Die verflixte Hand: entweder zu lasch oder dann starr

Rund um die klassische Reitkunst

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Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

bea hat geschrieben:Richard Hinrichs spricht sich in seinem Buch "Reiten mit feinen Hilfen" auch ganz klar für eine geschlossene Hand aus. Er schreibt, dass ein Reiter mit einer offenen Hand nicht das klare Bild vor Augen hätte, sein Pferd formen zu können. Die geschlossene Hand sei ein Ausdruck der inneren Stärke des Reiters.
:lol:
Sorry, aber das stimmt so nicht. Ich glaube kaum, dass man von der Handhaltung auf die Einstellung des Reiters schließen kann. Dafür gibt es genug Gegenbeweise.

Wie gesagt, jeder muss für sich und sein Pferd die Handhaltung finden, die angenehm ist. Feine Hilfen geben kann man immer, solange die Hand weich ist und nicht zugekrampft.
Denn eine geschlossene Hand ist ja nicht automatisch zugekrampft und eine offene nicht automatisch weich. Gut reiten kann man mit beidem, schlecht reiten auch.

LG, lou
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Hm, meine RL präferiert die Hohlfaust. Also geschlossen, aber nicht fest. Die Finger sind noch beweglich und können bei Bedarf, nunja, schon fest werden (weiß grad nicht, wie ich das besser bezeichnen soll). Also einen Augenblick lang nicht nachgeben. Ansonsten "spielen" sie, sind beweglich - das berühmte Schwämmchen-ausdrücken eben. Daumen am Besten auf dem Zeigefinger fixiert.
Damit tu ich mich aber auch noch schwer. Aus der Vergangenheit heraus habe ich die Hände lieber zu weit offen, um nicht hart zu werden. Leider klappt das auf Dauer so auch nicht. Ist also ein fröhliches Suchen und Ran-Tasten an die ideale Zügelhand. Hoffentlich wird das noch was zu meinen Lebzeiten ,)
Manfred

Re: Die verflixte Hand: entweder zu lasch oder dann starr

Beitrag von Manfred »

bea hat geschrieben:Habt ihr irgendwelche Tipps, wie ich eine konstante Zügelverbindung halten kann, ohne starr zu werden? Trockenübungen? Übungen beim Reiten? Mentale Bilder?
Hallo Bea,

hatte dieses Problem auch lange gehabt, weil ich mich nicht lösen konnte und häufig verkramft war.

Susanne hat daher mit Trockenübungen bei mir angefangen. 8)

Zuerst sollte ich ein Springseil nehmen, es wie Zügel in die Hand nehmen und den Schlag über eine Stuhllehne legen. Dann eine leichte Verbindung herstellen und dabei die Lehne nach hinten kippen, sodass der Stuhl ins Kippeln kommt aber nicht umfällt.

Das ist das Gefühl, welches ich für mich abspeichern sollte. Das gewicht entsprsch in etwa 100 bis 200 g, mehr nicht.

Es war nicht leicht diese leichte Verbindung ständig aufrecht zu erhalten und dabei einen Reitrythmus zu simmulieren.

Als das gut ging, wurde die Übung deutlich verschärft, in dem ich dabei auf einem Trampolin stehen und leicht mitschwingen sollte.

Ist ne tolle Übung.

Und für Metale Bilder kann ich dir das Buch "Reiten aus der Körpermitte" Band 1 von Sally Swift empfehlen.

http://www.amazon.de/Reiten-K%f6rpermit ... F8&s=books

Sie beschreibt darin z. B. ein Bild von kleinen Vögelchen, die der Reiter beim Reiten in seinen Händen so fest halten sollte, dass er sie weder zerdrückt noch verliert.

Mir hat auch das sehr geholfen.

Liebe Grüße
Manfred
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bea
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Beitrag von bea »

@Lou: Ich sagte ja, dass ich das nicht beurteilen kann. :wink: Mir selber kommt diese Aussage auch ein bisschen hinkend vor. Aber es ist ein Beispiel für einen wirklich guten Reiter, der für die geschlossene Faust plädiert.
Ich gebe dir recht, dass man nicht sagen kann, was "richtig" und was "falsch" ist (-> das war auch gar nicht meine Absicht).

