Humus & Mist

Welche Haltung für welches Pferd? - Hier könnt ihr darüber diskutieren.

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Finchen
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Humus & Mist

Beitrag von Finchen »

Ich habe über facebook grade diese Artikelserie zum Thema Humus entdeckt und finde ihn sehr detailliert und fundiert. Da wir ja einige Selbstversorger hier im Forum haben, könnte das auch für andere interessant sein.

https://www.artgerecht-tier.de/oekologi ... 1713971076

Die weiteren Beiträge findet man ganz unten bei jedem Teil als Link. Besonders hilfreich finde ich den Einstieg über die Böden und Erklärung, dass nicht nur Dünger in welcher Form auch immer notwendig ist, sondern die Humusschicht des Bodens enorme Bedeutung hat.

Abgesehen davon scheint diese Internetseite auch sonst interessante Beiträge rund um Pferd und mehr zu enthalten.



Zurück zum Humus:
ich kann mich an manche "Regeln" die im Beitrag zu den verschiedenen Mistarten und Miststapelarten genannt werden von früher erinnern. Bei meinem Onkel der zu der Zeit noch 8 Ammenkühe im Winter in Anbindehaltung aufgestallt hatte, galt es immer den Mist ordentlich flach zu stapeln auf der Miste und mit jeder Gabel voll auch über den Mist zu laufen, damit er gleichmäßig fest war. Sein Merkspruch dazu: "Halt in feucht und tritt ihn fest, das ist für den Mist das Allerbest´". Hat mich kürzlich hier ein Landwirt für ausgelacht, sei ja wohl nur nach dem Motto "Hauptsache blöden Spruch gemacht, der sich noch reimt" als ich fragte, ob ihm das bekannt sei und weswegen. :roll:
Haha, offenbar doch mit Sinn und Verstand "früher" alles gemacht.


Humus von eigenem nahezu einstreufreien Pferdeäppeln aus Offenstallhaltung habe ich in Eigenregie immer gehabt und mein Bruder in seinem GaLa-Baubetrieb den gerne in den gelagerten Mutterboden mit eingearbeitet um ihn bei Kunden so aufgewertet einzusetzen. Nachbarn waren immer sehr begeistert davon und der abgelagerte "Mist" wurde auch auf meiner Wiese ausgebracht.

Sehr hilfreich finde ich auch die Hinweise zu Belastungen oder eben nicht Belastungen durch Lagern von "Mist", weil eben Mist noch lange nicht gleich Mist ist. Das könnte ja ggf. mal hilfreich sein, um bei baulichen Maßnahmen fundiert argumentieren zu können.

Die Umsetzung den richtigen Misthaufen anzulegen finde ich äußerst schwierig... wieviel Abstriche das Ideal vertragen kann, um noch tauglich zu sein gilt es sicher heraus zu finden, damit es halbwegs praxistauglich realisierbar ist. :?

Klar aber nun auch: einfach die Mistwürmer kaufen und dann wird es alles gut ist wohl weit gefehlt.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Vignir

Beitrag von Vignir »

Als SV mit Weiden auf Sandböden hab ich mich schon vor Jahren über Humus schlau gemacht. Insbesondere auch, was die Humusgewinnung aus eigenem Mist angeht. Da krankt es dann leider, denn man muß unglaublich viel geeignete Fläche zur Verfügung haben, die für eine gescheite Miete taugt. Mal eben so den Mist der Pferde in der Landschaft lagern, ist nämlich leider nicht erlaubt. :roll:

Deswegen lief es bei mir leider auch wieder darauf hin, daß mein schöner Mist (gegen Geld versteht sich!) abgeholt wird und auf Äckern landet. Ich kann stattdessen zusehen, wie ich meine Böden "veredele".

Die Theorie ist so schön, wenn nur die Praxis nicht wäre...
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Die Praxis geht ja noch. Der Behördenwahnsinn macht den Strich durch die Rechnung. :?
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Vignir

Beitrag von Vignir »

Stimmt! :roll:
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Beitrag von Ulrike »

Im Grunde

ist es kein Behördenwahnsinn, sondern bittere Notwendigkeit, Mist adäquat zu lagern.
Mist aus Massentierhaltung macht unsere Böden hin. Der Gesetzgeber hat nur nicht evrstanden, das die Mistverordnung nicht überall richtig unsetzbar ist. Für meine Begriffe dürfte sie nicht für private Pferdehalter mit einer kleinen Haltung greifen. Hier sind viele Weiden sehr abgelegen. Da nun MIstplatten und Dächer über die Misten zu bauen, ist unmöglich und versiegelt zu viel Flächen. Da muss es andere Lösungen geben.

