Robert Stodulka: Medizinische Reitlehre

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Moderator: Josatianma

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chica
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Robert Stodulka: Medizinische Reitlehre

Beitrag von chica »

Medizinische Reitlehre
Trainingsbedingte Probleme verstehen, vermeiden, beheben


Robert Stodulka
Erschienen 2006 bei Parey 237 Seiten


Dr. med.vet. Robert Stodulka, Veterinärmediziner und Fachtierarzt für Physiotherapie und Rehabilitationsmedizin, der auch in Methoden der alternativen Medizin erfahren und selbst Reiter ist, hat seine Erfahrungen zusammengefasst und damit ein Werk geschaffen, das jeder Reiter und jeder Veterinär gelesen haben sollte.
Im Gegensatz zu üblichen medizinischen Lehrbüchern oder Reitanleitungen werden hier Ursache und Wirkung aufgezeigt und auch auf Fehler und ihre medizinischen Auswirkungen auf das Pferd hingewiesen.
„Kleine Fehler haben oft große Wirkungen. Nur wer sie kennt, kann sie beheben“

Das Buch teilt sich in drei große Abschnitte:
1. Grundlagen und Basiswissen. Hier spannt sich der Bogen von der Geschichte der Reitkunst über die Frage, wozu Dressur und Gymnastizierung bis zu den biomechanischen Grundlagen als Basis eines erfolgreichen Trainings. Dieser letzte Punkt untergliedert sich in das „gute“ Pferd – Anatomie, Physiologie und Biomechanik –, in dem das Skelett sowie die Muskulatur und Bandstrukturen ausführlich behandelt werden, und der „gute“ Reiter, in dem die richtige Hilfengebung erläutert wird.

2. Medizinische Reitlehre – Ausbildung und Problemprophylaxe. Hier werden ausführlich die Ausbildung des
Pferdes in allen Phasen einschließlich der Bedeutung einer passenden und angemessenen Ausrüstung
behandelt.

3. Problembehebung und spezielle physiotherapeutische Praxis. Dieser Teil gliedert sich in Untersuchungsgang, Bewegungstherapie und Rehablilitationstrainingslehre, ergänzende physiotherapeutische Methoden im Überblick und rehabilitationsmedizinische Maßnahmen bei spezifischen Indikationen.

Dr. Stodulka schildert das Zusammenspiel von Knochengerüst, Muskeln und Bändern sehr anschaulich. Wegen der zahlreichen medizinischen Fachausdrücke liest sich der erste Teil für den Laien jedoch nicht immer ganz einfach. Die Mühe lohnt sich aber allemal, denn nur durch genaue anatomische Kenntnisse kann der Reiter verstehen, welche Probleme sein Pferd hat und wie er diese vermeiden, zumindest aber, wenn sie aufgetreten sind, beheben kann.

Fast 20 Seiten widmet der Autor auch der Bedeutung von passender Ausrüstung und welche negativen Auswirkungen ein falscher Sattel oder unpassendes Zaumzeug auf das Pferd hat.

Den weitaus größten Teil des Buches nehmen die Erläuterungen zum korrekten Trainingsaufbau ein. Hier legt er gerade zu Beginn der Ausbildung großen Wert darauf, dass das junge Pferd ohne Ausbinder zunächst eine „Autoequilibration“ oder auch Selbsthaltung findet. Zum Reiten in Biegungen verweist er auf die anatomisch sehr beschränkten Grenzen echter Biegung und erläutert, warum Pferde in den Seitengängen um den Schenkel gebogen erscheinen.

Ausführlich beschreibt er die Anatomie des Pferdes in der Versammlung, das sich bei vermehrter Hankenbeugung setzt, den Rücken aufwölbt und den Hals in Dehnungshaltung der Hand entgegenstreckt und in dieser Haltung majestätischer und erhabener zu gehen vermag.

Hingegen spricht er sich schon zuvor gegen die frühzeitigen und oft gerittenen Trabverstärkungen aus: „Gerade das junge Pferd kann auf Grund der noch sehr kurzen Zeit, die es sich im Training befindet, körperlich nicht in der Lage sein, in den ersten beiden Jahren gut gesetzte Trabverstärkungen durchzuführen.“

Im weiteren geht er auf die Unterschiede zwischen einer korrekt gerittenen Trabverstärkung und die sogenannter „Blender“ ein und stellt fest: “ Bedenkt man ebenfalls, dass eine Diagonale starker Trab dieselbe Belastung auf den Fesselträgerapparat ausübt wie ein Parcours der Klasse L (1,30m) so wird deutlich, dass auch Dressurpferde nur eine begrenzte Anzahl an Verstärkungen in den Beinen haben können, speziell dann, wenn die Pferde dies ohne entsprechende Tragkraftentwicklung tun sollen.“

Im dritten Teil des Buches werden verschiedene Untersuchungs- und Rehabilitationsmethoden erläutert. Dr. Robert Stodulka weist dabei auch auf die Bedeutung der Beurteilung des Pferdes an der Longe und vor allem auch unter dem Reiter hin, da zunehmend Pferde mit Beschwerden vorgestellt werden, die aus einer zu festen Handeinwirkung oder einem nicht gänzlich unabhängigen Sitz des Reiters resultieren.

Das Buch ist mit umfangreichem aussagekräftigem Bildmaterial und zahlreichen Zeichnungen versehen, die die Ausführungen verdeutlichen.


Ergänzend zum Buch wurde auch eine DVD erstellt. Dr. Studolka erläutert hier noch einmal am Skelett des Pferdes wichtige anatomische Grundlagen. Er zeigt aber auch unterschiedliche Trainingseinheiten mit verschieden ausgebildeten Pferden zu wichtigen Punkten der Ausbildung.
Die DVD kann durch Bewegung und Dreidimensionalität die Aussagen des Buches hervorragend unterstreichen und hervorheben.

Verfasserin: Ravata
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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pepe
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Beitrag von pepe »

Hört sich interessant an, endlich mal was Fundiertes zum Thema ohne die Unterteilung in die Guten (wir) und die Bösen (die Anderen). Kommt auf meinen Wunschzettel.
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich bin zwar gerade erst in der Mitte des Buches angekommen, bin bislang aber wirklich enttäuscht: gut, der erste Teil mit seinen vielen fachmedizinischen Ausdrücken ist schon recht holprig zu lesen. Dafür ist der zweite Teil, den ich gerade bis zur Ausrüstung gelesen habe und nun bei der SdA angelangt bin, nur Wischi-Waschi. Das Übliche eben und das auch nur in extremster Kurzfassung. Diesen Teil hätte er sich m. E. wirklich schenken können.

Was mir bislang auch bezüglich seiner Beschreibungen zum Anlongieren und erste Schritte unter dem Reiter aufstößt: "...das Pferd wird das gaaaanz schnell lernen" oder so ähnlich ist fast in jedem Absatz zu lesen. Das vermittelt schnell den Eindruck einer Hau-Ruck-Ausbildung.

Bislang habe ich auch noch nichts besonderes gelesen, was in anderen Büchern nicht doch noch besser erklärt worden wäre.

Bin gespannt, ob sich das Buch in meinen Augen noch "fängt" und seine 70 EUR (!!!) auch wirklich wert war - ich hab's mir zum Glück ja zum Geburtstag schenken lassen.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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