der große (jung)hengst-thread (reiten, umgang, haltung, uvm)

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Ich hatte früher sehr viel mit Hengsten zu tun, vom Anreiten bis zur Turniervorstellung, allerdings fast ausschließlich Hengste, die im Hauptberuf Stuten beglücken durften. Da war vom superlieben Softie (Warmblüter) über meinen absoluten Liebling und Gentleman (Vollblutaraber) bis zum Mega-Macho (New Forest) alles dabei. Während der Deckzeit kamen die Hengste allein auf die Weide und haben sich dann sehr unterschiedlich benommen. Der New Forest hat z.B. stundenlang Rillen entlang des Zaunes gelaufen. Außerhalb der Deckzeit gab es richtige Männerfreundschaften und sie durften mit ihren Kumpels (anderer Hengst oder Wallach) raus.

Der Umgang mit diesen Deckhengsten war schon ein bisschen speziell, weil sie in der Hauptsache - beim Decken - nur von einem Mann gehandelt wurden.

Aus meiner Sicht ist das Wichtigste im Umgang mit Hengsten das souveräne und ruhige/überlegte Auftreten. Hengste versuchen oft ganz subtil und "neckisch", sich kleine Freiheiten und Respektlosigkeiten herauszunehmen. Die ordentliche Grunderziehung in der Box, beim Führen, Aufsteigen etc. ist wirklich das "A und O" und Köpfchen ist da viel wichtiger wie Kraft (sonst kämen nicht gerade wir Frauen oft so gut mit den Jungs klar). Gerade der New Forest hat mir aber auch beigebracht, dass Kämpfen nichts bringt. Ihn hätte man im Frühjahr stundenlang reiten können, ohne dass er aufgegeben, nach seinen Stuten zu rufen. Stattdessen war er mit schwierigen Lektionen immer wieder so abzulenken, dass er sich sogar vollkommen entspannen konnte.
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Naja, aber es bleibt einem oft nichts anderes übrig wie wegsperren. Optimale Hengsthaltungsställe sind extrem rar, und meist muss man sich da mit einem Minipaddock begnügen. Für Offenstallhaltung mit Wallachen ist leider auch nicht jeder Hengst geeignet.
Und genau da würde ich einen Schlussstrich ziehen: Eier ab, damit das Pferd Pferd sein darf.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
padruga
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Beitrag von padruga »

Genau deshalb habe ich meinen Hengst kastriert.
hanska
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Beitrag von hanska »

Gibt es da eigentlich Unterschiede, was das Alter anbelangt? Ich habe einen Hengst in er engeren Umgebung, der als Junghengst noch ganz gut zu händeln war, nun mit 17 Jahren immer mehr zum hengstig wird, obwohl er immer noch von den gleichen Leuten mit gleicher Konsequenz gehandhabt wird.
Weißnase

Beitrag von Weißnase »

Carmen hat geschrieben:
Naja, aber es bleibt einem oft nichts anderes übrig wie wegsperren. Optimale Hengsthaltungsställe sind extrem rar, und meist muss man sich da mit einem Minipaddock begnügen. Für Offenstallhaltung mit Wallachen ist leider auch nicht jeder Hengst geeignet.
Und genau da würde ich einen Schlussstrich ziehen: Eier ab, damit das Pferd Pferd sein darf.
War auch mein erster Gedanke: Kastrieren?!
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

hanska: ja, das gibt es öfter mal, dass sich im alter der hormonspiegel noch verändert. da würde ich es mal mit mönchspfeffer o.ä. versuchen, vielleicht kann man damit das ganze etwas beeinflussen.