Im Grunde ist das gut gedacht, für die vielen Pferdehalter aber eine Katastrophe. Deshalb nicht ausreichend weit gedacht.
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Schönes Thema.. damit habe ich mich auch schon ziemlich auseinandergesetzt. Ich würde total gern unseren Mist vernünftig kompostieren und dann für unsere Weiden nutzen. Aber die Behörde besteht darauf, dass ich ihn auf unserer überdachten Mistplatte aus säurebeständigem Stahlbeton lagere. Was die Kompostierung natürlich entsprechend erschwert und die Mistplatte ist auch nur so groß, dass sie den Mist unserer Pferde von 6 Monaten fasst und nicht den von zwei Jahren.

Und so wie einige es machen (Offenstallkonzepte z.B.), dass sie den Mist mit Rotteförderern versehen und dann nach 4 Monaten schon wieder ausbringen... das traue ich mich nicht. Wir haben auf unserer Weide gar keinen Parasitendruck, da es vorher noch nie Pferdeweide war und seit wir da sind penibel abgesammelt wird. Das möchte ich auf gar keinen Fall riskieren.
Wir versuchen, das Bodenleben mit anderem organischem Dünger in Ganz zu halten. Ist nicht meine Lieblingsvariante, aber besser als Kunstdünger.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

@Ulrike:
naja, nicht der Mist der Massentierhaltung, sondern die horrende Menge dieses Mistest und der jahrelange Missbrauch in Form von Überdügung haben - begründet - für die Einschränkungen und Auflagen gesorgt.

Wieso aber Mist, den ich von den Weiden und Ausläufen abäppel, also reiner Festmist, kein Urin, keine Einstreu mit Urin, nicht auch in kleinen Mieten lagern darf, das erschließt sich mir nicht.


@Ninischi:
die Bedenken hätte ich vor einiger Zeit noch so geteilt. Da war ich aber auch noch davon ausgegangen, dass tägliches Abäppeln der Weiden die Kontaminierung mit ausgeschiedenen Würmern/Wurmeiern verhindert. In dem Punkt wurde ich ernüchtert, da das wohl nur bei sehr zeitnaher Beseitigung der Haufen von den Flächen tasächlich passiert (habe 1 oder 2 Stunden im Sinn). Demnach wäre es dann eh in Sachen Wurmausscheidung nur relevant, ob man einen Ausscheider unter den Pferden hat und da die Entwurmung gezielter anzugehen.
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Beitrag von Ulrike »

Finchen,

natürlich hat das was mit Massentierhaltung zu tun.

Eine Masse Tiere=Masse Mist
Einfache Gleichung.
Zuviel Tiere= Zuviel Mist.

Das ist Missbrauch des Tieres und Missbrauch des Bodens.

LG Ulrike
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Finchen hat geschrieben:Wieso aber Mist, den ich von den Weiden und Ausläufen abäppel, also reiner Festmist, kein Urin, keine Einstreu mit Urin, nicht auch in kleinen Mieten lagern darf, das erschließt sich mir nicht.
Das erschließt sich mir auch nicht.

Zur Zeit und "Kontamination": Man liest eben hier und da so dies und das. Ein, zwei Stunden leuchten mir jetzt nicht ein.
Wir fahren mit unserem Modell ganz gut und es ist legal.
Für mich kommt es nicht in Frage, einige Monate auf einer Betonplatte abgelagerten Mist wieder auf meine Weide zu bringen, egal mit was für "Informationen" ich den Mist zwischenzeitlich behandelt habe. Das ist mir auch ehrlich gesagt den Aufwand nicht wert, die Äppel erst mühsam einzusammeln und dann wieder zu verteilen. Ohne genau zu wissen, ob das ganz doll was anderes ist als wenn ich die Weide einfach abgeschleppt hätte.
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Beitrag von oecone »

Finchen hat geschrieben: Wieso aber Mist, den ich von den Weiden und Ausläufen abäppel, also reiner Festmist, kein Urin, keine Einstreu mit Urin, nicht auch in kleinen Mieten lagern darf, das erschließt sich mir nicht.
Die Erklärung ist relativ simpel. Durch den Regen wird Stickstoff ausgewaschen und in den Boden eingetragen. Bis auf dem Platz der ehemaligen Miete wieder Pflanzen wachsen, ist das Nitrat soweit im Boden abgesackt, dass die Wurzeln es nicht mehr erreichen. Und zack ist das Zeuch im Grundwasser.
Zugegeben, dass das vergleichsweise wenig ist, aber irgendwo muss man mit der Regulierung anfangen. Und es ist einfacher alle Mistmieten ohne Bodenplatte zu untersagen, als eine Klein-Misthaufen-Ausnahme-Regelung zu schaffen. Die Problematik EU-Regelungen ... Deutschland mit Abstand schlechteste Nitratwerte im Grundwasser ... führt dazu, dass man sowas nicht mehr diskutieren braucht.

