Pferd neigt zum Rennen...

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

Moderatoren: Janina, dshengis

Poetin
User
Beiträge: 125
Registriert: Fr, 15. Okt 2010 20:01
Wohnort: Gifhorn

Pferd neigt zum Rennen...

Beitrag von Poetin »

Hallo ihr Lieben,

ich bin ein bisschen Ratlos. Mein Wallach ist immer etwas gestresst in der Halle. Er neigt dazu, in Stresssituationen, davon zu rennen. Soll heißen, er ist einfach unheimlich schnell unterwegs. Im Schritt und Trab geht es schon ganz gut, wobei man immer wieder regulieren muss, aber wenn wir einmal galoppiert sind, dann ists vorbei mit der Ruhe. Hat vielleicht jemand von euch Erfahrung mit solchen Pferden? Oder selber so einen Kanidaten? Wie geht ihr damit um?

Liebe Grüße,
Poetin
minou
User
Beiträge: 758
Registriert: Di, 25. Sep 2007 19:34
Wohnort: Bavaria

Beitrag von minou »

Ja, ich habe auch so einen Kandidaten.
Der fürchtet sich mitunter vor den eigenen Pferdeäpfeln.
Am besten klappt es mit konzentrierter Arbeit. Ich reite viele Seitengänge im Schritt mit ganz vielen Wechseln z.B. vom Schulterherein in den Travers auf der langen Seite. Wird er im Trab oder Galopp hektisch, pariere ich gleich wieder in den Schritt und kringle solange weiter bis er wieder entspannt ist. Oft arbeite ich auch unter seinem Tempo weil er sich so schneller loslässt. Wenn ich dann endlich zum Treiben komme, ist Trab und Galopp meist kein Thema mehr.
Ich reite oft nur kurze Reprisen im Trab und Galopp.

Wie alt ist den dein Pferd???
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
Benutzeravatar
melonchen_real
User
Beiträge: 409
Registriert: Di, 25. Aug 2009 12:29
Wohnort:

Beitrag von melonchen_real »

Jep meiner ist auch so.
Bei Zügeleinwirkung verkroch er sich massiv und eilte davon. Bei jeder Kleinigkeit (Wendung, Sitz verändert, etc.) schoß er nach vorne.

Sehr gut half bei ihm, Stimmhilfen für langsam zu installieren. Und was ich jetzt gelernt habe: ich muss ihm mit meinem Sitz beim leichtreiten mehr den Takt vorgeben. Ganz stabil sein im Körper und ihm richtig "sagen" was er tun soll und wie schnell er gehen soll. Ich dachte immer, das tu ich - aber in Wahrheit war ich so drauf bedacht ihn nicht zu stören, dass ich mich immer ihm angepasst hab.
Er scheint jetzt richtig erleichtert, wenn er merkt dass er langsam gehen "darf" - meiner war früher Fahrpferd und ging international Turniere, da gings nur um schnell...

Gut bremsen tun auch Seitengänge. Wenn ich ins Schulterherein gehe, dann wird er automatisch langsamer *hehe* weils anstrengend ist.
Auch Schlangenlinien mit eingeschobenen Volten usw. (also nicht vorhersehbare Abfolge) half ganz gut damit er zuhörte.
Poetin
User
Beiträge: 125
Registriert: Fr, 15. Okt 2010 20:01
Wohnort: Gifhorn

Beitrag von Poetin »

Danke für eure Antworten. Seitengänge machen meinen Wallach prinzipiell auch langsam, aber da er früher ziemlich verheizt wurde, mit Kopp hoch und Rücken weg, fällt er gerne auch in sein altes Bewegungsmuster zurück und tut dies dann auch ab und an bei den Seitengängen, auch wenn er dabei nicht mehr rennt. Er ist jetzt 17 und wurde wie gesagt, sein Leben lang geheizt und hat nie eine richtige Grundausbildung bekommen. Das erschwert die Sache natürlich auch ungemein.

