DynaMitreiterin hat geschrieben:Ich benutze jetzt andere Zügel (runde Stoffdinger statt Leder) und hatte das Ergebnis, dass ich damit mehr Gefühl für Dys Maul habe und er sich so auch wohler fühlt.
Diese Zügel sind viel leichter und auch nicht so lang wie die Lederdinger.
Witzig, witzig, ich hatte die Teile heute auch drinne (weil ich die Lederzügel gestern eingefettet habe) und hatte ein völlig anderes Gefühl, nämlich viel weniger Gefühl für das Maul unseres Pferdes zu haben. Das müssen wir ja nochmal genauer untersuchen, Hannah!
Tja, zur Ausgangsfrage zurück: Wieviel Anlehnung? Pauschale Antwort: So wenig wie möglich, soviel wie nötig

Schöne Platitüde, nicht wahr
Okay, seit der Cravallo Mai 2004 wissen wir ja alle, dass es keine konstante Anlehnung gibt. Selbst wenn die Reiterhand (oder theoretisch FN-korrekter: Das Pferdemaul) mit mehreren Kilos pro Zügel die Anlehnung aufrecht erhält, bleibt sie nicht gleichmäßig. Sie mag gleichmäßig aussehen, das schon. Aber in der Realität rucke ich mit mehreren Kilos dem Pferd im Maul rum. Wenn ich gut bin, habe ich eine Hand, die halbwegs sanft mitgeht, wenn nicht, wenn ich also mit "harter Hand" reite, dann zieht meine Hand mindestens bei jedem Schritt (bei jeder Nickbewegung z.B.) rückwärts. Ich habe schon Leute gesehen, da gingen die Hände jedesmal ungelogen 30 cm vor und zurück!
Gut, konstante Anlehnung gibt es also nicht, es gibt nur etwas, das so aussieht. Konsequenz für mich: Verzicht auf die Idee der Anlehnung. Leider ist unser tolles Pferd entweder nicht in der Lage oder Willens, sich von selbst zu versammeln und auch die Sache mit den Seitengängen und überhaupt allem, was mit Schulterkontrolle zusammenhängt, entsprechend unseren Vorstellungen per Gedankenübertragung oder so umzusetzen. Weswegen wir leider, leider noch nicht auf gewisse Hilfsmittel verzichten können - in unserem Fall sind das Trense und Halsring. Leider ist das Resultat auf Halsring auch noch nicht immer und beständig zufriedenstellend, sprich: Der Junge läuft noch zu sehr auf der Vorhand. Auch brauchen wir das Gebiss noch für die Flexionierungen und Abkauübungen (wie macht man die eigentlich gebisslos?).
Ergo versuche ich, die Idee eines lebendigen Kontakts umzusetzen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Im Gelände und in der Arbeitspause hängt der Zügel schon mal durch, auch längere Zeit. Bei der Arbeit auf dem Platz bilde ich mir ein, zunehmend nur noch das Zügelgewicht zu tragen bzw. strebe das an. Wobei es auch immer wieder Momente gibt, wo sich der Kleine so sehr auf die Hand legt, dass ich bedeutend mehr halte und es möglicherweise auch schon unschön aussieht (das wäre mir ja sehr unangenehm). Dabei befürchte ich unter anderem auch, dass das zur Gewohnheit werden könnte (bei mir und ihm). Allerdings sieht es bislang nicht danach aus *erleichtertbin*
Ergo: Ohne Handeinwirkung gehts (leider) nicht, aber zuviel ist zuviel.
Und woran merke ich, wann zuviel zuviel ist? Schwere Frage. Eindeutig ist es zuviel, wenn Kollege Pferd das Maul aufreißt. Gut ist es, wenn er anfängt, ruhig und ohne Hektik zu kauen. Allerdings: Ist es immer schlecht, wenn er nicht kaut? Gibt es nicht auch Pferde, die per se wenig kauen?
Hm, mir fällt grad ein, in einem andren Forum schrieb eine FN-lerin, dass sie die Bewegungen der Hinterhand ihres Pferdes in ihrer Hand spüren möchte. Ob das mit einem weichen lebendigen Kontakt, wie ich ihn anstrebe, möglich ist, weiß ich nicht. Wenn das aber am durchhängenden Zügel funktionieren würde, wäre dies vielleicht das ideale Maß!
LG A.