Die Wiener nähern sich dem Sport

Rund um die klassische Reitkunst

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Larry
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Beitrag von Larry »

Habe ich leider nicht-kann mir jemand das Interwiev per Microsoft Word schicken?
:D
Arbeit ist die einzige Entschuldigung für den Erfolg
Helmar Nahr (*1931)
horsman
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Beitrag von horsman »

das wird den Untergang beschleunigen, wenn nicht finanziell dann aber reiterlich.

Kunst ist ja gerade Kunst, weil es kein Sport ist, weil sie es sich noch erlauben kann, die Tiere individuell gem. ihren Stärken zu präsentieren und nicht alle gleichgemacht als eierlegende Wollmilchsau, zumal der Sport ja heutzutage sein Hauptaugenmerk auf die Verstärkungen legt und Versammlung eigentlich nur noch auf dem papier existiert. Da sind die Lippis die denkbar ungeeigneste Rasse dafür.
lalala

Beitrag von lalala »

horsmän hat geschrieben:das wird den Untergang beschleunigen, wenn nicht finanziell dann aber reiterlich.

Kunst ist ja gerade Kunst, weil es kein Sport ist, weil sie es sich noch erlauben kann, die Tiere individuell gem. ihren Stärken zu präsentieren und nicht alle gleichgemacht als eierlegende Wollmilchsau, zumal der Sport ja heutzutage sein Hauptaugenmerk auf die Verstärkungen legt und Versammlung eigentlich nur noch auf dem papier existiert. Da sind die Lippis die denkbar ungeeigneste Rasse dafür.
ich glaube du hast da was falsch verstanden...man will nicht mit den Lippis in den Sport einsteigen (Bachinger sagt im selben Interview, dass die Lipis nicht für den Sport geeignet sind), sondern die Schule und damit das Wissen der Wiener für auswärtige (Top-) Reiter zugänglich machen...
horsman
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Beitrag von horsman »

ach so,
dann tut man das, was ehem. Wiener-OB ohnehin schon tun.
Ihr Know-How im Sport als Sport-Trainer an den Mann zu bringen.
Naja...warum nicht, aber ich fürchte, die die es wirklich nötig hätten wird das nicht interessieren, oder, je nachdem wie "charmant" die Wiener da durchgreifen, holt man sich mal eben ne werbewirksame Absolution der "Institution Wien" um sein Reiten aufzuhübschen.

Mal im Ernst: die Wiener haben immer ein riesen Geschiss drum gemacht, die Eleven erst jahrelang nur Sitzübungen usw. machen zu lassen, damit sie bloss net am Zügel ziehen usw., ob sie z.B. Anky auch erst mal 1 Jahr nur Sitzübungen machen lassen würden :P

Ich denke ohnehin, dass die Spanische mittlerweile ihren Status als Bewahrer der klass. Reitkunst in einigen Teilen längst eingebüßt hat.
Zuletzt geändert von horsman am Di, 13. Mär 2007 11:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Jen
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Beitrag von Jen »

nun ja... auch ehemalige oberbereiter der spanischen, die nun im sport tätig sind, haben sich eher in richtung sport entwickelt als umgekehrt... erfolgsdruck bleibt erfolgsdruck mit allen hässlichen auswirkungen.

ich sehe die verbindung sehr kritisch, da sie wahrscheinlich aus einem finanziellen und weniger aus einem ideellen bedürfnis her kommt.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Meg
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Beitrag von Meg »

Susanne hat geschrieben:*ich gebe mich hier mal zur Steinigung frei*
Ich hab mir letzten Herbst in Wien die Morgenarbeit der Wiener angekuckt. Da hat sich diese Institution für mich mächtigst entzaubert. EIN Bereiter ritt seinen Junghengst wirklich schön. Aber es wurde von einigen anderen auch derbst geriegelt, die Zügel wurden erst durchhängen gelassen und dann angerissen usw. Wäre das nicht die Hofreitschule in Wien, sondern die FN-Reitschule in Hinterdupfing, wären die Leute wohl nicht so begeistert und unkritisch auf den Zuschauerrängen gesessen (hoffe ich mal)
Zustimm, ich war Weihnachten dort. Es war genau 1 Reiter dort, der so geritten ist, wie ich mir das vorstelle und das war der Oberbereiter Eder. Besonders seinen alten Hengst Maestoso Fabiola ist der sooo schön geritten, das Genick IMMER offen, immer ein Vorwärts zu erkennen, selbst in der höchsten Versammlung.

Ansonsten 08/15 Reiterei. Und ganz schlimm, das ging ja gar nicht, ein Pferd, dessen Hüfte in der Traversale nicht in bewegungsrichtung gestellt war, also eine klassische S-Wirbelsäule.