einen älteren hengst mit wallache zusammen zu halten ist ein bisschen wie russisches roulette. bis auf die (relativ seltenen) ganz unhengstigen vertreter wird jeder normal tickende hengst einen wallach entweder als konkurrent oder als stute wahrnehmen. ihn auf engem raum mit einem solchen konkurrenten zusammenzusperren oder mit einer "deckunwilligen stute" kann fast nur nach hinten losgehen, vor allem für den betroffenen wallach. statt den hengst zu kastrieren, könnte man ihn auch einfach artgerecht halten. artgerecht heißt für einen hengst allerdings nicht "zwangsvergesellschaftung ohne sinn und verstand", man muss sich halt ein paar mehr gedanken machen, aber soooo schwierig ist es auch wieder nicht und das ewige gejammer, dass man keine hengstgerechten ställe findet, ist meist quatsch. wenn man einen anständig erzogenen hengst hat und ein bisschen eigeninitiative zeigt, ist das meist auch kein riesenproblem. meine SB zB hatte zuerst bedenken, einen hengst aufzunehmen. sie ließ sich dann aber überzeugen und heute stehen schon 4 hengste bei uns im stall, ebenso in paddockboxen wie alle anderen pferde, fallen auch sonst nicht auf. das einzige "extrawürstchen" ist eine eigene Weide, die sie abwechselnd benutzen.
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emproada
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Beitrag von emproada »

Dachte auch einmal, mein Hengst und Wallach müssten unbedingt zusammen auf die Koppel. Das ging ganze 2 Wochen gut, in denen sich der Wallach als ranghöher herausstellte, der Hengst dies aber nicht akzeptieren konnte und immer aggresiver wurde. Wir haben abgebrochen, der Hengst wurde wieder ruhig und die Beiden sind im Stall nebeneinander wieder ein Herz und eine Seele. So kanns auch gehen.
Viele Grüße Tina
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Meine stehen auch direkt nebeneinander, nur durch eine brusthohe Stange getrennt, und sie laufen auch täglich zusammen auf dem Reitplatz. Die lieben sich heiß und innig. Warum soll ich die zwangsvergesellschaften oder gar den armen Hengst kastrieren, nur damit ich ihn einer für ihn total stressigen Situation aussetzen kann? Ich kenne genug "Althengste", die kastriert wurden und trotzdem nicht in eine Gruppe einzugliedern waren. Die stehen jetzt ebenso einzeln wie als Hengst, nur dass es ihnen jetzt auch noch was ausmacht. :roll:
Meinen Wallach (5-jährig kastriert, unter anderem auch, weil ich ihn "artgerecht" halten wollte) kann ich zwar mit allem zusammenstellen, er legt aber überhaupt keinen Wert darauf und hält immer einen gewissen Abstand zu anderen Pferden ein. Eigentlich macht er exakt das selbst, was er als Hengst auch hatte: Eine Herde in Sichtweite, aber eben etwas Abstand dazwischen.
padruga
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Beitrag von padruga »

So, dann berichte ich auch kurz

Wer von euch hat einen hengst? Hatte bisher 3 Hengste, im Moment nur einen

Wie hengstig ist der? Welches wesen hat er?
Nr. 1: Sehr temperamentvoll, aber sehr anständig im Umgang und beim Reiten. Problemlos auch hinter Stuten im Festgetümmel zu reiten. Aber absolutes Ein-Mann (Frau)Pferd. Hat nie gedeckt. Überhaupt nicht hengstig. Reiten: Dressur und Gelände
Nr. 2: Iberer, recht explosiv und ziemlich empfindlich reagierend auf fremde Wallache. Rannte Rillen in den Boden am Zaun entlang!
Wurde kastriert, da Eingliederung in gemischte Herde gewünscht war.
War noch 1 Jahr nach Kastration recht hengstig
Nr. 3: Junghengst, anderen Pferden gegenüber recht grob und hengstig, im Umgang zum Menschen vorsichtig und sanft.
Würde ihn wahnsinnig gerne Hengst lassen, aber von unseren Haltungsbedingungen her ist es zu aufwändig bzw. kaum machbar.

