Wieviel Gegenhalten verträgt die Dressur?

Rund um die klassische Reitkunst

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Seldom
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Beitrag von Seldom »

@Colloid
Ja, die Balance verschieben, dazu benutze ich keine halben Paraden, sondern Lektionen (RR, SH, Übergänge, Zirkelverkleinern, allg. Geraderichten) insbesondere, wenn das Pferd das erst lernen/begreifen muss! IMO kann ich ein Pferd erst dann mit einer halben Parade versammeln, wenn es absolut in der Lage ist, das auszuführen und auch genau weiß, was es tun soll. Und auch dann wird in dieser halben Parade nicht "Gegengehalten", weil ich bei der halben Parade nicht mit dem Bein in den Zügel treibe, sondern Bein und Hand zeitlich trenne (auch wenn dazwischen nur 10tel Sek. liegen.)
Genau! Bis darauf, daß auch Du Deine Lexionen ganz sicher mit HP (halben Paraden) einleitest und reitest.

@Heike
Diese Art der HP meine ich, davon spreche ich:
Auch nach der deutschen RL soll der Zügel in der Parade nicht rückwärts wirken. Um Müseler zu zitieren: " Das durch die Kreuzmuskulatur und Schenkel vorwärts getriebene Pferd stößt sich an dem passiven Zügel, ..., weil das Pferd vermehrt vorgedrückt wird und der Zügel nicht nachgibt. Dementsprechend nimmt das Pferd sich vermehrt auf, schiebt mehr Gewicht der Hinterhand zu, das Pferd wird hinten tiefer und vorn höher, verkürzt dabei das Tempo und tritt erhabender." Die Definition von ganzer Parade ist, daß sie dazu dient das Pferd zum halten zu bringen. Die halbe Parade dient der Verkürzung des Tempos oder dem Übergang in die niedrigere Gangart. Aber auch eine Einwirkung die nicht eine Verkürzung des Tempos in derselben Gangart sondern eine erhöhte Versammlung des Pferdes nach sich zieht wird wird halbe Parade genannt. Also recht vielseitig. Dazu kommt, daß die halbe Parade als "Pferd, paß auch!" genutzt wird. Also wenn man das Pferd aufmerksamer machen will...
Wobei auch Müseler hier etwas fraglich formuliert, aber egal, ihr wißt was er meint.

@Jen
Gegenfrage: Warum muss das Gewicht auf die Hinterhand zu und nicht die Hinterhand auf das Gewicht zu...? Das ist keine Wortklauberei, sondern ich denke, das prägt sehr stark das innere Bild, das man hat...
Das werde ich mir mal vorstellen

Ja, aus dem Schritt geht einfacher, es ist aber auch die Bremsvariante möglich, arbeite weiter daran. Sie läßt sich im Schritt auch schon sehr schön aufnehmen und verschieben.
Ich verstehe nicht, was du meinst? Was ist zu einfach?
Wären es so offensichtliche Fehler, müßte ich nicht so beharrlich danach fragen!

@Alix
Erwischt! SH und KonterSH sehr gut, aber die Stellung und Biegung in Bewegungsrichtung hapert noch sehr. Möchte aber erst den Kappzaum habe, um es dem Pferd leichter verständlich zu machen!
Es geht mir aber auch nicht, um die dauerhafte Versammlung kurz vor der Passage. Ich möchte mein Pferd "nur" etwas in der Balance mehr nach hinten verschieben und das auch erst mal nur kurz!

@Colloid
Verkürzen ist für mich einfach ein mehr oder weniger Tritte verkürzen und leichtes Rückenwölben mit sachtem mehrbeugen der HH, damit sollte doch das Ross etwas kürzer werden.
Vielleicht sollte ich die Frage in:
Wieviel Widerstand verträgt die Kunst umformulieren. *schulterzuck*

@anchy
Natürlich ist das ein Prozess. Wir sind ja auch schon eine Weile dabei! Es ist nun einfach an der Zeit, daß die ersten Versuche einer kurzen, leichten, ansatzweise Versammlung (Balanceverschiebung) erfolgen können.

