Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Puh, hatte ich mich doch nicht verlesen. Ich stöber gerade noch mal in den alten Beiträgen und finde zu dem Thema Schwund diese Aussage von Saltandpepper:

"Schwung ist eine erste Versammlung. Es gibt keinen Schwung ohne Versammlung, denn das Hinterbein muss das Pferd hochkatapultieren. Hierzu muss sich die Hanke beugen, die LWS aufwölben und diese Aufwölbung nach vorne weitergeben. Das Einsetzen des Schubes muss in Richtung Schwerpunkt verschoben werden, um eine Aufwärtsenergie erzeugen. Das ist "Versammlung".

Und demzufolge zeigt das Pferd von PK keinen Schwung in der Passage.
grisu
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Beitrag von grisu »

Der Aussage "Der Rücken ist nicht da" würde ich zustimmen. Für mich ist das von Herrn Karl Gezeigte größtenteils Reiterei in absoluter Aufrichtung.

Leider kann ich das Video nicht mehr aufrufen, aber Herr Karl hat auf seiner Seite einige Fotos verlinkt. Da er sie selbst ausgewählt hat, gehe ich davon aus, dass sie das zeigen, was er anstrebt.


http://images.worldsoft-cms.info//wcms/ ... s/2427.jpg


http://images.worldsoft-cms.info//wcms/ ... s/2429.jpg
le_bai
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Beitrag von le_bai »

saltandpepper hat geschrieben:
le_bai hat geschrieben:Der rücken IST nicht blockiert in dieser Haltung.
Doch im Sinne der Schwungentwicklung ist er genau so blockiert.
wenn man Schwungentwicklung in dem Maße in diesem Zustand fordert ja.

wenn nicht, ist er auch nicht blockiert ....
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

le_bai hat geschrieben:
saltandpepper hat geschrieben:
le_bai hat geschrieben:Der rücken IST nicht blockiert in dieser Haltung.
Doch im Sinne der Schwungentwicklung ist er genau so blockiert.
wenn man Schwungentwicklung in dem Maße in diesem Zustand fordert ja.

wenn nicht, ist er auch nicht blockiert ....
Sach´ ich doch- eine Frage dessen, was man möchte...
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Fortissimo hat geschrieben:Puh, hatte ich mich doch nicht verlesen. Ich stöber gerade noch mal in den alten Beiträgen und finde zu dem Thema Schwund diese Aussage von Saltandpepper:

"Schwung ist eine erste Versammlung. Es gibt keinen Schwung ohne Versammlung, denn das Hinterbein muss das Pferd hochkatapultieren. Hierzu muss sich die Hanke beugen, die LWS aufwölben und diese Aufwölbung nach vorne weitergeben. Das Einsetzen des Schubes muss in Richtung Schwerpunkt verschoben werden, um eine Aufwärtsenergie erzeugen. Das ist "Versammlung".

Und demzufolge zeigt das Pferd von PK keinen Schwung in der Passage.
Ja, im Sinne der deutschen Reitlehre, ja.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

o.k. ich denke, ich bleibe der deutschen Reitlehre treu. Die andere Variante bringt mich ziemlich durcheinander und stellt die Sichtweisen etwas auf den Kopf. Mir gefällt auf jeden Fall eine Passage MIT Schwung besser :wink:
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Fortissimo hat geschrieben:o.k. ich denke, ich bleibe der deutschen Reitlehre treu. Die andere Variante bringt mich ziemlich durcheinander und stellt die Sichtweisen etwas auf den Kopf. Mir gefällt auf jeden Fall eine Passage MIT Schwung besser :wink:
Mir auch :lol:
maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

saltandpepper hat geschrieben: Es ist eines der ganz spezifischen Merkmale der EdL : man ist in der Lage, jede Kopf-Hals-Position ganz genau herbeizuführen.
...
Da auf den deutschen "Schwung" in der EdL kein Schwerpunkt gelegt wird, ist die Passage natürlich entsprechend.

