Gymnastischer Wert von Terre à terre und Piaffe

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Antworten
Benutzeravatar
bea
User
Beiträge: 2265
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:34
Wohnort: CH

Gymnastischer Wert von Terre à terre und Piaffe

Beitrag von bea »

Hallo zusammen

Ich habe mal wieder eine Frage: Gestern hat meine Lehrerin den Araber geritten. Als sie dabei einige Piaffe-Tritte fordern wollte, hat er ihr statt dessen ein wunderschön taktklares Terre à terre angeboten (oder sich da hinein entzogen - kommt auf den Blickwinken an :wink: ). Nun ist es ja so, dass dieses Pferd eine ziemlich steile und steife HH hat. Wir arbeiten eigentlich ausschliesslich darum an den halben Tritten resp. der Piaffe, um daran zu arbeiten. Eine wirklich gesetzte, leichte, harmonische Piaffe wird er wohl nie ausführen können, aber der gymnastische Wert der Lektion ist ja enorm. Nun würde mich interessieren, wie es mit dem gymnastischen Wert vom Terre à terre ist. Dass der Araber gestern ein solches angeboten hat, zeigt mir ja, dass diese Lektion weniger anstrengend für ihn ist - ist sie daher auch weniger gymnastizierend?

Danke und LG, Bea
Reiten heisst: sitzen - fühlen - denken.
Benutzeravatar
pepe
User
Beiträge: 658
Registriert: So, 24. Sep 2006 15:51
Wohnort: Tennessee

Beitrag von pepe »

Terre à terre ist m.E. für Pferde mit steiler Hinterhand- so wie Pepe- absolutes Gift. Das erzieht nur zum fesgehaltenen Rücken und zum Häschen-Hüpf-Galopp. Den Galopp habe ich dann durch vorwärts, Stangen und Tempowechsel wieder hingebracht, ich dachte auch eine Weile (Branderup- inspiriert) daß ich dies mit meinem Pferd üben müsste.
Um die steile HH zu aktivieren und geschmeidiger zu machen soll Pepe zunächst passagieren bevor er piaffiert. Bei ihm ist das Schwingen das A und O. Ob er jemals schön piaffieren wird? Eher nicht, aber solange er sich bemüht, habe ich mein Ziel erreicht! Und dann: wer weiß?
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
Benutzeravatar
bea
User
Beiträge: 2265
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:34
Wohnort: CH

Beitrag von bea »

Hallo Pepe

Danke für deine Antwort. Wir haben auch nicht vor, das Terre à terre jetzt zu "kultivieren", mich hat es einfach so interessiert. Die Grenze zwischen "eine Lektion anbieten" und "sich in eine entziehen" ist ja sehr individuell zu ziehen, denke ich. :wink: Meine RL meinte nur im Anschluss, jetzt wüsste sie aber, wo ansetzen, wenn er hinten mehr unterspringen solle. Wir sind wie gesagt an Pi und Pa dran - beides vordergründig aus Überlegungen der Gymnastizierung heraus, so wie du ja auch.

LG, Bea
Reiten heisst: sitzen - fühlen - denken.
knowi
User
Beiträge: 629
Registriert: So, 24. Sep 2006 16:36
Wohnort: BaWü

Beitrag von knowi »

Darf ich da grade eine Frage anhängen? Ich frage mich ob wir das bei eucyer schonmal hatten, kann mich aber ehrlich gesagt nicht dran erinnern:

Wegen des enormen gymnastischen Werts (ui, was deutsch ;) ) ist die Piaffe doch wirklich sehr sinnvoll. Aber ab wann macht eine Ausbildung in Richtung Piaffe schon Sinn und wann noch nicht?
Und wann würde man eher mit der Passage anfangen?

Mit dem Kleinen haben wir in den letzten Kursen mit dem anpiaffieren begonnen und ich fühle mich da auch gut betreut und vertraue meine RL da voll.
Aber mich würde trotzdem mal interessieren wann bei Euch die Piaffe oder auch die Passage noch ein abolutes "no-go" ist und ab wann ihr sie für sinnvoll und hilfreich erachtet.

...oder soll ich ein extra Thema draus machen?
Liebe Grüße!
Knowi
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
Benutzeravatar
pepe
User
Beiträge: 658
Registriert: So, 24. Sep 2006 15:51
Wohnort: Tennessee

Beitrag von pepe »

Für mich wäre die Arbeit komplett verfrüht wenn das Pferd noch nicht über den Rücken geht und mit Tempounterschieden Schwierigkeiten hat. Sonst wird das nur hinten stechen, mittig blockieren und vorne ziehen. Wenn das Pferd aber willig seinen Rahmen verändern lässt und schon mit den Seitengängen angefangen hat, sehe ich da kein Problem.
Ich denk aber immer dran: Arbeit zur Piaffe: vier Jahre, Arbeit an der Piaffe: nochmal vier Jahre. Von heute auf morgen geht nichts, aber immer mal wieder gutgelaunt damit "spielen"- warum nicht?
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Guten Morgen,

ich stimme pepe voll zu, sowohl was den Gedanken, als auch was den Zeitrahmen angeht!

Vielleicht kann man noch hinzufügen, dass man unterscheiden kann zwischen anpiaffieren unter dem Sattel und an der Hand, vor allem, wenn man als ReiterIn noch nicht erfahren ist, was das Sitzen in der Piaffe angeht.

Wenn man die alten Bücher studiert, gibt es ja unterschiedliche Ansätze (wie immer :? ), aber die Übungen an der Hand schulen das Gefühl für den Bewegungsablauf des Pferdes und das Auge für die Anstrengung des Pferdes... und dann erkennt man vielleicht, dass es mit dem Reitergewicht noch schwieriger sein muss für ein in der Piaffe ungeübtes Pferd.

Ich selber reite auch einen Araber, zum Glück ist die Hinterhand nicht ganz so steil und durch das Gymnastizieren ist die Kruppe schön bemuskelt und dehnfähig. Auch er wird nie Wahnsinnstritte hinlegen, weil es sein Gang gar nicht hergibt. Aber mein RL ist immer ganz begeistert, wie schön er sich setzen kann und wie gleichmäßig der Bewegungsablauf sein kann bei guter Aufrichtung ohne Ziehen und Zerren etc..
Es kommt also nicht darauf an, für den Betrachter zu piaffieren mit besonders tollen Tritten, sondern am Bewegungsablauf des jeweiligen Pferdes angepaßt.
Und beim Araber gilt: lieber klein und fein!

zu Deiner "Beruhigung": meiner ist am Anfang auch immer auf der Stelle galoppiert... Der Papa war Galopper... vielleicht lags daran :wink:

Also, viel Spaß beim geduldigen Üben!
Steffi
Antworten