Das Pferd liegt noch nicht mal grammweise auf der Hand. Es geht nicht darum ein auf der Hand liegendes Pferd zu korrigieren oder ein aufgerolltes.

@all
Es sind 2-3 Momente, die an ganz unterschiedlichen Stellen und Anforderungen auftreten, daß das Pferd versucht die Zügel selber in die Hand zu nehmen. Das kann beim 2. Mal Zügel aufnehmen im Schritt sein, oder eben, etwas versteckter, beim durchparieren zum Schritt (sie läuft, dann ein zwei Schritte weiter, bevor die Reaktion kommt.

Sie widersteht erst ein, zwei Sekunden bevor sie sich wieder komplett hineingibt. Das ist dann um so unverständlicher, wenn sie vorher ruhig und sanft in der Anlehnung war.

Übrigens liegen die Stärken dieses Pferden wirklich nicht in der höheren Dressur.

LG Seldom
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Seldom
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Beitrag von Seldom »

@Medora

Racinet meint bestimmt nicht, daß der Reiter sich mit 101 kg in die Zügel stemmen soll. Es ging im viel mehr darum, eben etwas weiter als der Widerstand ist zu gehen, um eben diesen zu überwinden.

z.B. Mußt Du nur ganz sachte durch Götterspeise drücken, um auf der anderen Seite rauszukommen, etwas fester durch Knete und mit etwas Schwung durch Papier. Und wenn Du halt durch eine Betonwand mußt, brauchst eben eine Abrisskeule (aber der Vergleich ist nicht pferdisch zu verstehen!).

Das mit Klingeln und locken ist auch schön und Pferd nimmt diese kleinen Versucherli und Erinnerungen auch meistens sehr schön an. Aber in dem Moment, wenn sie widersteht, klingelte ich übermorgen noch, dann hilft nur kurz die Hände stehen lassen. Also ich ziehe nicht rückwärts, meine Hände stehen vor bis über dem Widerist und das Pferd zieht kurz dagegen!
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Seldom hat geschrieben:@Alix
Erwischt! SH und KonterSH sehr gut, aber die Stellung und Biegung in Bewegungsrichtung hapert noch sehr.
Öhm.. Ohne Dir jetzt auf den Schlips zu treten. Aber wenn die Stellung und Biegung noch hapert, dass kann das SH und Konter-SH nicht "sehr gut" sein, weil die Biegung dafür einfach eine unabdingbare Voraussetzung ist... :?
Möchte aber erst den Kappzaum habe, um es dem Pferd leichter verständlich zu machen!
Hast Du schon einen? Hier geistert auch noch ein Kappzaum-Thread rum, wo so ziemlich jedes Modell durchgenommen wurde :wink:
Ich möchte mein Pferd "nur" etwas in der Balance mehr nach hinten verschieben und das auch erst mal nur kurz!
Probiere mal die Übung die Josatianma beschrieben hat. Das ist erstmal nur Balanceverschiebung im Stehen und schau mal was Dein Pferd dazu sagt.
Vielleicht sollte ich die Frage in:
Wieviel Widerstand verträgt die Kunst umformulieren. *schulterzuck*
Immer noch: "gar keinen" :wink:
Es sind 2-3 Momente, die an ganz unterschiedlichen Stellen und Anforderungen auftreten, daß das Pferd versucht die Zügel selber in die Hand zu nehmen. Das kann beim 2. Mal Zügel aufnehmen im Schritt sein, oder eben, etwas versteckter, beim durchparieren zum Schritt (sie läuft, dann ein zwei Schritte weiter, bevor die Reaktion kommt.
Hm... Vielleicht ist das auch einfach nur eine Reaktion von ihr um sich selber irgendwas locker zu schütteln?? **grübel** Also nicht jetzt so, dass da irgendwas massiv verklemmt ist, sondern nur ein Muskel komisch verspannt und sie versucht den sich so locker zu machen..

LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
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Seldom
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Beitrag von Seldom »

@Alix
HA-das könnte sein! Da forsche ich auch mal weiter!

