Vortrag von Herrn Dr. Heuschmann auf der Messe Partner Pferd

Rund ums Thema Pferd und die klassische Reitkunst

Moderator: Josatianma

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glovedrider
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Beitrag von glovedrider »

nicht überwiegend. Aber denk mal bespannte artillerie die vom führpferd ausgefahren wurden.
Auch sonst, geritten wurde, was da war.
Mein Vater so was als jungendlicher in klein gehabt und ich auch.
wie sagte mein Vater zu recht: Pferd hast Du , wenn Du nicht reiten kannst, dein Problem.

Mir gehts auch mehr um die Lage des Schulterblatts, und die
war oft bei edleren Pferden ebenso .

Und daher muß eine Reitlehre auch im Zusammenhang mit dem zur Verfügung sthendem Pferdematerial gesehen werden.
Zuletzt geändert von glovedrider am Mi, 13. Feb 2008 11:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Jen
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Beitrag von Jen »

:lol: :lol: :lol:
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kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ich fand H. Heuschmanns Vortrag in einem einzigen Punkt etwas irritierend, als er meinte: "Wir müssen das junge Pferd in Dehnung reiten, weil es ihm leicht fällt und so den Reiter unbeschadet tragen kann".

Ich finde, man muss zwei grundlegende Dinge unterscheiden:
- die passive Dehnung im Hals mit Zug des Nackenbandes ( der Zug ist umso stärker, je tiefer der Hals ist)
- die aktive Dehnung im Hals unter Einsatz der Nackenmuskeln (Nackenmuskeln kontrahieren im gedehnten Zustand)

Ersteres führt zu einer vermehrten Vorhandbelastung, da die Aufrichtung der Dornfortsätze erst bei wirklich tiefen Hals erreicht wird. Bei leicht gedehnten Hals zieht das Nackenband kaum. Diese Haltung kann jedes untrainierte Pferd ausführen. Die eigentliche Funktion ist der schonende Zug auf die Brustwirbelsäule im Stand beim Grasen. Ein bewegendes Pferd in dieser Haltung kommt völlig aus der Balance (auf die Vorhand). Für das Reiten egal welches Alter/Ausbildungsstand ist diese Haltung dauerhaft nicht erstrebenswert.
Wenn die Dehnung und der Zug durch die Nackenmuskeln (sehr schön in Jens Foto) realisiert wird, ist es dem Pferd möglich, die Hinterhand aktiv unterzusetzen und nicht auf die Vorhand zu fallen, seinen Rücken zu schonen und das Reitergewicht mit Muskeln zu tragen. Die Nackenmuskeln kontrahieren im gedehnten Zustand. Diese Arbeit im gedehnten Zustand ist eine Höchstleistung des Muskels, bedingt langes Training und das Pferd wird diese Anstrengung weitesmöglichst umgehen. Kurz gesagt, dies kann nur über Jahre gezielten Trainings erfolgen und die Dehnung nach und nach verlangt werden. Ebenso muss zeitgleich die Hinterhand kräftiger werden, um die Vorhand bei längerer Dehnung im Laufe der Ausbildung zu entlasten.

Für mich erschließt sich daraus, dass die Dehnung erarbeitet werden muss, sie fällt dem jungen Pferd, insbesondere wenn die Nackenmuskeln noch den Reiter anheben müssen, sehr sehr schwer. Ein junges Pferd muss sie also lernen. Dazu gehört neben Gymnastik auch das Muskeltraining an den richtigen Stellen und beginnt zuerst mit leichter Dehnung, die sich aus dem Exertieur und den muskulären Zustand des jungen Pferdes ergibt. Jedes zuviel ( zu tief) zwingt das Pferd im Hals nur abzukippen und auf die Vorhand zu fallen. Da der Zug des Nackenbandes erst bei wirklich tiefer Kopfsenkung wirkt, tragen alle Wirbel das Reitergewicht. Nächste negative Folge ist die nachlassende HH-Tätigkeit. Der Zug von hinten zu den Lendenwirbeln fehlt. Der Rücken hängt und der lange Rückenmuskel leidet stark.
Ein Pferd will in Balance bleiben, wenn wir es nicht daran hindern. Über gute Biegearbeit und im Gleichgewicht, ausreichender Kräftigung dehnt es sich von allein in der Oberlinie und da es nicht außer Balance kommen möchte, hat es das Bestreben die Nackenmuskeln und die HH bei leicht verlängerten Hals einzusetzen. Da das aber Schwerstarbeit ist, kann das Pferd diesen Zustand nicht lange anhalten.

