Sinn von Reiten in Konterstellung

Rund um die klassische Reitkunst

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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ich bekomme dieses verflixte Bild nicht eingefügt..
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Wie Fortissimos Stand mit dem Pferd tatsächlich aussieht kann man doch gar nicht beurteilen, ohne das gesehen zu haben. Fortissimo schreibt hier z.B. "Speedy war, und ist immer noch, sehr steif und nicht konstant. Er neigt zum Verwerfen, hat sich immer gerne auf die Hand gelegt und war stark Vorhandlastigkeit ".

In Max's (als Beispiel) Kopfkino latscht nach der Beschreibung offensichtlich ein ständig verworfenes schiefes Pferd auseinandergefallen und ohne Kontakt in der Gegend rum, genauso kann es aber sein, dass fortissimo eine von diesen reiterlichen Überperfektionisten ist und das Pferd tatsächlich schon ganz solide auf A Niveau unterwegs ist und eben noch nicht 100% konstant ist (das reiterliche Equivalent zu der Mitschülerin die jeder hatte, die die nach jeder Klausur stundenlang erzählte wie furchtbar alles gelaufen ist und die dann am Ende eine 1- hatte, während man selber ne 3 hatte...)


Ein Pferd dass sich tatsächlich IMMER zu beiden Seiten exakt gleichmäßig stellen und biegen lässt, sich nie auch nur ein bisschen verwirft, immer gleichmäßig an beide Zügel herantritt und gar nicht mehr vorderlastig ist wäre für mich übrigens ein 100% gerade gerichtetes Pferd, das schon den Punkt Versammlung erreicht hat. Wenn es hier viele Leute gibt, die das tatsächlich erreicht haben, dann Chapeau! :wink:
Phanja

Beitrag von Phanja »

Ich möchte mal einwerfen, dass ich auch erst überlegt hatte, was dazu zu schreiben. Allerdings habe ich dann gelesen, dass das Pferd sich aus Fortissimos Sicht ja aktuell durchaus positiv entwickelt.
Insofern wäre ich vorsichtig mit Aussagen wie "das und das soll man nicht und hierfür und dafür ist das Pferd noch nicht bereit". Fakt ist, dass sie mit der jetzigen Trainerin offenbar gut zurecht kommt und sich eine positive Entwicklung abzeichnet. Und das ist es doch, was letztlich zählt oder? Aus der Ferne noch dazu ohne bewegte Bilder ist es nahezu unmöglich festzustellen, was man tun kann und was man lassen sollte.
Ich bin ja auch eher jemand, der die Seitengänge häufig (nicht immer!) schon sehr früh als Werkzeug nutzt, um gezielt das Pferd geraderichten zu können und auch um gezielt ein einzelnes Hinterbein zur Lastaufnahme zu bewegen und muss sagen, dass ich damit sehr positive Erfahrungen sammle.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

@Lilith: na ja, irgendwo dazwischen werde ich mich wohl befinden. Also nicht das auseinandergefallene, latschende Pferd und auch nicht das A-fertige.

Ich muss mal schauen, daß meine Stallkollegin demnächst ein paar Fotos von mir macht - und ich muss dann schauen, daß ich es hinbekomme, die hier einzusetzen. Blond bin ich nämlich auch noch...


[/img]
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Fortissimo hat geschrieben:@Lilith: na ja, irgendwo dazwischen werde ich mich wohl befinden.
Ich hatte jetzt auch absichtlich in der Beschreibung 2 Extreme gewählt :wink:
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ist schon frustrierend: auf dem Pferd, mit dem ich früher Turniere gestartet bin, konnte ich alle Lektionen der Klasse M reiten, teilweise auch Lektionen der Klasse S. Auf Speedy bin ich froh, wenn ich eine vernünftige ganze Parade hinbekomme...