Ja, Stellung und Biegung müßen verbessert werden. Aber an etwas muß ja auch gearbeitet werden. Ist nun auch nicht so schlecht, daß wir nicht durch die Ecke kommen :roll:

Den Unterschied zwischen gegen Bewegungsrichtung und mit gebogen fand ich bisher immer ganz immens. Mein altes Pferd bog sich wesentlich besser in die Bewegung. Viele andere eher entgegen.

Die Widerstände sind doch da, sobald der Mensch auf den Eigenwillen und Eigendynamik des Pferdes trifft. Alleine schon die ersten Zirkel....das Pferd sucht doch den leichteren Weg und muß erst auf den steinigen, harten, anstrengenden Pfad der gesunden Gymnastik gebracht werden!

LG Seldom
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Kleiner Gedankengang: Ich würde sagen, wenn die Traversale Bewegung noch nicht "installiert" ist, dann mach doch erst mal das. Dadurch wird Dein Pferd kräftiger und ausbalancierter. Und damit kann es sich dann auch versammeln. Nach meiner Erfahrung kommt das dann mehr oder weniger (klar, ein bißchen auf die Notwendigkeit hinweisen muß man als Reiter schon) von alleine.
Liebe Grüße
Susanne
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Mela
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Beitrag von Mela »

@Josatianma
:wink: Oliveira sagt aber auch das berühmte "nehmen und geben"

Travers und Traversalen sind eine geniale Übung um das Pferd mehr zu setzen!!! (mit Susanne ganz einer Meinung bin :!: )
Liebe Grüße
Mela

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
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Seldom
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Beitrag von Seldom »

Jawoll, wir werden vermehrt daran arbeiten!

Wieviel Widerstand ist denn normal, wenn ich nun an der Travers arbeite?
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Mela
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Beitrag von Mela »

Seldom hat geschrieben: Wieviel Widerstand ist denn normal, wenn ich nun an der Travers arbeite?
Also ich glaube diese Frage kann man so wirklich nicht beantworten, natürlich ist das Ziel immer so wenig Wiederstand wie möglich zu produzieren. Es kommt dabei auf deine Geschicklichkeit an, die Übung gut vorzubereiten.

Eine Möglichkeit ist die Übung am Boden vorzubereiten, dann kennt das Pferd den Bewegungsablauf schon, es gibt dazu im Forum unter Handarbeit schon reichtlich gute Anweisungen dafür.

Wichtig finde ich bei einer neuen Übung zuerst nur ein bis zwei Schritt zu verlangen und zu loben, bloß nicht zuviel auf einmal verlangen.

Bei N. Oliveira habe ich gelesen, daß er bei einem Pferd, daß noch nie Traversalen gemacht hat aus dem SH beginnt, daraus in der selben Biegung in die Traversale umstellt. Aber immer frei nach seiner Aussage "Stellen Sie hohe Anforderunen, geben sie sich mit wenig zurfrienden, loben sie oft" Im Band 1 seiner Schrifen nachzulesen.
Liebe Grüße
Mela

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Barbara I
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Beitrag von Barbara I »

Bei meinem Pferd haben wir Travers entwickelt aus der den zwei einzelnen Teilen Schulterherein und "Hüftkontrolle" (Begriff aus dem Westernreiten, also Hüfte rein ohne Biegung). Nach und nach in der Hüftkontrolle auch Stellung und Biegung verlangt.

Das Verständnis dafür im ganz langsamen Schritt erarbeiten und nach 1, 2 Schritten mit der richtigen Tendenz sofort loben, aufhören.

Man sollte so in ganz kleinen Schritten vorgehen und dem Pferd genug Zeit geben. Wen es "hakt", über diesen erhöhten Widerstand auf keinen Fall wegtreiben. Aus meiner Erfahrung liegt es dann meist in unklarer Hilfengebung, mangelndem Verständnis, Überforderung...

Man kann vermeiden, dass das Pferd sich aus der anstrengenden Übung rausmogelt, indem man das Ausweichen in eine noch anstrengendere Alternative anbietet: zum Beispiel Abwenden in die Volte.
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