Für mich hat das ganze nichts mit Reitweise oder Reitmeister zu tun, sondern mit reiner Biomechanik, die unter jedem Reiter und bei jedem Pferd in jedem Alter gilt.

LG Susi
Zuletzt geändert von kallisto am Mi, 13. Feb 2008 14:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Jen hat geschrieben:ja, ich finde es auch erschreckend. :( V.a. so etwas als tief udn LANG betiteln. Wenn sie wenigstens tief und RUND schreiben würde, dann wäre das dem Bild eher entsprechend.
Das Pferd ist doch mitm Kopf tief und der Rücken ist lang...paßt doch :twisted:
Liebe Grüße
Susanne
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glovedrider
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Beitrag von glovedrider »

Susi:
Du hast meinen Eindruck in Worte gekleidet
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Janina
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Beitrag von Janina »

kallisto hat geschrieben:- die aktive Dehnung im Hals unter Einsatz der Nackenmuskeln (Nackenmuskeln kontrahieren im gedehnten Zustand)
Kannst du noch mal versuchen zu beschreiben, was genau du damit meinst?
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Jen
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Beitrag von Jen »

kallisto hat geschrieben: Da der Zug des Nackenbandes erst bei wirklich tiefer Kopfsenkung wirkt, tragen alle Wirbel das Reitergewicht. Nächste negative Folge ist die nachlassende HH-Tätigkeit. Der Zug von hinten zu den Lendenwirbeln fehlt. Der Rücken hängt und der lange Rückenmuskel leidet stark.
Das stimmt so nicht ganz. Der Rücken wird durch die tiefe Kopfhaltung angehoben. Deswegen ist es auch immer wieder sinnvoll das Pferd tief strecken zu lassen, weil es erstens die beanspruchte Muskulatur entlastet und zweitens den Rücken ohne Muskelkraft anhebt und so die Wirbel entlastet. Sobald das Pferd es raus hat, sich einigermassen in Balance in dieser Entspannungshaltung zu bewegen, wird es diese auch immer wieder von selber anbieten. Die kleine auf dem Foto oben zb. fragt sehr häufig an, ob sie sich so tief dehnen darf, weil sie sich nicht so anstrengen mag *faulesocke* ;) mit tief meine ich übrigens das hier *klick* oder das hier *klick* nicht so wie oben auf der "tief und lang/rund"-HP. (einfach damit wir uns richtig verstehen ;) )
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kallisto
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Beitrag von kallisto »

Der erste Satz war leider etwas salopp formuliert.

Ich wollte ausdrücken, wenn die Nackenmuskulatur nicht trägt, dann hängt der Rücken, weil das Nackenband erst bei tieferer Halshaltung zieht. Ich betrachte aber den Zustand höhere Halshaltung.
Ich meinte eigentlich das, was Du genau geschrieben hast. Und mit Leilas Bildern hast Du gut gezeigt den Wechsel für ein junges Pferd zwischen "Nackentraining" und Entspannung und in beiden Fällen der Rücken angehoben ist. Wobei letzteres die Vorhand belastet und daher eher maximal im Schritt als Pause geeignet ist.

Ich bin im Erklären nicht wirklich gut. :?




edit:
@Janina: Meinst Du das medizinische?

?Sorry, da muss ich passen und lasse mal das Buch reden, indem ich eine (hoffentlich) wissenschaftlich exakte Beschreibung gefunden habe:

"... ein Muskel hat zudem die Möglichkeit, unter Verlängerung Kraft aufzubauen, die so genannte exzentrische Kontraktion. Diese Arbeit des Muskels in gedehnter Stellung ist jedoch für den Muskel sehr ermüdend. Das finden sie in der Pferdepraxis z.B. häufig bei den kurzen Kopfgelenksmuskeln des Pferdes, die bei der Beizäumungshaltung ständig unter Dehnstellung arbeiten müssen [gleiches gilt für die Nackenmuskulatur in Dehnung]..."
(Tanja Richter, Manuelle Therapie der Pferdewirbelsäule)
Dieses Buch habe ich maximal zu einem Viertel verstanden... Sehr schade, aber so ist nun mal als Freizeihoppler.

