Sylvia Loch: Dressur mit leichter Hand.

Hier werden von uns neue Fachbücher vorgestellt

Moderator: Josatianma

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Josatianma
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Sylvia Loch: Dressur mit leichter Hand.

Beitrag von Josatianma »

Sylvia Loch: Dressur mit leichter Hand. Erfolgreiche Ausbildung von Pferd und Reiter.

ISBN-Nummer: 3-405-16309-9
Verlag: BLV Verlagsgesellschaft mbH, München
Preis:
Seitenzahl: 287
Auflage: 1
Format: gebunden
Kategorie: Reiten, Pferde- und Reiterausbildung, Gefühlsschulung
Jahr: 2002

Klappentext: Mit leichter Hand – dem Pferd zuliebe: Dressur nach klassischen Prinzipien. Ziel dieser Dressurausbildung ist das harmonische, ästhetische Reiten in Gleichklang mit dem Pferd. Nicht der schnelle Turniererfolg zählt, sondern der einfühlsame und zwanglose Umgang mit dem Pferd unter Berücksichtigung seiner Wesensart und seiner speziellen Bedürfnisse. Tipps aus Pferdsicht zeigen, was Reiter in der Praxis besser machen können.

Rezensionstext: Nach einem Einleitungsteil ist das Buch von Sylvia Loch in sieben Teile mit insgesamt fünfzehn Kapiteln, einem Anhang und einem Epilog gegliedert. Der erste Teil heisst „Die Theorie hinter der Praxis“; der zweite trägt den Titel „Theorie wird zur Praxis“. Diese beiden Titel sind meiner Meinung nach Programm für das ganze Buch und besonders der zweite könnte meines Erachtens auch für die Teile drei bis sieben gelten.
Im ersten Teil geht es darum, dem Reiter das Wesen des Pferdes näher zu bringen. Er soll mental und körperlich befähigt werden, sich auf das Tier einzustimmen, um erfolgreich mit ihm zusammen arbeiten zu können. Es wird ganz deutlich: Reiten ist für Sylvia Loch mehr als Technik, es ist Kommunikation. Im zweiten Teil wird der Reiter dann angewiesen, wie er diese Kommunikation gestalten kann, damit sein Partner Pferd ihn versteht und gerne mitarbeitet. Es geht dabei um erste Basisarbeit im Schritt und Trab.
Der dritte Teil heisst „Die Grundausbildung des Pferdes“. Hier wird die Bedeutung des Lösens und Biegens erörtert und intensiv auf die Galopparbeit eingegangen. Auf dieser Basis fussen dann die anschliessenden vier Teile, wo es um die Ausbildung des Pferdes auf A-, L-, M- und S-Niveau geht. In diesen vier Teilen werden die einzelnen Lektionen, die auf dem jeweiligen Niveau verlangt werden, jeweils ausführlich erklärt. Systematisch sollen Pferd und Reiter sich also gemeinsam von unten nach oben bewegen, wobei Sylvia Loch sich an die Reihenfolge der Lektionen nach dem FEI-Reglement hält. Sylvia Lochs Erklärungen sind meines Erachtens auch sehr gut verständlich und nachvollziehbar, was auch durch die vielen Illustrationen in Form von Zeichnungen und Fotos unterstützt wird. Dieses Buch ist aber mehr als „nur“ eine gute Reitlehre, die simple Lektionen und die Hilfegebung dafür beschreibt. Zwar wird dem wie gesagt grossen Raum gewidmet, was das Buch auch als sehr präzises Nachschlagewerk für einzelne Lektionen sehr geeignet macht. Doch darüber hinaus bietet Sylvia Loch dem Leser die Möglichkeit, sich immer wieder in das Pferd hinein zu versetzen. Detailliert und sehr plastisch beschreibt sie, wie bestimmte Lektionen oder Hilfen aus der Sicht des Pferdes vermutlich empfunden werden. Diese Gedanken, die sie wirklich aus Pferdsicht wiedergibt, wirken sehr klar und logisch, wenn auch bisweilen durch die sprachliche Formulierung etwas übertrieben und aufgesetzt. Dadurch, dass sie sich durch Hervorhebungen in farbigen Kästchen aber vom übrigen Text abheben, hat der Leser auch die Möglichkeit, sie gegebenenfalls mal zu überspringen. Nach der Lektüre einzelner dieser Kästchen wird er nämlich vermutlich auch selber schon so am Mitdenken sein, um das alles selber beschreiben zu können, wenn er es verstanden hat. Trotzdem fand ich es sehr spannend, dies mal so explizit ausformuliert sehen zu können und es macht in meinen Augen auch einen Grossteil der Besonderheit dieses Buches aus.

