Wir haben hier eine Reittherapeutin, die v.a. Isländer einsetzt - insofern hat sie eine kleine Islandherde eher vom "alten", stämmigen Typ.
Ich (sowie auch sie... macht grade den Island-Pferde Trainer B) finde NICHT, dass wir hier von Gewichtsträgern sprechen, allerdings von kleineren, stämmigen Pferden mit einer Eselsgeduld und viel "Leidensbereitschaft".
Egal ob wir hier vom seit 1h SCHREIENDEN und PLÄRRENDEN und Mähne-ausreissenden ADHS Kind sprechen, oder von der 120kg-Frau (ja, das haben wir hier auch...), die im viel zu kleinen Sattel das Winzlings-Ding namens Isi im Schritt stundenlang ausreitet, auf Anfänger-Niveau.
Ja was soll ich dazu sagen, Gewichsträger mM nicht, aber bewunderswert genügsam und leidensfähig. Und gemessen am Eigengewicht vertragen ihre Isis im Schnitt bestimmt mehr als mein Lusitano-Halbhemd. Da sie leichter sind, ist es dann aber auch nicht soooo viel mehr.
Was der Fall ist, ist dass sie recht stabil stehen, verglichen z.B. mit meinem Lusi, wobei ich eher dazu tendiere dass meiner verdammt INstabil steht.
Nur weil etwas Tradition ist, muss es nicht gut sein (aber auch nicht schlecht). Früher war die Ständerhaltung absolut normal und traditionell, wahrscheinlich bei PFerden die 8h unterm Soldat gehen oder 7h auf dem Feld ackern auch nicht "schlimm". TOLL ist trotzdem was anderes, und nein, selbst bei 8h unterm Soldaten ist kein Pferd der Welt in einem Ständer glücklicher...
Was ein riesiges Problem ist sehe ich auch in der Horde der völlig unfitten UND verfetteten (!!!) Freizeitpferde. Es ist eben wie beim Menschen, die 10-20% Übergewicht (und das ist eher das UNTERE Limit das ich bei den Pferden in viel Ställen, insbesondere Offenställen sehe!!!) trägt das - wenig fitte - Pferd 24h mit sich rum. Spare ich mir dieses Übergewicht, kann mein Zosse auch wieder gesünder und ggf. auch mehr schleppen.
Erfreut war ich, als mein Pferd, das sehr gerne als mager, rippig, dürr vom Freizeitreiter bezeichnet wird, von der Tierklinik als selten idealgewichtig bezeichnet wurde. Nein, ein gesundes Pferd BRAUCHT keine Wohlstands-Wampe.
Eine Freundin, auch eher einen Ticken zu viel Gewicht und früher SEHR viel zu viel Gewicht (35kg abgenommen...) hat sich bewusst ein größeres Tierchen gekauft das sie gut abdeckt. Einen Lusi-Hemdigen wie meinen würde sie gar nicht wollen. Sie fühlt sich auch wohler, ich finde, viele Reiter haben da ja durchaus auch viel Gefühl dafür.
Ich finde es richtig, über solche Punkte nachzudenken und sie ggf. auch offen anzusprechen. Aber doch nicht, wenn die Erkenntnis und der Änderungswille bereits da sind.
Warum denn das??? Nur die Erkenntnis und der ÄnderungsWILLE ändern ja noch gar nichts, oder???
Also, jetzt seh es doch mal so: Ich hatte einen Warmblüter. Er war viel zu groß, viel zu breit und viel zu tonnig für meine verunfallte Hüfte. Ich habe versucht (und hätte sicherlich noch VIEL mehr machen können) das durch Physiotherapie und Ausgleichssport zu verbessern. In meinem (! inkl. Zeit, Wille, Einsatz, Körper, Geist, Emotion) möglichen Rahmen ging aber nicht mehr. Die Hüfte drohte aber so völlig zu verkaputten, und dass ich auf absehbare Zeit (wenn die Hüfte schlechter wird) auch meinem Pferd schaden werde. BEVOR das passiert, habe ich mit Arzt, Freunden und Trainern entschieden - das Pferd hats woanders besser.
Was ist daran jetzt so anders?? Ein Bekannter (Männer tun sich VIEL leichter, angepasst über ihre Schwimmringe zu sprechen) hat dasselbe gemacht. Er hats ja probiert. Er hat ja auch abgenommen. Aber halt - zu wenig. Viel zu wenig, für seinen Halbblüter. Er hätt sich ja noch viiiel mehr anstrengen können (ohne jemals anzukommen, weil er sowas wie Stress, nen Job, und auch keinen Bock auf ständig essen anpassen hat). Er hätt sich das ja auch einreden können, dass er das irgendwann in 20 Jahren schafft.
Er hat ebenfalls verkauft. Und ein taugliches Warmblut alter Schlag GEkauft.
Der Wille allein wird manchmal, vielleicht sogar öfters als man denkt, nicht reichen. Gute Absicht loben ist sicherlich christlich, und für viele in unserer Gesellschaft ist die Absicht schiergar unantastbar. Und das soll jetzt alles nicht frustrierend sein, ich finde z.B. wer schon 19 kg (!!!) abgenommen hat, hat all meinen Respekt und scheint alles andere als unmotiviert oder am Ende der Leitung zu sein.
Aber manchmal hilft das Wollen und Einsehen nicht weiter. Erkenntnis des Umstands ist schön, der Wille löblich, aber das muss im Jetzt auch umsetzbar sein, bzw. die Umstände müssen dazu passen (siehe mein Kumpel, was nützt es zu wissen, dass man abnehmen könnte, wenn xyz anders wäre, was man aber nicht ändert, weil man abc behalten will, und damit...) Das offene Grübeln, sehen und ansprechen hat aber mit HINTERHERTRETEN nichts zu tun. Vermutlich muss man dazu aber erst einmal eine gesunde, gute, und gutwillige Einstellung zu sich selbst und zu anderen entwickeln.
Ich persönlich z.B. bin jedenfalls froh, ehrlich mit mir selbst und meinen Umständen umgegangen zu sein, das Pferd endlich verkauft zu haben (jaja, wie viele "du kannst doch nicht" "du Raben-Pferdebesitzer" ich mir da anhören durfte... bzw. noch besser, das lästige Getuschel hinterm Rücken, vom "verkauft doch nur wegen dem Geld" über "der ist ihr langweilig geworden" über...), und etwas passendes GEkauft zu haben.