Liebe Grüße,
Poetin
myNio
User
Beiträge: 89
Registriert: Mo, 15. Feb 2010 20:58
Wohnort: Leipzig

Beitrag von myNio »

Ich habe auch so ein Rennpferd, gleiches Alter. Wenn die Dame der Meinung ist, jetzt könnten wir doch bald mal galoppieren, wird auch gern mal vorher schon losgerannt und sich erstmal komplett den Hilfen entzogen... -.-'
Ich versuche letztendlich recht unvorhersehbar aus guten Momenten anzugaloppieren, und danach ganz ungeniert weiterzuarbeiten. D.h. weiter kringeln auf Volten, Zirkeln, SH, Übergänge, einfach Beschäftigungstherapie und ganz konsequent auch erst aus gutem Trab wieder Galopp. Und dann das selbe Schema: rennen is nich, arbeiten.
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

meiner macht das auch. lösung hab ich aber noch keine, trotz alter
Tess
User
Beiträge: 413
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 11:59
Wohnort: niedersachsen

Beitrag von Tess »

Kann es sein, dass ihm (trotz Alter) noch eine gehörige Portion Balance im Galopp vor allem auf engeren Wendungen fehlt und er Angst kriegt "umzufallen"? Solche Pferde entziehen sich schnell ins "vorwärts".
Wenn er bislang noch nicht viel gymnastizierend gearbeitet wurde kann das ja durchaus sein.

Kenne das Problem nur zu gut ... aber es wird besser ...
Poetin
User
Beiträge: 125
Registriert: Fr, 15. Okt 2010 20:01
Wohnort: Gifhorn

Beitrag von Poetin »

@ Tess: Das kann nicht sein, nein. Er ist sehr gut gymnastiziert. Geht Seitengänge im Schritt, Trab und Galopp und ist sehr gut ausbalanciert und gesetzt. Es ist einfach nur sein Kopf, der nicht mitmacht. Auf dem Reitplatz z.B. ist das auch nicht so. Das Problem haben wir bevorzugt in der Halle.

Liebe Grüße,
Poetin
lalala

Beitrag von lalala »

Reitest du in der Halle iregndwie anders als auf dem Platz ? Und was bedeutet "in Stresssituationen" ? Was stresst ihn dann ?

Bei meiner Stute musste man manchmal einfach mal durchgreifen. Ein sehr deutliches " Hallo, komm mal wieder runter und pass auf !" Oder unschöner ausgedrückt: mit Hilfe der Bande bremsen und dann mal richtig einen auf den Hintern. Dann kam sie wieder zur Besinnung, schnaufte wütend und lief danach wieder konzentriert weiter als sei nix gewesen....

Das hilft natürlich nicht bei jedem Pferd und sollte definitiv nur in Ausnahmesituation so angewandt werden, möglichst emotionslos abstrafen.
Zuletzt geändert von lalala am Fr, 19. Nov 2010 10:55, insgesamt 1-mal geändert.
xelape

Beitrag von xelape »

Hm- ich halte es in solchen Situationen auch eher konsequent und steure auf die Bande zu. Damit ich eben nicht grob mit der Hand werden muss.
--> das wirkt bei meinem Pferd sehr gut - und er weiß dass er sich nun zusammennehmen muss. Wenn er sehr gaga ist, kann es auch sein dass er nur zwei Sprünge macht uns ich ihn so stoppe...

Geht nicht bei jedem Pferd, aber das kannst du selber am Besten einschätzen.
Benutzeravatar
Paso
User
Beiträge: 83
Registriert: Sa, 29. Mär 2008 10:19
Wohnort: Bonn

Beitrag von Paso »

Meiner macht das auch, jeder noch so kleine Anlass wird zur Nachfrage nach losrennen verwendet. Es ist so extrem, dass ich kaum jemandem auf ihm reiten lassen kann. Er steigert sich da blitzartig rein und lässt sich zwar vom losrennen leicht abhalten, setzt das dann aber sofort in tänzeln seitwärts-vorwärts-seitwärts-rückwärts-seitwärts... um.

Ich habe mit verschiedenen Trainern gearbeitet aber das Problem bleibt. Er hat in seinem Leben nie was schlechtes erlebt und Mutter und Vater sind genauso - die ganze Rasse neigt zu diesem Verhalten.
Mich nervts halt, aber ich muss es wohl akzeptieren und habe nach vielen Jahren und allen möglichen Trainingsvarianten (viel reiten, wenig reiten, intensive Dressur, Distanzreiten,...) keine Lösung finden können.

Ich interpretiere das in unserem Fall so: als Latinopferd ist es dieses Verhalten für dir Latinomachos angezüchtet :lol: Denn egal wie spinnig er wird, er ist immer saubequem zu sitzen, lässt sich leicht regulieren (er macht halt nur nicht was er soll) und macht waaaaahnsinnig was her, weil's natürlich aussieht als müsste man fantastisch reiten um so ein Pferd zu halten - was nicht der Fall ist :roll:


Für euren Fall glaube ich aber, dass bisher viele brauchbare Tipps dabei sind! Ich wollts nurmal loswerden, weil ich oft gefrustet und froh bin zu hören, dass es anderen manchmal genauso geht... Danke :wink:
Poetin
User
Beiträge: 125
Registriert: Fr, 15. Okt 2010 20:01
Wohnort: Gifhorn

Beitrag von Poetin »

@ lalala: Keineswegs. Der Punkt ist nur der, dass der Platz mitten auf dem Paddock ist und die Herde in der Nähe. Er ist leider ein recht großer Kleber. In der Halle sind wir meist allein. Wobei es auch nicht wirklich was ändert, wenn ein anderes Pferd mit dabei ist. Die Halle hat eine Spookyseite. Dort ist die Hofeinfahrt und da hört man öfter Dinge, die man aber nicht sieht. Das ist gruselig, auch wenn niemand ein Geräusch macht. Ich denke, das ist der Grund, warum er gestresst ist.

