Seminar mit Dr. Stodulka in Berlin-Hoppegarten

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Moderator: Josatianma

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chica
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Seminar mit Dr. Stodulka in Berlin-Hoppegarten

Beitrag von chica »

Seminar mit Dr. Stodulka am 26.06.2010 in Berlin-Hoppegarten

„Vom Lösen, Dehnen, Biegen, Versammeln – wie viel Gymnastik braucht ein Reitpferd?“

Das Seminar fand in angenehmer Atmosphäre im Reitrevier Münchehofe statt. Dank der ausgezeichneten Technik war der Vortrag optisch und akkustisch sehr gut zu verfolgen. Und dank der perfekten Organisation hatte jeder Teilnehmer Sitzkissen für die harten Bänke dabei und konnte das Mittagessen im Freien geniessen. Mein Dank gilt an dieser Stelle der Veranstalterin.

Vormittags: Theorie

Der Mann hat mir aus der Seele gesprochen. Jeder Satz, jede Äußerung findet meine vollste Zustimmung. Das war französische klassische Reiterei wie sie sein soll – in der Theorie….

Nachmittags: Praxis

Vorgestellt wurden 4 Pferde, erst ohne Sattel an der Hand. Dr. Stodulka erläuterte kurz die Anatomie und Vor- und Nachteile der einzelnen Pferde aus seiner Sicht.

Was dann kam war leider das reine Gegenteil des Vormittag. War der vormittägliche Vortrag ein reines Lippenbekenntnis?

Reitunterricht bedeutet für mich, dem Reiter respektive dem Pferd etwas beizubringen, indem ich es erkläre und in kleinen Schritten in Anwendung bringe und festige. Wichtig ist vor allem das Verständnis des Reiters für das WAS er da WIE und vor allem WARUM tut. Denn, wie auch Dr. Stodulka betonte, das Problem sitzt meist im Sattel.

Schlechter Unterricht ist z. B. das reine Ansagen von Lektionenfolgen.

Zu sehen war als erstes ein an der Hand sehr ruhiges, unter dem Sattel dann völlig verspanntes hektisches Pferd, das fast andauernd mit dem Schweif schlug. Die Reiterin stocherte unkontrolliert und ohne Sinn und Verstand mit den Sporen, das arme Tier wusste schlicht nicht wirklich, was es tun sollte. Zwischendurch äußerte sich die Verspannung auch in unkontrolliertem Scheuen.

Den Zuschauern blieb verschlossen worum es ging, denn Dr. Stodulka erklärte nichts.

Der Unterricht verkam zur reinen Lektionenreiterei. Keine Erklärungen, keine Korrekturen – nichts.

Vormittags trug er vor, dass konstruktiver Muskelaufbau nur mit einem losgelassenen Pferd möglich ist. Der Fokus lag ganz klar und immer wieder auf der Losgelassenheit – psychisch und physisch. Davon war rein gar nichts zu sehen in der ersten Einheit, er hat es noch nicht einmal mehr angesprochen.

Mir blieb auch unklar was er erreichen wollte, wo er ein Problem sah, mit welchen Mitteln er dieses Problem beheben wollte und ob ihm das dann im Ansatz gelungen war. Mich würde interessieren, was die Reiterin aus dieser Stunde mitgenommen hat.

Für mich war eine dreiviertel Stunde lang eine durchweg schlechte Reiterei zu sehen. Klemmig, spannig, krampfig.

Losgelassenheit äußert sich durch den ruhig pendelnden Schweif – davon war nichts zu sehen - ein tätig kauendes und vor allem schluckendes Maul – das arme Pferd hatte zum Schlucken gar keine Zeit, kaute die meiste Zeit hektisch auf dem Gebiss herum. Die zwischendurch immer nötigen Verschnaufpausen für das Pferd waren eindeutig zu kurz.

Ich hätte mir gewünscht, dass er das vormittags Gesagte in der Praxis zeigt. Dafür hätte für mich gehört, dass er die Reiterin auf ihre falsche Hilfengebung mit den Sporen (Timing) hinweist.

Vielleicht hätte es den Zuschauern mehr gebracht, wenn er anhand von Erläuterungen Mängel aufgezeigt und Lösungsvorschläge angeboten hätte.