Im Pforg sind sie gerade bei dem gleichen Thema mit vielen Fotos. Davon sind einige auch sehr hübsch.

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glovedrider
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Beitrag von glovedrider »

Beidieser diskussionbitte aufpassen, daß nicht nur die Kopf - Halshaltung Beobachtungsgegfenstrand wird. Ohne aktive HH ist das alles Murks.
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Jen
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Beitrag von Jen »

ja, da hast du recht. Aber ohne die korrekte Kopf-Halshaltung kann die HH auch gar nciht richtig aktiv werden. Das Pferd hat nun mal zwei Enden, und man kann nicht einfach nur eines beachten ;)
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Beitrag von glovedrider »

Vorsicht: die kopfhaltung
ergiebt sich nachher von selbst. Die meistenPferde (Korrekturpferde ausgenommen) gehen in genügender Beizämung, wenn sie nicht durch den Reiter gestört werden.

Mittlerweile habe ich mir angewöhnt vermehrt auf die Tätigkeit der Hinterbeine zu achten.

Jemand der weiß, daß er fast jedes Pferd in Beizäumung reiten kann, kann eher dahin gebracht werden, sich mehr auf die HH zu konzentrieren, als jemand der als höchtes reiterliches Glück empfinden muß, gelgentlich mal ein Pferd an die Hilfen zu bekommen.

Es ist leider oft zu beobachten, daß im Unterricht viel zu sehr auf die Form als auf das Wie geachtet wird. Kein Rl ist da frei von. Ich muß da auch immr an mir arbeiten.
Zuletzt geändert von glovedrider am Do, 14. Feb 2008 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von kallisto »

Da steckt leider auch das Problem. Ich denke viele Freizeitreiter (mich eingeschlossen) haben aber nicht einen so feinen (unstörenden) Sitz, zusätzlich kommen Pferde hinzu, die Exertieurmängel haben, gepaart mit der Ungeduld endlich "voran zu kommen". Zusammengefaßt wird es eher komplizierter dieses Ziel einer korrekten Dehnung zu erreichen.

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Beitrag von Jen »

@glovedrider
ja, das stimmt, ich mache das auch so, dass ich versuche über die Tätigkeit der Hinterbeine das Genick udn damit Halshaltung zu formen. Allerdings wird man bei einem jungen, auszubildenden Pferd nicht umhin kommen auch immer mal wieder (natürlich möglichst vorsichtig) die Formgebung von vorne zu beeinflussen. Sonst könnten wir ja gerade ohne Kopfstück/Zügel reiten/ausbilden... ;) Aber diese Einwirkung zu minimieren ist ganz klar auch mein Ziel, so dass der Zügel nur noch "empfangendes" Instrument ist und kein "sendendes". Aber dieses Ziel ist wohl erst erreicht, wenn das Pferd wahrhaftig einhändig blank geritten werden kann und dieses Ziel ist wohl nicht für jedermann erreichbar...
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Beitrag von glovedrider »

So ganz ideal wie es bei mir klingt wird es wohl nicht gehen.
Aber es geht eben drum ,wie du im prinzip jau auch sagst , woarauf der RL hauptsächlichs ein Augenmerk richtet.
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Jen
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Beitrag von Jen »

ja, da hast du natürlich recht. Leider wird heutzutage das Augenmerk viel zu stark fast ausschliesslich auf Kopf-Hals-Haltung gerichtet und die Leute sind regelrecht panisch, wenn das Pferd mal kurz zu hoch kommt. Das gilt ja als viel gröberer Fehler, als wenn das Pferd mal zu tief od hdS kommt. Was genau genommen, der gleiche, wenn nicht schlimmerer Fehler wäre... :roll:
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