DVD: Handarbeit für junge Dressurpferde, Fritz Stahlecker

Hier werden von uns neue Fachbücher vorgestellt

Moderator: Josatianma

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Josatianma
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DVD: Handarbeit für junge Dressurpferde, Fritz Stahlecker

Beitrag von Josatianma »

Handarbeit für Dressurpferde I und II

DVD: Teil 1 "Grundlagen" 58 Minuten und Teil 2 "Weiterführende Arbeit" 58 Minuten. Einzelpreis 39,80, als Set bei Pferdia.de 75 €.


Die zwei DVD´s "Handarbeit für Dressurpferde" Teil 1 und 2 verfolgen die Ausbildung des Hengstes Matteré über zwei Jahre. Für die DVD´s gab es kein Drehbuch und Probleme, die während der Aufnahmen auftauchten, wurden nicht herausgeschnitten. Bei der in den Filmen gezeigten Hand-Sattel-Hand-Methode von Fritz Stahlecker werden Pferde vom Boden aus bis zu den Lektionen der hohen Schule ausgebildet. Erst wenn das Pferd diese beherrscht wird es geritten.

Im ersten Teil wird die Ausbildung von der Gewöhnung des Pferdes an Sattel, Zaumzeug und lange Zügel bis zu den den ersten Piaffe-Tritten gezeigt. Herr Stahlecker erklärt ausführlich die ersten Schritte, die manchmal sehr klein, aber dafür um so wichtiger sind. Herr Stahlecker beginnt mit der Ausbildung bereits in der Box.

Die Pferde werden bei der HSH-Methode am Anfang nur mit im Schulzaum verschnallten Zügeln gearbeitet. Die Position des Pferdekopfes wird über einen Zügelhalter am Sattel bestimmt. Es gibt einen Ober- und einen Unterzügel. Der Oberzügel wird mit dem Schulzaum am Genick verschnallt. Beim Unterzügel handelt es sich um einen Schlaufzügel, der von Herrn Stahlecker umgetauft wurde. Er wird durch die Ringe im Schulzaum geführt. Die Kombination der Zügel ermöglicht es das Pferd zu formen. Dem Pferd wird beigebracht mit welcher Kopfhaltung es gehen soll, damit es eine Traghaltung entwickelt. Das Gebiss liegt blind im Maul. Das Grundprinzip der HSH: Kein fixer Zügel darf zum Gebiß gehen. (Def. fixer Zügel: am Zügelhalter oder Sattelgurt befestigter Zügel).

Sehr interessant ist die Erklärung von Herrn Stahlecker zum Schlaufzügel. Das Verschnallen des Zügels in das Gebiß und das Führen mit der Hand sind eine rein deutsche Erfindung. Bei Ludwig dem 13. gab es den Schlaufzügel nur im Kombination mit dem Schulzaum.

Nach dieser einführenden Theorie in Matteré's Box geht es nun in die Halle. In kleinste Einheiten aufgeteilt werden jetzt die einzelnen Schritte der HSH-Methode gezeigt. Matteré zeigt manchmal, daß er in der Ausbildung schon einen Schritt weiter gearbeitet wurde. Dies wird von Herrn Stahlecker direkt miteingebunden und erklärt. Auch während der Arbeit mit Matteré erklärt Herr Stahlecker sehr viel theoretisches Hintergrundwissen, so daß man neben dem Zuschauen gut Zuhören muß.

Bei der Entwicklung der Piaffe erwartet Herr Stahlecker viel Eigeninitative vom Pferd. Er möchte "ein Feuer entzünden, ohne reinzublasen". Gebannt wartet man auf die ersten Tritte, die dann doch einer kurzen Aufforderung benötigen.

Die erste DVD schließt mit einem kurzen Blick auf die Arbeit mit dem dreijährigen Hannoveraner-Wallach Wiliam ab. Das Pferd bietet sich unglaublich an und sein Vorschlag zum Schulterherein wurde direkt in die tägliche Arbeit übernommen. Die HSH-Methode gibt den Pferden immer wieder die Möglichkeit, aktiv an ihrer Ausbildung mitzuwirken.

Teil zwei beginnt mit der Kandarenarbeit und geht bis zu den ersten Einheiten unter dem Reiter.

