Gymnastizierung im Trab

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bea
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Gymnastizierung im Trab

Beitrag von bea »

Immer wieder liest man, dass der Trab nahezu die wichtigste Gangart für die Gymnastizierung des Pferdes sei (womit ich jetzt nicht die immer wieder mal geäusserte Meinung anspreche, dass man das Pferd allein langes Abtraben lösen solle, sondern schon Gymnastizierung). Die Argumente, die für die hauptsächliche Gymnastizierung des Pferdes im Trab jeweils geliefert werden, klingen in meinen Augen logisch – um nur mal einige Schlagwörter wie „Takt“, „Rhythmus“, „Regelmässikeit“ u.a.m., die in diesem Zusammenhang zu fallen pflegen, anzuführen.
In einem Buch über Massage beim Pferd, das einen sehr ausführlichen und gut verständlichen Vorspann über die Anatomie des Pferdes liefert, stiess ich nun aber auf die Aussage, dass der Trab zum Gymnastizieren – v.a. zur Gymnastizierung des Rückens – überhaupt nicht geeignet sei, weil die Rumpfmuskeln sich beim Traben schon allein durch die Gangart in einer relativ hohen Spannung befinden und daher nur eine geringe Gymnastizierung möglich sei. Mir leuchtet auch diese Aussage ein – aber was ist denn nun „richtig“?

Wie gymnastiziert ihr eure Pferde? In welcher Gangart? Warum so und nicht anders? Welche Unterschiede in der Gangart macht ihr in der Lösungsphase im Gegensatz zur Gymnastizierung?
Und nicht zuletzt auch die Frage: Wie stark ist die Gymnastizierung überhaupt von der Gangart abhängig und wie stark von den einzelnen Lektionen?

LG, Bea
Zuletzt geändert von bea am Do, 28. Dez 2006 09:13, insgesamt 1-mal geändert.
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chica
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Re: Gymnastizierung im Trab

Beitrag von chica »

bea hat geschrieben:dass der Trab zum Gymnastizieren – v.a. zur Gymnastizierung des Rückens – überhaupt nicht geeignet sei, weil die Rumpfmuskeln sich beim Traben schon allein durch die Gangart in einer relativ hohen Spannung befinden und daher nur eine geringe Gymnastizierung möglich sei.
Kann ich so aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Der Trab ist im Moment bei meiner Stute die einzige Gangart, in der ich sie locker bekomme. Im Galopp rennt sie, der Schritt ist teilweise passig.

Im Trab dagegen streckt sie sich schön v/a, schnaubt ab und wölbt den Rücken auf. Allein durch Traben und viele gebogene Linien im Trab haben wir in den letzten Wochen viel Rücken- und Oberhalsmuskulatur antrainiert. Auch die Hinterhand ist runder geworden. Inzwischen können wir dank der Trabarbeit langsam an den Galopp rangehen.

Meiner Meinung nach hat Traben an sich also schon eine gymnastizierende Wirkung. Es kommt wohl wie bei allem darauf an, wie und wieviel.
LG Ines
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Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Lösen tue ich mein Pony auch viel im Trab (v/a, Handwechsel, etc.), aber Gymnastizieren hauptsächlich im Schritt (im Trab sind wir auch noch lange nicht so weit :? ). Viel mit Volten, anfängliche Seitwärtsgänge, Halt - Abkauen lassen, wieder angehen, Halt - Antraben (wo er vermehrt untertritt) etc.
Vielleicht liege ich mit meiner Meinung allerdings auch falsch, da ich einfach nicht der Crack bin... :cry:
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Also die Aussage, dass Rückengymnastizierung im Trab schwer ist kann ich bzw. mein Traki voll bestätigen. Zusammen hängt das sicher mit der schlangenförmigen Bewegung der Wirbelsäule und der damit verbundenen wechselseitige Ab- und Anspannung der Rückenmuskeln in der Trabbewegung. Zum Rückenheben taugt der Trab da nur bedingt, wenn es dem Pferd das noch schwer fällt. Besser sind da im Bezug auf die Muskelaktivitäten Galopp und Schritt und Kraxeltouren im Gelände..
Wie gesagt, ist meine Erfahrung, wenn es um das Thema Rückengymnastik und da besonders um das "Anheben" geht.

