VERTIKAL 1 - Manuel Jorge de Oliveira

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Moderator: Josatianma

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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

amara hat geschrieben:Es ist alles abhängig vom Auge des Betrachters.
Oder vom Auge des Lesers... :roll:

Wenn Du wirklich glaubst, dass die Auffassung, was locker, was aufgerichtet, was Schulschritt, was absolut aufgerichtet, was Dehnungshaltung, was dressurgerecht, was Piaffe und was Passage ist, einfach WIRKLICH auseinander geht ... und dann noch Deine subjektiven Empfindungen und sogar Seelenkontakt mit ins Spiel bringst, dann geht das den FN-Richtern auf den Dressurturnieren wohl genauso, denn die richten ja grottiges Gereit auch mit Höchstpunkten.

Sprich und somit hoffentlich deutlich genug: man kann alles im Sinne des eigenen Empfinden rechtfertigen.

Insgesamt vermischt Du mir zuviel in Deinen eigenen Aussagen, damit am Ende doch das herauskommt, was Du Dir vorstellst - oder was Du eben empfindest. Das ist ok, wenn Du so empfindest, das ist so. Als Begründung für so manches hier ist mir das aber eindeutig zu dünn.

Was hat z. B. ein voll ausgebildetes Pferd unter IK mit einem jungen Pferd zu tun? Nix. Wenn das voll ausgebildete Pferd unter IK mit stark rückständigem Vorderbein piaffiert, dann ist das einfach ne schlechte Piaffe. Und wenn ein junges Pferd noch nicht richtig piaffieren kann, weil es das Gleichgewicht noch nicht hat, na, dann lernt es das eben noch. Das zu unterscheiden nennt man: Objektivität. :wink:
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Hui, hier ist ja was los. :wink:

Thema Haltung:
da sind wir wieder bei dem Punkt, wenn die Pferde bei "artgerechter" oder artgerechteRER Haltung nicht das leisten können, das der Mensch von ihnen verlangt, wie in dem Fall mehrere Reiteinheiten am Tag, dann ist ja die Frage, ob da der Egoismus angemessen ist.
Anders sehe ich es bei dem was amara beschreibt, HIT-Aktivstall, so oft hochgelobt, eigentlich für die meisten Pferde eine Katastrophe, weil sie nicht ausgeglichen und zufrieden sondern eher ausgelaugt-müde sind, weil durch die Vorgabe der Fresszeiten die meisten Pferde ihre individuellen Fressintervalle nicht einhalten können - das führt zu dauerhaftem oder zumindest sehr häufigem Hungergefühl, Stress etc - da ist es für mich absolut nachvollziehbar, dass die Pferde dann nicht wirklich leistungsbereit sind. Aber mit herden-normaler Haltung hat das ja auch nichts zu tun leider. (Fand interessant, dass zwei Fütterungsberaterinnen unabhängig voneinander erzählt haben, dass sehr viele Pferde in solchen Haltungskonzepten krank weil gestresst und nicht "gut" gefüttert sind - aber das ist fast ein eigenes Thema wert)

Preise:
eben, das hochgejubelte Marketing muss bezahlt werden. Und auch wenn ich absolut nachvollziehen kann, dass einem der RU diesen Preis durchaus wert sein kann, habe ich persönlich ein Problem damit, wenn jemand die MÖGLICHKEIT die Preise sehr hochzuschrauben (Nachfrage regelt schließlich den Markt/das Angebot) so ausschöpft. Wer sich selber auf die Fahne schreibt nur und im Sinne der Pferde und der Welt sein glorreiches (alleiniges) Wissen weiter geben zu wollen, der sollte doch um der Pferde Willen auch denen sein Wissen zu erlangen ermöglichen, die nicht mehr als übliche hohe Preise zu zahlen.
Beispiel OS: 45 Euro für ein Schulpferd, das wirklich sehr hoch ausgebildet ist und ein einzigartiges Lern-Gefühl ermöglicht, ok. Aber dann kostet die Reitstunde auf eigenem Pferd 100 Euro, wenn ich das richtig kombiniere. Kein Trainer "muss" für 100 Euro die Stunde arbeiten. Kann er natürlich, aber MIR ganz persönlich kommt es da ein wenig moralisch quer... oder so ähnlich. Weiß nicht wie ich das richtig zum Ausdruck bringen soll was ich meine. :oops: So tief in die Tasche greifen zu lassen nur weil man es kann... ist halt auch eine Einstellung.

