Rücken- und Schenkelgänger

Rund um die klassische Reitkunst

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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Der Schimmel hat einen Senkrücken, aber der ist sicher angeritten.

Äh, Chaosqueen, schau einfach auf den Widerrist und auf das vom Rücken, was hinter dem Sattel zu sehen ist, dann erübrigt sich deine Frage.
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Chaosqueen
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Beitrag von Chaosqueen »

Rapunzel hat geschrieben:Äh, Chaosqueen, schau einfach auf den Widerrist und auf das vom Rücken, was hinter dem Sattel zu sehen ist, dann erübrigt sich deine Frage.
Nein, tut mir Leid, für mich tut es das nicht. Ich muss noch viel lernen und versuche, meinen Blick zu schulen. Ich erkenne die krasse Vorhandlastigkeit, mehr leider nicht. Tut mir Leid, mit Anfängerfragen zu nerven. *schulterzuck*
Laufen die Pferde "hinten raus"?
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Nee, nervt nicht, aber visualisier doch einfach mal eine gedachte Linie von der Kruppe (die aufgrund des weggedrückten Rückens bei dem Braunen schon fast waagerecht steht) zum Widerrist, das ist die reinste Hängebrücke.
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Chaosqueen
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Beitrag von Chaosqueen »

Das heißt, bei korrekter Hankenbeugung kippt das Becken ab, was dazu führt, dass die Kuppe hinter den Hüfthöckern absinkt und die ganze Hinterhand rund wird?

Edit: Ich bilde mir ein, dass bei dem rückwärts piaffierenden Schimmel von Casa Lusitana die Kruppe hinter den Hüfthöckern sehr deutlich recht steil abfällt. Sehe ich das richtig, ist das gewünscht so und nicht Gebäude-abhängig?
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Max1404 hat geschrieben:Ich denke, dass jeder, der mal den Unterschied zwischen einem Schenkelgänger und einem Rückengänger gespürt hat, den Unterschied auch beim Zuschauen sehen wird.
Da ich mir nicht so sicher bin, wäre ich aber trotzdem froh um ein paar Filme.
Hier mal ein paar Fotos, von denen ich gerne wüsste, wie sie zu beurteilen sind.
Dateianhänge
ddb.jpg
ddb.jpg (91.54 KiB) 8586 mal betrachtet
auf trense.jpg
auf trense.jpg (78.5 KiB) 8586 mal betrachtet
piaffe.jpg
piaffe.jpg (53.62 KiB) 8586 mal betrachtet
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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Beitrag von Rapunzel »

Genau.
Deshalb strebt man züchterisch auch eine leicht abfallende Kruppe mit gut gewinkelten Gelenken an.
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Chaosqueen
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Beitrag von Chaosqueen »

@ Rapunzel, vielen Dank für die Erklärungen, das habe ich sehr lange nicht verstanden!

Bei den Fotos von Gawan würde ich gerne mal eine Beurteilung versuchen, bitte korrigiert mich!

Auf dem ersten Bild ist für mich zu viel negative Spannung im Pferd. Der Unterhals ist herausgedrückt und das Hinterbein kommt der Action des angehobenen Vorderbeins nicht nach. Das Vorderbein steht waagerecht, das Hinterbein hat den Sand noch nicht verlassen. :arrow: Allerdings ist das ja eine so versammelte Lektion, dass ich mich Frage, ob es anders überhaupt geht? Ich geh mir mal den rückwärts Piaffierer nochmal angucken :lol:

Das zweite Bild finde ich sehr schwierig zu beurteilen wegen der Perspektive... Es sieht für mich aber so aus, als wäre die Hüfte besser abgekippt als auf dem ersten Bild? Wirkt irgendwie freier in der Vorhand?

Und auf dem dritten Bild ist das Pferd in meinen Augen wieder voll auf der Vorhand. Sieht finde ich ähnlich aus wie die Negativ-Beispiele von Rapunzel, nur dass hier die Nase deutlich vds ist. Aber Rücken hängt durch, Hinterhand läuft hinten raus.

