Korrekt Leichttraben

Rund um die klassische Reitkunst

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bea
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Korrekt Leichttraben

Beitrag von bea »

Hallo zusammen

Ich hatte auf "ecuyer" ja schon mal einen Thread zum Leichttraben eröffnet. Weil es bei mir nach wie vor nicht wirklich besser läuft brauche ich nun aber nochmals Tipps.

Mein Problem ist, dass ich irgendwie zu viel mache beim Aufstehen (bzw. das Becken irgendwie zu sehr hoch statt nach vorne nehme) und ich ausserdem relativ schwer einsitze (-> gehört ja logischerweise zusammen). Ausserdem arbeiten wohl einfach die falschen Muskeln in meinen Beinen...
Mein Oberkörper bleibt beim Leichttraben aber mittlerweile relativ aufrecht, aber irgendwie mache ich doch eine falsche Bewegung. Das Doofe ist, dass ich gar nicht wirklich weiss, wie sich korrektes Leichttraben anfühlen soll. Meine Lehrerin ist langsam auch ratlos, wie sie mir noch helfen könnte. Gestern hat sie mir noch zusätzlich den Tipp gegeben, ich solle mit dem Gesäss zunächst tiefer bleiben, um damit das Pferd quasi mitzunehmen. Ich selber habe mir noch überlegt, dass ich mich - statt nach Sally Swift auf einen Punkt in Höhe des Bauchnabels zu konzentrieren, der nach vorne geht, wie ich das bisher gemacht hatte - auf einen tieferen Punkt konzentrieren müsste. Aber so 100% befriedigend ist das auch nicht...

Hat vielleicht jemand noch Tipps für mich? Es ist langsam wirklich zum Verzweifeln, weil ich an diesem Punkt einfach zu keinem befriedigenden Ergebnis komme...

Danke und LG, Bea
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Leo
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Beitrag von Leo »

Hast Du mal versucht ohne Bügel leichtzutraben ? Dann kannst Du Dich nicht so herausdrücken sondern mußt wirklich versuchen Deinen Po nach vorne zu schieben.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Mir hat die Anweisung meiner früheren Reitschul-RL "Bauch Richtung Hände, Bauch Richtung Hände" geholfen – und ich geb den Spruch auch weiter an Andere und er fruchtet meistens. Das hat sie mir ein paar Mal im Takt gesagt und schwupps sind bei mir Tausend Knoten geplatzt. Ich hab den Takt mit dem Spruch gefunden und es mir im Hirn vorgesagt.

Wenn ich heute wi3eder zusammensacke oder mich zu weit vorlehne (ist mir grad im Urlaub auf dem Kleinen Spanier passiert) dann hilft mir das sehr - zumindest eine Zeitlang die Konzentration zu finden. Fließend Leichtraben konnte ich nur zu den Zeiten als ich noch 4-5 Mal die Woche auf dem Pferd saß...*heulz* leider derzeit nicht drin deswegen fehlen alle wichtigen Muskel und die Koordination. Ich weiß im Kopf wies geht, aber muss echt öfter in den Sattel. Das Problem hast du ja eigentlich nicht, oder?

Würde dir noch mal eine Sitzlonge empfehlen. Hände auf die Oberschenkel und bewusst Leichtraben, Aussitzen und Übergänge aus dem Sitz heraus üben. Langsamer wie schneller. Mir hat das immer viel Gebracht.
:wink:
Es grüßt Nadine

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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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bea
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Beitrag von bea »

Irgendwie benutzt mein Körper immer die falschen Muskeln - auch ohne Bügel komischerweise. Sitzlonge haben wir auch schon gemacht - alles mit "bewusst leichttraben" hat bisher nichts genützt. :? Ich spüre zwar den Takt, kann ihn auch beeinflussen (zumindest gelegentlich :wink: ), aber irgendwie mache ich immer zu viel bzw. bremse v.a. beim Absitzen, weil ich das nicht "federleicht" hinkriege (was wohl mit dem ganzen Gleichgewicht zusammen hängt).
Das mit "Becken nach vorneb (vorne-oben)/zu den Händen" machte ich bisher auch immer, aber daraus folgte die falsche Muskelbelastung. Ich muss daher also einen anderen Weg finden. Gestern habe ich mir nun überlegt, ich könnte mir ja vorstellen, wie mein Becken über einen grossen Gymnastikball nach vorne/oben rollt. Dabei bin ich auomatisch auf einen tieferen Punkt am Becken fixiert, als ich es bisher war, und ich kann das Pferd auch wie zwischen den Oberschenkeln mit nach vorne nehmen. Das Zurücksetzen folgt dann wiederum in einer nach oben gewölbten Linie.