Dazu passend:
nur weil man es KANN weil die Leute ja die KLappe halten und von einem lernen wollen ist es aus meiner Sicht absolut nicht ok die Reitschüler oder sonstwen anzubölken/anzuherrschen, laut zu werden.
Wer so arg betont wie respektvoll man mit den Pferden umzugehen hat, der sollte doch wissen und auch beachten, dass man mit Menschen ebenso umgehen kann und sollte. Auch Menschen lernen gewiss nicht schlechter, wenn die Atmosphäre freundlich, respektvoll und positiv insgesamt ist. :wink: Klar, er würde lächelnd auf mich als Schüler verzichten, keine Frage, aber ich würde dennoch gewiss nicht Ton und Art schlucken, nur weil er der sonntag-ernannte Gottmeister himself ist.

Anspruch und Wirklichkeit:
ich sehe die Fotos und Videos der OS auch kritisch grade in Bezug auf das was sie predigen was sie wollen. Balance. Balance über allem. Und dann stuppeln die Pferde mit ihren Hinterbeinen, als hätten sie verlernt, dass es die gibt - und ne, ich rede nicht von "HB deutlich aktivieren" sondern davon, dass wenn DAS was da teilweise zu sehen ist nur das NORMALE Gangbild dieser Pferde wäre, sie eine Blamage für ihre Züchter wären. Also wenn die Ausbildung nicht nur in seltenen kurzen Momenten sondern durchaus immer wieder und für längere Passagen den Schritt zB eines Pferde so verunglimpft, dann kann das für mich nicht der positive Weg sein. (Ist schon ernst gemeint dass ich mir echt Gedanken mache, ob ich es schnell genug MIT Darius dann lernen werde, ihn so zu reiten, dass ich das Potenzial nicht vernichte - sonst werde ich das Reiten wohl dran geben, kurz nachdem ich es wieder begonnen habe).

Beurteilung von Bildern oder Videos im Vergleich zu "vor Ort sein":
denke das macht keinen so gravierenden Unterschied, AUSSER vielleicht man sagt nur wer auf dem Pferd selber gefühlt hat, der kann den Unterschied wirklich beurteilen. Aber wäre zB Losgelassenheit nicht auch von außen zu bewerten, wie sollte das Richten, wie sollte Reituntericht überhaupt funktionieren, es könnten ja keine Reitschüler jemals dazu lernen, das erfühlen lernen, ihre Pferde dahin bringen, die nicht selber sehr viel auf gut ausgebildeten Pferden den Unterschied spüren gelernt haben. Und auch wenn das letztere sicher ein wichtiger und hilfreicher Punkt in der Ausbildung ist, glaube ich sicher, dass auch diejenigen ohne diese Möglichkeit gute Reiter werden können.

Gesamt für mich:
ich glaube bei weitem nicht, dass alles schlecht ist, was in den OS vermittelt wird, kann mir sehr gut vorstellen, dass der Unterricht auch von Herrn O. durchaus viel vermitteln kann, keine Frage.
Ob man ihn braucht um ähnliches Niveau zu finden, kann ich nicht beurteilen. Trainer würde ich annehmen gibt es ähnlich gute, was die Schulpferde betrifft kann ich das nun wirklich nicht beurteilen.

Objektivität:
i@amara: ich glaube es ging bei Takt nicht darum, ob eine Piaffe im Takt ist (im Vergleich stimme ich dir total zu, wenn die Tendenz die Hankenbeugung und Verlagerung auf die HH zeigt, nicht aus Kopf- Hals-Kraft hochgezogen oder mit rückständigem VB dafür toll im Takt geritten wird, ist das sicher mehr wert) sondern eher darum, dass die Grundgangarten im schlichten Geradeaus bzw den Seitengängen teilweise bei den OS echt "vermurkst" scheinen. Da hakt es bei mir eben auch... "nicht perfekt" und "auf dem Weg ist es auch immer wieder so, dass nicht alles so läuft wie es soll" geschenkt, aber von hoch ausgebildeten Pferden unter regelmäßig dort reitenden Menschen würde ich erwarten, dass sie nicht in der Anzahl so komische Sachen in einer Vorführung zeigen.