Aus welcher überzeugung habt ihr hengste?
Keine Überzeugung: Eher: "Weil dat Gauli hald blöderweise keine Stute geworden ist" :wink:
Nö, sehe das auch so wie schon beschrieben wurde: Hengstsein ist halt einfach natürlicher. Kastration ist schon eine Art Verstümmelung. Und ich finde Stuten und Hengste im Umgang einfach feiner wie Wallache. (Wobei mein absolutes 1000%zuverlässigstes Pferd ein Wallach war). Ich bin aber gebrandmarkt durch jahrelanges erfolgloses Stallsuchen bei dem ersten Hengst (damals gabs irgendwie nirgends Hengsthaltung, das hat sich ja Gott sei Dank verändert). Sehe das recht pragmatisch: Hengst darf Hengst bleiben wenn er brav ist und wenn ich geeignete Haltungsbedingungen finde, andernfalls halt Wallachdasein.

Wie haltet ihr eure Hengste?
1+3) Zusammen mit 1 Wallach. Große Paddockbox/Offenstall/im Sommer Weide
2) damals im Offenstall/Weide mit mehreren jüngeren Hengsten/Wallachen, jetzt gemischte Gruppe

Müsst ihr mit einschränkungen leben?
Ja, finde schon dass man Einschränkungen hat.
Geht schon bei der Stallsuche los. Kaum große Koppeln für den Hengst, nur so Paddockhandtücher. Zäune meist viel zu niedrig. Rießenpanik wenn er doch drüber gesprungen ist und sich auf Nachbars Koppel vergnügt oder weg ist.
Bei mehreren Pferden nie einfach nur normale Offenstallhaltung oder "Pferde auf die Koppel lassen". Immer extra abtrennen etc.
Unterbringungsmöglichkeiten bei Wanderritten extrem eingeschränkt.
Immer aufpassen dass man nicht zu nah an andere Pferde ran kommt beim Reiten.
Kurse/Turniere schwierig weil Hengst gedanklich mehr bei der Dame nebenan ist.
Man muss immer ein bisschen "aufpassen". (Aber das ist sicher auch Typ abhängig. Teilweise gibt es ja wirklich obergrottenbrave unkomplizierte Hengste.)
Was auch schwieriger ist bei einem Hengst, finde ich zumindest, ist wenn man ihn mal verkaufen muss aus irgendwelchen Gründen. Es ist schwieriger da geeignete Käufer dafür zu finden.

Was sind die wichtigsten tipps zur hengsterziehung?
"Weniger ist oft mehr". Gegenseitige Achtung. Eigentlich ganz normalen Umgang. Nichts erzwingen. Gelassenheit. Nicht den Hengst dominieren wollen, sondern mehr "bei sich bleiben" und überlegen was einem wirklich wichtig ist, und das dem Tier klar machen.

Wie streng sollte man mit junghengsten sein? In wie weit kann man mit 1-1,5 jährigen schon arbeiten, oder sollte man mit denen arbeiten damit die wirklich brav werden?
Nicht streng sein! Nicht viel machen. In Ruhe lassen, nur "da sein".
Es gibt nur ein paar Punkte die ich von Anfang an klar gemacht habe: Ich werde nicht GEBISSEN und nicht ANGESPRUNGEN oder umgerempelt! Andernfalls gibts RICHTIG ordentlich Ärger!! Und wenn ich mit der Schubkarre komme, hat ER auszuweichen. Ansonsten bin ich ziemlich großzügig und tolerant, bei den Jungen auch kleinen Neckereien oder "Ausrutschern" gegenüber.

