Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

saltandpepper hat geschrieben:Zu BB und dem äußeren Zügel :
Die Anlehnung und Führung am Außenzügel ins /im SH, erfolgt über die indirekte Zügelhilfe. Sprich, das Pferd sucht die Anlehnung durch Anlehnen der äußeren Schulter +Halsseite in den Zügelhang. Es richtet die Schulter zum Außenzügel hin auf / schmiegt sich in diesen hinein und wird dann in den Hang angelehnt durch seitweärtsgerichtete/ mitnehmende Einwirkung (ein-)geleitet.
Dieses Form der Anlehnung ist bei der Führung auf blanke Kandare unabdingbar, wenn das Pferd nicht über die Kandare überzäumt werden soll , was ein verkanten im Genick zur Folge hätte.
Die Einwirkung erfolgt somit sehr wohl am Außenzügel, aber eben unter Auslassen einer Kandarenbeteiligung ( so wie es eigentlich sein soll!!!) sondern nur über die Führung am ledernen Zügel selbst.

Gruß von S&P

Sehr gute Erklärung.
Allerdings frage ich mich, welche Vorstellung jemand vom wenden und führen am äußeren Zügel hat, der das noch nicht so kannte ??
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Tamiro/Saltandpepper: Ist das euer Ernst mit dem ersten eingestellten Video?
Sorry, aber habt ihr das zu Ende geschaut? Der Braune ist ja noch ganz nett, auch wenn die Piaffe zum größten Teil auf der Vorhand stattfindet (außer als er rückwärts piaffiert) - aber dann kommt ein schaumig geschwitzter, total gestresster Falbe rein, der hektisch herumzappelt, die berühmte "Angst auf der Stelle" in Reinkultur, und gegen eineschön straffe Zügelführung ansperrt - jetzt kapiere ich endgültig überhaupt nicht mehr, wie man so etwas schön finden und im selben Atemzug den sehr harmonischen Ritt auf dem dritten Video mit "zu eng" abkanzeln kann.
skywalker

Beitrag von skywalker »

Rapunzel hat geschrieben:Tamiro/Saltandpepper: Ist das euer Ernst mit dem ersten eingestellten Video?
Sorry, aber habt ihr das zu Ende geschaut? Der Braune ist ja noch ganz nett, auch wenn die Piaffe zum größten Teil auf der Vorhand stattfindet (außer als er rückwärts piaffiert) - aber dann kommt ein schaumig geschwitzter, total gestresster Falbe rein, der hektisch herumzappelt, die berühmte "Angst auf der Stelle" in Reinkultur, und gegen eineschön straffe Zügelführung ansperrt - jetzt kapiere ich endgültig überhaupt nicht mehr, wie man so etwas schön finden und im selben Atemzug den sehr harmonischen Ritt auf dem dritten Video mit "zu eng" abkanzeln kann.
Äh, also ich würde sagen dieser Falbe gerät zufällig ins Bild, und dass er nicht zum "Ritt der gefällt" dazu gehört. (http://www.youtube.com/watch?v=UwpuP14gI2U)

Wieso ist der Braune auf der Vorhand? Was ist mit der Piaffe im zweiten Video (http://www.youtube.com/watch?v=tiY6MN3DJ_U), ca. 1:27 ?

Ich seh das alles nicht, was ihr so seht :roll:
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Das Hauptgewicht liegt im jeweils stützenden Vorderbein, das siehst du, wenn du das Gesamtbild betrachtest. Die Kruppe hüpft ein kleines bisschen, nicht sehr stark, aber hinten nimmt er auf keinen Fall die größere Last auf. Bei Hesters leider genauso. Bei dem seh ich aber zumindest kein Kampfkauen.
Paula

Beitrag von Paula »

chantesse hat geschrieben:sehr schönes Bild von Herrn Branderup! Beeindruckend.
jaaaa!
Melli, danke für die schönen Bilder du du eingestellt hast, hachja seufz!
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Tamiro/Saltandpepper: Ist das euer Ernst mit dem ersten eingestellten Video?
Der Braune ist ja noch ganz nett, auch wenn die Piaffe zum größten Teil auf der Vorhand stattfindet (außer als er rückwärts piaffiert)-

