Richard Hinrichs: Reiten mit feinen Hilfen

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Moderator: Josatianma

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chica
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Richard Hinrichs: Reiten mit feinen Hilfen

Beitrag von chica »

Richard Hinrichs: Reiten mit feinen Hilfen - Sitz, Einwirkung, Motivation für Pferd und Reiter

ISBN-Nummer: 3-440-08051-1
Verlag: Franckh-Kosmos
Preis: 34,90 €
Seitenzahl: 158
Auflage: 1
Format: gebunden
Kategorie: Reiten, Schulen auf der Erde
Jahr Erstausgabe: 0
Jahr (Veröffentlichung dieser Ausgabe): 2005

Klappentext:

Der Traum vieler Reiter ist eine harmonische Einheit mit dem Pferd. Sie kann nur durch feine Hilfen erreicht werden. Voraussetzung dafür ist ein genau bestimmbarer, ausbalancierter Sitz. Gerade beim Reiten von Lektionen mit höherem Schwierigkeitsgrad darf das Gleichgewicht nicht gestört werden, sondern muss vielmehr zielgerichtet positiv beeinflusst werden. Das gilt auch für die innere Einstellung und Motivation von Pferd und Reiter.

Rezensionstext:

Wie der Titel schon sagt behandelt dieses Buch von Richard Hinrichs das Thema „Reiten“. Dieses wird unter dem Fokus von drei Themenbereichen beleuchtet, die die Überschriften „Sitz und Hilfen“, „Motivation von Pferd und Reiter“ und „Spezielle Aufgabenstellungen“ tragen. Somit ist das Buch sehr logisch aufgebaut: von den Grundlagen zu den grösseren Herausforderungen, vom Einfacheren zum Schwierigeren. Untermauert wird der durchwegs kompetente und zumindest für fortgeschrittene Reiter gut zu lesende Text durch viele wunderschöne Fotos sowie einzelne skizzenhafte Illustrationen.

Im ersten Kapitelbereich „Sitz und Hilfen“ widmet sich Richard Hinrichs zunächst mal der Basis für alles Weiterführende, dem Sitz. Er betont insbesondere die Wichtigkeit der Sitzschulung an der Longe sowie die Wirksamkeit der Piaffe, damit ein Schüler spüren kann, wie es sein sollte. Es folgen einige Ausführungen darüber, welche Eigenschaften ein Lehrpferd mitbringen sollte und mehrere Übungen, die den Schüler dazu bringen könnten, möglichst bald einen zentrierten Sitz und eine zweckmässige Aufrichtung des eigenen Körpers zu erreichen. Im Anschluss an diese Abhandlungen zum Sitz widmet der Autor sich den verschiedenen Hilfen. Interessant ist hierbei, dass er nicht nur erklärt, wie die Hilfen gegeben werden sollten, sondern dass jeweils gegen Ende der Abschnitte die häufigsten fehlerhaften Ausführungen sowie deren mögliche Korrekturen angeführt werden.

Als erste der Hilfen geht Richard Hinrichs auf die Schenkelhilfen ein. Ganz besonders in diesem Teil des Kapitels lässt sich meiner Meinung nach auf den Fotos sehr schön mitverfolgen, was der Autor meint, wenn er im Text von den unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten der Schenkel spricht.

Im anschliessenden Kapitel zu den Zügelhilfen erklärt der Autor nach einer allgemeinen Betrachtung zur Handhaltung und der Position der Stärke, in der sich der Reiter immer befinden sollte, die Unterscheidung der Zügelhilfen in Paraden und Arrêts. Ebenfalls explizit angesprochen wird das korrekte Aufnehmen und Nachfassen der Zügel – etwas, worüber die meisten Reiter sich leider viel zu wenig Gedanken machen. Die Hand kann nach Richard Hinrichs unheimlich viele Funktionen erfüllen und so z.B. auch einen treibenden Effekt haben.
In zwei anschliessenden Kapiteln werden zunächst die Gewichtshilfen (und mit ihnen nochmals die Merkmale für den korrekten Sitz) und anschliessend die Stimmhilfen erläutert. Im Anschluss geht er dann auf die Hilfsmittel Sporen und Gerte ein.

