korrektes Leichttraben

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

charona
User
Beiträge: 840
Registriert: Sa, 06. Jan 2007 13:05

Beitrag von charona »

moreno hat geschrieben:Noch eine Anmerkung zu Charona, dann höre ich schon auf: wenn ein Pferderücken Schwung hat, kann der Reiter sitzen. Kann er nicht sitzen, hat der Rücken "Stoß" (eben keinen Schwung). Ach ja, die Sache mit dem Schwung...... Vorwärts!!!! Mehr Schwung!!!!?????????
:lol: :lol: :lol: kann mir denken, was Sie damit sagen wollen :lol: :lol: :lol: aber das ist wieder ein anderes Thema
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Charona, auch mit einem Sitzball kann man sehr schön üben, wenn man das Becken und den unteren Lendenwirbelbereich locker bekommen möchte. Ich finde, er hilft auch, sich in der Bewegung besser zu koordinieren. Oft ist es nämlich so, dass Probleme mit der Beinhaltung (oder auch das typische Kopf- und Schulternicken) nicht in diesen Bereichen liegen, sondern das Problem liegt woanders und zeigt sich nur in den falschen "Ausgleichsbewegungen". Für mich ist der Bereich Becken/untere Lendenwirbelsäule der wichtigste Bereich beim Reiten. Ist man da elastisch, klappt's auch mit dem Rest vom Körper. :wink:
Viele Grüße
Sabine
Bild
Belfigor
User
Beiträge: 434
Registriert: Sa, 13. Feb 2010 16:40
Wohnort: Bayern

Beitrag von Belfigor »

Hallo Charona,

google mal "Beatriz Walterspiel, Abenteuer der Bewegung, CDs". Das ist die einzige frei verkäufliche CD mit Anweisungen zur Selbstschulung, die ich empfehlen kann. Das sind vier angeleitete Bewegungsschulungen, eine auf dem Rücken liegend, eine auf der Seite, eine auf dem Bauch und die andere habe ich vergessen. Ansonsten könntest du höchstens mal bei der Feldenkraisgilde nachfragen, wo und wer in den Niederlanden als Feldenkraislehrer ansässig ist. Ggf. das gleiche für die Alexandertechnik.

Hilfreiche Bücher wären vielleicht noch: "Magic Moves" aus dem Thomas Kirschner Verlag. Laß' wissen, wenn du noch mehr Empfehlungen haben möchtest, dann sehe ich mal in meinem Bücherregal nach, habe nicht alles im Kopf...

Um aus (störenden) Bewegungsmustern herauskommen zu können, muss man immer einen Moment der "Kontrolle durchqueren" sozusagen, also den Moment finden, an dem wirklich etwas Neues passieren kann. Ohne eine anleitende Hand ist das sicherlich relativ schwierig, aber möglich!

LG, Lena
"Die Wahrheit kann man nicht verbrennen, denn sie ist das Feuer."
Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2546
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

Eine stark nach unten gedrückte Ferse ist ja auch nicht Ziel des Sitzes im Leichttraben... evt. hilft es dir, dir bewusst zu machen dass der Fuß wie beim Stehen planar liegt, parallel zum Boden. Beispielsweise http://www.taunusreiter.de/waetjen_Piaffe_gr.jpg .

Sollte die Stute nicht eben grade frisch angeritten sein (dann bietet sich sowieso eher ein reiner Remonten-Entlastungssitz an), kannst du ruhig anfangen, dich "leichttraben zu lassen":
mM machen viele Reiter den Fehler, dass sie aktiv leichttraben, statt sich leichttraben zu lassen. Kann sein, dass dadurch auch die vielen Verspannungen auftreten... Statt aktiv aufzustehen trabe ich wie folgt leicht:

Erstens stehe ich schon gar nicht kilometerweit im Sattel auf. Viele Reiter stehen viel zu viel auf, das ist nicht notwendig. Man federt die Bewegung genauso gut ab wenn nicht besser, wenn das Knie sich nicht komplett öffnet, man nicht 20cm über dem Sattel steht. Also, so niedrig leichttraben wie nur möglich. Fast unsichtbar. So bleibt man auch mit dem Oberkörper viel besser im Gleichgewicht. Obendrein ist es wesentlich ästhetischer als das himmelweite Sport-Leichttraben. :wink:
Grade bei schwungvollen WBs und Friesen verschätzt man sich oft, arbeite mit Spiegel, idR denkt man, man sei gar nicht hoch über dem Sattel - guckt man in den Spiegel ist man schon wieder beim Sattelturnen! :lol:

Zweitens - ändere die Phase des Aufstehens. Nicht du bestimmst den Zeitpunkt des Aufstehens, sondern das Pferd. LASS dich werfen. Lass dich hochheben, und tu es nicht selber. Wenn du die Fersen nach oben ziehst, drückst du dich mM hoch. Du machst sozusagen die Bewegung die du machen würdest, wenn du oben auf dem Schrank etwas holen willst. Dann stemmt man sich aus den Fersen hoch.
Beim korrekten Leichttraben ist das aber die falsche Bewegung. Stell dir lieber vor, du hast einen Hüpf-Gymnastikball unter dir, Beine auf dem Boden, und wippst auf ihm auf und ab - und der Ball stösst dich hoch, und fängt dich weich auf. Du kannst diese Übung RUHIG wirklich mit einem Gymnastikball machen!
Nie im Leben kämst du auf die Idee, dabei die Fersen hochzuziehen, oder? :D
Im Gegenteil, deine Ferse wird dir eher als Fixpunkt/Gegenkraftpunkt dienen. Voila, angekommen.
Übung für den Sattel / Gedanken für den Sattel: LASS dich weich heben (Rückfedern des Gymnastikballs), und steh nicht auf. Lass dich weich wieder nieder, und wieder "hochwerfen" lassen.
In der Regel wirst du eine Millisekunde später aufstehen, daran denken hilft: WARTE auf dein Pferd, steh später auf, warte, bis sie dich "mit hoch nimmt". Und nicht vor ihr aufstehen und sich selber hochdrücken.
Spät aufstehen, niedrig aufstehen, an den Hüpfball denken, sich vom Pferd in die Bewegung führen lassen.
Achte erst gar nicht auf die Ferse. Die sinkt von selber, wenn du das stemmen aufhörst. Lieber auf ein entspanntes Knie und einen entspannten Oberschenkel achten.

Bei jungen WBs und Friesen und alles mit viel Bewegung im Rücken ist ein Ausbilden ohne Leichttraben für mich ebenfalls ein No-Go. Und führt höchstens zu permanent untertourigem oder verspanntem Reiten. (Mal abgesehen davon, dass eine breitbandige, vielseitige Ausbildung für mich ein must ist)
esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

moreno hat geschrieben:Hallo esge,
eigentlich wollte ich nur einen Weg aufzeichen, der mit persönlich geholfen hat, eine sehr schwierige Rückensituation ertäglich zu machen und der mich wieder aufs Pferd gebracht hat.
Dörr
Wenn es (im wahrsten Sinne des Wortes) hart auf hart kommt, also die rückenschädigung des Reiters sehr gravierend ist, kann es im Zweifelsfall sogar dahin kommen, dass ich Reitern dazu rate, das Pferd zu wechseln. Eben weil ich halt durchaus glaube, dass Ihr Rat für den Reiter gut sein kann, SOFERN das Pferd weit genug ausgebildet ist, um sich versammelt reiten zu lassen oder das Pferd halt von Natur aus ein Sofa ist. Ein unversammeltes, von Natur aus groß tretendes Pferd (nehmen wir mal das Reizwort "Schwung" heraus) ist meiner Meinung nach halt so nicht zu reiten, ohne mindestens eine der beiden beteiligten Rücken zu schädigen.

Es gibt einen balancierten Entlastungssitz /Leichten Sitz, sofern die Bügellänge passend eingestellt wurde. Die von Ihnen beschriebenen Verspannungen durch Haltmuskelarbeit entstehen, wenn ein vorgeneigter Sitz bei zu langen Bügeln eingenommen wird. Man kann das prima im Stand ausprobieren: Man neige den Oberkörper bei geraden Knien nach vorn. Bäh, da schreien sofort etliche Körperpartien und das Gleichgewicht auch. Geht man jedoch im gleichen Maße mehr und mehr in die Knie wie man den Oberkörper vorbeugt, funktionierts wunderbar.

Darum wurden Jungpferde früher ja auch im Vielseitigkeitssattel geritten, eben damit die Bügel kürzer werden konnten.
Loslassen hilft
moreno
User
Beiträge: 184
Registriert: Di, 26. Sep 2006 08:47
Wohnort: 87739 Loppenhausen

Beitrag von moreno »

Hallo esge,

genau so ist es. Das mit dem Pferd wechseln wäre in gegebenem Fall sicher eine gute Idee...... aber das haben SIE gesagt.