Sorry Rapunzel, aber diese Ausage ist nach meinem Dafürhalten einfach Quark. Diese Piaffe ist nun alles, aber nicht auf der Vorhand ! -

aber dann kommt ein schaumig geschwitzter, total gestresster Falbe rein, der hektisch herumzappelt, die berühmte "Angst auf der Stelle" in Reinkultur, und gegen eineschön straffe Zügelführung ansperrt -

Den hatte ich mir nicht angeschaut, der zappelt doch nur zufällig durch Bild, oder? so hatte ich das zumindest aufgefasst, denn jemand, der den ersten Reiter begeistert filmt, kann ja nicht ernsthaft die zweite "Darbietung" gut finden ???!

jetzt kapiere ich endgültig überhaupt nicht mehr, wie man so etwas schön finden und im selben Atemzug den sehr harmonischen Ritt auf dem dritten Video mit "zu eng" abkanzeln kann.
Man sollte sehr harmonisch nicht mit "kontriollierter" verwechseln. Ich habe desweiteren nicht "abgekanzelt", sondern geschrieben, daß mir die beiden ganz gut gefallen, mir aber dennoch deutlich zu eng und mit zu viel Kandarendominanz geritten sind. - und btw. sehr viel mehr auf der Vorhand als der erste Clip....
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

horsmän hat geschrieben:

Sehr gute Erklärung.
Allerdings frage ich mich, welche Vorstellung jemand vom wenden und führen am äußeren Zügel hat, der das noch nicht so kannte ??
Nun, meiner Erfahrung nach, wird meist nicht zwischen der direkten Einwirkung am Maul und der indirekten über den Zügel an Hals und Schulter unterschieden. Das bietet Raum für sehr viele Mißverständnisse.

Der Begriff "Anlehnung" wird gemeinhin sehr gerne nur im Hinblick auf die Anlehnung nach vorne zum Gebiß hin verwendet. Daher bleibt die seitliche Anlehnung zum indirekten Zügel meist außer acht, obwohl sie doch so grundlegend wichtig ist. Gerade bei der Führung auf Kandare und noch viel mehr bei der einhändigen Führung.


Möglicherweise liegt darin auch einerder Gründe, daß diese Differenzierung heute kaum mehr getroffen wird : Die einhändige Führung der Kandare wird heute im Grunde nicht mehr geschult.

Ein Pferd, das korrekt die Anlehnung nach vorne gewinnt, und das dann auch noch über die diagonale Hilfe ( inneres Bein/äußerer Zügel) geritten wird, kommt über das Dehnen der Außenseite und die Annahme des "biegenden" Schenkels ebenfalls in Anlehnung zum indirekten Außenzügel.

In soweit wird auch "konventionell" natürlich mit dem Außenzügel geführt.

Allerdings wird dies so nicht bewußt wahrgenommen und die Vorteile dieses Umstandes werden nicht weiterentwickelt.

Die Gefahr hierbei ist, daß ( gerade bei Führung auf Kandare) diesem Umstand nicht Rechnung getragen wird und daher das Gebiß bei Einsatz des Außenzügels zu stark angesprochen wird. Was dann zum Verkanten oder Verwerfen führt und, so man nicht weiß woher das stammt, schwierig zu korrigieren ist.

Zum zweiten wird heute nicht mehr dahingehend ausgebildet, daß das Pferd lernt, dem Außenzügel zu folgen und zu weichen ( ohne daß das Gebiß dabei wirkt) , was einem viele Möglichkeiten verstellt.

Zu deiner Frage Max. Warum BB dias Abbiegen so exessiv betreibt ist mir persönlich auch ein Rätsel. Ich kenne viele sehr nützliche Möglichkeiten, diese deutliche Ab-Biegung einzusetzen, aber die durchgängige Verwendung erscheint mir persönlich nicht nachvollziehbar.