Da ich eben nicht genau weiss, wie sich korrektes Leichttraben anfühlen soll, kann ich auch nicht wirklich beurteilen, ob dieser Tipp gut ist. Aber ein Versuch ist es wohl allemal Wert, denke ich... :?:

LG, Bea
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Junito
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Beitrag von Junito »

Hm, du scheinst dir sehr, sehr viele Gedanken zu machen. Vielleicht denkst du auch manchmal zu viel? Soll jetzt nicht böse gemeint sein. Setz dich einfach mal auf dein Pferd und versuch', dir nicht zu viele Gedanken und vor allem keinen Druck zu machen.
Ich finde, dass du Reiten sehr technisch siehst. Hab' etwas mehr Geduld mit dir. Theorie ist schon gut, aber man kann es auch übertreiben.

Zwecks Muskelbetätigung: Sitzlonge oder mal eine gymnastische Springstunde?
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yeti

Beitrag von yeti »

könnte es sein, dass du zu wenig in den knien "nachgibst"?
klingt jedenfalls so, v.a. wenn du schreibst, dass du zu schwer "einsitzt". das klingt - salopp gesagt - wie "nach hinten plumpsen".

mach mal folgende übung, wenn nötig lass dich dabei führen oder an die longe nehmen, geht aber auch so:
stell dich in die bügel und zwar so, dass du stehend das gleichgewicht hältst. zum einsitzen lass dich nicht einfach nach hinten fallen, sondern geh in die knie als wolltest du dich hinknien (immer beim runterkommen denken: "hinknien!").
probier so lange rum, bis du dich hinstellen kannst ohne dich festhalten zu müssen und auch ne weile so das gleichgewicht hältst, dann wieder "hinknien" ohne nach hinten zu fallen.

probiers erst wenn dein pferd steht, dann im schritt.
wenn das klappt, trabst du an und trabst ganz normal leicht und schaust, ob sich schon was verändert hat. lass dich dabei am besten auch von unten überprüfen.

sollte es noch nicht deutlich besser sein, machst du dieselbe übung nochmal im trab. (also solange probieren, bis du dich problemlos hinstellen und "hinknien" kannst) wenns klappt, wieder ganz normal leichttraben. bei den meisten leuten platzt spätestens dann der knoten.

das kannst du ruhig ein paar tage üben, dann hat dein körper die sache "drin".

der witz an der sache ist, dass du mit deinem körper sozusagen in zeitlupe übst, im gleichgewicht zubleiben beim aufstehen und hinsetzen. du kannst dich nur dann in die bügel stellen und stehenbleiben, wenn du komplett im gleichgewicht bist, die füße genau unterm körper sind und die hüfte nach vorn geht, statt sich nur nach oben zu "hebeln". und du kannst dich nur dann korrekt hinsetzen, wenn du in den knien nachgibst und komplett im gleichgewicht bist.
durch die "trockenübungen" merkt sich der körper wie sichs am besten anfühlt und setzt das dann mehr oder weniger "von selber" um.
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bea
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Beitrag von bea »

Ich musste bei deinem Beitrag gerade laut loslachen :D , weil du darin so genau den Punkt getroffen hast: Ja, ich denke wirklich seeeehr viel, was meine Reitlehrerin auch unheimlich ankreidet bzw. abstellen möchte. :) Allerdings sehe ich das Reiten nicht extrem technisch, sondern suche einfach nach dem richtigen Körpergefühl. Man würde es vielleicht nicht glauben, aber ich bin trotz allem ein sehr intuitiver Mensch... :wink:

Grundsätzlich hast du natürlich Recht mit dem, was du sagst bezüglich der Geduld. Nur finde ich, hatte ich nun echt lange Geduld mit mir und möchte nun endlich mal einen Fortschritt sehen diesbezüglich... :wink:

Sitzlonge hatte ich gerade kürzlich wieder, Springgymnastik können wir zwecks fehlendem Material nicht machen, leider.

Danke und LG, Bea
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Junito
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Beitrag von Junito »

Wie, fehlendes Material? Kein Hindernismaterial? Da kann ich nur sagen: Selbst ist die Frau!
Vielleicht kennst auch jemand Netten, handwerklich Begabten, der dich da unterstützen kann?

Oder soll dein Pferd aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr springen? Das ist dann natürlich was anderes.

