Fehlendes Sozialverhalten bei 2 Jährigem?

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Yve9979

Fehlendes Sozialverhalten bei 2 Jährigem?

Beitrag von Yve9979 »

Hallo zusammen,

habe mal eine Frage.

Es geht um einen 2 jährigen Wallach (Shire x Lewitzer). Der Racker war bisher mit einem Gleichaltrigen Hengst auf der Koppel, der allerdings Ataxie hat und sich nicht wehren konnte. Der 2 Jährige Wallach butterte den Hengst wortwörtlich unter, jagte ihn mehrmals täglich in den E-Zaun, prügelte ihn, etc. keine schönen Bilder. Ausschlaggebend, die beiden zu trennen, war ein Vorfall letzte Woche: der Hengst wälzte sich und der Wallach rannte auf ihn zu, stellte sich auf die Hinterbeine und versuchte gezielt mit den Vorderbeinen den Kopf des wälzenden Pferdes zu treffen :shock: (hierfür gab es zwei unabhängige Zeugen, sonst hätte ich das nie geglaubt).
Die beiden wurden nun auseinander gestellt. Der Wallach kam nun in eine 3 köpfige Herde, unter diesen ist auch seine Mutter, ein älterer Warmblutwallach, der sich bisher immer sehr gut zur Erziehung von Fohlen und Jungpferden bewährt hat und ein Welsh-B-Pony-Wallach.
Mit seiner Mutter wurde er im Laufe der Woche mehrmals für ca. 1 - 2 Std. zusammen gestellt, am Samstag sollte die Herde nun wieder zusammen gebracht werden.
Und so etwas habe ich noch nie gesehen! Der 2 j. Wallach sah den alten Wallach, kein schnuppern, nix, er rannte geradewegs auf ihn zu, sprang bösartig an und biss ihn mit voller Wucht in den Mähnenkamm. Das war kein Spiel! Das Geschlage ging los! Die Mutter versuchte nun den alten Wallach zu beschützen und stellte sich immer gegen den Jungen.
Konntet ihr soetwas auch schon mal beobachten? Ich persönlich sah soetwas noch nicht! Ich kenne das eher so, dass sie sich wenigstens mal Beschnupperten und dann ging meistens ein bissl die Post ab. Aber so etwas?
Ehrlich gesagt war ich ziemlich schockiert, wie der Jungspund einfach Anlauf nahm und den Großen wortwörtlich ansprang.
Wie würdet ihr das Verhalten des jungen Wallachs deuten? Hat er ein gestörtes Sozialverhalten? Kann er seine Kräfte nicht einschätzen?
Bevor er mit dem Hengstchen zusammen gestellt wurde, war er in einem Offenstall mit anderen Hengsten untergebracht. Dort wurde er verprügelt (wortwörtlich). Seit er nun nach dem Absetzten wieder zurück kam, ist er derjenige, der austeilt. Aber er kennt wohl keine Grenzen.
Habt ihr so etwas schon mal gesehen?
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kiki
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Beitrag von kiki »

Wie ist das jetzt ausgegangen?

Wenn der Kleine keinen findet der ihm die Karten legt, dann könnt ihr ihn nicht sozialisieren, sorry aber dann ist er ein potenziell gefährliches Pferd das man nicht auf Menschen los lassen kann und leider nur eingeschläfert werden kann.
Denn an den Hormonen liegt es ja wohl nicht, d.h. er ist ja schon Wallach, es sei den es handelt sich um einen Klopphengst?
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Feendrache
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Beitrag von Feendrache »

Das Problem was ich sehe ist, das er nie in die Schranken gewiesen wurde und nun einen potentiellen Rivalen gesehen hat, den er erst Mal ausschalten wollte um seine Vorherschaft zu festigen.

Da sich das Hengstchen mit dem er vorher zusammenstand nicht wehren konnte ist sein Ego anscneinend ins unermessliche gewachsen.

