Christina Drangel Kurs Trøgstad, Norwegen 16.-17.06.07

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Josatianma
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Christina Drangel Kurs Trøgstad, Norwegen 16.-17.06.07

Beitrag von Josatianma »

Christina Drangel Kurs Trøgstad, Norwegen 16.-17.06.07

erstmal ein paar Fakten über Christina Drangel, ich glaube viele kennen sie nicht, einige vielleicht von ihren Fotos in Bents Buch „Akademische Reitkunst“ (die neuere Auflage).

Als Jugendliche hat Christina ganz normalen Reitunterricht in Schweden gehabt, sie durfte damals kein eigenes Pferd haben (heute hat sie über 10, das haben ihre Eltern davon :o)). Weil ihr das dann aber zu langweilig war, ist sie parallel als „Arbeitsjockey“ (ich denke sie meint Trainerin) auf der Rennbahn in Stockholm geritten. Nach ihrem Abitur ging sie nach Deutschland und hat dort Unterricht bei vielen angesehenen Reitlehrern genommen, u.a. Rolf Becher, Helmut Beck-Broichsitter, Peter Lichtner-Hoyer, Marie-Luise v d Sode, K.A. v. Ziegner u a..

Linda Tellington-Jones hat sie dann nach Amerika gelockt und das resultierte in einer TTEAM Ausbildung und einer Feldenkrais Ausbildung. Sally Swift hat sie auch begeistert und sie ist eine Weile fleissig bei ihr geritten. Christina hatte einen Reiterhof in Kaltenkirchen in S.-H. über einige Jahre, wo Sally Swift auch zugegen war.

Sie hat fast neun Jahre die Bent Branderups Kurse im schwedischen Raum organisiert und hat laut ihrer Aussage sehr viel gelernt, da sie fast jeden der 4-5 Kurse pro Jahr mitgeritten ist.

Heute ist sie wieder in Schweden und hat ihre Erfahrungen zusammengefasst zu einer Ausbildung für Reitlehrer in „Integriertem Reiten“. Sie macht also ähnliche Reitlehrerausbildungskurse wie z.B. Philippe Karl.

Sie reitet und züchtet Karoliner Pferde, eine Mischung aus Iberischen Pferden und schwedischem Kaltblut(trabern), welche ihrer Meinung nach gar nicht so kalt sind.

Dies schreibt Christina, ich habe es nur in etwas besseres Deutsch verpackt. Mir selber fällt noch ein, dass sie regen Kontakt zu Prof. Heuschmann hat, auch Seminare besucht hat und ihr Kinder die DVD von Anja Beran gucken dürfen (wie man das auch immer interpretieren mag :o)).


Der Kurs ist ähnlich denen von Bent aufgebaut, Samstags morgens ca. eine Std. Theorie, dann 8 Teilnehmer mit Pferd á 30min. Mittagspause, wieder Theorie und dann nochmal die 8 jeweils 30min. Sonntags dann morgens Theorie, noch einmal 8x30 min. Mittagpause, Theorie, Ende.

Soweit die Kurzfassung. Da ich schon zwei mal als Theorieteilnehmerin bei Christina war, habe ich mich so langsam an ihr Schwedisch gewöhnt und bekomme minimal mehr mit, das Zuhören ist aber mit grosser Anstrengung verbunden (eigentlich verstehe ich nur die Sachen, die wir schonmal hatten, oder die ich schon weiss bzw. ähnlich sehe wie sie) und sie möge mir verzeihen, wenn ich mitunter desinteressiert ausschaue, das hat sicher nichts mit ihr zu tun. Daher kann ich von der Theorie eigentlich nicht viel berichten. Ich komme jedoch später nochmal drauf zurück.

Christina ist, wie wir alle, ein Mensch - ein Reiter, der nie auslernt. Auch wenn sie einen grossen Erfahrungsschatz hat und sehr gut reiten kann, sucht sie immer nach neuem Input, etwas, was ich als sehr lobenswert erachte. So war sie zum Beispiel Anfang des Jahres bei einem Philippe Karl Kurs in der Nähe von Stockholm. Ihre Erfahrungen lässt sie in den Unterricht mit einfliessen, mit jeweils überzeugender Emotionalität, was aber weniger gefestigte Reiter (in unserem Kurs ca. 70%) sehr verwirren kann, da man bei diesem Niveau alles wortwörtlich nimmt und nach Rezepten sucht. Etwas, was es sicher nicht gibt, und schon gar nicht, wenn die Zutaten öfter mal wechseln oder modifiziert werden. So sollten in diesem Kurs mehrere Reiter von Kappzaum/Kandare auf einfache Trense wechseln, was zu grosser Verunsicherung führte, ich konnte gut nachvollziehen warum sie das bei denjenigen Reitern wollte, aber für die Reiter selber, die sich genau an Schema F halten, weil „so ist es mir doch beim letztem Kurs gesagt worden“, war es eine Katastrophe. Überhaupt, zu hören, wie Christina dieses Wochenende mehrfach betonte, dass es nicht DEN Weg gibt, sondern mehrere und man einen Weg suchen muss, der am besten zu sich und seinem Pferd passt; also viel Selbstverantwortung passte den Teilnehmern gar nicht. Die Norweger sind halt gewohnt, alles nach Anordnung zu machen ;o). Zudem muss man wissen, dass es „barockes“ Reiten noch nicht lange in Norwegen gibt, man kennt eigentlich nur Bent Branderup (inkl. einiger Schüler, Brigitta Järnaker, Solveig Schacht, Alexandra Myhren und seit neuestem Stefanie Staudinger). Und dann kommt Christina, von der man wohl erst erwartet hatte, dass es ähnlich ist, sich nun jedoch als was komplett anderes herausstellt, jedoch auch „barock“ sein soll. Mit andern Worten, Norwegen entdeckt den Dschungel der Ausbildungsmöglichkeiten :o)).