Mit meinem Schimmel kann ich schön versammelt galoppieren und er springt auch schon mal einen fliegenden Wechsel mit mir, auf Speedy bin ich froh, wenn er im Galopp nicht in den Zaun kachelt :(

Bei ihm hat es mit der Schulterkontrolle ziemlich gehapert und wir sind vor 2 Jahren im Zaun gelandet, weil er auf der blinden Seite massiv über die Schulter ausgebrochen war und den Zaun nicht gesehen hatte. Schulterkontrolle ist besser geworden aber es kommt ihm immer noch mal in den Kopf, im Galopp zu vergessen, daß ich oben drauf sitze. Ganz schlimm war es nach der

http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... c&start=15

Erfahrung mit dem speziellen Reitlehrer. Das hat er wohl noch nicht vergessen.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Also erst mal ist es ja schon super,dass du dir Hilfe holst und dein bisheriges Werkeln kritisch hinterfragst.

Ohne jetzt irgendetwas von euch gesehen zu haben ist eine Ferndiagnose bei deinen Schilderungen nicht möglich.Oftmals weichen eigene Wahrnehmung und das Gezeigte derart voneinander ab,dass man schlichtweg im geschriebenen Wort aneinander vorbeiredet.
Wenn du mit deiner RL gut klarkommst und dir ihre Art,Reiter und Pferde auszubilden gefällt,dann bleib dabei.Wenn dir ihr System nicht schlüssig erscheint,such dir jemand anderen.
Jeder Ausbilder hat seine eigene Handschrift und ein Konzept.

Als RL würde ich auch ein Horn kriegen,wenn mein Schüler mir mit Einwänden von Forenunsern kommen würde,die das Pferd noch nicht mal auf einem Video gesehen haben.

Schwierig wird es immer dann,wenn man selbst das Gefühl hat,nicht weiter zu kommen und dann sein Heil in mannigfaltigen Einflüssen aus verschiedenen Konzepten sucht.Während ich einen Blick über den Tellerrand zur Verfeinerung meines eigenen (funktionierenden) Konzeptes immer ratsam finde,artet ein Extrem,sprich Reitweisen-hopping oft in Planlosigkeit aus.
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Celine
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Beitrag von Celine »

Kosmonova hat geschrieben:
Andersrum verstehe ich das verteufeln der echten Seitengänge nicht, erst recht nicht unter Anleitung und Kontrolle eines Trainers. Einmal gelernt dienen die der gymnastisierung genauso wie Volten.
Ich verstehe nicht, warum das Argument immer wieder kommt, denn niemand hier verteufelt Seitengänge. Die Frage ist eben nur, wann und wie

@saltandpepper:
Für mich war es jetzt ganz eindeutig, dass Fortissimo keine Ausbilderin ist. Wann und wie ein Profi Seitengänge einsetzt, ist doch nochmal ein ganz anderer Schuh.

@Fortissimo:
Keiner kann natürlich die Lage bei dir beurteilen, wie es ja hier einige schon anmerkten. Wir können ja nur raten, wir kennen weder dich noch dein Pferd. Ich habe nur einfach noch nie gesehen, dass Seitengänge, die zu früh und Ewigkeiten im Schritt geritten werden, irgendwas bringen außer über die Fehler des Reiters hinwegzutäuschen. Das meinte ich mit am eigenen Leib erfahren: Ich musste trotz SH, Travers, Renvers, Traversale, Passade und schnelle Wechsel dazwischen feststellen, dass ich nicht nur bei 0 anfangen muss, sondern bei -10, als ich anfing, bei einem wirklich guten Reiter und Trainer zu reiten.
Und der Verdacht drängt sich auf, dass es eben doch an deinen Fehlern liegt, wenn du dein Pferd nicht ohne Seitengänge an den äußeren Zügel bekommst. Meist liegt doch der Fehler beim Reiter, oder nicht?
Ich glaube nicht so richtig an das Argument, dass es eben bei diesem und diesem und diesem Pferd leider nicht klappt mit der SdA.
Wo genau steht, dass SH und Travers in diesem frühen Stadium nicht eingesetzt werden dürfen: Ich wette, in der HdV selbst, aber ich kann gern mal zuhaus nachlesen
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Celine
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Beitrag von Celine »