Wie benimmt er sich denn Menschen gegenüber?
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Menschen gegenüber unterschiedlich. Seine Besitzerin hat definitiv Probleme mit ihm beim Führen. Aber anstelle das Problem zu lösen, umgeht sie es. Sie wird hier noch riesige Probleme bekommen.
Menschen, die ihm selbstbewusst entgegen treten, respektiert er. Daher sehe ich dennoch eine Chance, dass er sich "normalisiert".
Der ältere Wallach zeigt ihm mittlerweile dennoch die Grenzen und ich hoffe sehr, dass er lernt, wo stop ist. Die Mutterstute hat er jedoch so gekloppt, dass sie am Bein eine offene Stelle bekam.
Gut, auf jeden Fall stehe ich mit meiner Meinung nicht alleine da. Mich haben sie im Stall schon schief angeguckt, da ich das Gleiche wie ihr gesagt habe.
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Die Besitzerin ließ ihn bereits mit 4 Monaten :shock: absetzen, da sie nicht mehr mit dem Fohlen zurecht kam. Dort versuchte sie jedoch auch nicht, das Pferd zu erziehen. Der Junge hat sie bereits mit 4 Woche (Besitzerin auf dem Bauch) hinterher geschleift.
Vor einem halben Jahr ließ sie ihn legen, da sie schon nicht mehr mit ihm klar kam.
Ehrlich gesagt tut mir der Kleine jedoch auch leid, da er letztendlich nichts dafür kann. Besitzerin ist schuld und der Junge muss es nun wohl ausbaden.
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kiki
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Re: Fehlendes Sozialverhalten bei 2 Jährigem?

Beitrag von kiki »

Yve9979 hat geschrieben: Ehrlich gesagt war ich ziemlich schockiert, wie der Jungspund einfach Anlauf nahm und den Großen wortwörtlich ansprang.
Wie würdet ihr das Verhalten des jungen Wallachs deuten? Hat er ein gestörtes Sozialverhalten? Kann er seine Kräfte nicht einschätzen?
Bevor er mit dem Hengstchen zusammen gestellt wurde, war er in einem Offenstall mit anderen Hengsten untergebracht. Dort wurde er verprügelt (wortwörtlich). Seit er nun nach dem Absetzten wieder zurück kam, ist er derjenige, der austeilt. Aber er kennt wohl keine Grenzen.
Habt ihr so etwas schon mal gesehen?
Hast du das später geschrieben?

Hab ich beim ersten mal garnicht gelesen.

Wahrscheinlich hat ihn das verkehrte Hengsverhalten geprägt, die normaler weise ja rechtzeitig getrennt werden sollten, wenn es zu solchen Schlägereien kommt.
Hatten diesen Sommer gerade bei Bekannten so einen Fall.
3 Hengste ca. 1 1/2 Jahre alt, 2 haben sich den einen schwächsten rausgesucht und den regelrecht vermöbelt, der hatten dann so starke Verletzungen ( offenen Beinbruch ), daß er eingeschläfert werden mußte.

Ich würde mein Pferd nicht freiwillig zu so einem auf die Koppel stellen.
Wenn du Mutter schon versucht den großen Wallach zu schützen, da stimmt doch was nicht.
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Die Mutter und er verstanden sich prima, bis sie sah wie er den Alten angegangen ist. Dann war es bei ihr wie ein Kurzschluss und sie ging auf den Kleinen los. Die Mutter ist eigentlich extrem verträglich, aber hier schirmte sie ab und steckte sogar die Schläge von dem Kleinen ein um den Großen zu schützen (der sich hätte vermutlich sogar selber besser wehren können).
Ehrlich gesagt bin ich auch froh, dass mein Pony nicht mit diesem auf der Koppel steht. Da würde ich mich weigern!
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kiki
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Beitrag von kiki »

Yve9979 hat geschrieben:Da würde ich mich weigern!
Dito. :twisted:
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ich habe bei solchen Konstellationen festgestellt, je unsicherer solche kleinen Matchos werden, umso mehr wird geprügelt. Ob das die strittige Rangordnungsfrage ist oder bei Zusammenhalten der Herde. So ein Jährling weiß sich anders nicht zu helfen, um die Kontrolle weiterhin zu behalten. Oft wäre er in einer "normalen Herde" auch gar nicht ranghoch.
Sie müssen eine Führungsrolle übernehmen, der sie durch mangelnde Erfahrung noch gar nicht gerecht werden können und in einer großen ausgeglichenen Herde auch nie erreichen würden.
Daher finde ich Konstellationen von gleichaltrigen Jungpferden immer schwierig, wo einer die Führung übernehmen muss. Insbesondere, wenn die kleinen in der Fohlenzeit bei den Müttern zu wenig Herdenhaltung kennengelernt hatten. Zudem gewöhnen sich die Pferde die Prügelei nur schwer ab, auch wenn sie unterlegen sind.

Ich würde einen Radikalschlag machen. Neuer Stall, neue Pferde, dass der kleine ganz klein und unsicher wird. Dann in eine gefestigte Herde, wo er anfangs gar nichts zu sagen hat. Dringend, zweijährig ist noch nichts verloren. Er muss lernen, dass er die Herde braucht und es auch anders zugeht und nicht nur über Prügelei.

Aber da es ja nicht Dein Pferd ist, wird sich wahrscheinlich nichts ändern mit allen Folgen, dass das Pferd irgendwann mal allein gehalten werden muss und natürlich auch für die Pferd-Mensch-Beziehung.