Die Abendvorführung war ganz nett anzusehen.

Schöne Grüsse
meg
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pepe
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Beitrag von pepe »

Ich habe Ausgangs der 80er in Wien studiert und bin in der Woche ein-, zweimal in die Reitschule oder hab vom Institut des Kunsthistorischen Seminars auf den Außenreitplatz gespickt...Zum Niederknien schön!! Da war ein Jungspund von Hengst: Siglavy Mantua II...und eine Reiterei!! Ich bin jedesmal einerseits deprimiert (das schaffst du nie!), andererseits völlig high (boah, war das toll!) da raus...Und in Frankfurt vor drei Jahren, als die Herren im braunen Frack auf Tournee waren und einritten, hab ich Rotz und Wasser geheult. Für mich war das bisher immer DIE Institution....
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
Gelchen
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Beitrag von Gelchen »

Eigentlich finde ich es ganz gut wenn die Wiener auch mal über den Tellerrand schauen. Hinrichs arbeitet ja mit Heike Kemmer zusammen und ich finde das hat seinen Unterrichtsstiel bereichert.
Klar ist das auf beiden Seiten nicht alles nur super läuft.
So viel ich gehört habe habe die Wiener aber auch Nachwuchsprobleme da sie ja nur Männer nehemen. Vielleicht wird sich das in Zukunft ja ändern. :wink:
Die Vorführungen (zuletzt im November in Zürich) fand ich immer super, Morgenarbeit habe ich leider noch keine gesehen.

Grüsse

Gelchen
„In jedem Pferd
gibt es ein Zauberpferd.
Nur den Schlüssel muss man finden."
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Steffen
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Gedankenaustausch ist die Quelle der Kunst, Ignoranz ihr Tod

Beitrag von Steffen »

ich kann darin überhaupt nichts negatives erkennen...

Wien hat den Anspruch die klassische Reitkunst zu pflegen und zu erhalten. Ich habe das Zitat genau so verstanden wie Greta und lalala, dass die Wiener gerne die Spitze der Dressurreiterei einladen möchten, um sich auszutauschen, dass heißt ja noch lange nicht, dass man nun Sportdressur betreiben möchte, nicht einmal im Ansatz.

Ich glaube keinesfalls, dass sich die Wiener dem Sport annähern, sondern eher, dass sich der Sport in den letzten 50 Jahren immer weiter weg von einer Soldatengebrauchsreiterei - nicht zuletzt durch die Betonung der Kür - zu einer Kunstreiterei entwickelt hat, wenn auch mit Wettbewerb, was dazu führt, dass es nie 100% Reitkunst sein wird. Das ist aus meiner Sicht auch ein Verdienst der Wiener, die schon lange Einfluss auf die Entwicklung in der Dressur haben, sei es als Vorbild für die pure und unverfälschte Reitkunst, sei es als Trainer.

Genau das sagt auch Reiner Klimkes Geleitwort in Podhajskys Standardwerk "Die klassische Reitkunst" Ausgabe, 1998.

Ich glaube, dass die Wiener schon lange großen Einfluss auf die Entwicklung des Reitsports haben und nicht umgekehrt. Dass dies nun wieder erneut intensiviert werden soll, halte ich für eine ausgezeichnete Idee.

Es ist allerdings in der Tat genau das Gegenteil, von dem was hier häufig so leidenschaftlich propagiert wird: Augen zu, wir sind die Neoklassiker, wissen alles besser und wollen mit den dummen Dressurreitern gar nicht erst reden.

Gedankenaustausch und Inspiration ist die Quelle jeder Kunst. Ignoranz dagegen ist ihr Tod.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
horsman
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Beitrag von horsman »

@Steffen
hast natürlich auch Recht, besonders mit deinem letzten Satz.

Man wird sehen, was die Wiener draus machen, aus diesem Gedankenaustausch auf praktischer Ebene und inwieweit sie sich ev. fürs liebe Geld verbiegen werden, mal abgesehen davon, dass dort augenscheinlich auch seit einiger Zeit nicht mehr alles Gold ist.

Erschrocken war ich z.B. auch von dem Foto in der 03-St.Georg von der Handarbeit für Piaff mit Herrn Riegler (Wien) beim BRT neulich auf dem Schafshof. Pferd mit Ausbindern deutlich hinter die Senkrechte geschnürrt. Ähnliches sah ich auch schon von Herrn Hoyos mal bei Vorwerk.
Ist das korrekt??? Anscheinend...wenns die Wiener machen...

Die Vorführung von dem alten Siglavy Mantua mit seinem Bereiter Hern Krzisch fand ich jedoch seeehr gut.
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

horsmän hat geschrieben: Ist das korrekt??? Anscheinend...wenns die Wiener machen...
Sicher nicht, aber ist aus meiner Sicht eher ein Zeichen, dass Perfektion in der Kunst eben fast nicht zu erreichen ist.