Während dieser erste Themenbereich zum Sitz und den Hilfen m.E. noch keine grossen Aha-Erlebnisse für den literaturbewanderten Reiter mit sich bringt, wenn auch sehr gute und fundierte Erklärungen, so ist der nächste Kapitelbereich in meinen Augen etwas aussergewöhnlicher. Der Autor macht sich nun Gedanken über die Motivation von Pferd und Reiter und bringt dabei Dinge zur Sprache, die öfter so expliziert gesagt werden müssten. Zunächst einmal stehen die verschiedenen Möglichkeiten, das Pferd zu motivieren, im Vordergrund. Richard Hinrichs spricht dabei Möglichkeiten an, die man sich als Reiter häufig viel zu wenig bewusst ist, so z.B. das freie Vorwärts als Belohnung für die starke Versammlung. Er sieht die Aufgabe des Ausbilders darin, das Pferd durch Motivation dahin zu bringen, dass es dasselbe erreichen will wie er. Das Pferd muss dazu gebracht werden, freiwillig zu arbeiten.
Im Anschluss widmet Richard Hinrichs sich dem Reiter. Dieser müsse ein ganz klares inneres Bild dessen haben, was er erreichen wolle. Nur durch eine ganz starke, innere Vorstellung dessen, was er im Moment gerade und was er überhaupt erreichen wolle, könne er dieses Ziel erreichen und zu Erfolgserlebnissen gelangen. Diese innere Vorstellung sei noch wichtiger als die Reittechnik selber. Der Autor geht aber auch auf die Unterrichtssituation selber ein. Er unterscheidet verschiedene Reitertypen und beschreibt, wie das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler sich gestalten sollte, damit ein gemeinsamer Weg erfolgreich beschritten werden kann. Zum Abschluss dieses Kapitelbereiches geht er noch auf typische Unterrichtssituationen und Probleme ein.

Der letzte Themenbereich widmet sich unter dem Titel „Spezielle Aufgabenstellungen“ nun den verschiedenen Lektionen, deren Ausführungen sehr detailliert beschrieben werden. Von den Übergängen über die Wendungen und Seitengänge bis zu Piaffe und Passage und einem abschliessenden Kapitel zum freihändigen Reiten wird die ganze Schule auf der Erde abgedeckt. Die einzelnen Abschnitte zu den Lektionen sind so aufgebaut, dass zuerst kurz etwas Allgemeines gesagt wird, danach die Hilfen erklärt und schliesslich wiederum mögliche Fehler- und deren Korrekturmöglichkeiten aufgezeigt werden. Besonders diese Kapitel zu den einzelnen Lektionen eignen sich meiner Meinung nach hervorragend zum Nachschlagen. Die Lektionen werden sehr genau und fundiert erklärt und ihre Möglichkeiten und Problemstellen aufgezeigt.

Richard Hinrichs’ Buch versteht sich u.a. als Ergänzung zum einige Jahre früher erschienenen, gleichnamigen Video-Film. Sachlich und kompetent führt der Autor hier seine Gedanken zum Thema „Reiten“ weiter und ergänzt sie um das Kapitel der Motivation. Trotzdem ist die Kenntnis des Videos nicht Voraussetzung für die Lektüre des Buches. Die beiden Medien ergänzen sich zwar, können durchaus aber auch unabhängig voneinander bestehen. Für mich ist Hinrichs’ Buch zu einem Nachschlagewerk geworden, das ich nicht mehr missen möchte, da es sich insbesondere sehr gut als erste Anlaufstelle für Fragen zu einzelnen Aspekten des Reitens eignet.

Verfasserin der Rezension: Bea
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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WILANO

Beitrag von WILANO »

ja, ich muss sagen, sein Buch ist sehr informativ, dazu aber knapp und sachlich mit wenig Tammtamm und verwirrenden Umschreibungen.
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Nadja
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DVD

Beitrag von Nadja »

Hat schon jemand von Euch die DVD dazu gesehen?
Ich habe sie mir soeben angeschaut und muss ganz ehrlich gestehen: ich bin etwas geschockt, denn ich hätte Besseres erwartet. Viele Pferde im Film gehen hinter der Senkrechten (ich würde sagen sogar rund 3/4!), der oberste Punkt ist nicht das Genick, sondern i.d.R. der 2., 3., ja teilweise sogar der 4. (!!) Halswirbel. Der 'falsche Knick' ist bei einigen nach meiner Meinung nach sogar schon so 'antrainiert'. Die Pferde gehen nicht wirklich schwungvoll und werden vereinzelt sogar von ihren Reiterinnen so zurückgehalten, dass sie diesen in meinen Augen gar nicht wirklich entfalten können.

