Anja Beran in der Schweiz, 12,-13.04.2008

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Josatianma
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Anja Beran in der Schweiz, 12,-13.04.2008

Beitrag von Josatianma »

Autor: Jen


Der Samstagmorgen fing wieder mal aufregend an. Aus irgendeinem Grund wollte Moik nicht in den Hänger einsteigen und tobte rum. Ich war völlig perplex, hatte er das doch schon seit Jahren nicht mehr gemacht. Aber alles toben (ich durfte ihm 3x den Wiesenweg nachstiefeln, weil er sich losgerissen hatte. *schnaub*) half nichts, ich blieb stur. Endlich war er drinnen und ich konnte mit etwas Verspätung losfahren. Vor lauter Studieren, woran das nun lag, hab ich beim ersten Autobahnkreuz aus lauter Gewohnheit die falsche Auffahrt genommen und fuhr in die Stadt rein, anstatt außen rum! Mann, nervte ich mich ab mir selber! Zum Glück hatte ich genug Zeit einberechnet und kannte mich gut aus, so konnte ich ohne allzu grosse Verzögerung wieder auf den richtigen Weg zurückfahren.

Dort angekommen, musste Moik noch etwas im Hänger warten. Eine andere Reiterin und ich hatten nämlich unsere Gastboxen bei einem anderen Stall bekommen, da es auf der Kursanlage nicht genügend freie gab. Deshalb nahm ich ihn erst kurz vor der ersten Lektion raus und machte ihn bereit. Als ich die Transportgamaschen abnahm, sah ich, dass er sich bei seiner Rumtoberei am Morgen verletzt hatte! Er hatte zwei Ballenschnitte, die auch etwas bluteten. Zum Glück war die Kursorganisatorin Tierärztin und sah sich das schnell an. Der eine Schnitt war nur oberflächlich, der andere etwas tiefer, aber beide harmlos. Moik hat auch überhaupt keine Anzeichen von Unregelmässigkeit beim Vortraben angegeben, so dass sie das OK für den Kurs gab. Ich hab es ausgewaschen und desinfiziert. Es war mir nicht ganz wohl und so sagte ich Anja Beran dann, dass ich sofort aufhören würde, falls er eine Unregelmässigkeit zeigen würde.

In der ersten Lektion war ich deshalb nicht ganz so entspannt, weil ich ständig mit halber Aufmerksamkeit bei diesem Huf war. Er zeigte jedoch überhaupt keine Anzeichen und man sah ihm gar nichts an. Es war der erste Kurs von Anja Beran in der Schweiz und so tasteten wir uns ein bisschen aufeinander zu. Ich war zwar schon bei ihr auf dem Hof und hatte auch schon 2 Reitlektionen bei ihr, aber mit dem eigenen Pferd ist es wieder was anderes... Als erstes liess sie mich im Schritt Seitengänge und Übergänge reiten, dann dasselbe im Trab. Die erste halbstündige Lektion des Tages war recht unspektakulär. Ihr angenehmer Unterrichtsstil, gewürzt mit einer guten Prise Humor, holte mich dann langsam runter und ich konnte mich mehr auf das Pferd konzentrieren.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen, wo wir es alle recht lustig hatten, ging es am Nachmittag weiter. Jetzt forderte sie schon etwas mehr und nahm die Galopparbeit hinzu. Galopp ist ja nicht so unsere Stärke und wir wurden recht gefordert, als wir viele Schritt-Galoppübergänge auf kleiner Volte machen sollten und Angaloppieren aus dem Rückwärtsrichten. Auch schaute sie sich unsere Piaffe an und war recht zufrieden, sie forderte auch da viele Übergänge aus dem Rückwärtsrichten oder dann auch Trab-Piaffe-Trab Übergänge. Nach all der Aufregung den ganzen Tag durch waren wir am Schluss beide recht müde, Moik und ich. Aber Anja fand, ihm würde das ganz gut tun, er würde sich gerne etwas schonen...

Am Abend gab es dann noch ein gemeinsames Nachtessen, wo Anja einige Ausschnitte aus ihrer DVD zeigte und diese kommentierte. Obwohl ich die DVD schon kannte, fand ich es interessant. Sie erzählte einige Hintergrundinformationen zu den Pferden und deren Ausbildung. Anschließend gab es eine offene Fragerunde. Schweizer sind ja etwas schüchtern und so traute sich am Anfang fast niemand was zu fragen, aber die humorvolle und herzliche Art von Anja wärmte das Publikum auch auf, und es gab noch einige interessante Diskussionen. Ich denke, wenn man im Voraus gewusst hätte, dass es eine derart offene Fragerunde gäbe und nicht nur einen "Vortrag" (wie angekündigt), hätte man allenfalls ein paar Fragen vorbereiten können. Mir passiert es nämlich, dass ich dann vor lauter Aufregung vergessen habe, was alles ich eigentlich schon immer mal fragen wollte.

Am nächsten Morgen forderte sie etwas mehr von Moik und mir, wieder viele Übergänge und wechselnde Lektionen, Schulterherein im Wechseln mit Anhalten oder volten, Renvers, Travers, übergänge etc. um ihn noch etwas flinker mit dem Hinterbein zu machen. Im Galopp liess ich ihn dann leider etwas auseinanderfallen, ich hatte wohl wieder mal zu viel Mitleid, aber die vielen Übergänge abwechselnd mit kurzen Pausen am langen Zügel, machten ihn aufmerksam und konzentriert.