Kann man es gut beeinflussen wie hengstig ein hengst ist?
Keine Ahnung, ist sicher vom Pferd abhängig.
Ich denke aber mal eher nicht. Der Rest ist dann Erziehung, z.B. dass trotz hübscher Stute in der Halle trotzdem weiter gearbeitet wird.
roniybb
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--

Beitrag von roniybb »

Wie schon gesagt- mein Hengst und mein Wallach standen 4 Jahre zusammen auf der Koppel, bzw mit anderen Wallachen. Völlig problemlos, Dauerweine... Bis zu dem Tag, wo zwei Stuten Tag für Tag Luftlinie 10m gegenüber standen- da war der Wallach der Feind.--- Eier ab, meines Wallachs und letzten Endes auch des Hengstes zuliebe, ca ein Jahr "Nachwehen" ( gehabe und konkurenzkampf) aber ohne Probleme integrierbar- und nach nun 2 Jahren kann ich beide wieder nebeneinander auf nen Hänger stellen :oops: --
Weißnase

Beitrag von Weißnase »

Rapunzel hat geschrieben:hanska: ja, das gibt es öfter mal, dass sich im alter der hormonspiegel noch verändert. da würde ich es mal mit mönchspfeffer o.ä. versuchen, vielleicht kann man damit das ganze etwas beeinflussen.

einen älteren hengst mit wallache zusammen zu halten ist ein bisschen wie russisches roulette. bis auf die (relativ seltenen) ganz unhengstigen vertreter wird jeder normal tickende hengst einen wallach entweder als konkurrent oder als stute wahrnehmen. ihn auf engem raum mit einem solchen konkurrenten zusammenzusperren oder mit einer "deckunwilligen stute" kann fast nur nach hinten losgehen, vor allem für den betroffenen wallach. statt den hengst zu kastrieren, könnte man ihn auch einfach artgerecht halten. artgerecht heißt für einen hengst allerdings nicht "zwangsvergesellschaftung ohne sinn und verstand", man muss sich halt ein paar mehr gedanken machen, aber soooo schwierig ist es auch wieder nicht und das ewige gejammer, dass man keine hengstgerechten ställe findet, ist meist quatsch. wenn man einen anständig erzogenen hengst hat und ein bisschen eigeninitiative zeigt, ist das meist auch kein riesenproblem. meine SB zB hatte zuerst bedenken, einen hengst aufzunehmen. sie ließ sich dann aber überzeugen und heute stehen schon 4 hengste bei uns im stall, ebenso in paddockboxen wie alle anderen pferde, fallen auch sonst nicht auf. das einzige "extrawürstchen" ist eine eigene Weide, die sie abwechselnd benutzen.
Mir Mönchspfeffer hab ich auch gute Erfahrung gemacht!

Ich fand es allerdings schon schwierig einen Stall zu finden! Ich finde es selbst schwierig mit nem Wallach nen "vernünftigen" Stall zu finden aber mit dem Hengst war es eine Meisterleistung (plus 70 km Fahrt)!
Das Problem ist eben, man hat einen Stall in dem fast alles stimmt (KEINE Boxenhaltung, kein Wegsperren) und dann verändern sich die Begebenheiten und alles beginnt von Neuem (rumgerenne..., wieder Gewichtsverlust, Stress fürs Pferd). Und das kann ich auch per Erziehung nicht beeinflussen und hat mich selbst am meisten belastet. Es richtet sich halt leider nicht die ganze (Um)Welt nach dem Hengst. Wenn man sein Pferd zu beginn erst mal Trockenreiten muss ist das nicht schön.

Hätte alles funktioniert - ich habe es 2 Jahre probiert - wäre ich den Schritt hin zur Kastration nicht gegangen.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Ich hatte bisher auch mehrere Hengste und habe folgende Erfahrung gemacht:

1. PRE: sehr umgänglich,auch im Alter von 6 Jahren fein von Jugendlichen zu führen.Konnte sich allerdings in Damengesellschaft (z.Bsp. in der Halle) schon mal innerlich ein wenig festmachen,blieb jedoch immer absolut kontrollierbar.Ist immer noch Hengst.
Haltung: ganztägiger Weideauslauf auf Einzelweide,an Wallachweide angrenzend,Paddockbox nachts mit Schnupperkontakt zu Wallachen.