(Vergleich übrigens Konstanze Kopta gerne: die hat nun auch keinen Anspruch mit Zirkel und Lineal zu messen, auch der Takt darf wie oben beschrieben bei der Erarbeitung der Piaffe mal verloren gehen, aber immer sehe ich Pferde locker mit ihrem Körper, nicht wie "zweigeteilt" sich bewegen, das macht für mich einen gewaltigen Unterschied. Grade wenn man sich Thema Balance so auf die Fahne schreibt, sollte doch bei den fortgeschritteneren Pferden die Gewichtsaufnahme mit der HH regelmäßiger sein als es den Eindruck vermittelt!?)
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Noch eingefallen zu Frau S. und dem Thema was eher da war, Henne oder Ei, also Frau S. mit ihrer lauten und überzogenen Art zu poltern, oder Dinge die vereinzelt herausgepickt wurden und damit die OS schlecht gemacht wurden, was dann die entsprechend verstimmte Reaktion der Dame rechtfertigen würde... glaube da kommt man zu keinem Ergebnis!?
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Beitrag von Lilith79 »

Finchen hat geschrieben:
(Ist schon ernst gemeint dass ich mir echt Gedanken mache, ob ich es schnell genug MIT Darius dann lernen werde, ihn so zu reiten, dass ich das Potenzial nicht vernichte - sonst werde ich das Reiten wohl dran geben, kurz nachdem ich es wieder begonnen habe).
Ach das wird wohl den meisten von uns normalen Menschen so gehen, dass das Ziel dass das Pferd mit Reiter wenigstens ungefähr genauso so gut/schön läuft wie es ohne Reiter im Spiel problemlos kann schon eine Lebensaufgabe ist :wink:

Ist für mich die Frage ob man dieses Ziel überhaupt haben muss, um "fair" zu reiten, das traue ich mir mit meinen begrenzten Fähigkeiten inzwischen schon zu im Rahmen meiner Möglichkeiten, zumindest nicht zu schaden.

Ansonsten kann ich hier heute mal alles unterschreiben was Du geschrieben hast.

Ich denke halt wenn die Reiterei in den Oliveira Stables vor Ort sooo grandios wäre, dann müsste es denen doch ein Leichtes sein immer mal wieder Videos zu zeigen, die richtig gutes Reiten zeigen. Ingrid Klimke und Uta Gräf reiten auch mal schlecht, sehen auf einem Pferd besser aus als auf anderen, aber es gibt von beide viele Videos/Lehr-DVDs/Wettbewerbsritte/Showritte, die ich richtig richtig gut finde. Von den Oliveira Stables hab ich noch nichts gesehen, das mich überzeugt hat. Was aber wie ich nach grisus Beschreibung denke schlicht daran liegt, dass die ganz andere Vorstellungen von gut haben und von "Balance". Aber wie Tanja finde ich nicht, dass "widdewiddewitt ich mache mir die Welt wie sie mri gefällt, Objektive Bewertungskriterien gibt es sowieso nicht" eine sinnvolle Diskussionsgrundlage ist und argumentativ ist das aus meiner Sicht eine Ausrede jede Meinung und jede Reiterei als gleich valide zu rechtfertigen.. Da kommen dann Diskussionen raus wie "Da auf dem Tisch liegt ein Apfel. Nein, ich sehe eine Banane. So ein Quatsch, ihr spinnt doch, das ist eine Tomate".
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Beitrag von Trissa »

Es kommt darauf an, was wir in der Reiterei anstreben als "gutes Reiten". Wenn die Kriterien unterschiedlich sind, dann werden wir unter Umständen immer aneinander vorbei reden und auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.

Ich mag jetzt gar nicht im Einzelnen schreiben, was ich in den OS sehe. Mir gefällt es auf jeden Fall und ich halte es für einen guten Weg - worin mich die muskuläre Entwicklung der Pferde und meine Osteo übrigens bestärken. Ein Kritiker bei amazon hat es in seiner Bewertung von (ich glaube) Vertikel 1 ganz gut auf den Punkt gebracht, dass die Reiterei bestimmte Kriterien sehr wohl erfüllt, andere nicht. Je nachdem, welche Kriterien man selbst für relevant hält, sieht man Erstrebenswertes oder auch nicht Erstrebenswertes.