Beim zweiten Pferd erging er sich wieder im Lektionenansagen, ganz nett anzuschauen, da die Reiterin sichtliches Können präsentierte. Aber wozu das Ganze? Was galt es zu erreichen? Es schien wie reine Effekthascherei.

Das Pony war am Ende der Stunde sichtlich geschwitzt und am Ende mit der Kraft – ebenso die Reiterin. Ist das klassisch französische Reiterei?

Mir hätte gefallen, wenn er sich z. B. das Durchparieren herausgegriffen hätte, was leider nicht mit Lastaufnahme der Hinterhand sondern meist durch Stützen mit der Vorhand erreicht wurde. Daran hätte man etwas verändern können in kleinen ruhigen Schritten. Das hätte zu einem neuen Verständnis der Reiterin geführt, durch kleine Schritte hätte auch das Pferd die Chance zum Lernen und zum Verändern seiner Muster und zum Speichern neuer Bewegungsmuster erhalten.

Da für mich damit das Maß voll war habe ich die Veranstaltung in der Pause dann vorzeitig verlassen. Es gab im Praxisteil für mich nichts zu Lernen.

Schade!

Wie mir eine Zuschauerin, die bis zum Schluss geblieben ist, berichtete, gab es dann auch bei den zwei folgenden Pferden keine Änderung des Unterrichtsstils.

Es ist ein wenig wie bei der FN. Was geschrieben steht ist gut. Die Ausführung hingegen hat mit dem Geschriebenen dann meist wenig bis gar nichts zu tun.

Ich habe meine Gedanken zu dem Kurs an den Referenten gemailt. Der vollständige Artikel und die Antwort dazu ist hier zu finden: http://www.feinesreiten.de/index.php/Bl ... -Cody.html

Viele Grüsse, Henriette Foellmer

Autorin: Ghamali
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Ghamali hat geschrieben:Was dann kam war leider das reine Gegenteil des Vormittag. War der vormittägliche Vortrag ein reines Lippenbekenntnis?
Leider muß ich das von einer Veranstaltung in Bayern bestätigen.
Ich war ziemlich enttäuscht. Schade daß solche "Galionsfiguren" dann so eine (Nicht)Leistung abliefern.

Wobei ich sagen muß, daß die Zuseherschaft bei uns großteils ziemlich einverstanden schien mit dem was S. gemacht hat. Insofern (das hatten wir andernorts ja grade....) liegt es scheints doch auch wieder im Auge des Betrachters :?
Zuletzt geändert von ottilie am Di, 06. Jul 2010 20:54, insgesamt 1-mal geändert.
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chica
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Beitrag von chica »

Ich habe Herrn Stodulka noch nie live erlebt, weiß auch nur Erzählungen diverser Kursteilnehmer, die alle ähnlich klingen.

Das einzige, was mir dazu einfällt ist: "Schuster, bleib bei Deinen Leisten". Warum muss sich jemand, der eine Koryphäe in der Theorie und als Tierarzt zu sein scheint, als Trainer in die Öffentlichkeit stellen? Lockt da das Geld? Die Reputation? In der Theorie weiß ich auch viel, aber deswegen würde ich es mir schon wegen meiner mangelhaften Didaktik nicht anmaßen, irgendwen zu unterrichten - ok, schlechter Vergleich, aber vielleicht versteht ihr, was ich meine?!

Und S. ist ja scheinbar nicht der Einzige, der diesen Weg beschreitet :roll:
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Beitrag von Ghamali »

@chica:

Genau das hab ich auch gedacht. Wenn jemand nicht unterrichten kann, muss er doch auch nicht! Der Mann kann so viel und weiss so viel, aber er muss doch nicht alles machen. Aber angeblich hat er doch auch nen Trainerschein und unterrichtet oder unterrichtete die Wiener Hofreitschul-Jungs in der Theorie.