LG Alix
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pepe
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Beitrag von pepe »

Hi Bea, ich löse die ersten 20 Minuten im Schritt. Bis ich alle Seitengänge "durchhabe", auch mal ein wenig Rückwärtsrichten, Tempounterschiede im Schritt...Wichtig ist mir daß ich von Anfang an auf Entspannung im Pferd achte. Auch beim Lösen im Schritt kurze Reprisen der Konzentration und des Bemühens, gefolgt vom durchhängenden Zügel und "Pause". Im Trab dann nicht übers Tempo, sondern auf die Kadenz, bei ruhigen, grossen Tritten, geachtet. Im Galopp auf die großen Sprünge, ruhig und kraftvoll. Die Wendungen, Seitengänge und Übergänge allmählich mit einfliessen lassen, dann raschere Abfolge, aber die Entspannung als Prämisse.
Bei mir geht eigentlich das Lösen direkt in die Gymnastizierung über, bzw. es geht Hand in Hand....
Ich denk mal daß die das so geschrieben haben, da viele übers Tempo reiten, besonders im Trab. Die meisten Reiter sind doch auf die Trabverstärkung fixiert- alles andere zählt nicht.
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
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bea
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Beitrag von bea »

Danke für eure Antworten.

Leider wird in diesem Buch eben auch gar nicht darauf eingegangen, was genau unter 'Gymnastizierung' verstanden wird. Es wird wirklich nur mehr oder weniger in einem Nebensatz erwähnt, dass sich der Trab durch die erhöhte Muskelspannung schlecht für die Gymnastizierung eigne; die Situation, in der sich das Pferd dabei befinde, sei eine ähnliche, wie wenn sich ein Jogger beim Laufen die Arme an den Oberkörper anlegt, um diesen zu stabilisieren - Punkt; Ende der Stellungsnahme. Ich habe mich eben auch gefragt, ob sich die Autorin dabei vor allem auf das Abreiten in relativ hohem Trabtempo bezieht - andererseits stellen Reiter, die diese Art des Abreitens praktizieren, das meistens explizit in den Kontext des 'Lösens' und nicht des 'Gymnastizierens'. Es stimmt aber natürlich, dass diese beiden Dinge im Prinzip Hand in Hand gehen und der Übergang ein fliessender ist.

Ich selber lege eigentlich mehr Wert auf spezifische Lektionen zum Lösen als auf eine spezielle Gangart. Natürlich wird zuerst Schritt geritten (bzw. meistens mache ich vorher noch Handarbeit, weil ich selber im Sattel immer noch ganz am Anfang der Seitengänge bin, ich diese aber an der Hand abfragen kann), nachher folgt aber meistens relativ schnell auch lockere Trabarbeit, dabei viele grosse Bögen, immer wieder v/a, dazwischen auch Pausen am langen Zügel. Ich als Reiterin merke ja auch, wie sich das Pferd unter mir anfühlt und kann entsprechend reagieren.

LG, Bea
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Jen
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Beitrag von Jen »

Was für ein Buch ist es denn?
Liebe Grüesslis, Jen
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bea
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Beitrag von bea »

Jen hat geschrieben:Was für ein Buch ist es denn?
Tanja Ulbrich: Massage: Muskel- und Gelenkprobleme erkennen und beheben. Erschienen in der Reihe "Gesundes Pferd" bei Müller Rüschlikon in Cham (CH), 2000.
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lalala

Re: Gymnastizierung im Trab

Beitrag von lalala »

bea hat geschrieben: Wie gymnastiziert ihr eure Pferde? In welcher Gangart? Warum so und nicht anders? Welche Unterschiede in der Gangart macht ihr in der Lösungsphase im Gegensatz zur Gymnastizierung?
Und nicht zuletzt auch die Frage: Wie stark ist die Gymnastizierung überhaupt von der Gangart abhängig und wie stark von den einzelnen Lektionen?

LG, Bea
Gymnastizierung beinhaltet für mich alles rund ums Dressurreiten...auch in der Lösungsphase wird irgendwie schon gymnastiziert. Wie ich löse hängt von Lust und Bauchgefühl ab.

Manchmal nur durch kurzes abfragen der Seitengänge im Schritt, manchmal aber auch durch flottes v-a im Trab und flotte Galopp-Trab Übergänge...kommt auch immer auf das Hauptthema der Einheit an. Zum springen soll sie ruhig frisch voran traben und galoppieren, in der Dressurstunde löse ich eher nicht durch Galopp, sondern durch viiiele kurze Übergänge Trab-Schritt und Seitengänge im Schritt, noch nicht in Arbeitshaltung, eher etwas tiefer gen Dehnungshaltung. Meine Lösungsphase beträgt in der Regel nicht länger als 5-max 10min (vorangegangenes Schritt reiten am hingegebenen Zügel nicht eingerechnet)
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