Ich war bis Anfang des Jahres ziemlich kritisch eingestellt, bis ich mir dann, eins nach dem anderen, die Bücher gekauft habe und - oh Wunder - festgestellt habe, dass sich der Inhalt nicht 100 Prozent, aber überwiegend mit dem deckt, was ich im klassisch orientierten Unterricht auch früher schon gelernt habe. Manche Aussagen, die in manchen Videos oder fb-Posts tlw. plakativ rüber kommen, relativieren sich. Ich habe dann angefangen, danach zu arbeiten - mit guten Ergebnissen, die ich vorher so nie erreicht habe.

Im Hinblick auf Kursvideos ist es wichtig, sich zu verdeutlichen, dass das ungeschnittene und ungeschönte Sequenzen aus dem Unterricht sind. Nicht jeder, der da auf dem Pferd sitzt, ist ein begnadeter Reiter. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten:
- man muss halt auch mal anfangen, etwas Neues wagen und Unvollkommenheit in Kauf nehmen;
oder
- am Detail herumbasteln, bis es perfekt ist und erst dann weiter gehen
und sich ggf. darin verlieren, nicht vorwärts kommen.
Letztere Variante hatte ich in den letzten ca. sieben Jahren intensiv. Die von mir geschätzte Stärke der Ausbilderin, sehr genau zu sein, war für mich irgendwann ganz subjektiv auch ihre Schwäche. Bei meinem früheren Reitlehrer ebenso wie in den OS wird es anders gemacht. So kommen dann halt auch solche - kritisierten - Videos mitten aus dem Lernalltag zustande. Das sind eben keine perfekten Vorführungen. Ich bin mir sicher, MJO sieht genau, was der oder die Betreffende noch alles lernen muss. Aber es geht halt nur eins nach dem anderen.

Bei den beiden Turnieren am Donnerstag auf der Feira habe ich übrigens sehr schönes, sauberes, korrektes, harmonisches Reiten gesehen, sowohl in der Einsteigerklasse als auch im Square of Oliveira. Die Siegerin im Square ritt zum Niederknien - finde ich. Und auch die Ritte auf den hinteren Plätzen haben mir besser gefallen, als alles, was ich in den letzten Jahren auf "normalen Turnieren" gesehen habe, sowohl rein reiterlich als auch in der Einstellung gegenüber dem Pferd. Diese positiven Aspekte gibt es bestimmt auch vielerorten noch, aber ich sehe sie halt auch in den OS.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Trissa hat geschrieben:Es kommt darauf an, was wir in der Reiterei anstreben als "gutes Reiten". Wenn die Kriterien unterschiedlich sind, dann werden wir unter Umständen immer aneinander vorbei reden und auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.

Ich mag jetzt gar nicht im Einzelnen schreiben, was ich in den OS sehe. Mir gefällt es auf jeden Fall und ich halte es für einen guten Weg - worin mich die muskuläre Entwicklung der Pferde und meine Osteo übrigens bestärken. Ein Kritiker bei amazon hat es in seiner Bewertung von (ich glaube) Vertikel 1 ganz gut auf den Punkt gebracht, dass die Reiterei bestimmte Kriterien sehr wohl erfüllt, andere nicht. Je nachdem, welche Kriterien man selbst für relevant hält, sieht man Erstrebenswertes oder auch nicht Erstrebenswertes.

Ich war bis Anfang des Jahres ziemlich kritisch eingestellt, bis ich mir dann, eins nach dem anderen, die Bücher gekauft habe und - oh Wunder - festgestellt habe, dass sich der Inhalt nicht 100 Prozent, aber überwiegend mit dem deckt, was ich im klassisch orientierten Unterricht auch früher schon gelernt habe. Manche Aussagen, die in manchen Videos oder fb-Posts tlw. plakativ rüber kommen, relativieren sich. Ich habe dann angefangen, danach zu arbeiten - mit guten Ergebnissen, die ich vorher so nie erreicht habe.
Das Thema taucht ja immer mal wieder auf, dass sich die Lehre des O. gar nicht so gravierend von dem was man sonst so "klassisch" hört unterscheidet. Deshalb besonders schade, dass von der Seite dieses "Lagers" immer so polternd und absolut dargestellt wird, WIE einzigartig er ist. Nicht das was oder wie er reitet oder lehrt, sondern vielmehr das wie es vermarktet wird ist - so denke ich inzwischen - der Auslöser für viel Kritik. Würde er sich selber äußern, entstünde womöglich ein ganz anderer Eindruck und dann würden gewiss auch Reitern der OS "Fehler" anders verziehen werden, als es jetzt der Fall ist.