Vermutlich ist es eher so, dass aus der Vergangenheit nur die großen Momente erhalten und für die Zukunft weiter gegeben werden. Das scheint dann so, als sei man früher viel viel besser geritten.
Ich bin sicher, dass es zu allen Zeiten immer sehr viel mehr schlechte als gute Reiterei gegeben hat. Und sicher sind es immer einzelne Persönlichkeiten, die dafür sorgen, dass eine Periode besonders positiv oder besonders negativ heraussticht, das ist wohl in jeder Kunstform so.

Man kann keine Genies erzwingen, man muss darauf warten, dass sie sich entwickeln. :wink:

Was das Geld angeht, die Spanische musste unter Napoleon und anderen "praktisch denkenden" Herrschern schon ganz andere Schwierigkeiten überstehen. Die Hoffnung bleibt, dass sie auch die Gefahr des Profitdenkens übersteht. Dieser Gefahr ist übrigens jede Kunstform ausgesetzt, ohne dass sie desshalb gleich untergeht.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Diskutiert ihr "Kunst" hier als Kunsthandwerk oder anhand der ästhetischen Theorie?

Oder soll`s einfach "schön" sein?

Nur mal so als Denkanstoß!
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti)
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Kunst ist für mich die Steigerung von handwerklichem Können mit dem Ziel, durch die Perfektion der Ausführung insbesondere im Ausdruck der Darbietung ein Niveau zu erreichen, dass dem Betrachter (oder Zuhörer) fasziniert. Kunst hat keinen praktischen Wert, im Gegenteil ist eine künstlerische Darbietung für praktische Zwecke meist völlig ungeeignet, da viel zu aufwendig.

Diese Art von Kunst zu erreichen, erfordert ein extremes Maß an

- Wissen
- Talent
- Fleiß, Zielstrebigkeit und Disziplin

Natürlich kann man eine Tugend mit der anderen ausgleichen, im Grunde benötigt man für die Kunst jedoch alle drei Tugenden im Übermaß, was schon alleine dazu führt, dass Kunst nur sehr wenigen vorbehalten ist und alle anderen sich zwar daran erfreuen können, selbst aber eher stümperhaft wirken, wenn sie versuchen, Kunst zu produzieren, ohne über die drei Tugenden im Überfluss zu verfügen.

Für mich persönlich ganz wichtig:

Kunst muss aber immer auf dem handwerklichem Können basieren. Kunst ohne Können, wie es sie in allen Bereichen ja auch gibt, kann ich nicht erkennen. Kunst muss also aus meiner Sicht eine Basis haben, dadurch unterscheidet sich künstlerisch von künstlich.

Farbklekse aus einer Spraydose sind für mich daher keine Kunst, andere sehen das anders, so ist die Frage nach Kunst nur sehr subjektiv zu beantworten.

z.B.

Eine Piaffe, die sich aus einer systematischen Schulung des Pferdes ergibt, indem es gelernt hat, unter dem Reiter seine Kräfte zu versmmeln, kann dem Anspruch der Kunst genügen, ein durch Leckerlies, Klipper und andere Tricks provoziertes Strampeln auf der Stelle, ohne dass die entsprechenden körperlichen Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, dagegen aus meiner Sicht nicht, aber das mag jeder anders beurteilen.

Manchmal ist es sehr schwierig wahre Kunst von Kunststückchen zu unterscheiden.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Francois
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Beitrag von Francois »

