Motivation des Pferdes

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Bei meinem Jungspund ist die Situation folgende: Im Winter ist er tagsüber mit den anderen Pferden (etwa 15) im Auslauf, nachts in der Box. Im Sommer ist er 24 Stunden auf der Weide. Im Winter kommt er meist zum Tor, sobald er mich sieht, es sei denn, er hat gerade angefangen am Fressstand zu futtern, dann muss ich ihn erst rufen. Auf der Weide kommt er mehr oder weniger schnell, wenn er mich sieht oder ich ihn rufe, wie schnell hängt von seiner "Fressphase" ab. Wenn er dann bei mir ist, bekommt er jeweils ein Leckerli. Am Putzplatz bekommt er eine Karrotte, Vitaminwürfel und ein paar Leckerli.

Es kam auch schon vor, dass ich Gawan auf die Weide zurückbrachte, ohne mit ihm zu arbeiten, da die Halle zu voll war. Als ich dann eine halbe Stunde später nochmals auf die Weide ging, begleitete er mich zum Tor, als wolle er mir sagen "wir haben doch noch gar nichts gemacht". Wenn wir dagegen normal gearbeitet haben, und ich besuche ihn nochmals auf der Weide, kommt er um zu schauen, ob es ein Leckerli gibt, und trollt sich dann wieder.

Die Arbeit sieht zur Zeit etwa so aus: Zuerst longiere ich ihn etwa 20 Minuten nach der Methode, die ich bei Solinski lernte, dann reite ich ihn 20-30 Minuten. Ich achte darauf, das Programm möglichst abwechslungsreich zu gestalten, also an der Longe kommt nach spätestens drei Runden eine Änderung, z.B. Anhalten, ein Übergang oder ein Handwechsel. Zudem lobe ich ihn viel.

Seine Motivation erkläre ich mir so: Er ist recht selbstbewusst und übt mit seinem Kumpel immer wieder Kämpfen. Er will also nicht nur futtern, sondern sich auch für den (wohl nie ernsthaft stattfindenden) Kommentkampf fit machen. Die Arbeit mit mir ist ein zusätzliches Training dafür, es ist also durchaus in seinem Interesse, zu mir zu kommen, da ich ihm eine Gelegenheit zum Üben biete.

Tanja Xezal
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
xelape

Beitrag von xelape »

Nun ja - also so dramatisch sehe ich das nicht.
Ich denke es liegt auch einfach am Pferdetypen.. die einen sind menschenbezogener die anderen nicht.
Es muss nicht ZWINGEND damit zu tun haben, dass sie nicht motiviert sind.. mei, ich geh auch nicht jeden Tag freudestrahlend in die Arbeit, trotzdem macht mir die Arbeit im Grunde sehr viel Spaß.

Mein Pferdchen kommt immer auf Zuruf egal wann von der Koppel, mit größter Begeisterung.
Wenn jemand ein paarmal nett zu ihm war, kann der ihn aber auch einfach rufen und er kommt. Ist vom Typ her sehr menschenbezogen und freut sich einfach über Ansprache..

Dann hatte ich 4 Jahre eine RB (5 Tage die Woche) - der ging total ungern von den anderen weg.. kam mal ein zwei Schritte aber nicht mehr.
Der war einfach ein sehr ängstlicher unsicherer Typ...
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cinnamon
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Beitrag von cinnamon »

warum soll ein pferd probleme mit der haltung haben, wenn es 23 h bei den artgenossen auf der koppel steht und sich die eine stunde lieber dem zweibeiner widmet?
ich persönliche würde mir sorgen machen, weil ich wüsste, dass etwas im training nicht stimmt.
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KatiS
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Beitrag von KatiS »

Verstehe ich das richtig, dass sie ohne Halfter motiviert mitkommen, mit Halfter aber weniger begeistert mitgehen?

Grundsätzlich find ich das auch nicht allzu tragisch, aber ich würd mir halt Gedanken machen, wie ich meine tägliche Arbeit verbessern oder kreativer und fürs Pferd interessanter gestalten könnte (komisch find ich nur, dass sie bei der Arbeit danach offensichtlich ja wieder motiviert sind - oder hab ich das falsch verstanden?). Wobeis auch bei der abwechslungsreichsten und tollsten Pferdearbeit imho mal vorkommen kann, dass das Pferd keine Lust hat.
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Hallo hanska! Es ist ja nun schon das meiste gesagt zu dem Thema.
Ich denke
1. Wie menschenbezogen sind deine Pferde überhaupt? Also mein Isi ist sehr dezent, und man muß ihn schon gut kennen, um ihm anzumerken, wie sehr er auf mich bezogen ist. Also zuwiehern und sofort kommen kannste bei ihm vergessen; als ich das bei einigen Arabern gesehen habe, habe ich gestaunt.
2. Du hattest ja nach der Motivation gefragt. Also ehrlich gesagt, bei meinem läßt sich die einfach mit einem Kekseinwurf deutlich steigern. Und zwar mit etwas, das dem Pferd wirklich schmeckt, ein Apfelstückchen, Mohrrübe, Hustenbonbon (LIEBT er!!) Und seit er grundsätzlich erstmal zur Begrüßung was bekommt, kommt er häufiger von selbst, wenn er mich kommen sieht.
3. Koppel mit Gras ist halt für die meisten Pferde das größte. Warum dürfen sie nicht soweit Pferd sein? Da würde ich mir keine Gedanken machen. Solange meiner in einem Stall mit Dauerkoppel stand, kam er auch nicht von selbst, und wenn er wieder auf die Koppel durfte, galoppierte er sogar manchmal zu seinen Kumpels, obwohl er kein Temperamentsbündel ist. Na und? Ich hab mich gefreut, daß er sich offensichtlich so wohl fühlt und fertig. Er hat ja trotzdem mitgearbeitet, aber nicht nach dem Motto "Ich kanns kaum abwarten", aber durchaus freundlich etwa "du willst mit mir was arbeiten? okay, ich komme mit." MIR genügt das.
4. Probier doch mal folgendes: Geh ab und zu mit dem Halfter hin, leg es einem Pferd an - und fertig! Also ohne das Pferd zum Arbeiten zu holen :wink: . Eventuell Kekseinwurf. Und nach ner Stunde nimmst du das Halfter z.B. wieder ab. So daß deine Pferde nie ganz sicher sind, was du heute überhaupt vorhast mit ihnen. Dieser Überraschungseffekt kann auch etwas ändern. Hab ich irgendwo mal gelesen, vielleicht bei Rashid? , weiß nicht mehr, egal. Jedenfalls hieß es in der gleichen Quelle, man solle doch immer mal wieder gewohnte Abläufe durchbrechen und seine Pferde auch immer mal wieder verblüffen. Das imponiert ihnen wohl :) .
Liebe Grüße Birgit
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Ielke
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Beitrag von Ielke »