"Schönheit liegt im Auge des Betrachters" - ich glaube das gilt für "richtig" oder "im Rahmen der Ausbildung ok" in Sachen Reit"stil" auch. ;-)
Trissa hat geschrieben:
Im Hinblick auf Kursvideos ist es wichtig, sich zu verdeutlichen, dass das ungeschnittene und ungeschönte Sequenzen aus dem Unterricht sind. Nicht jeder, der da auf dem Pferd sitzt, ist ein begnadeter Reiter. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten:
- man muss halt auch mal anfangen, etwas Neues wagen und Unvollkommenheit in Kauf nehmen;
oder
- am Detail herumbasteln, bis es perfekt ist und erst dann weiter gehen
und sich ggf. darin verlieren, nicht vorwärts kommen.
Letztere Variante hatte ich in den letzten ca. sieben Jahren intensiv. Die von mir geschätzte Stärke der Ausbilderin, sehr genau zu sein, war für mich irgendwann ganz subjektiv auch ihre Schwäche. Bei meinem früheren Reitlehrer ebenso wie in den OS wird es anders gemacht. So kommen dann halt auch solche - kritisierten - Videos mitten aus dem Lernalltag zustande. Das sind eben keine perfekten Vorführungen. Ich bin mir sicher, MJO sieht genau, was der oder die Betreffende noch alles lernen muss. Aber es geht halt nur eins nach dem anderen.
DAS ist ja auch völlig ok - wäre da nicht der ständig mit den OS-Videos und Fotos einherkommende Schwall an Schilderungen des PERFEKTEN schlechthin!
Hatte das Thema grade im privaten Austausch: Frau S. würde sicher viel mehr Menschen erreichen, wenn sie etwas weniger, aber dafür sorgfältiger posten würde. Und reflektierter, fachlicher. Wenn ein Video kommentiert wird mit Hinweis darauf, dass da grade eben dies oder jenes natürlich nicht das ist, was man eigentlich anstrebt, aber auf dem Weg dahin... blabla... sowas halt... nicht "hier ist alles göttlich, perfekt, hier werden alle geheilt und keiner kann es so wie wir"... dann wäre das sympathischer, lehrreich noch dazu, weniger provozierend. So wie sie es aber macht fordert sie viel mehr Menschen viel eher heraus - und verbringt dann Zeit in Wortduellen.

Ich finde schade, dass es so nicht leicht gemacht wird, einen klaren Eindruck zu bekommen - außer man fährt hin, was für mich rein geographisch und mit einem Hof voller Tiere in Eigenversorgung doch halt etwas herausfordernd ist. Dazu müsste ich dann mehr als nur neugierig sein, da müsste ich "überzeugt" sein.
Das Reiten und der RU von Claudia Butry zB wäre für mich ein Grund, auch mit Pferd die lange Strecke zu ihr zu fahren um bei ihr eine Lehr-Woche zu haben - aus unterschiedlichen Gründen nicht diskutabel derzeit, klar, aber den gleichen Aufwand würde ich "um mal zu gucken wie es wirklich ist" nicht auf mich nehmen. ICH nicht. :-)
Trissa hat geschrieben: Bei den beiden Turnieren am Donnerstag auf der Feira habe ich übrigens sehr schönes, sauberes, korrektes, harmonisches Reiten gesehen, sowohl in der Einsteigerklasse als auch im Square of Oliveira. Die Siegerin im Square ritt zum Niederknien - finde ich. Und auch die Ritte auf den hinteren Plätzen haben mir besser gefallen, als alles, was ich in den letzten Jahren auf "normalen Turnieren" gesehen habe, sowohl rein reiterlich als auch in der Einstellung gegenüber dem Pferd. Diese positiven Aspekte gibt es bestimmt auch vielerorten noch, aber ich sehe sie halt auch in den OS.
Das würde mich zB interessieren, was da zu sehen war. War ich bisher nur zur falschen Zeit am falschen Ort bei facebook, oder gibt es dazu keine Videos (bisher)? Über Hinweise würde ich mich freuen.
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Beitrag von Trissa »

Von den Turnierritten gibt es m.W. keine Videos im Netz. Ich finde das auch schade, irgendwie aber auch nachvollziehbar. Es ist auf jeden Fall so.