Als Leitsatz für die Kandarenarbeit gilt: Das Gebiß kommt erst dann zum Einsatz, wenn das Pferd am Schulzaum verstanden hat, was man von ihm will. Weiterhin wird in kleinen Schritten gearbeitet. Angebote des Pferdes werden angenommen und in die Arbeit eingebaut. Für die Galopparbeit kehrt Herr Stahlecker wieder zur Arbeit am langen Zügel zurück. Ganz wie es die klassische Ausbildung des Pferdes vorschlägt, muß das Pferd die Ansätze der Piaffe zeigen, bevor er zur Galopparbeit kommt. Das Pferd wird hierfür in einer Schrittpiroutte immer wieder aufgemuntert den Galopp zu versuchen. Es wird nicht auf 100-prozentige Ausführung in den einzelnen Übungen bestanden, sondern daß das Pferd freudig und willig mitarbeitet.

Zum Abschluß wird Matteré noch unter dem Sattel gezeigt. Es ist ein lockeres Pferd mit schönem Bewegungsablauf zu sehen. Die Eingangs der DVD gezeigte und erklärte Parallelogrammregel der Bewegung ist gut zu erkennen. Das Pferd zeigt sich absolut leicht in der Hand.

Die beiden DVD´s sind mit viel Liebe zum Detail gemacht. Es wird ein tiefer Einblick in die HSH-Methode gegeben und der Zuschauer kann sich Einiges mit in die tägliche Arbeit nehmen, auch ohne nach dieser Methode zu arbeiten. Die durchgehende Leichtigkeit in der Arbeit ist schön anzuschauen. Es ist sicher keine Anleitung diese Methode ganz allein und ohne Vorkenntnisse zu Haus auszuprobieren. Aber sie zeigen einen Einstieg und machen Lust sich vermehrt mit der Methode zu beschäftigen.

Beide DVD´s sind bei Pferdia TV, einer familiengeführten Produktionsfirma, erschienen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, hochwerige Filme mit kompetenten Ausbildern zu produzieren.
Liebe Grüße, Sabine

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Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Hast du die DVDs selber gesehen? Würdest du sie empfehlen? Gerne auch per PN
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ja, ich habe die DVD`s selber gesehen. Und ja, ich kann sie absolut empfehlen. Man kann sich einiges von der Arbeit abschauen.
Liebe Grüße, Sabine

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kallisto
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Beitrag von kallisto »

Hallo,

ich hatte mir vor Jahren das Buch gekauft, aber schon längst wieder verkauft. War von dem Ausbinden zwar nicht so begeistert, aber sonst sehr interessant. Der Araber soll bis fünfjährig auch nur an der Hand gehen. Und ich will da noch viel lernen.

Ist die DVD auch informativ, wenn man von seiner Methode nicht 100% überzeugt ist?

LG Susi
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Du kannst es ja auch abwandeln. Du kannst ja statt des Formen des Pferdes über Ober- und Unterzügel gar nicht Ausbinden und trotzdem mit der vorgeschlagenen Handarbeit bzw. Langzügelarbeit beginnen. Ich habe mir auch die ein oder andere Idee für die Langzügelarbeit geholt.
Liebe Grüße, Sabine

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knowi
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Beitrag von knowi »

Gibt Herr Stahlecker eigentlich auch Kurse? :kopfkratz:
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich weiß es nicht, der Herr ist schon etwas älter. Aber seine Tochter wahrscheinlich schon.
Liebe Grüße, Sabine

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Jen
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Beitrag von Jen »

so weit ich weiss geben beide keine Kurse. seine tochter gibt ab und zu Privatunterricht, so viel mir ist. im paralleluniversum gibt es einige Stahlecker-Fans, welche kontakt zu den beiden haben, die könnten solche Fragen sicher noch genauer beantworten.
Liebe Grüesslis, Jen
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Beitrag von knowi »

Oh, super. Danke, Jen. Meinst Du das Pforg?
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Beitrag von Jen »

yup :)
Liebe Grüesslis, Jen
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Medora
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Beitrag von Medora »

Habe mir gerade die erste DVD angeschaut und will kurz über meine Eindrücke berichten.