Ich hab mich geärgert, dass ich beim Kurs selber nicht gleich was gesagt habe. Aber bei mir ist es so, dass, wenn ich erstmal auf 180 bin, ich besser nicht mehr den Mund aufmache. Und so hab ich mir dann mit dem Kursbericht Luft gemacht.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Ghamali hat geschrieben:Ich hab mich geärgert, dass ich beim Kurs selber nicht gleich was gesagt habe. Aber bei mir ist es so, dass, wenn ich erstmal auf 180 bin, ich besser nicht mehr den Mund aufmache.
*GhamalidieHandreicht*
Mir gings ganz genauso. Da ich in meinem Brass nicht wusste, wie ich da noch freundlich formuliere, hab ich es gelassen. Und noch zwei Tage später Bauchweh gehabt deswegen :wut:
Aber ein nächstes Mal wird es nicht geben, da ich dafür (für Theorie schon, für Praxis nicht) kein Geld mehr investieren werde.
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Beitrag von chica »

Mich würde interessieren, wie die Reiter mit dem Unterricht zurecht kamen. Habt ihr da irgendwelches Feedback mitbekommen?
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Beitrag von Ghamali »

Ich habe von der Veranstalterin, mit der ich anschließend auch aufgrund meines Berichtes noch telefoniert habe, erfahren, dass die erste Reiterin (die so arg mit den Sporen gestochert hat) wohl sehr viel aus dieser UE mitgenommen hat. Sie hat wohl das Problem gehabt, dass ihr Pferd immer maulig auf der Hand gelegen hat und mit dem Gebiss unzufrieden war. Das wurde beim Kurs z. B. überhaupt nicht erwähnt, dann hätte das Anschließende wenigstens irgendeinen Sinn gehabt.

Aber ob die Lösung, dass die Reiterin ihrem Pferd fortan den Kopf in die Höhe riegelt, wirklich so toll ist - ich weiss ja nicht...

Die zweite Reiterin kenne ich persönlich, ich schreib sie gleich mal an und frag nach...
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Beitrag von horsman »

was wieder mal bestätigt, dass ein guter (Pferde)Tierarzt nicht auch deswegen gleich schon ein guter Reiter bzw. Reitlehrer ist.

Schuster bleib bei deinen Leisten, denkt man da.

Denn letztlich hat der Tag ja auch für einen Tierarzt nur 24 Std.
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Beitrag von chica »

Das ist halt immer das Problem als Zuschauer beim Kurs: Man bekommt immer nur einen Ausschnitt mit, der es einem an sich nicht erlaubt, die Gesamtsituation abschätzen zu können. Trotzdem habe ich bisher auf allen Kursen, an denen ich bisher teilgenommen habe (ob aktiv oder passiv) bei den meisten Teilnehmern einen deutlichen Fortschritt erkennen können. Und das fehlt mir bei euren Schilderungen (die natürlich auch nur subjektiv und quasi "unvollständig" sind, weil ihr die Veranstaltung jeweils frühzeitig verlassen habt). Woran lags? In der Regel liegts am Dozenten :roll:

@Ghamali - wäre toll, wenn sich Deine Reitkollegin hier äußern würde. Als Reitender hat man doch immer noch mal eine andere Wahrnehmung.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

@Chica - das waren ja immer nur einzelne Einheiten, da ist es natürlich schon schwieriger, von Fortschritt zu sprechen, wenn man nur 30 Minuten zur Verfügung hat.

In Bayern stand das Ding noch unter dem Motto "dem Reiter die Legerete nahe bringen" oder so ähnlich. Kannste voll vergessen.

Ich hab noch folgende Beispiele in Erinnerung:
Mädl mit einem Isi, der war sehr nervös und lief ihr unter dem Hintern weg (jeder Versuch des Antrabens endete in unkontrolliertem Gerenne mit entsprechender Zürückriegelung durch die Reiterín). Zirkel linke Hand, jedesmal ist er nach X abgebogen und hat die Hand gewechselt. Und das wirklich oft, also 10, 12 Mal werden nicht reichen. Meine Freundin meinte, er hätte sich wohl erschreckt weil es da auf einen Spiegel zuging und er möglicherweise dem anderen Pferd auswich :wink:
Reaktion von S: Hoppala was war das denn jetzt
Und aus. NICHTS weiter, kein Kommentar, kein Versuch der Lösung, kein gar nichts. Irgendwann hatte sich das dann aber doch eingespielt, das Pferd wurde ruhiger... ob das nun aber an S. lag oder einfach an der fortgeschrittenen Zeit möchte ich einfach mal stark bezweifeln.