Trotzdem bleibt für mich Geduld das Wichtigste, um das Gefühl zu erlernen. Es ist halt leider kaum einem von uns in die Wiege gelegt worden.
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greta j.
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Beitrag von greta j. »

ich hab mal einen anfängerkurs in reken gemacht und da haben wir das leichttraben "trocken" geübt:
man stellt sich mit den fußballen auf eine treppenstufe (festhalten erlaubt :wink: ), geht dann in die "normale" sitzposition (also leicht in den knien abwinkeln) und dann – wie beim richtigen leichttraben – hochgehen und dabei die beine leicht strecken und mit den fersen etwas nach unten federn. und wieder zurück in die ausgangsposition und wieder hoch und...

vielleicht hilft dir das ein bisschen, die bewegung (ohne pferdeschwung) zu verinnerlichen.

viel erfolg!
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Sabu
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Beitrag von Sabu »

hihi greta, Reken ist toll, ne?
Wolte ich dir auch noch empfehlen Bea, aber ich kann sowas immer so mies beschreiben.
Viel ERfolg
lG Fidi
..................................................................
Dressur soll sichtbar gemachte Liebe sein!!!
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greta j.
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Beitrag von greta j. »

@ sabu:
warst du wohl auch in reken?? :D
ja, ist toll, leider viel zu weit weg von mir, um da öfters mal nen kurs zu machen.
und vor "meiner" beschreibung musst ich mich auch mal erst wieder auf die treppe stellen... :oops: :wink:
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Manfred

Beitrag von Manfred »

Hallo Bea,

auch ich meine, dass Du einfach zuviel darüber nachdenkst, wie Du es mechanisch lösen kannst, wo Du es doch eher spühren möchtest.

Wenn Du Latein-Standard tanzt, ich denke, dass Du das tust, dann achtest Du doch sicher auch nicht auf die Schritte, sondern lässt dich führen. Also gibst Du da deinem Gefühl den Vorrang.

Mach das bei Pferd doch genau so und lass dich von ihm führen und denke nur daran, wie Du es dabei entlasten kannst.

Meine Reitlehrerin Susanne hat mich dazu gebeten, die Augen zu schließen. Das Pferd wurde geführt und ich sollte nur fühlen, was meine Sitzbeinhöcker machen, wie sie sich bewegen und wann welches Bein abfußt etc.

Dann hat sie das Pferd antraben lassen und ich sollte einfach nur aussitzen und mich weiter auf die Bewegung unserer Körper (den des Pferdes und meinen) konzentrieren.

Dabei sollte ich ihr ansagen, wann das innere Hinterbein untertritt. Auf diesen Schwung musste ich mich nun stärker konzentrieren und meinen Körper durch diesen Schwung nach vorne / oben mitschwingen lassen.

Das war nur sehr mininmal aber so kamen wir zum Leichttraben und ich lernte meine Energie mit der des Pferdes zu verbinden.

Bei der Antwort von Yeti ist mir auch aufgefallen, dass der Körper des Reiters dazu schon erst einmal im Gleichgewicht sein sollte. Susanne hatte diese Übung mit mir auch erst gemacht, als ich im Trab frei stehen konnte. Also mit weit auseinandergestreckten Armen und in den Steigbügel stehend.

Sally Swift erwähnt in ihrem Buch das reiten der Indianer und bezieht sich dabei auf die Gallionsfigur. Das war dann eine Hausaufgabe für mich, eben diese Figur im Schritt und dann auch im Trab stehen zu können. Später konnte ich es auch im Galopp. - Völlig abgefahren ! 8)

Versuch es doch auch einmal zusammen mit deiner Reitlehrerin.

Viel Erfolg
Manfred
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bea
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Beitrag von bea »

Ihr seid alle super; danke für die zahlreichen Tipps. :) Heute Nachmittag geht es mit dem Araber mal wieder kurz auf den Reitplatz und da wird geübt. Schliesslich lässt sich das Leichttraben-üben ja super mit unserem momentanen Thema v/a verbinden.

@Junito: Du hast natürlich recht, dass man so etwas selber herstellen könnte. Allerdings liegt es momentan für das Pferd unter körperlichen Aspekten sowieso nicht drin für den Araber und der Spanier ist noch zu jung und zu wenig ausbalanciert dafür.

@Greta und Sabu: Danke für den Tipp. Stimmt, das hatte meine Lehrerin mir vor Monaten auch mal so ähnlich geraten, aber irgendwie ist das untergegangen. :?

@Manfred: Das Verrückte ist ja, dass ich trotzdem unheimlich gut fühlen kann. :wink: Auf dem Pferd selber ist es anders, als wenn ich sonst darüber nachdenke. Eigentlich bin ich auch relativ gut im Gleichgewicht im Sattel - nur die Versuche, Leichtzutraben, bringen mich jeweils daraus bzw. aus meinem Zentrum. Den Indianer kenne ich. Versuch ich heute auch mal.

LG, Bea
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Manfred

Beitrag von Manfred »

bea hat geschrieben:Den Indianer kenne ich. Versuch ich heute auch mal.
Wenn Du gut im Gleichgewicht bist, dann sollte diese Übung für dich überhaupt kein Problem sein.

Und beim Leichttraben kann ich dir nur den rat geben: "Weniger ist mehr!"

Also lass dich aufschwingen. Nicht Du bestimmst, wann es hoch und wieder runter geht, sondern das Pferd, wenn ihr im Einklang seien wollt.

Viel Erfolg
Manfred
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