Am Nachmittag dann die letzte Lektion und wenn ich gemeint hatte, sie hat uns am Morgen schon gefordert, dann war das nix, gegen jetzt. Die Ansagen kamen wie aus der Pistole geschossen, auf jeder Bahnseite eine andere Lektion, wir mussten wirklich parat, konzentriert und präsent sein. Und dann kam noch mein persönliches Highlight vom Kurs: Sie sagte mir, ich solle im Schritt auf die Mittellinie und dann ganz gerade anpiaffieren. Stur ganz weit vor mich herschauen, und das Pferd gerade halten. Vor lauter gerade sein wollen, verkrampfte ich mich etwas und mein Sitz war nicht ganz so stabil, weshalb wir etwas wackelig unterwegs waren. Naja verbesserungswürdig, ich hätte gerne nochmals probiert, dann sagte sie mir, ich solle eine halbe Piaff-Pirouette nach links machen. Hä? Haben wir noch nie gemacht, aber ich hatte gar keine Zeit groß darüber zu studieren und ich machte einfach: und siehe da, es ging besser als gedacht! Zumindest nach links. Nach rechts ist unsere schwierigere Seite, weil Moik Rechtshänder ist, d.h. er wirft sich gerne auf die rechte Schulter und klebt damit etwas auf dem Boden. Auch hier merkte ich, sobald ich die Wendung anfing einzuleiten wollte er sich rumschmeissen und als ich ihn aufhalten wollte, wollte er erst angaloppieren. Ich stoppte ihn am Ort ab und begann gleich wieder von Neuem und wendete gaaaanz langsam und vorsichtig. Die Piaffe litt zwar darunter, indem sie etwas zäh wurde, aber mir war da jetzt erstmal wichtiger, dass er sich nicht immer so auf diese Schulter schmiss. Sie liess mich dann nochmals anhalten, rückwärtsrichten und nochmals neu probieren. Zentimeter für Zentimeter wenden, die Wendung etwas grösser machen, damit es ihm nicht zu schwer fiel und er blieb bei mir. Oh, war das toll! Ich war so zufrieden für das erste Mal und natürlich gab es für diese Leistung dann auch ein Leckerli

Von dieser kurzen Sequenz hab ich sogar einen Filmausschnitt: http://www.youtube.com/watch?v=lbLofMroBgM

mehr kann ich bildlich leider momentan nicht präsentieren, weil ich etwa 4h hatte, bis nur schon das Teil raufgeladen war! ächz. Aber besser als nichts

Fazit:
Ein sehr schöner, angenehmer Kurs mit einer tollen Kursleiterin und sehr bemühten, engagierten Reiterinnen. Wir hoffen alle, dass sie wieder mal die Zeit findet, uns in der Schweiz zu besuchen und zu unterrichten! Ich wär auf jeden Fall wieder dabei!
Zuletzt geändert von Josatianma am Fr, 27. Jun 2008 22:16, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Danke, Jen, für deinen schönen Bericht!
horsman
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Beitrag von horsman »

Sehr schöner Bericht - toller Kurs.
Mal ne Frage dazu:
die Piaffe in die Mitte der Bahn zu legen bereitet uns noch etwas Schwierigkeiten. An der Bande und nach den Ecken gehts wesentlich leichter. Welche Erfahrung hast Du diesbezüglich gemacht und wie war die Entwicklung bei Dir /euch dafür und hast Du ggf. einen entscheidenden Tip für mich ?

Gruss
horsmän
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hallo Horsmän

ou, das weiss ich nicht, ob ich dir den entscheidenden Tipp dazu liefern kann? ;) Wo genau liegt denn das Problem? Wie sieht es denn auf dem inneren Hufschlag aus? Wie sieht es aus, wenn du Übergänge Trab-Piaffe-Trab auf dem grossen Zirkel machst und zb. auch an der offenen Seite? Ich denke ganz wichtig ist, dass man sich auch an der Bande bewusst wird, auf welche Schulter das Pferd drückt und mit welchem Hinterbein das Pferd der Last lieber ausweichen würde. Meist verlässt man sich als Reiter ja da ein bisschen auf die Bande, nur hilft die nicht wirklich das Problem zu beheben... ;) Und sich dann auch bewusst werden: es gibt eine rechts-gestellte, links-gestellte, und gerade-gestellte Piaffe. Dies genau zu unterscheiden hilft auch jeweils das innere Bein zu erreichen und auch die Schulter zu kontrollieren. Eine gerade Piaffe ist etwas sehr sehr schwieriges *schwankschwank* ;) Und eben: nicht aufs Pferd schauen, sondern weit voraus. Dann spürt man besser was das Pferd unter dir macht und man kann besser das Gewicht zentrieren.
Liebe Grüesslis, Jen
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greta j.
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Beitrag von greta j. »

Ui - hört sich super an! :D
Vielen Dank für den Bericht!
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smilla
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Beitrag von smilla »

Danke für den schönen Bericht!
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Danke! Und: Das Video ist wunderschön! Balsam für die Seele.
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Ciri
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Beitrag von Ciri »

nur ne kleine zwischenfrage: war der kurs nicht im april? oder war sie jetzt tatsächlich schon ein weiteres mal in der ch ?` :shock:
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Jen
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Beitrag von Jen »

hallo ciri

doch du hast recht, er war im april! ich habe dies auch bei meiner Kursbeschreibung, welche ich Josa geschickt hatte so angegeben. Habe gar nicht gemerkt, dass in der Überschrift das Datum geändert wurde... das korrekte Datum war: 12.+13. April! Also schon eine ganze Weile her ;) Leider kam ich vorher nicht dazu, einen Bericht zu schreiben :(
Liebe Grüesslis, Jen
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angenita
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Beitrag von angenita »

Hab grade dein Video angeschaut, Jen, und bin TOTAL beeindruckt! Wow. Solch feines Reiten, und so ein schoen arbeitendes Pferd... ein Augenschmaus!

LG Angenita
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Dito!


Und nun habe ich mal wieder ein Vorbild, was Zügel(halb)spannung angeht...
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