Andere Reiterin mit WB (glaub ich), hing ziemlich in den Zügeln - keine Korrektur, auf die Frage warum sie mit einem bestimmten Gebiß ritt (war eventuell so ne Art Springkandare) sagte sie sogar noch da er ihr sonst weglaufe... keine Hinweise, keine Unterstützung.

Das macht man doch nicht wenn man dem Reiter das Wesen der Legerete nahebringen will? Konsequent wäre es die Einheit nur Schritt reiten zu lassen um erstmal das Gefühl herzustellen, aber wer will das schon - auch von den Schülern, geb ich ja gerne zu.

Ein Mädel mit einem Mix war recht gut geritten, die hat er durch viele Seitengänge und ständige Wechsel zwischen diesen so wuschig gemacht, daß das Pferd am Ende der Einheit wesentlich schlechter ging als am Anfang und das alles auch überhaupt nicht mehr harmonisch war und das Mädel auch ziemlich anfassen mußte, um noch was zeigen zu können.

Schade und traurig.
Und deshalb sind wir dann beim 4. Reiter gegangen (war aber ehrlicherweise auch dem Wetter geschuldet, es war einfach saumässig kalt, und für diese Vorführung wollten wir einfach nicht noch länger frieren).
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Kristina
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Beitrag von Kristina »

Also ich war auch in Berlin auf dem Seminar und kann nur bestätigen, dass der Theorieteil eigentlich gut war- fand aber den Ort ziemlich anstrengend zum Zuhören, da ein unglaublicher Spatzenlärm die Akustik doch sehr behindert hat.
Der Nachmittag war dann wirklich enttäuschend.Von der Veranstalterseite hätte ich mir auch erwartet, dass die Reiter glücklicher ausgesucht würden und überhaupt mal eine Vorabsprache zwischen den Reitern und dem Referenten stattfindet, damit es für alle effektiver wird- das kann man doch vorher klären, was die einzelnen so können und vor allem dann auch umsetzen können. Denn allein daran hat es zum Beispiel beim ersten Reiter/Pferdpaar deutlich gemangelt.Beide waren völlig überfordert und am Ende wirkte es total verspannt. Ich habe auch versucht, am Mikrophon mit Herrn Stodulka dieses anzumerken- wurde aber als nichtig abgewiegelt -er fand es gut und entspannt...

Ich denke auch-guter Theorethiker, aber in der Praxis war es nicht umgesetzt.
alimat01
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Beitrag von alimat01 »

Hallo alle zusammen. Nachdem ich Eure Beiträge alle gelesen hatte, dachte ich, dass ich mich vielleicht doch mal registrieren könnte - vielleicht wäre mein Beitrag für ein paar von Euch interessant, da ich bei der Veranstaltung in Bayern Reiterin war.
Nur, wo fang ich an?? - alsooo....

Ich weiß nicht, ob oben mit dem "Mix" mein Kleiner gemeint war. "Mix" passt nicht, aber das mit den Seitengängen passt. Vielleicht kurz zu unseren Voraussetzungen:
Mein Wallach ist ein 8-jähriger Knabstrupper mit einem relativ kurzen Hals und manchmal ein wenig fehlender..ich sag mal "Motivation" am Hinterbein. Manchmal ist er aber auch etwas zu gut drauf - dann rennt er und rollt sich auf (da ist das Hinterbein auch nicht mehr dabei ;-) - er hatte als ich ihn bekam auch wahnsinnig Probleme mit dem Gebiss, hatte Angst, war aufgeregt - obwohl er eigentlich roh war). Das hatte ich auch so vorgestellt. Mein Wunsch war, zu wissen, wo ich stehe, wie mein Weg ist und wie ich ihn besser reiten kann.
Da er alle Seitengänge kennt, fand ich daher die Idee von Herrn Stodulka gar nicht schlecht.
1. nahm er die Seitengänge auf den Zirkel, was noch mehr Aktivität der Hinterhand erfordert, auch noch mehr Aufmerksamkeit, als wenn es bloß geradeaus geht (Mein Kleiner hängt sich gern mal irgendwie in das Schulterherein: "Ich weiß, die lange Seite hoch" - Abwechslung ist also angesagt;)
2. Da uns die Übungen an sich auf dem Zirkel bekannt sind, hat er sie
3. kombiniert, also abgewechselt und
4. zu guter Letzt hat er sie mit Schritt-Trab-Übergängen kombiniert.
Die Idee an sich ist nicht schlecht. Aber für uns war es einen Tacken zu viel. Es hätten speziell für die Stunde nicht alle Seitengänge sein müssen - im Renvers antraben war eine schlichte Überforderung - auch wenn er sich kurz mal toll gesetzt hat. Und es hätte nicht so lange sein müssen.
Fakt: Wir waren überfordert, von feinem Reiten keine Spur mehr. Ich für mich hätte wohl weniger gemacht und hätte bei Spannungen zurückgestuft. Erst wieder gelöst und dann noch mal probiert oder weniger verlangt. Je nachdem.