Wenn der Weg in die OS zu weit ist, dann gäbe es ja vielleicht OS-Trainer in der näheren Umgebung, um Kontakt aufzunehmen, persönlich zu schauen und nachzufragen, wenn man etwas nicht versteht? Wenn man freundlich in den OS anfragt, bekommt man sicher Ansprechadressen zu einer PLZ genannt.
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amara
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Beitrag von amara »

Ne also liebste Tanja, ich verstehe immer noch nicht, was du meinst, außer dass ich den absichtlich pieksigen Unterton wohl merke. ;-)
Ich meine das übrigens nicht nur beim Jungpferd so. Ein rückständiges Vorderbein ist das aus für eine gute oder auch nur halbwegs brauchbare Piaffe. Ein Taktfehler – auch beim hochausgebildeten Pferd – kann mE mal passieren, ich werte das nicht so hoch. So what. Bin das aber auch schon auf genug Pferden geritten, damit beinhalten meine Aussagen natürlich halt auch meine eigenen Erfahrungen, und nicht nur betrachtete Bilder oder irgendwelche Vorschriften.


Wegen angucken: Die OS Lehrer sind ja inzwischen Deutschland-weit unterwegs, man kann einfach dort anrufen und fragen. Zu Frau Dietrichs kann man jederzeit nach Voranmeldung kommen, ich weiss nicht einmal ob sie überhaupt etwas fürs Zusehen verlangt. Sie ist in Braunschweig.
Dann gibt es noch jemanden im Hessischen, soweit ich weiß… und das dürfte das nächste zu dir sein, nehme ich an: Myriam Husain aus Ankum.

Frau Kopta… hat das meiste übrigens von MJO gelernt. Jahrelang. ;-)
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Beitrag von -Tanja- »

amara hat geschrieben:Ne also liebste Tanja, ich verstehe immer noch nicht, was du meinst, außer dass ich den absichtlich pieksigen Unterton wohl merke. ;-)
Macht nix. Vielleicht kann sich Lilith besser ausdrücken:
Lilith79 hat geschrieben:Aber wie Tanja finde ich nicht, dass "widdewiddewitt ich mache mir die Welt wie sie mri gefällt, Objektive Bewertungskriterien gibt es sowieso nicht" eine sinnvolle Diskussionsgrundlage ist und argumentativ ist das aus meiner Sicht eine Ausrede jede Meinung und jede Reiterei als gleich valide zu rechtfertigen.. Da kommen dann Diskussionen raus wie "Da auf dem Tisch liegt ein Apfel. Nein, ich sehe eine Banane. So ein Quatsch, ihr spinnt doch, das ist eine Tomate".
Ist aber auch so in Ordnung.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Lehrer und Schüler.. das ist nicht unbedingt ein guter Vergleich. :wink: Du weißt ja selber wie das ist, wie viele oder eben nicht Schüler wirklich das nachreiten können und ausbilden können, was der Ausbilder lehrt.
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amara
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Beitrag von amara »

Den 3 genannten kannst du vertrauen. Ich kenne zumindest 2 der 3 auch reiterlich.
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Beitrag von Motte »

grisu hat geschrieben:

Das Tüpfelchen auf dem i war der Auftritt von Geri Brun und (...) die ganz wunderbar zu diesem Verein passen ...

:shock: :shock:

DAS ist peinlich.
Motte
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Beitrag von Motte »

Motte hat geschrieben:
grisu hat geschrieben:

Das Tüpfelchen auf dem i war der Auftritt von Geri Brun und (...) die ganz wunderbar zu diesem Verein passen ...

:shock: :shock:

DAS ist peinlich.
Ich muss hier tatsächlich noch mal nachhaken.

Man kann doch nicht ernsthaft jemanden unterstützen, der so jemandem eine Plattform bietet??
Bitte, habt ihr den Herren schon mal reiten sehen?

Damit disqualifiziert man sich doch per se schon.... :roll:
Svada
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Beitrag von Svada »

Ich besitze Vertikal 1 und 2, sowie die DVD.
Meine damalige RL war vor einigen Jahren (ich weiß leider nicht mehr genau wann, meine so um 2010 herum) auf einem Kurs von MJO und auch von Anja Beran - sie war von beiden nicht so angetan, aber was sie von MJO erzählt hat, deckt sich 1:1 mit dem, was man seit knapp 2 Jahren (oder noch länger) auf der Oliveira Stables Seite zu Gesicht bekommt. Damals haben wir noch drüber gelacht...