Ich habe heute meine Hilfen etwas vorsichtiger gegeben und gemerkt, dass es auf jeden Fall kontraproduktiv ist, wenn ich "hart" durchgreife, was ich nicht wirklich tue, aber bei so einem sensibelchen ist schon eine etwas zackigere Schenkelhilfe zu "hart". Des weiteren habe ich ihn heute immer wieder in Volten in Außenstellung geholt, wenn er zu schnell wurde, was auch sehr gut geholfen hat. Schema: Schnell laufen = anstrengende Arbeit.

Freue mich aber trotzdem auf weitere Anregungen ;-)

Liebe Grüße,
Poetin
Benutzeravatar
ninischi
Moderator
Beiträge: 5406
Registriert: Di, 09. Jan 2007 01:03
Wohnort: Bad Zwischenahn

Beitrag von ninischi »

Meine Stute ist von der Grundanlage her sicher auch so eine Kandidatin.
Meiner Erfahrung nach gibt es kein Rezept (ich habe es jedenfalls noch nicht gefunden), das jeden Tag funktioniert. Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass es ihr an Stresstagen oft hilft, wenn ich sie mit den Hilfen deutlicher einrahme als sonst. So nach dem Motto "ich passe hier auf dich auf und entscheide, was gut für uns ist. Du brauchst dir keine Sorgen machen". Über Biegen entspannt sich das Pferd in der Regel ganz gut.
Als Futterunterstützung soll Magnesium helfen.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

also, ich bin ja nun selbst nicht so erfolgreich gewesen mit meinem, was das betrifft... (in der spooky (bzw. "girls sind zu weit weg"-) Halle am letzten Stall

Eine Sache, die bei meinem aber ganz gut ging, war ihn vom Kopf her in ruhigem Tempo zu fordern, heißt: Dualaktivierungszeug auslegen, schläuche und stangen und pylonen und drüber und drumrum marschieden. das ist ersauntlich anstrengend und es funktionierte wirklich gut.
bei deutlicheren hilfen (nicht grob, logisch, schon verstanden( wird er hysterisch. bei leichteren Hilfen unsicher... bei reitaufgaben rennt er trotzdem, also Seitengänge oder so meine ich.

ersteres funktionierte ganz gut...
Zuletzt geändert von gimlinchen am So, 21. Nov 2010 08:22, insgesamt 1-mal geändert.
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Meiner hat auch Tage, an denen er dazu neigt. Bei ihm ist das abhängig von der Laune, an manchen Tagen ist er einfach zu Späßchen aufgelegt. Meistens hilft es, ihn kräftig vorwärts zu reiten und ihn die lange Seite im Leichttraben richtig "treten" zu lassen. Meistens ist er dann nach 5 Minuten zufrieden und macht wieder mit. Und wenn nicht, dann fordere ich die Konzentration ein, indem ich Schlangenlinien, Volten oder Seitengänge reite und meine Hilfengebung intensiviere (Signal an ihn: "ich passe auf!"). An solchen Tagen stehen auch überall Gespenster in jeder Ecke.

Allerdings werde ich ihn im Sommer am Wochenende morgens, wenn die Herde auf der Koppel ist, nicht mehr reiten, das ist mir wirklich zu nervig: da rennt und wiehert er die ganze Zeit und lässt sich praktisch nicht beruhigen. Sobald die Herde drin ist, ist er wieder ausgeglichen. Ein kleines Zugeständnis, das ich machen kann, ohne an Gesicht zu verlieren - im Gegenteil, ich glaube, sie respektieren ihren Menschen noch viel mehr, wenn sie merken, dass man auf ihre Bedürfnisse eingeht. Der Herr ist allerdings auch schon 18, und wir beide haben im Laufe der letzten 14 Jahre unsere Rangfolge geklärt und sind wie ein altes Ehepaar :wink: Bei einem jungen Pferd wäre ich strenger.
Viele Grüße
Sabine
Bild
Antworten