2. Reitponyhengst:Deckte eine Saison im Natursprung.Sehr gut zu kontrollieren,jedoch gerne mal ein wenig dominant,wenn es denn von der "Herde" weg ging.Sprich:auf dem Abreiteplatz eines Turnieres immer super zu händeln,alleine im Viereck-wiehern zu den anderen Pferden,völlig abgelenkt.Weidegang ganztägig mit Esel-Wallach.Wurde 5,5 jährig kastriert,da kein Deckeinsatz mehr geplant war,danach alles ok.

3. Warmbluthengste (nicht gekört): beide aus eigener Aufzucht,waren bis 4 bzw. 5-jährig sehr brav,danach quasi von heute auf morgen nahzu nicht mehr gefahrlos zu händeln (in Gesellschaft mehrerer Pferde verschiedenen Geschlechtes);Steigen an der Hand und unter dem Reiter.Nach Kastration keine Probleme mehr.

In der Regel beginnt die pubertäre Phase mit plusminus 2,5 Jahren und kann urplötzlich u.U.von jetzt auf gleich eintreten.

Soll das Pferd nicht in den Deckeinsatz,ist es meist ratsam,eine Kastration in Erwägung zu ziehen.Den meisten Hengsten ist kein artgerechtes Leben vergönnt,zumal viele von Ihnen unter permanentem hormonellem Stress stehen.
Oftmals ist es einfach eine Frage der Eitelkeit der Besitzter,weshalb ein Hengst dieses unwürdige Dasein fristen muss.

Da muss man einfach abwägen und individuell entscheiden.

Was Rapunzel bezgl. des Vitalitätszustandes und des Felles beschreibt,kann ich voll bestätigen.
Zugegebenermaßen erfreut so ein Anblick das Auge des Betrachters,aber wenn man den richtigen Zeitpunkt zur Kastratin trifft (2,5-3 jährig),können viele Pferde genügend Schmelz,Hals und Charisma entwickeln.
Kümmerlich oder ewig schlacksig bleiben oftmals diejenigen,welche bereits mit einem Lebensjahr entmannt wurden.

Auch ist mancher Hengst im positiven Sinne wachsamer,reaktionsfreudiger,spritziger .
Dennoch gehören Hengste in der Regel nur in wirklich erfahrene Ausbilderhände,ganz zu schweigen von der oftmals mangelnden Möglichkeit einer artgerechten Unterbringung.
Patrizia
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Re: der große (jung)hengst-thread (reiten, umgang, haltung,

Beitrag von Patrizia »