Das hat mir als Hinweis auf die Legerete definitiv gefehlt!! (Ich setze mich damit auseinander uns wir arbeiten -gelegentlich mit einer Ph. Karl- Lehrerin - wobei mir dabei immer wieder auffällt, dass Legerete und Legerete auch nicht immer das Selbe ist :-/)
Ein bisschen haben mir auch Erklärungen gefehlt: Warum welche Übung? - Wie ist sie zu reiten? Was kann ich tun, wenn es nicht funktioniert? Wie kann ich daheim weiterarbeiten?
Für Zuschauer, die vielleicht ein ähnliches Problem haben, wäre es vielleicht auch interessant gewesen, zu wissen, woran es liegen kann und was man tun kann, wenn das Pferd sich so "versteckt" - für meinen Teil war es ok, es ist nämlich 1. schon viiiiiel besser und 2. weiß ich mittlerweile wie ich es ändern kann, falls es doch passiert.

Ich für mich muss sagen: Für mich war die Übung trotzdem interessant! Wir haben zu Hause Seitengänge auf dem Zirkel geritten, dann in kurzen Trabreprisen, parallel die Schritt-Trab-Übergänge verbessert und es schließlich nochmal zusammengesetzt - allerdings auf einer Wiese, bei viel Motivation und auf einem Riesenzirkel. Mein Bub kennt jetzt die Übung, ist deutlich feiner (ok, auch nicht jedes Mal gleich ;-) und er setzt sich ganz herrlich!!! Wenn ich danach aus dem Rückwärts antrabe und mir das auf der Stelle vorstell, kommen ein paar wunderbar gesetzte kurze Tritte raus - und sie werden von alleine immer kürzer.

Die weiteren Übungen, die er mich versuchen ließ - Ansätze von Galopppirouetten - mache ich gar nicht. Das ist einfach zu früh für uns. Wir nehmen gerade die Seitengänge in den Galopp mit hinein und seit ich einen Sitzfehler im Galopp gefunden hab (hat Herr Stodulka übrigens nicht bemerkt - aber das kann ich ihm nachsehen, den hat die letzten Jahre komischerweise keiner gesehen - ich weiß schon, warum ich mich ständig selber film :-() galoppiert der Bub traumhaft. Jetzt kommen die Seitengänge langsam im Galopp schön und wenn die sitzen, seh ich weiter....

Ich denke, es liegt a) in der Verantwortung des Lehrers, gerade bei so einer Veranstaltung zu erklären, für wen, wie geritten diese Übungen gut sind - aber auch b) in der Verantwortung des Reiters, zu schauen, was gut für ihn und das Pferd ist.
Ich denke, man muss auch sehen, dass Herr Stodulka uns nie zuvor gesehen hat! Da ist ein Unterricht sowieso schwierig.
Und man muss ja auch sagen, dass sich nur wenige Reiter gerne auf Basisübungen "herunterholen" lassen.....Man muss sich diesen Auseinandersetzungen als Lehrer eigentlich stellen - aber dass er sich davor bei so manchem auch gescheut hat.....ich kann ihn auch verstehen....(allerdings fällt mir da zu der Dame mit der Trense mit Hebelwirkung ein, dass er durchaus was gesagt hat! Aber er war vorsichtig, da deutlich zu spüren war, dass die Reiterin massiv enttäuscht und verärgert war, weil er ihr deutlich gesagt hat, dass die von ihr gewünschte Piaffübung aktuell nicht ansteht und dass sie am Geraderichten arbeiten muss. Herr Broissia aus dem Publikum konnte da deutlicher werden - er war ja auch aus der "Schusslinie")