Die Punkte aber, die Herrn Karl wichtig sind, sind bei allen Pferden und vor allem auch bei High Noon durchgängig gezeigt :

-gleichmäßiger Kontakt zwischen Hand und Maul, bei "sprechendem" Maul,
-Genick höchster Punkt,
-Stirnlinie v.d.S,
-Parallelität der Stütz- und Hangbeine ( außer in den Kunstgängen : Passage + spanischer Schritt) ,
-eine lose arbeitender Rücken ,
-Ruhe,
-feine, dezente Führung an Hand und Bein,
-absolute Durchlässigkeit des Pferdes in jede angewiesene Haltung ( ausschließlich des deutschen Spannungsbogens auf den in dieser Form kein besonderer Wert gelegt wird/ der nicht eklatant wichtig befunden wird) und
-jede Bewegungsrichtung differenzierbar nach Vor- und Nachhandbeweglichkeit.

Das will er haben, das will er zeigen und das zeigt er auch.
...
Ein guter Lehrer ist darüber hinaus ein Mensch, der diese, seine Vorstellung und deren Ausformung anderen Reitern so vermitteln kann, dass eine erkennbare Prägung erfolgt- sprich, dass man an den Schülern und deren Pferden seine Handschrift erkennt.

Für mich ist dabei erst mal untergeordnet, welche Vorstellung das genau ist, denn ausschlaggebend ist für mich die FÄHIGKEIT zur Ausformung- nicht die Gestalt derselben.

Und genau das sehe ich hier - sogar in beeindruckender Form. Ein Reiter, der präzise seine Vorstellung verwirklichen kann- mit absolut sauberen Mitteln- wie ich weiß !

Und ein Lehrer der darüber hinaus viele, viele Schüler vorweisen kann, die bei minimaler Begleitung durch dessen Unterricht, mit deutlicher Prägung und auf wirklich hohem Niveau ( nach den Bewertungskriterien ihres Ausbilders!!! ) so etwas vorführen können.

Dieses Können und diese Leistung muss man absolut anerkennen und hoch schätzen ! Ein großartiger Reiter ! Ein großartiger Lehrer ! ...
Gruß S&P
Das sehe ich ganz ganauso!! :D
Mich überzeugt das Ergebnis - und es ist faszinierend, wie sehr Theorie und Praxis bei PK übereinstimmen :)
Ich kann verstehen, dass hier im Forum andere Mitglieder auch andere Zielbilder haben.
Betonen möchte ich aber noch mal, dass der Rücken bei High Noon schön geschwungen ist und nicht blockiert war - und dass er sich in der hohen Kopf-Hals-Position prinzipiell selber tragen konnte.
Ich war in der Samstag-Vorstellung, am Freitag war High Noon lt. Aussage anderer wohl noch deutlich aufgeregter, da hatte ich also Glück...

Etwas, das mir persönlich an den gezeigten Passagen sehr gefällt, ist die Flüssigkeit in den Bewegungen - das kurzfristige "Verharren" in der Luft bzw. aktive Hochreißen der Beine ist hier nicht erwünscht. Mich sprechen diese "weichen" Passagen mehr an als die "deutschen" :wink:
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

maulfrei :o) hat geschrieben:Etwas, das mir persönlich an den gezeigten Passagen sehr gefällt, ist die Flüssigkeit in den Bewegungen - das kurzfristige "Verharren" in der Luft bzw. aktive Hochreißen der Beine ist hier nicht erwünscht. Mich sprechen diese "weichen" Passagen mehr an als die "deutschen" :wink:
Maulfrei, nix für ungut, aber das aktive Hochreißen der ( Vorder-) Beine ist genau das, was bei einer Passage ohne Schwung stattfindet-!!! Im Unterschied zu einer Passage mit Schwung, bei dem die hoch-weite Bewegung der Vorhand im hohen Umfang aus dem Auftrieb des Hinterbeines entsteht. Genau das ist nämlich der Punkt, der mir bei den Passagen von High Noon nicht gefällt.
Eine KORREKT !!!" deutsch" mit Schwung!!! gerittene Passage ist um ein vielfaches schwieriger für das Pferd, denn sie wird durchgängig von hinten getragen. Deswegen sieht man im Grunde kaum eine solche irgendwo, sondern meist irgendwelches Pseudogeschwebel, bei dem ebenfalls die Bein hochgezogen werden . DAS hat aber mit einer korrekten Passage im Sinne der deutsche Reitlehre genauso wenig zu tun, wie wie ein Auto mit einer Eisenbahn.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Moin, ich melde mich auch mal wieder zu Wort. :wink:

S&P, danke für Deinen Hinweis auf Neckermann - ich habe nämlich spontan beim Betrachten des Videos gedacht, dass PK sein Pferd auf eine sehr ähnliche Art und Weise formt.
(Und war sehr erstaunt darüber, dass PK dafür hochgejubelt wird, während man Herrn Neckermann für eine seiner - zugegebenermaßen nicht wirklich optimalen Vorstellungen - völlig zerrissen hat. :wink:)

Die Schwierigkeit bei dieser Formgebung ist meiner Meinung nach die Gratwanderung, ob man es noch schafft, das Pferd in dieser Formgebung dauerhaft sicher über den Rücken zu haben oder ob man das Pferd absolut aufrichtet, den Rücken blockiert und einen Schenkelgänger produziert. Damit letzteres nicht passiert, muss man ein ganz hervorragender Reiter sein, so wie z. B. PK oder Neckermann. Ein "Otto-Normal-Reiter" wird diese Gratwanderung vermutlich nicht sicher bewältigen können.

Aus diesem Grund wünsche ich mir für einen Durchschnittsreiter eine Einstellung, die ein klein wenig tiefer und etwas runder ist - sie ist einfach weniger fehleranfällig.
Viele Grüße
Sabine
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maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

saltandpepper hat geschrieben: Maulfrei, nix für ungut, aber das aktive Hochreißen der ( Vorder-) Beine ist genau das, was bei einer Passage ohne Schwung stattfindet-!!!
@S&P: In meinen Augen reißt High Noon keineswegs die Vorderbeine nach oben, sondern sie schwingen eher dorthin. Die Bewegungen sind weicher/fließender und deutlich weniger athletisch als die der heutigen deutschen Dressurpferde, die ihre Beine m.M. nach mit deutlich mehr Kraft aktiv nach oben heben. Mich stören bei den "modernen" deutschen Passagen ganz besonders auch die Hinterbeine, die in meinen Augen nach oben "zucken" und dort kurz verharren - der Bewegungsfluss ist in dieser Phase dann unterbrochen und der Takt gestört.

Was hältst du denn von der Passage von Klimke/Ahlerich? Mir gefällt sie aus den oben genannten Gründen:
https://www.youtube.com/watch?v=fBq5rJM4XvI
max hat geschrieben: Aus diesem Grund wünsche ich mir für einen Durchschnittsreiter eine Einstellung, die ein klein wenig tiefer und etwas runder ist - sie ist einfach weniger fehleranfällig.
Mir ergeht es genau anders herum: Ich finde dass die etwas rundere und tiefere Einstellung extrem fehleranfällig ist - denn Genick zu tief/hdS ist ja genau das, was man heutzutage überall sehen kann.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Maulfrei: ich meinte nur ein klein wenig tiefer und runder im Vergleich zu der Formgebung, die PK seinem Pferd gegeben hat. Das ist erheblich weniger fehleranfällig als die sehr hohe Aufrichtung, die PK im aktuellen Video seinem Pferd gegeben hat.
Edit: Er hat seine Pferde früher auch etwas runder und tiefer eingestellt, und so gefällt mir das einfach besser: http://www.youtube.com/watch?v=k61NBS0ARE4

Eine zu tiefe und zu enge Einstellung ist natürlich, da hast Du völlig Recht, ebenfalls sehr fehleranfällig.
Ich werbe hier nur dafür, weder in der einen noch in der anderen Richtung in Extreme zu verfallen. :)
Zuletzt geändert von Max1404 am So, 04. Mai 2014 10:44, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Sabine
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

maulfrei :o) hat geschrieben:
saltandpepper hat geschrieben: Maulfrei, nix für ungut, aber das aktive Hochreißen der ( Vorder-) Beine ist genau das, was bei einer Passage ohne Schwung stattfindet-!!!
@S&P: In meinen Augen reißt High Noon keineswegs die Vorderbeine nach oben, sondern sie schwingen eher dorthin. Die Bewegungen sind weicher/fließender und deutlich weniger athletisch als die der heutigen deutschen Dressurpferde, die ihre Beine m.M. nach mit deutlich mehr Kraft aktiv nach oben heben. Mich stören bei den "modernen" deutschen Passagen ganz besonders auch die Hinterbeine, die in meinen Augen nach oben "zucken" und dort kurz verharren - der Bewegungsfluss ist in dieser Phase dann unterbrochen und der Takt gestört.