Es wäre wirklich interssant, ihn mal dazu zu befragen, allerdings dann ohne den ganzen Haufen ihn anhimmelnder "Jünger" die sich meist um ihn scharen und bei jeder Frage, die tatsächlich "hinterfragt" oder "in Frage stellt" einem am liebsten einen Dolch zwischen die Schulterblätter rammen würde :wink:
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

@saltandpepper: Muß es auch nochmal erwähnen, dass ich es sehr gut erklärt finde. :D
Es wäre wirklich interssant, ihn mal dazu zu befragen, allerdings dann ohne den ganzen Haufen ihn anhimmelnder "Jünger" die sich meist um ihn scharen und bei jeder Frage, die tatsächlich "hinterfragt" oder "in Frage stellt" einem am liebsten einen Dolch zwischen die Schulterblätter rammen würde
Ist das so? :lol: Ich habe August wieder einen Kurs bei Marius Schneider. Ich kann ihn dann auf jeden Fall auch mal fragen.
Gast

Beitrag von Gast »

saltandpepper hat geschrieben: Allerdings wird dies so nicht bewußt wahrgenommen und die Vorteile dieses Umstandes werden nicht weiterentwickelt.
*stutz*

Natürlich wird das wahrgenommen .. "konventionell" nennt man sie die "verwahrende Zügelhilfe". Eine der gebräuchlichsten, nebst den 4 anderen "konventionellen" Zügelhilfen.

:)
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Melli
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Beitrag von Melli »

Ich hatte mal ein altes Buch übers Springreiten, in dem der indirekte Außenzügel erklärt wird. Gerade Springreiter, die "auf dem Teller" wenden, benutzen den ja durchaus. Vielleicht weniger bewusst/explizit, als das in anderen Schulen gelehrt und gezielt geübt wird.
Gast

Beitrag von Gast »

Melli hat geschrieben:Gerade Springreiter, die "auf dem Teller" wenden, benutzen den ja durchaus. Vielleicht weniger bewusst/explizit, als das in anderen Schulen gelehrt und gezielt geübt wird.
NATÜRLICH tun sie das. So wie jeder Reiter, der durch eine Kurve möchte, oder der Stellung mit und ohne Biegung haben möchte. Warum? Weil's ein's der normalsten Dinge der Welt ist, mit dem Aussenzügel verwahrend einzuwirken.
Ist er da, klappt's - ist er nicht da, klappt's nicht. So einfach ist das. Gezielte Übungen dienen allenfalls dem Reiter, Pferde (auch junge) haben diese Hilfe in der regel nach 5 Min begriffen.
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Beitrag von Max1404 »

Guten Abend, erst mal danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben, eingehender zu erklären!

@Colloid, der Sattelexkurs ist wirklich interessant (ich denke dennoch, dass mich ganz persönlich - und nur mich Pienzchen :wink: - die Pausche hinter dem Oberschenkel stören würde).

@S&P ja, genau für dieses stärkere Abbiegen suche ich eine Erklärung. Deshalb bin ich auch nochmal im Gueriniere schmökern gegangen, und da ist mir die Hilfengebung aufgefallen, die anders ist als ich sie kenne. Und ich dachte, möglicherweise liegt hier die Lösung für die Frage.

Wir können uns ja mal zusammentun und uns gemeinsam durch die Fanmassen zu BB vorkämpfen, um die Abbiegethematik genauer zu hinterfragen. Ich bringe auch Waffen zur Verteidigung mit! :lol: :fechten: :lol:

@Rioja, es wäre wirklich interessant, wenn Du Marius Schneider fragen würdest, gerade er müsste aufgrund seines reiterlichen Werdegangs eine gute Antwort geben können. :D

@S&P: Bezüglich Reiten auf Kandare wurde mir immer wieder "eingetrichtert", dass auf Kandare (mit Unterlegtrense) mit dem äußeren Zügel in Wendungen nachgebender zu agieren ist als beim Reiten nur auf Trense - damit sich nichts verkantet. Ein Problem mit Verwerfen hatte ich deshalb auch noch nie mit Pferden, die ich auf Kandare geritten habe. Ich empfinde die Trense für die biegende Arbeit deshalb auch als geeigneter, die Kandare hat andere Vorteile :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Beitrag von Rosana »