Ich habe mir die beiden Bücher und die DVD gekauft, weil ich gern selbst herausfinde, ob ich mit etwas konform gehe oder nicht. Ein Besuch in Waal ist mir aus privaten Gründen nicht einfach so möglich, deswegen müssen die Videos auf Facebook, die Bücher und die DVD zur Meinungsbildung reichen.

Vertikal 1 habe ich innerhalb eines Abends verschlungen. Es ist ein großartiges Buch - nicht großartig detailliert, aber sehr interessant zu lesen, aber für mich nicht mit wirklich viel neuem gespickt. Es ist ein guter Einstieg in die Basis und wenn man schon genügend Vorerfahrung hat kommt man auch super gut damit zu recht und bekommt eine Idee wie die Reitweise der OS "funktioniert". Die Bilder sind stimmungsvoll und wirklich schön, zeigen korrekte Lektionen im Moment und auch das geschriebene Wort finde ich durchaus ansprechend.
Zwei Kritikpunkte hatte ich dennoch: Der Absatz über die Pferdehaltung, den man natürlich nicht befolgen muss, aber der Absatz (sinngemäß) "für den etwas dümmlichen Freizeitreiter tut es der Offenstallgaul natürlich auch" wirkt auf mich etwas von oben herab.
Das Kapitel über den Stierkampf hätte man sich auch schenken können. Stierkampf hat hier in Mitteleuropa keine Tradition, auf mich wirkte es so, als müsse man damit die Herkunft der Reitweise "entschuldigen". Unnötig.
Und die letzten Seiten mit dem Nachwort von Frau Sonntag habe ich gekonnt überlesen, da ich mit der Art des Marketings dieser Dame ohnehin nicht kann.
Ich war sehr überrascht, wie ein so gutes Buch in Zusammenhang mit den Videos der OS-Facebookseite stehen sollen.

Ich habe mich dann sehr auf Vertikal 2 gefreut und wurde hier leider enttäuscht. Im Gegensatz zu Band 1 wirkt es deutlich polemischer, anprangernd und immer wieder findet man Spitzen gegen Personen, ich fand es zum Beispiel sehr deutlich, wie Eva Steinbach auf den Fotos kritisiert wurde - man könne da tatsächlich etwas persönliches vermuten.
Auch die Erklärungen des weiteren Ausbildungsweges sind dürftig, es fehlen viele Details zu Behauptungen und Weisheiten, die jedoch für eine Erklärung (wenn auch nicht tiefgehend) notwendig gewesen wären. Ich hatte Mühe es mit derselben Passion zu lesen wie Band 1 bzw. das ist mir auch nicht gelungen. Mir fehlen Fakten und oftmals etwas der Zusammenhang. Auch das Bildmaterial ist deutlich weniger qualitativ als im ersten Teil. Der Eindruck entsteht, dass die hübschen Stimmungsbilder im ersten Band verbraucht wurden und nur noch Frau Sonntags Handybilder für den zweiten Band übrig waren (ich weiß, das ist etwas zynisch...). Ich hatte hohe Erwartungen an den zweiten Band, weil der erste die Messlatte schon hoch legt. Das ist leider nicht erfüllt worden - zumindest für mich!
Am meisten stört mich aber der eingangs erwähnte Ton - in den Amazonrezensionen betitelt es jemand als "Werbebroschüre" und ja... leider hatte ich auch den Eindruck. Es vermittelt das Gefühl, man müsse nach Waal, dort Stunden nehmen, das Buch wäre absichtlich noch oberflächlicher gehalten um die wahre Erleuchtung unbedingt persönlich vor Ort zu finden. Ich konnte eigentlich nur ein "IS HALT SO" mitnehmen, aber kein "WARUM". Und im Gesamten kam es auch so rüber, als wäre die Frage nach dem Warum auch gar nicht erwünscht.

Über die DVD schreibe ich am besten gar nichts. Über 2 Stunden, die ich sinnvoller hätte nutzen können.
xelape

Beitrag von xelape »

Danke für Deine Infos - schade dass der zweite Band so an Qualität verloren hat. :(
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