Ich war ausgesprochen positiv überrascht, denn ich hatte etwas anderes erwartet. Herr Stahlecker kommt für mich sehr sympathisch rüber, natürlich und bodenständig. Überzeugt von seinem Ansatz, dabei aber nicht in alle Richtungen austeilend. Das gefällt mir. Er erklärt auch sehr ausführlich und anschaulich, so dass man gut verstehen kann, was warum macht.

Sehr angerührt hat mich der Lern- und Arbeitseifer der Pferde, die gezeigt wurden. Und ganz besonders schön finde ich, dass Stahlecker das annimmt, was ihm das Pferd anbietet, auch wenn es eigentlich nicht das Gewünschte ist. DAS werde ich für meine eigene Arbeit mitnehmen.

Mir persönlich ist ein bisschen zu viel Leder am Pferd, aber die Vorgehensweise und die Übungen finde ich sehr anregend und von der Wirkung im Film überzeugend. Da will ich auf jeden Fall auch mal ein bisschen experimentieren und schauen, was für uns passt. Es sieht unglaublich leicht uns spielerisch aus, was er da macht und es wäre schön, wenn es eine ähnliche Wirkung auf uns hätte. Schön ist auch der Grundsatz, dass das Maul vorerst absolut tabu ist (eine Richtlinie gegen die ich leider bereits verstoßen habe...)

Am allerschönsten finde ich die Szene am Ende, wo er unter seinen Hengst kriecht (der Mann ist Jahrgang 1925!), dort hocken bleibt und sagt "Jetzt gehören wir zusammen." und "Dabei ist mir noch nie etwas passiert." - DAS muss man wirklich gesehen haben.

Mich hat die DVD darin bestärkt, mit Anthony weiterhin vorerst vor allem am Boden zu arbeiten. Ich glaube, ich bin letztlich nach dem ersten Aufsitzen zu schnell vorangegangen und habe zu viel verlangt, was er noch gar nicht verstehen kann. Die Ansätze, die Stahlecker zeigt, dem Pferd die spätere Reitarbeit vom Boden aus verständlich zu machen, finde ich überzeugend. Mal sehen, wie weit ich da mit der Umsetzung komme :wink:

Medora
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ich nochmal mit frischen Eindrücken vom 2. Teil.

Den Einstieg fand ich etwas befremdlich - ein so junges Pferd an der Hand mit Kandare? Da schrillten einige Alarmglocken. Ich muss auch sagen, dass mir hier z.B. der dreijährige Vollblüter vom Blick her nicht gefiel - das war für mich nicht "Konzentration", sondern da mischten sich schon auch starke Unsicherheit und ein bissl Angst rein (subjektiver, ganz persönlicher Eindruck). In diesem Teil wurde auch klarer, dass der nette ältere Herr schon auch ganz gut Druck machen kann. Allerdings weist Stahlecker auch immer wieder hin, dass man niemalsnienicht mit der Hand strafen darf - etwas, was ich hoffentlich wirklich verinnerlichen werde.

Die Ergebnisse seiner Methode sind durchaus beeindruckend. Die Pferde werden wohl nach seiner Methode erst nach einem Jahr Bodenarbeit geritten - tja, und da wirken sie dann bereits so, als wären sie schon lange unterm Sattel. Von der Bewegung, der Ausstrahlung und der Haltung her muss ich meinen Hut ziehen.

Ich für mich nehme viel mit von diesen DVDs, wenngleich ich vieles auch ganz klar nicht so machen möchte.

Mir ist nochmal klarer geworden, welche Chance in der Bodenarbeit liegt und der Stahleckers Grundsatz, nichts im Sattel von einem Pferd zu verlangen, was es nicht am Boden gelernt hat, scheint mir sehr, sehr nützlich zu sein.

Was ich nicht möchte, ist mit so viel Druck zu arbeiten. Denn so "nett" das alles beschrieben wird, die Pferde werden schon ordentlich verpackt und es wird auch mit gezielter, wenngleich dosierter Einschüchterung gearbeitet (meinem persönlichen Eindruck nach).

Schön finde ich wiederum den Ansatz, dass das Pferd die Dinge möglichst immer selbst beginnen soll und dass man, wie schon oben beschrieben, annehmen soll, was sie uns schenken.

Medora
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