Den Pferden werden an der Longe Ausbindezügel verschnallt, einem Pony so, dass es offensichtlich stark hinter die Senkrechte kommt!

Bitte liebe Hinrichs-Verfechter, lyncht mich nicht, das ist nur meine bescheidene Meinung, aber ich bin gespannt ob nur ich das so sehe, oder ob anderen das auch aufgefallen ist? :?
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Beitrag von kallisto »

@ Nadja

Ich habe ähnliches beobachtet. Ich war auch sehr enttäuscht über die DVD und hätte einen Kauf sehr bereut. Es war mir zu wenig Inhalt und über das Reiten an sich kann ich mich nur Nadja anschließen. Gerade das Reiten auf den jüngeren Pferden :? ... Das hat mich aber schon auf der Handarbeits-DVD abgeschreckt. Gerade die Rückentätigkeit, die Selbsthaltung und auch die innere Ruhe des Pferdes habe ich nicht gefunden.

LG Susi
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bea
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Beitrag von bea »

Ist dies die gleiche DVD, die es früher einfach auf Video gab, oder ist es ein neuer Film? Ich kenne den gleichnamigen Video, fand ihn aber eigentlich durchaus sehr schön anzuschauen und kann eure Beobachtungen nicht teilen. Gerade Rückentätigkeit kann ich durchaus erkennen und ich finde die Pferde im Allgemeinen aufmerksam und zufrieden.
Leider ist mein Videorekorder kaputt, so dass ich mir den Film nicht nochmals anschauen kann unter diesen kritischen Gesichtspunkten, die ihr nun eingeworfen habt.

LG, Bea
Reiten heisst: sitzen - fühlen - denken.
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Hm, ich hab mir die DVD gestern Abend nebenbei (beim Telefonieren) quasi überblicksweise angeschaut und was mir als erstes dazu einfiel, war nicht, dass bei einigen Pferden der Kopf nicht genau da war, wo es wünschenswert gewesen wäre. Sondern mir gefiel der Grundgedanke, bestimmte Lektionen und Übungen von Vertretern verschiedener Reitweisen bzw. Reitern mit sehr unterschiedlichen Pferden reiten zu lassen und nach den Gemeinsamkeiten zu suchen. Besonders beeindruckte mich Peter Kreinberg, zugegebenermaßen. Schon chic, wenn man sein Pferd aus einem ordentlichen Galopp ohne alles durchparieren kann!

Was mir allerdings unangenehm auffiel, war eine bestimmte Hinrichs-Schülerin, deren Sitz mir nicht so ganz ausgefeilt erschien. Warum gerade sie doch recht häufig zu sehen war, erschließt sich mir daher leider nicht. Vielleicht um zu zeigen, dass man auch ohne einen guten Sitz seinen Show-Ambitionen frönen kann?
„Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
kallisto
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Beitrag von kallisto »

dshengis hat geschrieben:Sondern mir gefiel der Grundgedanke, bestimmte Lektionen und Übungen von Vertretern verschiedener Reitweisen bzw. Reitern mit sehr unterschiedlichen Pferden reiten zu lassen und nach den Gemeinsamkeiten zu suchen.
Das hat mir auch sehr gefallen. Und erlebt man selten, dass man so weit über den Tellerrand hinaus schaut. Sowohl die western- als auch gangpferdegerittenen konnten sich sehen lassen. Man kann ja nicht nur meckern. 8)
Es war auch nicht so gemeint, dass die Rückentätigkeit nicht da war. Vielleicht war ich auch zu erwartungsvoll. Wenn ich mich richtig entsinne, empfand ich es bei dem jungen Grauschimmel nicht so schön, der allerdings schon höheres Niveau zeigen mußte. Im Gegensatz war der Kladruberrappe aber wieder ein Traum.
Aber man sollte auch bedenken, dass die DVD sich eher auf den Reiter bezieht. Die reine Pferdeausbildung wird weniger angesprochen.
Ich finde nicht, dass eine DVD nur bestes Reiten zeigen muss. Man kann aber durch Zusammenschnitt den Gesamteindruck beeinflussen oder zumindestens die noch anstehenden Probleme ansprechen. Weil ich gehe davon aus, dass eine DVD die Stärken des Ausbilders hervorhebt bzw. präsentiert.

LG Susi
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