muskel "blockieren" der wiederum die schulter vorzieht
- wenn dein Pferd nur vorn beschlagen ist, lass es probehalber auch hinten beschlagen .. mitunter reicht das schon um das "Gleichmass" in der Bewegung wieder herzustellen
- vorderer Beschlag (oder Huf :wink: ) mit zu wenig Zehenrichtung
- ein auf der Schulter klemmender Sattel behindert ebenfalls die vorwärtsbewegung des Vorderbeines - greif mal unter die Ortenden im Trab ... da darf NICHTS klemmen
- Verspannungen am Rumpfträger können auch schuld sein - dazu kannst du mit deinem Pferd vor und nach dem Reiten ein bisschen Gymnastik vom Boden aus machen
- die Schulter sind insgesamt nicht sehr frei in ihrer Beweglichkeit - dagegen hilft viel Schulterherein auch auf gebogenen Linien und Trabstangen, und klettern im Gelände
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hallo

Kurze Pferde mit langen Beinen haben sehr oft Schwierigkeiten mit der Balance. Viele junge Pferde treten sich in der Vorhand mit der Hinterhand, weil sie noch zu stark auf der Vorhand laufen und darum mit der Vorhand nicht schnell genug vom Boden weg kommen. Wenn nun dein Pferd aufgrund des Exterieurs wahrscheinlich schon eher Schwierigkeiten mit der Balance hat, dann ist die Vermutung nahe, dass sie sich versucht auf der Vorhand abzustützen und so auszubalancieren. Wenn dann noch die Hufstellung/Beschlag ungünstig ist, kann dies das Problem noch verschärfen. Bitte kontrollieren lassen.

Wenn es mein Pferd wäre, würde ich das Pferd in ruhigem Tempo und Takt (je nachdem vielleicht sogar tendentiell etwas untertourig) am Kappzaum ohne HZ longieren und so die Biegung und Dehnungshaltung erarbeiten. So kann das Pferd auf der Kreislinie, ohne Reiter, sein Gleichgewicht vortrefflich schulen. Eine kreislinie ist schwieriger für das Pferd. Das innere Hinterbein sollte frei vorschwingen können und so anfangen mehr Last aufzunehmen, dann ist die VH freier um schneller vom Boden wegzukommen. Hat das Pferd in ruhigem Tempo/Takt dieses Gleichgewicht gefunden und kann losgelassen frei vorwärts schreiten (was durchaus ein paar Wochen Arbeit bedeuten kann!), kann man etwas mehr Aktivität verlangen, möglichst ohne dass das Pferd viel schneller wird und ohne dass das Pferd seine Dehnungshaltung völlig verliert. Die Dehnungshaltung muss dabei nicht Nase im Sand sein, sondern je mehr Aktivität von hinten kommt, desto mehr wird sich das Pferd dann tragen, aber ohne den locker aufgewölbten Hals verlieren. Dies geht alles ohne HZ.

Erst dann würde ich wieder unter dem Sattel arbeiten und auch hier wieder ganz langsam und ruhig anfangen. Pferd zur Hand suchen lassen, auf grossen, gebogenen Linien reiten, so dass du über die Biegung die Dehnungshaltung geschenkt bekommst und Tempo/Takt möglichst ruhig halten. Wenn dies einigermassen stabilisiert ist, dann mehr Aktivität verlangen.

das als Ferndiagnose natürlich nur ein Vorschlag ;)
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Hallo Kleine Blume,

wie hast Du denn mit Deinem Pferd weiter gearbeitet und wie hat es sich entwickelt???

Gruß
Stephanie
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KleineBlume
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Beitrag von KleineBlume »

Hallo Stephanie,
warte noch auf den bestellten Kappzaum für die Bodenarbeit.
Zwischendurch hatte sie mal ein Mädchen auf einem Ausritt geritten, weil ich keine Zeit hatte. Danach war das mit dem Pass wieder deutlich schlimmer. Hatte schon eine Einheit komplett ohne Passigkeit (grrr).
Die Passigkeit habe ich schon wieder einigermassen aufgefangen. Gott sei Dank ist das nicht zu ausgeprägt.
Reite sie im Schritt mit langen Zügeln und versuche ganz behutsam leichten Kontakt herzustellen, was nach einiger Zeit auch klappt.
Versuche den Trab ruhiger werden zu lassen und sie v.a.-Momente zu steigern. Zeitweise schwingt auch der Rücken schon mit.
Leider habe ich im Moment aus beruflichen Gründen nur max. zwei mal pro Woche Zeit mit ihr zu arbeiten.
Viel Lob und Leckerchen - insgesamt eine gute Atmosphäre zu schaffen. Dass sie nicht denkt "oh Gott" wieder reiten. Und das letzte mal hat sie das Gebiss freiwillig genommen. Hab mich fast überschlagen vor lauter loben.
Möchte sie entspannter machen und verlasse mich da im Moment auf meinen Bauch. Wir reiten ein bisschen aus kommen an der Halle vorbei - arbeiten 10-15 min und reiten entspannt durchs Gelände wieder heim.
Parallel dazu nehme ich Unterricht bei einem guten Lehrer, der aber leider nicht um die Ecke ist. Am April werde ich mit ihr mal im Hänger dorthin fahren und sie vorstellen. Aber erst möchte ich eine positive Einstellung im Pferd schaffen.
Was hälst du davon?
Danke für die Anteilnahme
KleineBlume
Pferde sind auch nur Menschen ...
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Das finde ich gut so!