Phanja hat geschrieben:Fakt ist, dass sie mit der jetzigen Trainerin offenbar gut zurecht kommt und sich eine positive Entwicklung abzeichnet. Und das ist es doch, was letztlich zählt oder? Aus der Ferne noch dazu ohne bewegte Bilder ist es nahezu unmöglich festzustellen, was man tun kann und was man lassen sollte.
Naja, sie hat ja aber gefragt, also versucht man, zu antworten
Lilith79 hat geschrieben:kann es aber sein, dass fortissimo eine von diesen reiterlichen Überperfektionisten ist und das Pferd tatsächlich schon ganz solide auf A Niveau unterwegs ist und eben noch nicht 100% konstant ist
Ich dachte, ich hatte was davon gelesen, dass noch gar nicht galoppiert wird und Zirkel nicht klappen, aber ich guck nochmal.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Phanja hat geschrieben: Insofern wäre ich vorsichtig mit Aussagen wie "das und das soll man nicht und hierfür und dafür ist das Pferd noch nicht bereit".
Na ja, aber mal ganz pragmatisch: Alles, was uns hier zur Verfügung steht, ist das geschriebene Wort. Und aufgrund dessen habe ich geantwortet, gänzlich ohne irgendwelche Spekulationen. Und vor DIESEM Hintergrund würde ICH PERSÖNLICH sicher erst andere Dinge tun, bevor ich Seitengänge reite. Das hat ja nun nichts damit zu tun, dass ich den Trainer von Fortissimo kritisieren möchte.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben:Also erst mal ist es ja schon super,dass du dir Hilfe holst und dein bisheriges Werkeln kritisch hinterfragst.

Ohne jetzt irgendetwas von euch gesehen zu haben ist eine Ferndiagnose bei deinen Schilderungen nicht möglich.Oftmals weichen eigene Wahrnehmung und das Gezeigte derart voneinander ab,dass man schlichtweg im geschriebenen Wort aneinander vorbeiredet.
Wenn du mit deiner RL gut klarkommst und dir ihre Art,Reiter und Pferde auszubilden gefällt,dann bleib dabei.Wenn dir ihr System nicht schlüssig erscheint,such dir jemand anderen.
Jeder Ausbilder hat seine eigene Handschrift und ein Konzept.

Als RL würde ich auch ein Horn kriegen,wenn mein Schüler mir mit Einwänden von Forenunsern kommen würde,die das Pferd noch nicht mal auf einem Video gesehen haben.

Schwierig wird es immer dann,wenn man selbst das Gefühl hat,nicht weiter zu kommen und dann sein Heil in mannigfaltigen Einflüssen aus verschiedenen Konzepten sucht.Während ich einen Blick über den Tellerrand zur Verfeinerung meines eigenen (funktionierenden) Konzeptes immer ratsam finde,artet ein Extrem,sprich Reitweisen-hopping oft in Planlosigkeit aus.
unterschreib + Danke ! :trink1:
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Celine hat geschrieben:@saltandpepper:
Für mich war es jetzt ganz eindeutig, dass Fortissimo keine Ausbilderin ist. Wann und wie ein Profi Seitengänge einsetzt, ist doch nochmal ein ganz anderer Schuh.
Eben, deswegen vermute ich ja, das Fortissimo auch kein "SH" und "Travers" in perfekter Lektionenausführung reitet, sondern eben gerade von ihrer Trainerin an die Lektionen bzw. an die Eckpunkte dieser Lektionen herangeführt wird. Möglicherweise eben um genau den Punkt "Außenzügel" zu verbessern. :wink: Mutmaßen meinerseits, zugegeben.
Verstehst du jetzt ?
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Beitrag von Lilith79 »

Fortissimo hat geschrieben: Mit meinem Schimmel kann ich schön versammelt galoppieren und er springt auch schon mal einen fliegenden Wechsel mit mir, auf Speedy bin ich froh, wenn er im Galopp nicht in den Zaun kachelt :(