Schöne Grüße,

Dörr
Reiten sie ihr Pferd glücklich. (N. Oliveira)
Trissa
User
Beiträge: 315
Registriert: Mi, 04. Okt 2006 20:20
Wohnort: Unterfranken

Beitrag von Trissa »

Ja, freilich. *seufz* Aber was nun, wenn man sein Herz an ein (groß tretendes) Rösslein verloren hat? Schwierig... :? Dann sucht man halt nach Wegen, wie es vielleicht doch gehen könnte.

Das kann ich grad aus eigener Betroffenheit nachfühlen, auch wenn bei mir der Hintergrund etwas anders gelagert ist.

Aus eigener Erfahrung noch eine Anmerkung: Auch der von esge beschriebene Entlastungssitz in Balance braucht eine ganze Menge muskuläre Basis im Rumpf und den Beinen, für mein Gefühl auch in der wirbelsäulennahen Muskulatur, sonst verspannt man sich auch im Gleichgewicht ganz schnell. Das kann man aber prima ohne Pferd trainieren. Alles, was ich zur Zeit nach Bandscheibenvorfall in der Lws in Krankengymnastik und Kraftraum trainiere, zielt in diese Richtung. Dabei hatte ich eigentlich gedacht, dass ich durchs tägliche Reiten da ausreichend stabil bin. Pustekuchen... da ging und geht noch viel mehr. :roll:

Ich schätze mal, das wird umso wichtiger, je schwieriger die Sitz-und Rücken-Situation (sorry, blödes Wort) ist.

Gruß,
Eva
Benutzeravatar
Ielke
User
Beiträge: 1518
Registriert: Mo, 19. Mär 2007 14:48
Wohnort: Osthessen

Beitrag von Ielke »

Eigentlich empfehle ich ungern ein Buch, das ich selber noch gar nicht kenne, aber von Susanne v. Dietze und Isabelle von Neumann-Cosel gibts "Rücksicht auf den Reiterrücken". Eine Freundin hat es und fand es gut, muss sie mal dran erinnern das sie es mir ausleihen wollte...

Ich war im Herbst auf einem Seminar bei I. v. Neumann-Cosel, da ging es ganz viel ums leichttraben, auch Tips und Übungen zum besseren Leichttraben. Könnte mir vorstellen, das in dem Buch einige beschrieben sind.

http://www.amazon.de/R%C3%BCcksicht-auf ... 506&sr=8-1
sab
User
Beiträge: 548
Registriert: Do, 19. Aug 2010 05:36
Wohnort: Bremen

Beitrag von sab »

Zum Thema Rücken (Reiter) ; ich hatte mir auch eingebildet, ich hätte durch tägliches reiten eine gut trainierte Rückenmuskulatur. Nach erst einem Bandscheibenvorfall und dann einem Sturz, der mit 5 gebrochenen Wirbeln endete, habe ich gelernt, wie man Rückenmuskulatur aufbauen und erhalten muss. Es gibt da hervorragende Übungen. Ich selbst habe mit Reha -Übungen angefangen, dann mit (angeleitetem) Fitnessstudio und mache jetzt Yoga. Ich würde jedem aber empfehlen, nicht ins Blaue hinein Übungen zu machen sondern sich - für die eigenen Schwachstellen - Übungen durch einen Physiotherapeuten zusammenstellen zu lassen. Und dann muss man täglich üben, um die Muskulatur zu bekommen bzw. zu erhalten. Es geht - dass kann ich aus meiner eigenen Erfahrung sagen - unglaublich viel, wenn man genügend Disziplin mitbringt. Also, nur Mut !