Hast Du sie schon länger und so angeknackst bekommen???

Ich drücke Dir die Daumen, aber wenn man "bei solchen Pferden" durchhält und es schafft, sie zum "Umdenken" und "Umfühlen" zu bewegen, kann man sich auf die Schulter klopfen und vor allem wird es das Pferd einem ewig "danken".
Leider sind immer wieder diese Rückfälle zu verbuchen, aber mit der nötigen konsequenten Arbeit werden sie mit Sicherheit immer weniger!

Stephanie
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KleineBlume
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Beitrag von KleineBlume »

Nun sie gehört nicht mir.
Ich darf sie kostenlos so viel ich kann reiten wenn sie nícht gerade Touris in der Kutsche durch die Gegend schunkeln muss. Der Besi hat sie eigentlich nur weil er ein zweites Pferd für die Kutsche braucht. Die läuft etwas nebenher. Gekauft hat er sie schon angeknackst. Eine junge Frau hat sie verkauft mit der Begründung "die taugt nicht zur Dressur" :evil:
Wahrscheinlich weil bei ihr hinten stechen und vorne gegenhalten nicht funktioniert :? .
Werde euch noch mit Fragen bombadieren in nächster Zeit :D
Herzliche Grüße
KleineBlume
Pferde sind auch nur Menschen ...
Manfred

Beitrag von Manfred »

Jen hat geschrieben:Kurze Pferde mit langen Beinen haben sehr oft Schwierigkeiten mit der Balance. Viele junge Pferde treten sich in der Vorhand mit der Hinterhand, weil sie noch zu stark auf der Vorhand laufen und darum mit der Vorhand nicht schnell genug vom Boden weg kommen.
Dies Problem hatte ich mit Antares auch zu Anfang. Er hat sich dann so beholfen, dass er mit den Hinterbeinen seitlich an den Vorderbeinen vorbeitrat. Sah gefährlich aus. Inzwischen kann er aber wieder in der Spur laufen und hebt die Vorderbeine schneller ab. Vermutlich hat er dadurch auch so einen flotten Gang.

Diese Korrektur wurde durch zielgerichtetes Longieren erreicht. Antje sei Dank! 8)

LG
Manfred
Kreutzer
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Schulterfreiheit

Beitrag von Kreutzer »

Hallo Kleine Blume, wenn Dein Pferdchen sich zu oft reintritt, dann arbeite ganz geziehlt an der Schulterfreiheit.
Es muß ja nicht gleich spanischer Schritt sein, ein Gymnastikball im Durchmesser von 60 cm tut es auch. Die Pferde versuchen meist darauf zuklettern und heben dadurch schön die Vorderbeine an. Dann rollt der Ball zwar weg, aber das wird zum Spiel und macht Spaß.
Ich lasse meine Pferde auch über Baumstämme im Schritt hinübersteigen. das trainiert jedes Bein einzeln.
Ich weiß nicht wie man hier Bilder einsetzt, aber ich habe zwei sehr schöne, an denen man gut sehen kann, wie sich die Schulterfreiheit und das untertreten unter den Schwerpunkt in zwei Jahren erweitert hat.

Antje
moreno
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Beitrag von moreno »

Hallo Freunde,

es gibt eigentlich nur eine Möglichkeit, die Vorderbeine der Pferde früher vom Boden weg zu bekommen und das ist: die Hinterhand zu engagieren. Und auch da sind die Möglichkieten für uns Reiter wieder sehr gegrenzt:

1.Tempowechsel,
2. Seitengänge......Das war's!

Und jetzt folgen natürlich die Variationen zum Thema und die sind unzählbar. Jetzt ist auch Phanthasie gefragt. Die üblichen 20 Bahnrunden Leichttraben oder Galopp bringen das Pferd auf dem Weg um keinen Deut weiter.

Der Grundstock jedoch bleibt bestehen. s.o.

Viele Grüße,

Dörr
Reiten sie ihr Pferd glücklich. (N. Oliveira)
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