Wir haben 3 Hengste, 3 Stuten und 2 Wallache (bis auf 1 Kaltblüter alles Welsh-A-Ponys. Die Hengste sind jetzt 9, 8 und 7 Jahre alt. Überzeugung stand anfangs nicht dahinter, wir haben sie als Jungpferde bzw. Absetzer bekommen (der Jüngste ist bei uns geboren) und somit von klein auf aufgezogen. Wir haben immer gedacht, wir lassen das einfach auf uns zukommen, ob sie Mann bleiben dürfen oder nicht.
Hat sich dann einfach aber so ergeben, daß nie die Notwendigkeit bestand, sie kastrieren lasse zu müssen. Trotz des Stutenkontakts gibt es keinen Terz, wahrscheinlich weil sie die Mädels ja auch schon lange kennen und sie daher nicht mehr so interessant sind.
Die beiden älteren Hengste sind von Anfang an enge Freunde, haben nebeneinanderliegende Boxen, die nur durch Stahlpanels mit großer lichter Weite getrennt sind. Durch die Panels hindurch wird fellgekrault, die Abstände sind so groß, daß da Hals und Kopf problemlos in die andere Box gesteckt werden können. Auch draußen laufen diese beiden zusammen, oft nur durch eine Stromabtrennung von den Stuten getrennt.
Draußen (auf Veranstaltungen oder dem freien Feld) fremde Stuten zu treffen, ist auch kein Problem. Der älteste ist so brav, daß er höchstens mal hinwiehert, der mittlere zieht zwar eine Show ab, lässt sich aber händeln. Der Jüngste, der ziemlich hengstig ist, läuft nicht zusammen mit den beiden, sondern mit einem Wallach, den er seit Fohlenzeit kennt.
Bei ihm muß es ein fester Zaun sein zwischen ihm und den Stuten, da er keinerlei Respekt vor Stromzäunen hat. Am Halfter und Führstrick ist er trotz Stuten in unmittelbarer Nähe jedoch gut zu händeln, stellt sich höchstens manchmal auf die Hinterbeine... was mich nicht groß stört, runter kommen sie alle wieder...hab noch keinen Hengst gesehen, der oben geblieben wäre.
Ihn zu kastrieren würde evtl. schon Sinn machen, aber er ist ein ehemaliges Ataxiepferd (er ist zwar bei uns geboren und bis zum Absetzen geblieben, war aber vom ehemaligen Besitzer der Stute nicht zusammen mit ihr verkauft worden und musste daher nach dem Absetzen zum Züchter zurück, der ihn dann ziemlich runtergewirtschaftet hat und wo er sich bei einem Sturz die Ataxie zugezogen hat, danach wollte ihn der Züchter loswerden und wir haben ihn gekauft). Wegen der Ataxie (die zwar ausgeheilt scheint, aber wegen des Restrisikos) habe ich immer gezögert, ihm die OP zuzumuten. Dann bleibt er halt einfach Hengst.

Ich habe eigentlich nur positive Erfahrungen mit unseren Hengsten gemacht, obwohl es viele Unkenrufe gab. Vor allem der mittlere war im Alter zwischen 1,5 und 2,5 Jahren ausgesprochen hengstig. Nicht der Streßtyp, nein, nur ein absoluter Macho. Auch nie aggressiv, nur halt ein Angeber.
Großartige Erziehung haben wir unseren Hengsten nicht angedeihen lassen, sie wurden genauso locker und unverkrampft behandelt wie jedes andere Pferd auch. Gerte kennt überhaupt keiner, Trense haben sie auch erst spät kennengelernt. Wir sind bei Veranstaltungen auch nur im (etwas edleren) Stallhalfter angerückt, obwohl das bei den Richtern bei Hengsten gar nicht gern gesehen wird.
Sie reagieren genausogut wie die anderen auf Stimme, die mehr oder weniger unser einziges Erziehungsmittel ist. "Gearbeitet" haben wir mit den Hengsten frühestens mit 4 Jahren. Als angenehm habe ich immer empfunden, daß Hengste so schnell lernen und weitaus "nervlich stabiler" sind als Stuten, die während der Rosse teilweise sehr zickig sein können.

Der einzige Tipp, den ich vielleicht weitergeben kann: nicht ernst nehmen, die Kerle, wenn sie mal meinen, sie müssten den großen Macker markieren.

Bei dem ältesten Hengst dürfte der sanfte Charakter wohl Vererbung sein, da auch sein Vater (lt. Angaben der Züchterin) so brav ist, daß er im Vierspänner mit 3 Stuten geht. Unserer ist so anständig, daß man ihn unmittelbar vor einer Stute anbinden kann, wenn man die Hufe macht.
Außerhalb der Rosse kann man ihn auch mit einer oder mehreren Stuten laufen lassen, ihn interessiert das Fressen weit mehr als die Damen.