Beizutragen habe ich nix, wollte nur mal kundtun, dass es hier Mitleser gibt, die das alles höchst spannend und lehrreich finde!
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Beitrag von Rosana »

Ach, jetzt Habich doch noch was beizutragen: Ritte die (mir) gefallen von Pedro Torres, auch nicht ohne Einschränkung aber da ist doch vieles dabei was mir gefällt. Und es ist noch mal ein ganz anderer Background, weder deutsch noch akademisch. Das Video von seinem Speedtrail hatten wir hier ja auch schon, da waren nicht alle angetan, aber hier sieht man ihn auch mal anders reiten.

Ich habe mir selbst gerade noch mal die Videos angeschaut unter dem Blickwinkel dessen, was hier auf den letzten Seiten diskutiert wurde und würde gerne wissen, wie ihr das seht (Pferd am Kreuz/Sitz, Traversalen, aktive Hinterhand, Kandare einhändig geritten...

Muss dazu sagen, dass ich vor kurzem bei einem Kurs von ihm zum Zuschauen war und ich dort extrem viel mitnehme konnte, auch weil er jedes der 9 Kurspferde selbst geritten hat. Was mich besonders beeindruckt hat, war sein extrem entspannter Sitz und wie er trotzdem das Pferd am Sitz hat und seine extrem leichte und ruhige Hand.

Aber nun zu den Videos: Ich kann sie nicht direkt verlinken, ihr müsst auf der Homepage auf "Videos" klicken.
http://www.pedrotorres.pt/EN/index.html
Beim ersten Video mit dem braunen Springpferd nicht täuschen lassen, das meiste ist Dressurreiten. Ja, der geht oft sehr eng (das ist typisch für Torres) aber das mit sehr feiner und leichter Hand, wie ich finde. Und wie findet ihr die hier gezeigten Traversalen? Und die Verstärkungen? Für mich sieht beides ziemlich gut aus.

Das zweite Video zeigt einhändig gerittene Kandare. Hier ist der Zügel ziemlich stramm, zu stramm?

Im dritten Video wieder klassische Dressur (mit WorkingHorse Elementen bei den Galopp-Pis). Da ist eine schöne Zeitlupe (ungefähr in der Mitte) von den Einerwechseln drin, die vielleicht zur Erhellung der Frage mit der Zweibeinstütze beiträgt, die hier vor ein paar Seiten diskutiert wurde.

An den Fotos die am Ende des dritten Videos eingestellt sind, finde ich interessant, dass obwohl die Nase oft HdS ist, das Genick trotzdem immer der höchste Punkt ist!

Bin gespannt auf eure Meinung!
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horsman
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Beitrag von horsman »

M.J. de Oliveira sagt mir nicht so sehr zu. Die Anlehnung zu "hart", unruhig das Pferd in Kopf und Hals, zu stakstisch ungeschmeidig die Bewegungen.


Pedro Torres, naja, auf dem 3. Video wird leider viel zu schnell geschruppt. Das hat er sich bestimmt in Deutschland abgeguckt :cry:
Das 2. gefällt mir noch am besten. Im ersten gibt es ganz brauchbares aber auch einiegs fragwürdiges zu beobachten (zB die mE dauerhaft zu stark anstehende Kandare und den Seitengang auf 6 Spuren)


@sabrell
Warum nennst du den äußeren Zügel wenn er aktiv zum wenden am Hals angelegt wird "verwahrend"? Er verwahrt ja nichts, sondern soll Veränderung herbei führen. Wenn er lediglich beim geradeaus reiten die Geraderichtrung kontrolliert und wahrt, dann könnt ich mit dem Begriff verwahrender Zügel etwas anfangen, im Fall des wendens aber nicht. Und das Pferd wohl auch nicht, denn es muss ja schließlich ein verwahrendes und ein Änderungen herbeiführendes Kommando auseinander halten.
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