Und ich denke, der Rahmen war für Herrn S. auch nicht gerade einfach. Die Reiter mussten 90Euro bezahlen! Die wollen was dafür haben. Davon muss ich als Lehrer ausgehen. Die wollen nicht gesagt bekommen, dass sie jetzt mal schön im Schritt Kringel reiten sollen (sag ich jetzt mal so ein wenig überzogen)
Was nicht schlecht gewesen wäre, wären mehr Erklärungen - acuh für`s Publikum - vielleicht auch mit Rückmeldungen des Reiters oder so, wie es sich anfühlt. Aber dazu braucht man erstens die Reiter, die das können und wollen und zweitens hätte sogar ich mich , die ich gerne auch zu Basisübungen bereit gewesen wäre, bedankt, wenn ich 90 Euro bezahlt hätte und er sich dann mit dem Publikum unterhält.

Nun ja. Also als Fazit: So ganz optimal war es nicht, das muss ich sagen. Als Tierarzt und Theoretiker überzeugt er mich definitiv mehr. vor allem auch, weil die anschließende Gruppenreitstunde ein reines Lektionen reiten war und es mir für meinen Bub leid getan hat, dass ich ihn dafür nochmal rausgeholt hab. Ich habe aber durchaus was mitgenommen.
Ich bin allerdings auch was das Der-Reitlehrer-ist-toll-dem-glaube-ich anbelangt ein sehr gebranntes Kind und habe mir angewöhnt, mir von all den ebenso wie ich nicht fehlerlosen Reitlehrern das rauszunehmen, was ich und mein Pferd im Moment brauchen und was in mein Konzept passt. Deshalb bin ich gar nicht mehr enttäuscht, wenn es nicht optimal ist. Irgendwie ist das doch immer so, oder?
Ich würde wahnsinnig gerne den Reitlehrer treffen, bei dem ich voll und ganz sagen kann: Ja, da geh ich regelmässig hin!
Wenn er dann noch in erreichbarer Nähe wohnt und mich nimmt (das ist ja auch nochmal so ein Ding) - das würde wohl einem kleinen Wunder gleichkommen. Bis daher versuch ich wohl weiter in Kurse reinzukommen und filme mich weiter selbst.

Ich muss auch gestehen, dass ich sogar richtig glücklich heimgefahren bin. Aber das hatte persönliche Gründe. Meine alte Stute hat außer Haus immer meine Aufregung gespürt und wir haben uns vor lauter Aufregung gegenseitig blockiert. Auch bei diesem Seminar war ich aufgeregt (ihr glaubt nicht, wie viel Überwindung mich diese Anmeldung gekostet hat!), aber ich konnte (zumindest halbwegs ;-)) reiten! Früher bin ich immer fast vom Pferd gefallen ;-) Und nicht nur das - ich konnte es genießen, dass mein Pferd sich Mühe gegeben hat, dass ich ein für mich so tolles Pferd haben darf und dass er einfach mitgemacht hat - auch wenn es nicht so gut war wie daheim.
Und so konnte ich richtig Spaß haben und war ganz furchtbar stolz auf meinen Helden :-)

So, nun ist es aber lang geworden :-)
Vielleicht war es ja für jemanden interessant, einen Reiterbericht zu hören, äh lesen.
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Beitrag von Josatianma »

Vielen Dank für den tollen Bericht. Ich finde es immer sehr interessant die direkten Erfahrunge eines Reiter zu lesen und andererseits zu sehen, wie es beim Publikum angekommen ist.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Falls Du die zweite Reiterin mit dem Schimmel warst - jep, dann hab ich Dich gemeint :wink:

Danke für die Anmeldung und daß Du uns berichtest hast, ist ja doch immer interessant, wie ein Reiter solche Situationen erlebt.
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Beitrag von alimat01 »

@ ottilie: Ja, die war ich.....bzw. ja, es war der Schimmel....:-)
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