Im Deckeinsatz steht keiner unserer Hengste.
lescue
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Re: der große (jung)hengst-thread (reiten, umgang, haltung,

Beitrag von lescue »

Wer von euch hat einen hengst?
Habe zwei dreijährige Lusitanos

Wie hengstig ist der? Welches wesen hat er?
Nr.1: Ist sehr hengstig und sehr ranghoch - sprich er war Chef in der Aufzuchtherde und hat als erster angefangen, deutlich zu mackern (mit 2,5 Jahren ging`s los). Mit Menschen ist er freundlich, hält aber bei Unbekannten Distanz und braucht eine ganz klare Führung. Beeindruckend ist seine Sensibilität und seine Aufmerksamkeit.
Nr.2: Ist sehr freundlich und umgänglich, noch ohne Gemacker... in der Herde eher rangniedrig, ruhig und nervenstark. Zum Menschen freundlich aber manchmal auch leicht penetrant

Aus welcher überzeugung habt ihr hengste? (viele der iberischen reiter/trainer reiten ja nur auf hengsten) (haben für euch hengste einen bestimmten vorteil, gegenüber anderen pferden?)
Sind eben die kompletteren Pferde - beim kastrieren geht halt auch immer was von der Vielschichtigkeit der Persönlichkeit weg - ich schätze den Mut, die Unabhängigkeit, den Ausdruck sowie die Neugier und die Bewegungsfreude.

Wie haltet ihr eure hengste?
Meine beiden habe ich selbst in mittelgrosser Junghengstherde aufgezogen, Nr. bekam ich mit 6, Nr.2 mit zwölf Monaten. In der Herde waren zeitweise bis zu 7 Jungs und zwei alte Wallache zum erziehen. Mit ca. 1 Jahr wurde Nr.1 Chef der Herde, er war aber immer eher Einzelgänger. Neben der Aufzuchtweide waren auch andere Pferde (auch Stuten), das war kein Problem. Mit 2,5 zogen fünf der Jungs um zu uns hinters Haus. Nebenan standen nun mein alter Wallach und die Hengstabsetzer. Seit dem Umzug wurde der Ton in der Herde deutlich rauher, trotz viel Platz, viel Futter und keinen Stuten drumherum... Anfang des Jahres sortierte Nr. 1 den ersten Kumpel aus der Herde aus (hat ihn zerbissen), so dass dieser gehen musste. Nr.1 fing noch deutlicher an zu mackern, hatte grosses Interesse an den Fohlen... die Herde verkleinerte sich bis auf drei, weil einer in Beritt ging. Der dritte wurde letztens kastriert, und seit kurzem duldet Nr.1 meinen anderen, Nr.2 nicht mehr, so dass ich ihn separieren musste. Das scheint für ihn ok zu sein, er steht mit Abstand aber auf Sicht zu den restlichen Pferden, bis jetzt kein tigern o.ä. Nr.2 hielt ich ja für sehr lieb und umgänglich, so versuchte ich, ihn zu den Jährlingen zu stellen - die fing er aber an zu hetzen (so nach dem Motto "juhu, endlich rennt mal einer vor mir weg..."). So steht Nr.2 momentan noch mit dem Wallach, der aber nächsten Monat ausziehen wird - dann wird er auch einzeln stehen.

Geplant war es anders - ich dachte, dass meine beiden sich so gut verstehen, dass sie zumindest bis vierjährig zusammenbleiben können. Aber Nr.1 zeigt ganz klar, dass er das nicht duldet - Box nebeneinander (schulterhohe Wand) geht auch nicht mehr. Dabei ist Nr.1 keineswegs asozial, aber eben frühreif.... auf Sichtweite ist alles ok, nur Schnupperkontakt geht eben nicht.
Erstmal behalte ich das so bei, die Einzelhaltung wäre für mich kein Argument zu kastrieren (so sie denn damit augenscheinlich kein Problem haben). Ich habe hier grosse Paddocks und grosse Weiden, kann alles hengstsicher gestalten, sie sind nur über Nacht in der Box.