Na, alles falsch? :lol:
C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Rapunzel hat geschrieben:Der Schimmel hat einen Senkrücken, aber der ist sicher angeritten.
Darauf wollte ich hinaus. Die beiden Pferde haben beide optisch den selben Senkrücken…das halte ich für keinen Zufall, wenn der selbe Kutscher drauf sitzt 8)
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Fotos sind halt so ne Sache.

Hier hätt ich mal nen prächtigen Schenkelgänger gefunden:
http://www.youtube.com/watch?v=wcnKd4VgTO0

Hier viel schöner geritten, trotzdem das Phänomen "unten drehen sich die Räder und oben bewegt sich nichts":
http://www.youtube.com/watch?v=ds8M914pBHU
sab
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Beitrag von sab »

Fotos finde ich schwerer zu beurteilen, da ist immer der Momenteffekt drin.

Die von Rapunzel eingestellten Videos dagegen sind gute Beispiele. Bei den Schenkelgängern -vor allem, wenn sie über Takt geritten werden - sieht die ganze Bewegung abgehackt, zackelig und NICHT FLIESSEND aus. Ein schönes Beispiel dafür war auch - als er denn noch lief - Totilas. Der festgehaltene Rücken macht es "möglich", dass die Bewegungen exaltiert werden.


Zum Reitgefühl; klar wird man bei einem Pferd, dass seinen Rücken gebraucht, angesaugt und in den Sattel "gezogen". Bei meiner Lipizzanertsute fühlte sich das aber ganz, ganz anders an als bei dem eher grossgängigen Pferd, dass ich jetzt habe. Wenn der seinen Rücken loslässt , wofür ich eine lange Lösungsphase brauche - entwickelt der grosse Bewegungen. Und die muss man mit seinem Reiterbecken mitmachen ! Wenn man das nicht kann, fängt man an zu klemmen und das wars dann mit der schönen Rückentätigkeit des Pferdes...

An dieser Stelle möchte ich auch noch mal den Reitern empfehlen, etwas für ihren Rücken zu tun.

Ich selbst mache sehr viel Yoga , und damit kann ich die Bewegungen sitzen. Ansonsten wäre ich auf einem grossgängien Pferd doch ziemlich verloren.

LG
Sabine
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Anchy, Ich finde Deinen Sarkasmus à la "Du weißt es ja sogar besser als Dr. Ritter, aha!" an dieser Stelle äußerst fehl am Platz. Kann ich was dafür, wenn Du den Unterschied noch nie gefühlt hast (was schlimm genug ist)? Ich spreche hier aus meiner Erfahrung und zitiere nicht aus Büchern. Wenn man dafür von Bücherwürmern mit offensichtlich fehlender Praxiserfahrung noch dumm von der Seite angemacht wird, dann bin ich hier wohl fehl am Platz.

Und nochmal zum mitbeten: WB's mit richtig-richtig-richtig Schwung sind schwer zu sitzen, weil die eine riesige (ich glaube, S&P sagte das mal so schön) Schwingungsamplitude haben, der das Reiterbecken erst mal folgen können muss. Damit sind sehr viele Reiter hoffnungslos überfordert, vor allem solche (wie ich geschrieben habe, dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein) mit einem noch nicht gefestigten Sitz. Sobald sich in einem Rücken nichts mehr bewegt, ist es leichter zu sitzen - aber ziemlich unangenehm, da gibts dann auch mal Seitenstechen.
Sab: :trink1:

@Gawan: anhand von Fotos kann man das nur sehr ungenügend beurteilen. Aber wenn Du astreine Schenkelgänger sehen willst, dann schau doch einfach mal auf gewisse Spitzensportreiterinnen aus Holland.
Viele Grüße
Sabine
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Max1404 hat geschrieben:
Und nochmal zum mitbeten: WB's mit richtig-richtig-richtig Schwung sind schwer zu sitzen, weil die eine riesige (ich glaube, S&P sagte das mal so schön) Schwingungsamplitude haben, der das Reiterbecken erst mal folgen können muss. Damit sind sehr viele Reiter hoffnungslos überfordert, vor allem solche (wie ich geschrieben habe, dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein) mit einem noch nicht gefestigten Sitz. Sobald sich in einem Rücken nichts mehr bewegt, ist es leichter zu sitzen - aber ziemlich unangenehm, da gibts dann auch mal Seitenstechen.
Yep, ist eindeutig so. Genauso wie es bei kurzrückigen Pferden mit vergleichsweise kräftiger Rückenmuskulatur so ist, dass Du auf denen einen Tee trinken kannst, wenn sie ohne Rücken laufen. Wenn die aber anfangen, ihre Rückenmuskulatur auch zu benutzen, ist nix mehr mit Tee. :P
Ansonsten hilft bei der Unterscheidung: Geht mein Pferd über den Rücken oder habe ich da noch Handlungsbedarf, auch das Hören wichtig: Einfach mal vergleichen – wie laut fußt das Pferd zu Beginn der Einheit auf (vor allem im Trab) und wird das Geräusch leise bis lautlos, wenn das Pferd aufgewärmt und geschmeidig ist. Wird das Geräusch nicht leiser, geht das Pferd nicht über den Rücken.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Cubano hat geschrieben:... auch das Hören wichtig: Einfach mal vergleichen – wie laut fußt das Pferd zu Beginn der Einheit auf (vor allem im Trab) und wird das Geräusch leise bis lautlos, wenn das Pferd aufgewärmt und geschmeidig ist. Wird das Geräusch nicht leiser, geht das Pferd nicht über den Rücken.
Ja, ich möchte noch hinzufügen, dass ein Rückengänger immer größere, weitere und höhere Tritte/Sprünge macht als ein Schenkelgänger (besonders schön zu sehen in den Verstärkungen). Ein Rückengänger wird in einer Verstärkung (und auch generell) weniger Tritte/Sprünge für die gleiche Distanz benötigen als ein (vergleichbar gangbegabter) Schenkelgänger.
Viele Grüße
Sabine
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sab
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Beitrag von sab »

Noch mal zum Thema; Ich weiss, dass manche Leute hier bis zum Exzess tote Reitmeister - die sich logischerweise nicht mehr wehren können - zitieren.

Ich habe auch jede menge Pferdebücher aber Reiten kann man NICHT aus Büchern lernen. Dazu muss man auf dem Pferd sitzen und man braucht Unterricht. Wie sich ein Pferd reitet, dass den Rücken hergibt, dass muss man FÜHLEN. Und klar braucht es dazu einen ausbalancierten, geschmeidigen Sitz, den man im übrigen nicht lernt, wenn man neben dem Pferd herläuft. Auch dazu braucht es im übrigen immer wieder Korrekturen von Fachleuten.

Ein Pferd wird nur dann seinen Rücken nicht mehr festhalten, wenn der Reiter da oben ausbalanciert sitzt. Das fällt aber den allermeisten Reitern schwer, sie klemmen. Und dmait hat man natürlich keine Chancen auf ein Pferd, dass seinen Rücken loslässt. Man kann auch jemanden, der noch nie gefühlt hat, wie wunderbar sich ein schwingender Rücken eines Pferdes anfühlt, dass gar nicht erklären. DAS MUSS MAN FÜHLEN !


LG
Sabine
Motte
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Beitrag von Motte »

Und noch n Hinweis auf Schenkelgänger:
Die haben gerne keine bis sehr kurze Schwebephase. Bei dem Spanier-Schimmel, den Rapunzel eingestellt hat, gut zu sehen. Da sind im Trab eigentlich immer 2 Beine am Boden.
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