Ich erzähl dann mal von meinen Erfahrungen mit Jorik. In der ersten Theoriestd. hat sie jeden Reiter gefragt, was er gerne in seinen Einheiten machen möchte, wo die Stärken und Schwächen des jeweiligen Pferdes liegen etc., dazu hat sie sich Notizen gemacht, was ich schonmal gut fand. Jorik’s erste Kurserfahrung sollte nur eins sein, entspannt und positiv. So haben wir zuerst nur an einem klaren Takt im Schritt gearbeitet, etwas, was sich sehr beruhigend auf Jorik auswirkte. Sobald der Takt gefestigt war, haben wir angefangen, leichtes Schultervor zur Bande hin zu probieren (wieder mit Schwerpunkt nur keinen Stress). Da ich mit Jorik zu Hause schon an normalem Schultervor gearbeitet hatte, fand er sich recht flott darin wieder und nach 3-4 Anläufen (immer nur ein paar Meter) ging das schon recht flüssig. So sind wir einfach angetrabt und haben das gleiche im Trab versucht. Ich habe die Bande als natürliche Bremse als hilfreich empfunden, sicher sollte man nicht nur zur Bande hin reiten, für ein junges Pferd jedoch, war es besser, erstmal die Bande zur Hilfe zu nehmen, als zu viel mit der Hand abbremsen zu müssen. So blieb der Takt und der „Schwung“ erhalten, und Jorik seine Hinterbeine immer geschickter einzusetzen lernte. Man merkte richtig, wie er mehr auf seine HH hörte. Wir haben das ganze dann auch flott beendet.

Samstag Abends haben wir das Programm einfach wiederholt, weil Christina meinte, dass die Grundform bei Jorik stimmt und wir nun einfach „Kilometer machen müssen“, sprich festigen. Hierbei schnaubte Jorik dann auch endlich ab, somit war das Ziel, entspanntes Pferd erreicht.
Sonntag diente mir persönlich nur zum Sattelfinden und Jorik war auch zu kaputt, um ernsthaft was zu machen.

Für mich war der Kurs sehr lehrreich, ich glaube bei den anderen Kursteilnehmen hat er etwas Verwirrung gestiftet. Allerdings gehen auch einige Teilnehmer parallel zu Stefanie Staudinger Kursen und bekommen dort einige andere Ansätze vermittelt. Es fehlt einfach an Grundwissen. Da hat man es als Kursleiter schon manchmal schwer und ich wäre an Christinas Stelle sicher nicht immer so geduldig.

Ein Araber war total verbogen im Hals und der Hals somit völlig losgelöst vom Rest des Körpers. Hier hat sich Christina 10 Minuten selber draufgesetzt und gezeigt, wie es richtig geht. Und hier habe ich auch gemerkt, wie sehr wir auf einer Linie liegen. Ich konnte zo ziemlich jede Hilfe und Parade nachvollziehen, musste mich arg zusammennehmen, nicht laut „jaaaaa!“ zu rufen :o)). Leider fehlte auch hier das nötige Grundwissen der anderen, alleine vom Zuschauen zu lernen. Immerhin konnte die Reiterin eine erhebliche Verbesserung spüren, nachdem sie sich selber wieder auf das Pferd gesetzt hatte.

Alles in allem bin ich persönlich froh, eine Lehrerin hier in Norwegen gefunden zu haben, der ich vertrauen kann und vor allem, die meine Arbeit mit Jorik halbjährlich überprüfen kann, nach meinen Vorstellugen (wenn ich nur Kursplätze bekomme, aber für nächsten Herbst sieht es gut aus und vorher, am 26.-27.7. bin ich sogar nochmal auf einem ihrer Kurse in einem anderen Stall).

Dann gibt es natürlich wieder einen Bericht.

Verfasserin: Meg
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kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ein toller und locker geschriebener Bericht. Sie scheint sehr viele Strömungen in sich aufzunehmen und dann manchmal denke ich, ist das bei der Pferdevielfalt in den Kursen sogar besser, mehrere Lösungen parat zu haben. Aber genauso kann es verwirrend wirken, wie Du schon geschrieben hast.
meg hat geschrieben:sie durfte damals kein eigenes Pferd haben (heute hat sie über 10, das haben ihre Eltern davon
Darüber mußte ich pferdetechnisch schmunzeln, vielleicht weil ich mich darin wieder finde, wobei mir die zwei schon genügen, wenn man noch arbeiten muss und den Rest auf die Reihe bekommen möchte.

LG Susi
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Meg
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Beitrag von Meg »

Ah, da ist er ja :D . Danke für das Kompliment Kallisto, ich habe in mehreren Tagen einfach etwas locker zusammengeschrieben.

Übrigens sind das nicht zwei identische Schimmel auf den Bildern, es waren insgesamt 6 weisse Araber von 8 Pferd :shock: :shock: . Die Stute auf dem unteren Bild geht eigentlich recht gut und das Mädel hat Talent!

Beim nächsten Kurs, so habe ich versprochen, werde ich versuchen mir zu den einzelnen Reitern Notizen zu machen, damit ein wenig mehr über den Inhalt rüberkommt. Nächster Kurs ist 26./27.07 (steht glaube ich auch im Bericht)

LG
Meg
P.S.: anbei noch ein gestern erhaltenes Bild von meinem Flummi
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Meg: Vielen Dank für den Bericht! Ich habe nicht alle Bilder genommen, aber deines ergänzt es schön.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Medora
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Beitrag von Medora »

Spannend zu lesen - danke, Meg!

Medora
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