Müsst ihr mit einschränkungen leben? Zb: keine ausritte mit stutenbegleitern, nicht auf turniere, weil sich der hengst nicht konzentrieren kann
Kann ich noch nicht sagen. Ich hoffe, dass man später zumindest zusammen hängerfahren und ausreiten kann... sollte Nr.1 auf Dauer inkompatibel für Lehrgänge oder Ausritte o.ä. sein, muss ich nochmal neu überlegen. Vermute aber, dass das vor allem Erziehungs- und Übungssache ist.
Allerdings müssen sie zumindest später auch für kurze Zeit von nicht ganz so erfahrenen Personen (meinem Freund) zu händeln sein, sonst wäre ich ja hier festgekettet - sollte das nicht gefahrlos möglich sein, müsste ich kastrieren. Da bin ich aber zuversichtlich - die einzige Gefahrensituation in der letzten Zeit war der kürzlich kastrierte Wallach, der beim reinführen vor einem neu geparkten Anhänger scheute und sich losriss - sowas würden meine Hengste nie tun, die prusten dann und gucken argwöhnisch, aber gehen auf fremdes doch eher mutig zu als abzuhauen...

Wie lange habt ihr euren hengst schon?
2,5 bzw. 2 Jahre - ach ja, einen Jährlingshengst (Oldenburger) hab ich auch noch seit einem halben Jahr.

Deckt ihr mit eurem hengst?
Nein

Was macht ihr mit eurem hengst alles?
Mit Nr.1 und Nr.2 fange ich jetzt an, zu arbeiten, so dass ich sie diesen Sommer noch unter den Sattel kriege...

Was sind die wichtigsten tipps zur hengsterziehung?
Konsequenz und Ruhe und wissen, was man will.

Wie streng sollte man mit junghengsten sein? In wie weit kann man mit 1-1,5 jährigen schon arbeiten, oder sollte man mit denen arbeiten damit die wirklich brav werden?
Ich halte überhaupt nix davon, irgendwas mit Jungpferden zu arbeiten vor 2,5-3 Jahren und finde Spaziergänge o.ä. mit Jährlingen schrecklich. Ist für die völlig unnatürlich, alleine von der Herde weg zugehen - wer nicht warten kann, soll sich ein älteres Pferd kaufen. Aufhalftern, führen, kurze Zeit stillstehen, anfassen lassen und Hufe geben reicht absolut. Wer der Boss ist, regelt sich im täglichen Umgang - kein Drängeln beim Füttern, kein Betteln, aus dem Weg gehen wenn ich mit der Karre komme etc. Im Zweifelsfall setze ich mich dann deutlch durch - das merken die sich.
Jungpferde, an denen schon früh rumgezerrt wurde, finde ich später oft unsensibel, abgestumpft und verlieren ihre Neugier....

Kann man es gut beeinflussen wie hengstig ein hengst ist?
Ist sicher auch ein kleines bisschen vererbungssache,
Hengstigkeit bleibt, da hormonell bedingt, aber wie sich das äussert, ist Erziehungsache...
Grüsse aus Hamburg,

Leonie
Ponypower
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Registriert: Mi, 21. Apr 2010 22:55
Wohnort: Rheinland Pfalz

Beitrag von Ponypower »

Mein "alter" Hengst ist 6jährig und lebt mit 8 weiteren Wallachen und Junghengsten zusammen in einer Herde. Er ist der Chef und alles ist gut. Zeitweiße stand er über die Wintermonate im Pensionsstall, zT direkt neben Stuten, was völlig problemlos war/ist.

Beim Reiten mit Fremdpferden gibt es keine Probleme. An Ostern waren wir erst in einer großen (ihm fremden) Gruppe ausreiten und ich konnte den Ritt stressfrei genießen.

Im Umgang ein sehr feines Pferd, von jederman zu händeln. Führkette/Gerte braucht man nicht zwingend.

Die 2 Junghengste hingegen haben es faustdick hinter den Ohren und betteln praktisch um eine harte Hand.
Just do it
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