Bei ihm hat es mit der Schulterkontrolle ziemlich gehapert und wir sind vor 2 Jahren im Zaun gelandet, weil er auf der blinden Seite massiv über die Schulter ausgebrochen war und den Zaun nicht gesehen hatte. Schulterkontrolle ist besser geworden aber es kommt ihm immer noch mal in den Kopf, im Galopp zu vergessen, daß ich oben drauf sitze. Ganz schlimm war es nach der

http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... c&start=15

Erfahrung mit dem speziellen Reitlehrer. Das hat er wohl noch nicht vergessen.
Vielleicht hast du aber auch zu hohe Erwartungen an das Pferd und siehst das zu kritisch? Ich finde ein Pferd mit einem Bockhuf und einer einseitigen Blindheit ist schon ein bisschen eingeschränkt, im Vergleich zu einem kerngesunden Pferd. Das da Probleme auftreten, die bei einem Pferd ganz ohne Einschränkungen nicht auftreten und man evtl. etwas langsamer vorankommt finde ich nicht so verwunderlich.

Meine eine RL hatte auch eine Stute mit nur einem Auge. Ich habe das Pferd einige Male im Unterricht vom Boden und an der Longe gearbeitet und bin auch geritten und obwohl das immer erstaunlich gut ging (auch das Longieren auf der Hand ohne Auge), finde ich schon dass man es in manchen Situationen gemerkt hat.
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Celine
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Beitrag von Celine »

horsmän hat geschrieben:
ich seh keinen Widerspruch zw. der SdA und dem durchaus frühzeitigen Beginn Seitengänge zu erarbeiten. Ganz im Gegenteil; richtig genutzt dienen Sie genau dem Weg, den die SdA abzubilden versucht
Jetzt ist meine Antwort irgendwie verschwunden. Hat wohl zu lange gedauert.

Also, ich habe gerade mal in der Reitvorschrift von 1912 geschaut. Die setzen schon ein recht gut ausgebildetes Pferd voraus, bevor mit den Seitengängen begonnen wird. Auch, wenn es vielleicht erst 4 oder 5 Jahre ist. Kommt ja nicht auf das Alter an, sondern auf den Ausbildungsstand.

"Nachdem der Gehorsam auf die inneren Hilfen erzielt ist und das Pferd die Gegenwirkung der äußeren Hilfen beachten gelernt hat...." (S.223)
Vorher ist die Rede von einem taktmäßigen, willig in Stellung gerittenem versammelten Arbeitstrab. Außerdem kommt vorher Biegen, das Reiten auf Zirkeln, Volten, Hinterhandwendungen...

Ich sage nicht, dass man nur so reiten darf und nicht anders. Nur, wenn die Basics Schwierigkeiten machen, finde ich es zielführender, an den Basics zu arbeiten und zu überlegen, warum sie Schwierigkeiten machen. Und zu überlegen, ob man dem, was da geritten werden soll, auch gewachsen ist. Ob man überhaupt selbst verstanden hat, wie die diagonale Hilfengebung ist, und ob man die Hilfen wirklich sauber gibt, ob man überhaupt korrekt sitzt etc. pp.
In den Amateurreiterkreisen liegt die Vermutung, dass es Reiterfehler sind, wenn etwas nicht klappt, doch ziemlich nahe. Was man aber immer wieder erlebt ist, dass das Interieur oder Exterieur der Pferde als Fehlerquelle herausgekramt wird. Ich glaube, dies trifft in den wenigsten Fällen zu.
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Beitrag von Ulrike »

Hallo,


da meine Zeit gerade knapp ist, habe ich nicht ganz sorgfältig gelesen, kann aber doch den Tipp geben, das, wenn Seitengänge nicht so gewünscht sind, mit Schultervor weiterzumachen, für mich eine wunderbare Lektion, um das Pferd zu lösen und den äusseren Zügel zu Bedenken zu geben.



LG Ulrike
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