Bei Ielke hält sich der Eifer bevor wir anfangen auch in Grenzen... auf der Koppel kommt er zur Abendfutter-Reinbring-Zeit freiwilliger mit als vorher
:wink:

Heute abend kam ich als er schon im Stall war und dort in der Box döste. Während ich putzte tat er so, als sei er nicht da (vielleicht vergesse ich dann, dass ich reiten wollte?), er war sogar so "abwesend" dass ich vorsichtshalber Fieber gemessen habe 8) Direkt nach dem Aufsitzen war er jedoch eifrig bei der Sache und hatte auch sichtlich Spaß an der heutigen Einheit. Solange er aber im Einsatz so gut mitmacht, kann ich gut damit leben, dass er mich vorher erstmal quer über die Koppel laufen lässt
hanska
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Beitrag von hanska »

Danke euch allen für eure Erfahrungen und Ideen.
Einiges habe ich schon selber ausprobiert, bevor ich hier überhaupt gepostet habe.
Mit Leckerlis habe ich natürlich schon versucht; das zieht nur bei der jüngsten. Um beim Futter zu bleiben. Ich habe es schon versucht, nach der Arbeit zu geben. Als das nicht gefruchtet hat, habe ich es mit Leckerlis vor der Arbeit versucht. Keine Änderung.
Halfter drauf und sie weiterhin auf der Weide lassen, habe ich auch schon gemacht (der Überaschungseffekt habe ich zuerst ausprobiert :wink: ), genauso wie rein holen, putzen /fressen geben/ massieren (je nach Wunsch) und wieder raus ohne arbeit. Zu verschiedenen Zeiten, so dass sie nicht wissen, was jetzt kommt, ebenso wie zu festen Zeiten.
Vielleicht noch etwas differenzierter zu den Stuten:
Die Lusistute kommt noch am liebsten am Halfter mit, solange die anderen zwei mitkommen, ansonsten ist da immer ein Wiehern nach den anderen, bis sie fertig für die Arbeit ist. Ab da vergisst sie die anderen schlagartig und ist bei der Sache.
Bei der jungen ist es mehr tagesabhängig. Bei ihr ist es dann eher gleich, ob mit oder ohne Halfter.
Die Lippistute ist die, die mir am meisten zu denken gibt. Sie zeigt das beschriebene Verhalten am meisten. Sie kommt auf mich zu und sobald sie das Halfter sieht, bleibt sie stehen. Und da helfen keine Leckerlis, keine Zurufe, nix. Bei ihr verschwindet auch dieses "na denn halt" erst während der Arbeit. Da wird sie erst so richtig locker und motiviert.
Was allen drei gleich ist: Nach der Arbeit bleiben sie dann immer noch bei mir "hängen", obwohl sie bereits wieder raus gehen könnten, da wir mit mir aufgeräumt, gemistet und einfach noch etwas getrödelt, bis ich sie entweder auf die Weiden begleite oder ins Haus verschwinde.
Und zu guter Letzt: Ohne Halfter kommen sie mir alle drei entgegen gelaufen (ok, die junge je nach tagesform).
Ich beobachte die drei mal weiter und geb mir Mühe. :wink:
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cinnamon
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Beitrag von cinnamon »

hanska hat geschrieben:Mit Leckerlis habe ich natürlich schon versucht; das zieht nur bei der jüngsten. Um beim Futter zu bleiben. Ich habe es schon versucht, nach der Arbeit zu geben. Als das nicht gefruchtet hat, habe ich es mit Leckerlis vor der Arbeit versucht. Keine Änderung.
dann probier doch mal, sie für die arbeit zu geben ;-)
Lala
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Beitrag von Lala »

Vielleicht finden deine Stuten putzen auch einfach doof?
Bei meiner habe ich manchmal das Gefühl, dass sie Arbeiten generell ganz ok findet, die Zeit bis es endlich los geht findet sie aber öde. Respektive könnte pferd doch diese Zeit lang noch weiter fressen, oder :roll:
Also gegen Fressen verliere ich immer, muss aber auch sagen, dass mein Stütchen sehr verfressen ist :wink: und irgendwie ist sie sich auch sicher, dass ich sie schon holen komme. Wieso sich also selber auf den Weg machen und so wertvolle Sekunden auf der Weide verschenken :lol:
(erinnert mich irgendwie an mich selber, wenn ich morgens aus dem Bett sollte :oops: )
Solange sie aber sonst Spass an der Arbeit hat und ich kein Fangis auf der Weide spielen muss, mache ich mir da keine Sorgen...
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