Was hältst du denn von der Passage von Klimke/Ahlerich? Mir gefällt sie aus den oben genannten Gründen:
https://www.youtube.com/watch?v=fBq5rJM4XvI
max hat geschrieben: Aus diesem Grund wünsche ich mir für einen Durchschnittsreiter eine Einstellung, die ein klein wenig tiefer und etwas runder ist - sie ist einfach weniger fehleranfällig.
Mir ergeht es genau anders herum: Ich finde dass die etwas rundere und tiefere Einstellung extrem fehleranfällig ist - denn Genick zu tief/hdS ist ja genau das, was man heutzutage überall sehen kann.
Die kleinen Arbeitspassagen, die Ahlerich hier zeigt, ist zu jedem Zeitpunkt geschlossen. in den Übergängen zur Piaffe bricht teilweise der Spannungsbogen leicht- da kommt das Pferd ganz kurzzeitig in eine vergleichbare Haltung, wie High Noon sie zeigt. Die Rückführung nimmt Ahlerich noch nicht geschmeidig genug im Hinterbein auf, daher passiert dieser "Fehler" im Sinne des Spannungsbogenerhaltes. Die Passage von Klimke ist eine mit Schwung.
Die Bewegungen sind hier so klein gestaltet, weil die ganze Sequenz eine Klein-Klein-Arbeit darstellt, dabei geht es nicht um die Entfaltung der Schwungkraft, sondern um die Durchlässigkeit und die Verbesserung der Beugefähigkeit der Hanke- die noch verbesserungswürdig ist, wie man eben an besagten Rückführungen in die Piaffe sieht.
Die beiden Passagen sind nicht das gleiche!


Das "Hochreißen" ist nicht im optischen, sondern im funktionellen Sinne zu sehen. Es geht darum, wie die Mechanik des Vorderbeines entsteht.

Bei High Noon kommt der AUFtrieb nicht aus dem Hinterbein, dieses schiebt dafür nämlich zu weit nach hinten. Die Schubphase findet dafür zu wenig unter dem Körper des Pferdes statt. In dieser Passage "macht" das Hinterbein lediglich "das Vorwärts". Das Vorderbein wird aus Hals und Rücken "gerissen" ( so nennt man das Anheben eines Gewichtes ohne Schwung/Auftrieb).
Bei den Passagen, die man häufig in den großen Prüfungen sieht, werden alle 4 Füße hochgerissen Das ist die höchste Ausformung von Spanntritten und hat von einer klassischen Passage nicht viel außer dem Charakter der Bewegungsabläufe : langsame Frequenz- schwebende Optik. High Noon reißt nur die Vordergliedmaßen nach oben vorne. Er macht keine Schwebetritte.

Bei der Ahlerich-Passage werden die Vorderbeine ebenfalls hochgenommen ( klar, sonst ginge es ja nicht) aber eben nicht groß über die normalen Maaße einer natürlichen Bewegung hinaus. Der Auftrieb kommt schon Großteils aus dem Hinterbein und wäre steigerbar , wenn dies hier gewünscht wäre.

Dann hätte man eine schön große Schwungpassage... warum ? Weil das Hinterbein angeschlossen ist, das Becken abgesenkt, die Hanke gebeugt und die Lende sich aufwölbt. Der Schub setzt durch die relative Aufrichtung weiter vorne in Richtung Schwerpunkt ein und wird nicht so weit hinter dem Pferd beendet. Der Rumpf erfährt über diese Mechanik- den Schwung nämlich- Auftrieb, wird hochkatapultiert und die Vorderbeine müssen -überspitzt ausgedrückt- nur noch nach vorne bewegt werden, um die erhaben Optik zu haben.
Zwar ist auch Ahlerich sehr weit aufgerichtet, aber eben nicht so weit, dass der Spannungsbogen bricht. Das ist der Unterschied.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Hier nochmal Balkenhol, diesmal nicht mit Goldstern:
http://www.youtube.com/watch?v=ZQSEAfKIMI0
:D
Viele Grüße
Sabine
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ich durfte vor ca. 2 Jahren bei Klaus Balkenhol zuhause beim Training zuschauen. Es hat mich unglaublich beeindruckt. Er ist ein begnadeter Ausbilder und Reiter!
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