4-Takt-Galopp

Rund um die klassische Reitkunst

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esge
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Beitrag von esge »

Wie tief hättens die Kruppe denn gern?
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

zu esges Video
also da bin ich mal ganz anderer Ansicht wie sabrell. Die Hankenbiegung ist zwar begrenzt, aber das macht das Pferd geschickt durch vermehrtes Unterspringen wett und die Kruppe "hüpft" nirgends, sehe ich sogar immer tiefer wie den Widerrist. Das Zügelmaß und die etwas tiefe Hand bleibt in der ganzen Galoppsequenz annähernd gleich, also erfolgt die Rückführung nur "am Sitz" und dabei ist der Schimmel immer vor der Senkrechten. Lediglich zum "Raus" aus der Verkürzung gibt die Reiterin bei gleich tiefer Hand etwas mehr nach. Ich würde das gute Arbeit am Pirouettengalopp nennen, der das Pferd willig folgt.

LG Lisa
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horsman
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Beitrag von horsman »

Na dann geb ich auch mal meinen Senf dazu:

ich denke, dass dies Pferd hier recht steife Hinterbeine/Hanken hat und insbes. die Sprunggelenke steif läßt (Araberblut??), aus dem Grund ist die Hankenbeugung tatsächlich noch nicht gut. Aber das Pferd kommt durchlässig zurück und zwar ohne kiloweise Handeinwirkung (!), und es behält die Impuls das Galopps dabei. Zwei wesentliche Grundlagen für diese vers. Galopparbeit sind also gelegt.

Was mir auch in diesem Ausschnitt generell etwas fehlt, ist die Rundung der Oberlinie incl.Hals ein flexibleres Genick und eine lebendigere Anlehnung. Wie sieht das denn im SH aus, rundet sich das PFerd da mehr, und kann man ggf. durch Arbeit in SH im Schritt und Trab die Hanken biegsamer machen?
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Und da es hier nicht um die Beurteilung des Videos geht, sondern um Galopp im 4-Takt bitte wieder zurück zur eigentlichen Diskussionen. Äußerungen bezüglich des Themas zum Video können gerne weiterhin getroffen werden.
Liebe Grüße, Sabine

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esge
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Beitrag von esge »

Auf die Gefahr hin, dass Josatianma böse wird, noch eine Info zum Schimmel:
Das Pferd hat sich als Jungpferd stark eingerollt und gehört zum Typ "fass mich nicht an". Das Pferd mit weniger "gerundeter" Oberlinie, anstattdessen deutlich vor der Senkrechten und ans Gebiss gedehnt zu reiten, hat Jahre Arbeit gekostet. Zudem reite ich das Pferd selbst in diesen Lektionen auf Trense. Es wäre eventuell sinnvoll, hier mit den Kandare etwas "nachzurunden". Aber: Das Pferd hasst die Kandare und hat im Maul kaum Platz dafür. Für Horsemän: Ein NOCH lebhafteres Maul als bei diesem Pferd willst selbst du nicht!
Die Kritik bezüglich der Hanke ist gerechtfertigt, wie gesagt ist das Pferd von Natur aus mit einer eher steilen Hanke ausgestattet. Trotzdem werde ich weiter daran arbeiten. Auch für mich war diese Aufnahme sehr aufschlussreich - bislang wusste ich ja gar nicht, wie das aussieht, was ich da reite. Insofern bin ich dem Thread dankbar, dass ich es dadurch habe filmen lassen.
Das Video sollte etwas Leben in die sehr theoretische Diskussion bringen - und das hat ja funktioniert. :wink:

Es gibt ein paar weitere Videos von diesem Pferd, die man über den gesetzten Link finden kann. Da mag sich jeder einen eigenen Eindruck davon holen, wie sich das Pferd in anderen Gangarten und Lektionen präsentiert. Vielleicht rundet das euer Bild ab. :wink:

So, jetzt aber zurück zum galopp.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

esges Beitrag lasse ich jetzt als letzten zu dem Video stehen, auch wenn er sich nicht mit dem 4-Takt beschäftigt. Alle weiteren, die eine reine Bewertung des gezeigten und ohne Bezug auf das Thema sind werden GELÖSCHT!
Liebe Grüße, Sabine

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Guten Morgen,
also: In dieser Diskussion habe ich gelernt, dass der Viertakt-Galopp quasi eine sehr hohe Stufe der Versammlung ist. Soweit korrekt? Ich hoffe doch, immerhin bin ich doch auch nicht mehr die Jüngste :wink:
Jetzt sehe ich aber auf dem Video von esge (übrigens danke fürs Einstellen) ein Pferd ohne nennenswerte Hankenbeugung. Die ist jedoch eines der wesentlichen Zeichen für eine korrekte Versammlung, weil sie anzeigt, dass hier eine korrekte Lastverteilung auf die HH stattfgefunden hat. Wie geht das beides zusammen? Oder mal provokant gefragt: Wird hier ein Vierschlag-Galopp eben OHNE Versammlung geritten – und ist er dann ein probates Mittel zum Zweck?
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich möchte nochmals an den Beitrag von S&P (war es glaube ich?) erinnern: ein 4-takt wird nicht extra herausgeritten. Er passiert ab einer Bestimmten (individuell wo genau) versammlungsstufe automatisch. Er ist kein Mittel zumZweck, sondern eine Konsequenz. Wie bei einer Rückführung aus dem Trab in die Piaffe irgendwann die Schwebephase verlorengeht. Auch da kann die Qualität unendlich verbessert werden, mehr Hankenbeugung, mehr Impuls, mehr von allem... Aber das ist doch ein Prozess. Das Idealbild werden wir alle niiiieeee erreichen. Ich weiss nicht, ob es überhaupt irgendjemand auf dieser Welt gibt/gab, der es je erreicht hat/erreichen wird. Ich mein, da muss man doch auch ein bisschen realistisch sein...?
Liebe Grüesslis, Jen
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horsman
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Beitrag von horsman »