Grüßle
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Beitrag von Finchen »

Massentierhaltung definiert sich über die Tierbestände. Wenn es davon nicht zu viele für die vorhandenen Flächen gäbe, wäre auch die Massentierhaltung nicht schuld. Es ist also die Masse der Massentierhaltungen. :wink:


Natürlich ist der Unterschied die Versickerung auf kleinerer Fläche - aber auf einen ha zum Beispiel gerechnet gelangt nur unwesentlich mehr in das Grundwasser bei gesammelter Lagerung in kleineren Mieten.

Bei dem Ausbringen nach kurzer Lagerung ist ja neben dem Wurmthema auch entscheidend, ob der Mist wirklich schon als Humus taugt. Sonst ist liegen lassen und mulchen in Kombi sicher besser. Wie gut das tägliche Abäppeln vor Wurmdruck auf den Böden sorgt müsste man konkret prüfen. Aber für mich gibt es auch eher keinen Grund, wieso verschiedene Wurmstadien sich über Stunden zuverlässig in den Kötteln aufhalten sollten, deshalb leuchtet mir schon ein, dass absammeln nicht hilft was das angeht. Zumal je nach Gegend die Haufen ja von Vögeln ordentlich zerlegt werden. :roll:
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Beitrag von ninischi »

@oecone: Dass das an sich verboten gehört, finde ich schon richtig. Mir leuchtet nur nicht ein, warum der Landwirt beliebige Mengen ein halbes Jahr zwischenlagern darf und ich keine ordentlich angelegte (und z.B. mit Fleece abgedeckte) Kompostmiete anlegen darf.

@Finchen: Schönes Argument für alle, die zu faul sind, ihre Weiden abzusammeln :wink: . Kann ja Gott sei dank jeder machen, was er für richtig und sinnvoll hält.
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Beitrag von Finchen »

ninischi hat geschrieben:@oecone: Dass das an sich verboten gehört, finde ich schon richtig. Mir leuchtet nur nicht ein, warum der Landwirt beliebige Mengen ein halbes Jahr zwischenlagern darf und ich keine ordentlich angelegte (und z.B. mit Fleece abgedeckte) Kompostmiete anlegen darf.

@Finchen: Schönes Argument für alle, die zu faul sind, ihre Weiden abzusammeln :wink: . Kann ja Gott sei dank jeder machen, was er für richtig und sinnvoll hält.
Landwirte dürfen auch nicht so lange zwischenlagern meines Wissens nach. Nur kurzzeitig und den Witterungen angepasst und für möglichst zeitnahe Ausbringung auf den Flächen - was in der Praxis ja GANZ anders gehandhabt wird. :?

Zwischen liegen lassen und abäppeln gibt es ja außer was den Wurm angeht noch Argumente. :D Zu einfach gemacht meiner Meinung nach es nur darauf zu schieben, dass jemand gegen Abäppeln argumentieren wolle. :wink: Wenn wir u.a. abäppeln um die Wurmsache im Griff zu behalten, sich dann herausstellt, dass (das meiste/viel) nicht mehr zu retten ist nach einigen Stunden Äppel auf der Wiese, dann finde ich das schon wichtig zu wissen.
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Beitrag von ninischi »

So weit, so gut.
Nur, dass mir das jetzt erstmal so nicht als „Wissen“ einleuchtet, nur weil es irgendjemand behauptet.
Da bin ich einfach zu sehr Mathematikerin: Was ich als Wissen bezeichne, muss schon sehr gut belegt sein.
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Beitrag von oecone »

Finchen hat geschrieben: Landwirte dürfen auch nicht so lange zwischenlagern meines Wissens nach. Nur kurzzeitig und den Witterungen angepasst und für möglichst zeitnahe Ausbringung auf den Flächen - was in der Praxis ja GANZ anders gehandhabt wird. :?
Ja, maximal zwei Wochen, und dann muss es ausgebracht werden.
Ansonsten darf erst nach der Heißrotte und am Besten abgedeckt gelagert werden, und dann nur maximal ein Jahr an der selben Stelle.
Es gibt aber wohl kleine Unterschiede in den jeweiligen Bundesländern.

Grüßle
oecone
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