Etwas verwirrt hat mich der Anhang des Buches, der den Titel „Lang und abwärts, tief und rund“ trägt. Sylvia Loch schlägt darin vor, dieses Vorwärts/Abwärts (das sie allerdings nie so nennt) nicht schon mit jungen Pferden zu üben, sondern erst dann, wenn die Versammlung gefestigt ist. Ihre Argumente konnte ich zwar nachvollziehen, als Verfechterin des V/A als Vorbereitung für die Versammlung kann ich mir aber nicht vorstellen, bei der Grundausbildung des Pferdes darauf zu verzichten, um die Rückenmuskulatur aufzubauen. Trotzdem gab mir dieses Kapitel einen Anstoss, mich damit auseinander zu setzen, wie viel V/A in meinen Augen in welchem Ausbildungsstadium vertretbar ist und meine eigene Meinung zu diesem Thema in gewissem Mass sogar zu revidieren. Auch in anderen Bereichen weicht die Reihenfolge in der Ausbildung, die Sylvia Loch präsentiert, von meinen Vorstellungen ab. Sylvia Loch hält ja an der durch das FEI-Reglement vorgegebene Reihenfolge fest, die ich nun, nach der Lektüre dieses Buches, zum ersten Mal auch als sinnvollen Weg ansehen kann. Die Argumentation von Sylvia Loch ist in meinen Augen immer sehr klar, was das Buch für mich zu einer der am besten geschriebenen Reitlehren, die ich bisher in die Finger bekommen habe, macht. Es ist meiner Meinung nach ein Buch, das jeden Reiter dazu bringt, wirklich mit und vor allem weiter zu denken und nicht bloss auszuführen. Interessant fand ich wie schon erwähnt vor allem auch diese Textstellen, wo aus der Sicht des Pferdes berichtet wird. Mir gab das Buch dadurch neue Anstösse, mich intensiver damit auseinander zu setzen, was das Pferd in einem expliziten Moment während der Arbeit denkt und fühlt.

Die einzelnen Kapitel sind gut auch unabhängig voneinander zu lesen, wenn man sich mit einem bestimmten Teilthema auseinandersetzen möchte. Als sehr detailliertes Nachschlagewerk ist das Buch somit sehr gut geeignet. Wer kurze und knappe Handlungsanweisungen sucht, wird in diesem Text aber nicht fündig; schnelles Nachvollziehen der Gedanken ist in meinen Augen nicht möglich, da Sylvia Loch es dem Leser nicht ermöglicht, über die Begründungen hinweg zu lesen; er muss die einzelnen Argumente immer auch selber durchdenken. In diesem Sinne ist es in meinen Augen ein geniales Buch für jeden denkenden Reiter, der für sich und sein Pferd Lektionen nicht nur durchreiten, sondern vor allem auch verstehen möchte.

Verfasserin der Rezension: bea
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birdy
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Beitrag von birdy »

Da es das Buch endlich für einen sehr erschwinglichen Preis (unter 10 Euro) gibt habe ich zugeschlagen und bin bisher sehr zufrieden mit meiner Wahl.

Ich kann mich Beas Rezension nur anschließen. Ein sehr umfassendes Buch, das durch viel Bilder und auch Zeichnungen das Geschriebene verdeutlicht und man kann es so leicht gedanklich umsetzen.

Ich habe bisher noch nicht alles durchgelesen, aber schon einmal alle Bilder angesehen :-)

Was mich aber ein wenig wundert ist, dass Nicole Uphoff eine gute Bekannte/ Freundin von Silvia Loch ist, wo gerade Nicole Uphoff für "Rollkur-Aktivitäten" doch bekannt ist... In dem Buch selber habe ich kein zusammengeschnürtes Pferd gesehen und es werden auch Bildern von (leicht) engen Pferden gezeigt und negativ kommentiert, dennoch wunderte ich mich über die Bekanntschaft von den beiden Damen.

Schön ist es auch, dass das Buch von einer Engländerin stammt und man einfach einmal etwas "anderes" von (z.B.) der Reitausrüstung sieht- keine auf Hochglanz polierten Reitstiefel, sondern Jodpurhosen und fast überall ein Reithelm, egal ob man dabei eine Traversale reitet oder einfach nur das Pferd ein bisschen biegt- das Aussehen steht hierbei hinter der Sicherheit, was mir sehr sympatisch ist. Man hat nicht das Gefühl, dass man das Buch nur lesen "darf", wenn man den Top Dressurcrack im Stall stehen hat.
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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Über Nicole Uphoff bin ich auch gestolpert - sowohl in der Einführung als auch als Beispiel für feines Reiten.

Ansonsten finde ich das Buch ebenfalls nicht schlecht. Die meisten Bilder sind gut, die Beschreibungen ebenfalls - wenn auch nicht immer gleich zu verstehen.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Dieses Buch habe ich mir vor Jahren gekauft, als ich ein Buch über Dressurreiten gesucht habe und seit dem schaue ich immer wieder rein. Ich finde das ist mit Abstand das beste Buch, dass Hilfen und Übungen wirklich sinnvoll und nachvollziehbar erklärt. Ich habe bis jetzt immer noch kein Besseres gefunden :D

LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
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