Die Wiener haben schon immer versucht auf den Dressursport Einfluss auszuüben, sei es nun inoffiziell durch geduldete Privataktivitäten einzelner Bereiter in unterrichtender oder reitender Funktion oder offizielle Veranstaltungen. Insofern ist diese Meldung nichts Neues. So engagierte sich z.B. Kurt Albrecht stark für Aufklärung im Dressursport:
„Der Dressurszene muss bewusst werden, dass das, was auf den Wettkampfplätzen geschieht, weit von den Idealen Klassischer Reitkunst abweicht. Sowohl Richter als auch Reiter müssen lernen, dass Dressurreiten schöne, zufriedene Pferde bedeutet und dass es nur einen Weg dorthin gibt: eine korrekte und langsame Ausbildung nach den von großen klassischen Meistern festgelegten Methoden.“
Er war nach seiner Zeit als Leiter der Hofreitschule als internationaler Richter tätig und versuchte immer wieder auch Richterschulungen in Zusammenarbeit mit der Spanischen zu etablieren. Jedoch beklagte er sich, dass zu seiner Zeit einfach zu wenig Interesse seitens der Richter bestand. Ich wage mal zu behaupten, dass sich auch heute das Interesse von Dressursportlern an Schulungen an der Hofreitschule in Grenzen halten wird. Ich begrüße es jedoch sehr, dass Interessierten vielleicht einmal die Möglichkeit geboten wird, direkt an der Spanischen zu lernen. Die Spanische war schon immer eine Reitschule, damals vornehmlich für den Adel und später für ausgesuchte Militärs. Ein Abweichen von reiterlichen Grundsätzen zugunsten irgendeiner reiterlichen Ausprägung kann ich mir dabei nur schwer vorstellen, zumindest nicht mit dem derzeitigen reiterlichen Personal. Das würde dem Selbstverständnis der Wiener völlig widersprechen. Sicherlich gab es immer wieder mal zeitlich bedingte reiterliche Ideen die auch in Teilen in der Hofreitschule Einzug erhielten, niemals aber hat man das große Erbe und die eigenen Grundsätze vergessen, und das wird auch künftig so bleiben. Ich bin mir definitiv sicher, dass dort niemand Scheu hätte die „Großen“ aus der Dressurwelt an die Longe zu Sitzschulungen zu nehmen!

Sicherlich hat die Hofreitschule wirtschaftliche Zwänge. Die Zwänge schienen auch so groß zu sein, dass sich der damalige Oberbereiter Kottas-Heldenberg zu einer vorzeitigen Pensionierung entschloss. Ohne Zweifel ist die SRS in einer Phase starker organisatorischer Veränderungen. Aber das ist auch eine Chance die Schule so aufzustellen, dass deren Fortbestand in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht gefährdet ist. Ob die Gesamtmaßnahmen die Richtigen sind, darüber kann man sicherlich streiten. Aber auf jeden Fall begrüße ich es, wenn die Spanische Ihre Lehrtätigkeit weiter ausbaut und somit auch größeren Einfluss auf die Reiterei nehmen kann.


Viele Grüße

Francois :wink:
C'est dans la légèreté que repose l'équitation savante.
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Dem kann man sich nur anschließen :!:

Was die Verbundenheit der Dressur mit der Spanischen angeht (und nicht umgekehrt) zeigt auch ein Zitat aus Podhajskys Werk "Die klassische Reitkunst". Dort erfährt man im 1. Kapitel (geschichtlicher Rückblick):

"Es erübrigt sich, an dieser Stelle weiter auf Guérinères Methoden einzugehen. ... weil sie heute noch an der spanischen Reitschule unverfälscht fortleben...
Der Dank dafür gebührt ... dem Oberbereiter Max Ritter von Weyrother. .... Seine Persönlichkeit beeinflußte besonders die Entwicklung der Reitkunst in Deutschland, die in Seidler einen würdigen Vertreter fand. Noch stärker aber war Weyrothers Wirkung auf Seeger und Oeynhausen. Diese haben es verstanden, den Lehren eines Baucher entgegen zu wirken und ihre Anschauung so fest zu verankern, dass spätere Männer wie Plinzner und Fillis und andere seltsame >> Erneuerer<< nicht festen Fuß in diesem Lande fassen konnten. Auch die Grundlagen zu Steinbrechts Werk >> Das Gymnasium des Pferdes<< (1885) gehen auf ihre Ansichten zurück.

Man sieht hier sehr schön, dass die in diesem Forum vertreten Auffassung, was klassische Reitkunst sei und was nicht, keiesfalls mit der Auffassung eines Podhajskys und wohl auch anderer Kenner der Kunst übereinstimmt.

Hier ist es ja eher umgekehrt, die klassische Reitkunst bezeichnet man gerne als "englisches Reiten" und die angeblich so revolutionierenden Erkenntnisse einiger Erneuerer werden als klassische Reitkunst gefeiert. Logisch ist das zumindest nicht. :twisted:

Nun werden einige in diesem Forum sicher einwenden, dass weder Guérnière noch Weyrother, Seeger, Oeynhausen, Steinbrecht und schon gar nicht Podhajsky oder Kurt Albrecht auch nur die geringste Ahnung von den einfachsten physikalischen Zusammenhängen oder gar von der komplexen Materie der Reiterei haben, während andere die Weisheit geradezu gepachtet haben. Allerdings, dieser Einstellung habe ich große Probleme mich anzuschließen. :twisted:

P.S. ich habe gar nichts gegen Baucher oder heute PK etc. mich fasziniert nur, mit welcher Selbstverständlichkeit hier einige immer auftreten, als hätten sie von Guérnière persönlich Unterricht bekommen und könnten nun festlegen, was klassische Reitkunst und was Humbug sei. So etwas muss man meines Erachtens etwas offener diskutieren. :wink:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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