Ja Cubano, und ohne Esge zu Nahe zu treten, dies hier ist sicher kein Schlugalopp - jedenfalls nicht, wie ich mir ihn vorstellen würde.
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esge
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Beitrag von esge »

Ist denn das, was auf dem Branderup-handarbeits-Video zu sehen ist, ein Schulgalopp?
ich weiß es wirklich nicht und frage darum.
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horsman
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Beitrag von horsman »

also ich pers. stell mir den Schulgalopp auch anders vor, als in den Branderup Videos. Steinbrecht spricht von energisch abschnellender gebeugter HH und dass die Vorhand fast nur noch leicht den Boden antupft:

"...unterscheidet sich der Redopp durch das energische, trillerartige Unterspringen der Nachhand sehr erheblich; die Vorhand wird dabei sanft niedergelassen, gleichsam, als wollten die Vorderfüsse den Boden kaum berühren. Redopp ist eine schulmässige Gangart, zu der nur ganz bevorzugte Pferde fähig sind. "

Das bei den Branderup finde ich dafür zu energiearm. Jedoch gefällt mir die eine oder andere Sequenz dennoch nicht ganz so schlecht, denn immerhin hats Ruhe und auch Hankenbeugung und Losgelassenheit.
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Beitrag von esge »

horsemän, ich verstehe dich jetzt aber richtig, dass du im Grunde gar nicht weißt, wie es in Realität aussehen kann oder soll. Du hast ein Bild im Kopf, das aufgrund von Textstellen entstanden ist. In Realität hast du noch keinen Schulgalopp gesehen?

Ich frage deshalb, weil es mir da so ein bisschen geht wie Jen.
Man kann solch hehre Ideale im Kopf haben, dass man die echte Reiterei dann irgendwann am besten an den Nagel hängt, weil man DAS sowieso nie erreichen kann. Das ist das, was ich letzte Seite mit meinem Spieltrieb meinte: Ich bin viel zu neugierig, um es sein zu lassen, sondern lebe lieber damit, dass ich das ideal nicht erreichen kann, sofern mein pferd bei diesen Spielereien nicht leidet. :wink:

für mich hat Krischke, auf dem Video das ist ziemlich zu anfang eingestellt hatte, ziemlich genau umgesetzt, was man anhand von Stichen und Beschreibungen so im Kopf haben könnte. Er nennt das dort "Tummeln". Vielleicht, um sich nicht so genau festzulegen, ob das nun ein Redopp-Galopp oder ein Terre a Terre oder was auch immer sein soll. Fest steht, dass es heutigen Kriterien des reinen Galopps nicht entspricht, jedoch ganz sicher hohe Versammlung zeigt.
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horsman
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Beitrag von horsman »

nunja, erst mal nehm ich das was Steinbrecht und auch Oliveira schreibt für bare Münze: Das Ende einer sehr guten versammlenden Arbeit, Majestetisch im AUsdruck und nur wenigen Pferden vor behalten. Danach suche ich. Bin mir nicht sicher ob ichs schon gesehen habe - denke aber schon. Bin mir aber sicher, dass es dies nicht sein kann, weil weder majestisch, noch besonders talentiertes Pferd (macht ja nix) noch das Ende eines gut zu versammelnden Galopps (ist ja auch kein Beinbruch - meiner tuts auch nicht besser).
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Ielke
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Beitrag von Ielke »

Zwischenfrage... Am Schluss klingt es so, als sei der 4-takt-Schulgalopp etwas, 'das passiert', wenn man an hoher Versammlung arbeitet. Oder ein Phänomen beim Vorbereiten einer Pirouette. Auf Seite 1 dieses Threads war er noch 'Ziel der Ausbildung' bei den alten Meistern - für mich ein ziemlicher Unterschied, oder habe ich was falsch verstanden?
horsman
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Beitrag von horsman »

also noch mal den Steinbrecht bemüht, sind die Schulgänge ja nun das höchste was geht in der Vervollkommnung der Gänge. Das sähe ich schon als langfristiges Ziel an, wohlwissened, dass es nicht für alle Pferde zu erreichen ist (schreibt Steinbrecht ja auch) und man es dann auch nicht auf Teufel komm raus übertreiben darf. Insofern: gucken was geht, stets verbessernd und dran arbeiten aber nix forcieren. So wie generell in der Pferdeausbildung. Da "fällt" einem das wirklich gute ja auch zu. Zwar nicht von ganz allein und nicht ohne akribische Arbeit, aber doch irgendwie schon.

Das Ober-Ziel klass. Dressur ist für mich die Vervollkommnung des Ausdrucks und der Gänge.
Zuletzt geändert von horsman am Di, 07. Jun 2011 12:21, insgesamt 2-mal geändert.
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