Im alten Stall kam ein vierjähriges Warmblut, der nur die Jungpferdeherde kannte. Er wurde in der Erwachsenenherde nur getreten und gebissen und er hatte durch die Treiberei extrem abgenommen und sich nie gewehrt. Nach 4 Wochen haben wir aufgegeben. Dann kam der Versuch ihn zu den kleinen (1-2 jährigen Araber zu stellen). Das Warmblut war wie eine Furie. Der trieb die kleinen nur, so dass meiner durch den Holzzaun ist und auf der Straße stand. Der zweijährige Hengst hatte tiefe Bissspuren. Wir hatten sie nach 4 h wieder trennen müssen. Wir hatten dann die Erwachsenkoppel getrennt, so dass er friedlich mit Stuten zusammenstand.

Ich kenne es auch so, dass die aktuelle Herde immer verteidigt wird und da Familie (die über längere Zeit getrennt war, vernachlässigt wird). Wir hatten 3 Geschwister zusammenstehen und irgedwann kam die Mutter wieder in die Koppel. Die drei haben so getan, als kannten sie ihre Mutter nicht mehr und die wurde in den ersten Tagen ordentlich zusammengestaucht.

LG Susi
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kiki
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Beitrag von kiki »

kallisto hat geschrieben: Die drei haben so getan, als kannten sie ihre Mutter nicht mehr und die wurde in den ersten Tagen ordentlich zusammengestaucht.
Tja sowas wie Mittleid/Familienzusammenhalt kennen Pferde nicht.
Ein Fohlen, das sich an die Ranghohe Stute rangemacht hatte und deswegen bei Regen unterm Dach neben ihr geduldet wurde, läßt die Mutter ohne mit der Wimper zu zucken im Regen stehen. Für uns herzlos, für Pferde normal.

Ich denke auch daß es noch nicht zu spät ist, aber was die Tiere untereinander nicht geregelt kriegen, schafft ein Mensch auch nicht mehr, erst recht nicht die Besi ( so wie Yvy sie beschrieben hat ).

Aber was bis jetzt schon verkehrt gelaufen ist muß schnellstens korrigiert werden.
Ja das Pferd kann einem Leid tun denn es wurde durch falsche Haltung/Erziehung erst so gemacht.

Das sind dann später die potenziellen bösen Tiere ( das der Mensch es dazu gemacht hat wird leider immer wieder vergessen ). :roll: :twisted:
muppet
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Beitrag von muppet »

Stand das Pferd denn nie länger in einer Aufzuchtherde?:shock:


Ab in einen Jungpferdeverband, würde ich sagen. Und zwar schleunigst. Und dann am besten noch wohin, wo schon mal jemand in ein paar Einheiten führen usw. übt (wenn die Besi das nicht auf die Reihe bekommt) und ihn dann noch mal in Ruhe ein bisschen erwachsen werden lässt.
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Da war er ja. Sie hat ihn raus, weil er so gekloppt wurde. Und dort hat die Gute gar nichts mit ihm gemacht :(
muppet
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Beitrag von muppet »

Wie lange war er da, wie viele Pferd, wie viel Platz, Gras oder Langeweile?
Nein ich will da jetzt keine Antwort drauf, aber nur zum Überlegen.

Das Pferd hat imho in der Konstellation wo es jetzt steht (noch) nichts verloren. Und schon mal gar nicht, wenn man ihn jetzt frech werden lässt, auch gegenüber den Menschen, das bekommt man nur schwer wieder raus. Und wohl fühlt er sich offensichtlich nicht.

Wie gesagt, nette Jungpferdeherde mit viel Platz zum Toben, unterbuttern und untergebuttert werden. :wink:

Was anderes ist imho völlig fehl am Platz!
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Beitrag von kallisto »

Denke aber, dass sie hätte mit spazierengehen oder Scheutraining dem jungen Jährling besseres Selbstvertrauen hätte geben können. Es wäre ein Versuch gewesen, dass er sich mehr wehrt und nicht so untergebuttert wird.

Was ich nicht verstehe, dass sich Jungpferde richtig böse weh tun. Gerade in einer reinen Jungpferdeherde ist doch alles spielerisch und die Rangkämpfe sind doch nicht so hart. Gerade unter gleichaltrigen. Oder war er mit Abstand der jüngste?

LG Susi
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Beitrag von muppet »

Aber das Kind ist nun mal in den Brunnen gefallen, daß sie das Grundlagentraining versemmelt hat, ist ja wohl klar. Aber bevor sie sich weiter auf der Nase rumtanzen lässt, lieber jemandem das Tier in die Hand geben, der sich damit auskennt. Die Weichen müssen neu gestellt werden.
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