LG

Sabine
Benutzeravatar
Traumdauterin
User
Beiträge: 1626
Registriert: So, 25. Jan 2009 17:46
Wohnort: Leipzig

Beitrag von Traumdauterin »

Bauchtanz ist auch super für Bauch- und Rückenmuskulatur und macht einen sehr beweglich ;)
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

Das Buch von Dietze ist durchaus sehr interessant - aber im Grunde kommts immer auf das raus, was sab sagt: Trainieren muss jeder selbst. *michandieeigeneNasefass*

moreno/Trissa: Seufz, klar, das sagt sich so leicht - aber wir hängen halt natürlich alle an unseren Viechern, egal ob sie und ruinieren (in vielerlei Hinsicht...) oder nicht.
sabs Hinweis auf zielgerichtetes Rückenmuskeltraining ist sicher erstmal das Mittel der Wahl ehe drastischere Wege beschritten werden.
Loslassen hilft
charona
User
Beiträge: 840
Registriert: Sa, 06. Jan 2007 13:05

Beitrag von charona »

nochmals vielen herzlichen Dank für Eure zahlreichen Lösungsansätze und Antworten. Nur so zur Info: mein Röschen darf natürlich auf jeden Fall bleiben: Habe es eingangs vielleicht ein wenig missverständlich formuliert, 20 Jahre Verbleib im Ausland fordern ihren Zoll, aber ich HATTE bis vor kurzem starke Rückenprobleme, sprich starke Schmerzen beim Reiten. Nun versuche ich eine Lösung zu finden, um die aufgrund der ehemals notwendigen -falschen- Entlastungshaltung eingeschlichenen Fehler wieder auszumerzen.

Habe hier einige sehr interessante Tipps erhalten, die ich sicherlich ausprobieren werden. und dass man neben dem Reiten an gezieltem Rücken- und sonstigen BeweglichkeitsTraining nicht mehr vorbeikommt, Tja, dann wollen wir mal. :lol:

in diesem Sinne!
Benutzeravatar
Junito
User
Beiträge: 1475
Registriert: Di, 10. Okt 2006 08:48
Wohnort: Scheinfeld

Beitrag von Junito »

Bin zwar aufgrund gleicher Situation immer noch Passivreiter, habe aber auch etwas Probleme mit meinem Rücken (hatte diese auch schon als Aktivreiter, wurde durch Reiten als Alleinsport nicht besser). Mir wurde als Ausgleichssport nach Absprache mit der Krankengymnastin Schwimmen empfohlen. Dies habe ich dann auch angefangen, und konnte tatsächlich Erfolge erzielen. Bis heute ist der Bandscheibenvorfall noch nicht erfolgt.

Nur so als weitere Anregung.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Man kann das Sitzen auch lernen, selbst, wenn man Schäden im Rücken hat.
Meine Diagnose mit 19 war so vernichtend, daß mir die Folgen - nie wieder reiten, ohne OP eine fragliche Zeit mit Laufen aber spätestens mit 30 ein sicherer Platz im Rollstuhl und niemals die Fähigkeit, eine Schwangerschaft ohne Kompletausfall überstehen zu können, prophezeit wurden- von mehreren Ärzten - heute mehr als 2 Jahrzehnte später laufe ich ohne OP prima, reite berufsmäßig, habe 2 Kinder. In soweit, nicht den Kopf hängen lassen. Mit viel Disziplin, Konsequenz, guter KG und Bewegungsschulung läßt sich manchmal ein kleines Wunder vollbringen.- Wenn ich nicht reite, habe ich nach spätestens 2 Wochen unerträgliche Schmerzen und Teilausfälle in den Beinen. Wenn ich regelmäßig reite, ist alles ok.
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Ich habe auch nach einem Reitunfall mit Rückenverletzung 1/2 Jahr Reitpause gehabt. Die ersten Wochen waren bitter, denn ich bin so steif geworden, dass ich meine Pferde nicht mehr sitzen konnte (ich habe allerdings auch bewegungsstarke Warmblüter). Nach einigen Wochen Zähne zusammenbeißen und üben-üben-üben ging es nach und nach besser - sehr zur Freude der Physiotherapeuten, die endlich sprunghafte Fortschritte sehen konnten (auch wenn ihnen klar war, dass diese Fortschritte eher an meinen vierbeinigen Fitnesstrainern gelegen haben, als an ihnen :wink: )

Jetzt sitze ich wieder genau so gut wie bisher, wenn nicht sogar besser, denn meine Probleme haben mich dazu gebracht, mich selbst sehr intensiv zu beobachten, zu analysieren und wesentlich mehr als zuvor an meinem Sitz zu arbeiten.

Weil es bisher noch niemand erwähnt hat: Es gibt Sitzschulungskurse nach Eckard Meyners. Allerdings habe ich selbst noch keine Erfahrungen damit.
Viele Grüße
Sabine
Bild
Antworten