@dshengis: Ich mache auch einen leichten Hohlraum in meiner Faust. Allerdings keinen richtigen, sondern nur einen kleinen, wo neben dem Zügel, der durch geht, noch ein bisschen Luft ist. Das ermöglicht milimeterfeine Bewegungen aus den Fingern heraus. Bei konstanter Anlehnung (ja, das wäre der Idealfall... :? ) brauche ich auch nicht mehr Freiraum. Ich bin aber auch immer noch am Suchen, das hinzubekommen... :wink:

@Manfred: Danke für deine Tipps. Das mit dem Springseil muss ich mal ausprobieren. Aber ich verstehe nicht ganz, wie der Stuhl allein durch das Seil ins Kippen kommen soll... :?:
Sally Swift kenne (und liebe :D ) ich.

LG, Bea
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Manfred

Beitrag von Manfred »

bea hat geschrieben:ich verstehe nicht ganz, wie der Stuhl allein durch das Seil ins Kippen kommen soll... :?:
Hi,

Du stehst hinter der Lehne, mit soviel Abstand, dass beide Enden wie die Zügel leicht gespannt sind. Durch das Annehmen wird dann die Lehne etwas nach hinten bewegt und der Stuhl fängt an zu kippeln.

Ziel ist es ihn auf seinen hinteren Füßen zu balancieren, sodass er nicht nach hinten umfällt und auch nicht nach vorne zurückklappt.

Wenn Du dabei dann auch noch auf einem Trampolin stehst, kannst Du die jeweilige Gangart des Pferdes simulieren. Im Schritt wippst Du einfach abwechselnd vom linken auf das rechte Bein, so als würdest Du eine Treppe hinaufsteigen und im Trab joggst Du dann schon und im Galopp werden es kleine Sprünge. :jump1:

Viel Spaß
manfred
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bea
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Beitrag von bea »

@Manfred: Also das Seil ist irgendwie bei der Lehne "eingefädelt"? (sorry für die doofe Frage... :oops: )
Reiten heisst: sitzen - fühlen - denken.
Manfred

Beitrag von Manfred »

bea hat geschrieben:@Manfred: Also das Seil ist irgendwie bei der Lehne "eingefädelt"? (sorry für die doofe Frage... :oops: )
Klar, kommt aber auf die Lehne an. Bei dem Stuhl, den Susanne dazu benutzte, konnte mann das Seil einfach am oberen Ende rumlegen (ein durchfädeln war nicht nötig). Der Halt entseht durch das Gegengewicht des nach vorn kippenden Stuhls.

Nimm einefach das Seil, leg es am oberen Ende der Lehne vorne rum und ziehe damit die Lehne zurück, bis der Stuhl kippelt. So halten und die Übung beginnen.

Habe leider kein Bild davon, oder frag direkt bei Susanne nach. Du findest ihre Kontaktdaten in unserem Trainerverzeichnis hier auf dem Board.

LG
Manfred
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bea
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Beitrag von bea »

@Manfred: Sorry, für mich war das eben nicht so klar, aber jetzt habe ich 100% verstanden. :wink:

Gestern in der Reitstunde war meine Lehrerin übrigens mit meiner Handhaltung recht zufrieden. *ganz stolz bin*

LG, Bea
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kiki
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Beitrag von kiki »

Danke Manfred diese anschauliche Darstellung mit dem Stuhl werde ich auch mal ausprobieren. Ich habe nämlich ein ähnliches Problem. :roll:
Ich denke das haben viele, man kann noch soviel lesen oder vom RL korrigiert werden ( Vögelchen und Schwämmchen habe ich von meiner RL auch zur genüge gehört ) es klappt nicht. :cry:
Ich bin der Meinung man muß es fühlen und dann macht es klick und diese Übung ist Klasse dafür. :)
Grüße Kiki
Manfred

Beitrag von Manfred »

Ach, das ist ja schön,

wenn ich auch mal etwas weiterhelfen konnte. :D

LG
Manfred
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